PAS - eine real existierende Kinderkrankheit ?

  • Mit Erstaunen habe ich zur Kenntnis genommen, dass hier einige von der Existenz des PAS (Parental Alienation Syndrome) überzeugt sind.
    Ich dachte immer, das wäre ein Konstrukt und längst überholt.
    Lasse mich aber gerne eines besseren belehren.
    Wohlgemerkt, damit meine ich nicht, dass es keine Rivalität der Eltern um ihr Kind, mangelnde Bildungstoleranz, Loyalitätskonflikte etc. gäbe, ich rede jetzt von der Krankheit mit Symptomen und Diagnose... darum gehört es m.E. auch streng genommen nicht zu Sorgerecht / Umgang etc., sondern in die Kategorie "Gesundheit und Krankheit..."


    PS: Ich kann die jetzt schon gut verstehen, die genervt sind, sobald sie nur das Wort sehen. Geht mir ähnlich. Aber wenn etwas in den Köpfen herumwabert und auch die Gerichte überzeugen soll, muss man sich wohl damit auseinandersetzen, und wenn ich diesem Phänomen unrecht tue und etwas ignoriere, was es tatsächlich gibt, muss ich mich damit auseinandersetzen.

  • Mit Erstaunen habe ich zur Kenntnis genommen, dass hier einige von der Existenz des PAS (Parental Alienation Syndrome) überzeugt sind. Ich dachte immer, das wäre ein Konstrukt und längst überholt.


    Ich persönlich denke auch, dass viele Kinder die angeblich AD(H)S haben oft einfach nur das sind, was früher ein Zappelphillip war oder vielleicht sogar einfach nur ein Kind das nicht so ruhig in der Ecke sitzt wie seine Eltern, Erzieher oder Lehrer es gerne hätten.
    Deshalb weiße ich aber nicht das Krankheitsbild als solches von mir sondern stelle lediglich so manche Diagnose in Frage. Ähnlich ist es bei PAS.

  • Ich finde es erstaunlich, daß die Existenz von PAS von einigen bestritten wird. Es ist zwar heutzutage nicht mehr weitverbreitet (bitte dies relativ sehen, nicht als allgemeine These) da man heute entsprechend intervenieren kann und dies auch tut, aber das Kinder auf Dauer psychisch krank werden, wenn man sie dauerhaft psychisch quält indem man ihnen verbietet, den anderen Elternteil lieben zu dürfen, halte ich schon von logischen Menschenverstand her für nachvollziehbar.


    Man muss sich das nur mal für sich selber nachvollziehen, wenn man dauernd eingeredet bekommt, daß man jemanden, den man kennengelernt hat als wichtigen, freundlichen und tollen Menschen, der neben den einen Elternteil als anderer Elternteil die wichtigste Bezugsperson im Leben ist plötzlich nicht mehr sehen darf, immer eingeredet bekommt, daß er doch böse ist, daß man ihn ablehnen muß, damit dann wenigstens der andere Elternteil einen noch lieb hat.


    Gut, als erwachsener Mensch hat man andere Möglichkeiten das zu bewerten und kann den Kontakt zu diesem Menschen abbrechen, weil man erkennt, daß er unrecht hat.


    Kinder haben diese Möglichkeit aber nicht und sind auf den anderen Elternteil angewiesen.


    Starke Anzeichen von Loyalitätskonflikten bei Kindern finde ich schon heftig. Wenn daran vom verweigernden Elternteil weiter ungehindert gearbeitet wird, muss ein Kind zwangsläufig psychisch krank werden.


    Zum Glück gibt es heute die Handlungskette, die so etwas heutzutage verhindert...Umgangsklage, Ordnungsgelder und in letzter Konsequenz den Sorgerechtsentzug.

    Nicht Fleisch und Blut,

    das Herz macht uns zu Vätern.


    Friedrich Schiller


  • Natürlich kann man ein Kind gegen den anderen Elternteil aufbringen, aber es hat sich gezeigt, daß der Einfluß des BET darauf weit geringer ist, als in der Vergangenheit behauptet und daß das Verhalten des UET entscheidend dazu beiträgt, wie sich die Beziehung entwickelt. Wenn man da eine Krankheit draus machen will, dann am ehesten etwas neurotisches bei den Eltern, denke ich.

  • @3epapa Wurde denn PAS schon diagnostiziert? ich meine nicht von Rechtsanwälten...
    ADHS und Borderline (auch wenn das auch eine beliebte Sorgerechtskrankheit ist) haben ja eine recht wissenschaftlich fundierte Grundlage, sollte ich meinen, oder? Genau die fehlt mir bei PAS.

    Einmal editiert, zuletzt von Maunzelberta ()

  • Mir drängt sich der Eindruck auf, dass hier der ein oder andere keine wirkliche Idee davon hat, was PAS ist...


    PAS ist nach der Symptombeschreibung nichts anderes als eine emotionale Entwicklungsstörung, die sich in deutlichen Verhaltensauffälligkeiten äußert und immer auf einen konkreten Auslöser zurück zu führen. So wie eben z.B. Borderline nicht angeboren ist oder aus der Luft heraus auftaucht, so ist es auch bei PAS eine Frage von Ursache und Wirkung.


    Das echte PAS ist eine direkte Folge emotionalen Missbrauchs durch den BET. Von Grund auf ist ein Kind, das Vater oder Mutter ohne unmittelbar nachvollziehbaren Grund vehement ablehnt als deutlich verhaltensauffällig zu betrachten.
    Dabei ist es vollkommen unerheblich, ob BET bewusst oder aus eigener emotionaler Unreife heraus auf das Kind einwirkt. Entscheidend ist hier nur der Effekt. Mag es deutlich niederträchtiger sein, wenn ein Kind gezielt gegen einen Elternteil eingenommen und aufgebracht wird, ist Einschreiten vielleicht noch deutlicher und schneller geboten, wenn ein BET gar nicht begreift, inwiefern es durch sein eigenes Verhalten das Kind schädigt. Dann muss auch das Thema grundsätzliche Erziehungsfähigkeit angesprochen werden.


    Nochmal: Es ist nicht normal, dass ein Kind Vater oder Mutter ablehnt. Auch nicht, wenn der-/diejenige den anderen Elternteil betrogen, die Familie verlassen oder dergleichen hat. Sobald solche typischen Erwachsenenprobleme als Begründung für ein dergestalt auffälliges Verhalten von Kindern herangezogen werden, sollten sofort alle offiziellen Stellen hellhörig werden. Sobald ein (kleines) Kind angeblich eigenständig die mangelhafte Persönlichkeit eines Elternteils erkannt haben soll, müsste eigentlich sofort genauer hingeschaut werden.


    In Ergänzung eine alternative Szenerie:


    Ein Kind bleibt nach einer Trennung beim Vater. Dieser ist fest davon überzeugt, dass der Staat ihn überwacht, unter anderem durch Mikrofone im Toaster und versteckte Kameras unter seinem Bett. Diese Überzeugung überträgt er auf das Kind, das daraufhin bald vehement jeden Kontakt zu fremden Personen insbesondere in Uniform und folgend sowohl den Kindergarten- als auch den Schulbesuch kategorisch ablehnt und regelrechte Panikattacken zeigt, wenn die Behörden die Schulpflicht wahren wollen. Nach deutscher Rechtslogik vor PAS wäre es dem Kind nicht zuzumuten, Kindergarten und Schule zu besuchen, wenn dazu nötig wäre, es vom Vater zu trennen. Viel mehr bliebe keine andere Möglichkeit, als das Kind beim Vater und in dessen Einfluss zu belassen, weil dies dem Kontinuitätsprinzip entspricht. Dass die Mutter fähig und willens wäre das Kind zu sich zu nehmen, spielt in diesem Kontext keine Rolle, insbesondere da sie den Schulbesuch nicht ablehnt und das Kind demnach bei ihr zur Schule gehen müsste. Das Kind bleibt also beim Vater und wird im Erwachsenenalter zeitlebens mit Verfolgungswahn und Co. zu kämpfen haben.

    Einmal editiert, zuletzt von Tüftels ()

  • Ich würde hier gerne auch einen link einfügen, bei dem sehr gut auf das Thema eingegangen wird und auch Strategien aufgezeigt werden, wie man dem begegnen kann:


    PAS

    Nicht Fleisch und Blut,

    das Herz macht uns zu Vätern.


    Friedrich Schiller


  • Vielen Dank für die Artikel!
    @Keks Deinen Link habe ich leider nicht aufrufen können: Not found.


    Seht ihr, und das ist eines der Punkte, die ich zum Beispiel nicht verstehe: Wieso ist es gesund, wenn Kinder ihre Eltern lieben, und krank, wenn sie das nicht tun? Habe ich Freud falsch verstanden, oder ist eine ödipale Phase etwas völlig Normales? Litt denn Kafka an PAS? Jedem Kind, das mit beiden Eltern unter einem Dach ausharrt, würde ich in einem bestimmten Alter einen ganz natürlichen Abnabelungsprozess zugestehen, und das soll für Kinder mit zwei Elternhäusern nicht gelten?

  • Es bestehen erhebliche Unterschiede zwischen einem Kind, das sich in typischen Abgrenzungsphasen mit den Eltern mal streitet und ein "Ich hasse euch!" raus haut und einem Kind, das den Vater, den es ohnehin nur an jedem zweiten Wochenende sieht kategorisch ablehnt und nur mit körperlicher Gewalt und Zwang dazu zu bewegen wäre, Zeit mit dem Vater zu verbringen obwohl nie irgendetwas negatives zwischen Vater und Kind vorgefallen ist und das Kind auf Nachfrage erklärt, der Vater sei verantwortungslos und habe sich aus der Pflicht gestohlen, er habe die Familie verlassen und zahle zu wenig Unterhalt weil er das Kind nicht liebe - und das mir 6 oder 7 Jahren. Also völlig jenseits der Gedankenrealität eines Kindes in diesem Alter und O-Ton die Dinge, die vielmehr die Kindsmutter dem Vater in sämtlichen anhängigen Prozessen anlastet.

  • Hucky und wenn jetzt PAS eine Krankheit ist, wie kann man denn eine Krankheit mit rechtlichen Zwangsmaßnahmen bekämpfen? Das Kind gegen seinen Willen zum Umgang zwingen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Verhältnis zum UET danach besser wird.
    Tüftels Sicher bekommen Kinder da viel mit von dem Trennungsschmerz und -frust (und haben beim BET in der Zeit sicher auch kein leichtes Leben). Hm. Nur ergibt das für mich erstmal nur eine sehr schwierige Situation (für alle Beteiligten und kein Krankheitsbild. Meines Wissens ist PAS ja auch nicht in den ganz neuen DSMV-Katalog aufgenommen worden.

  • Hucky und wenn jetzt PAS eine Krankheit ist, wie kann man denn eine Krankheit mit rechtlichen Zwangsmaßnahmen bekämpfen? Das Kind gegen seinen Willen zum Umgang zwingen?


    Die rechtlichen Zwangsmaßnahmen werden ergriffen, bevor PAS entsteht. Beispiele dazu gibt es hier im Forum ja, vom Umgangsprozess über 1. Ordungsgeld, 2. Ordnungsgeld, mit Androhung des Sorgerechtsentzugs.
    Meine Tochter Stieftochter wollte ja angeblich auch nicht mehr zu mir, musste es mir sogar telefonisch mitteilen. Im Umgangsverfahren wurde sogar behauptet, daß keine sozial-familiäre Beziehung bestanden hätte (Warum hat das Kind mich dann Papa genannt?). Der Loyalitätskonflikt war beim Kind unübersehbar.


    Es wurde gerichtlich die Umgangsanbahnung über betreuten Umgang beschlossen. Als es dann zum ersten Treffen kam fiel sie mir um den Hals und meine Stieftochter fragte, wann sie wieder zu mir darf. Damit war das mit dem Betreuten Umgang schon erledigt und wurde als nicht nötig erachtet.


    Jetzt stell dir mal vor wie es dem Kind ergangen wäre, wenn da kein rechtlicher Zwang gewesen wäre. Wobei in meinem Fall noch für das Kind erschwerend hinzukam, daß ihre Schwester (meine leibliche Tochter) teilweise Umgang haben durfte (je nach Laune von KM).

    Nicht Fleisch und Blut,

    das Herz macht uns zu Vätern.


    Friedrich Schiller


    Einmal editiert, zuletzt von Hucky ()

  • Habe ich Freud falsch verstanden, oder ist eine ödipale Phase etwas völlig Normales? Litt denn Kafka an PAS? Jedem Kind, das mit beiden Eltern unter einem Dach ausharrt, würde ich in einem bestimmten Alter einen ganz natürlichen Abnabelungsprozess zugestehen, und das soll für Kinder mit zwei Elternhäusern nicht gelten?


    Doch klar, wenn denn möglich. Fällt dann unter ödipale Triangulation, es gibt aber wohl auch schon modernere Ansätze (Entwicklungsaufgaben nach Erikson z.B.)


    Seht ihr, und das ist eines der Punkte, die ich zum Beispiel nicht verstehe: Wieso ist es gesund, wenn Kinder ihre Eltern lieben, und krank, wenn sie das nicht tun?


    Das glaube ich noch nicht einmal.
    Ich denke es kommt auf die Motivation an, warum sie dieses Gefühl haben. Will meinen, ob es ein selbst gewachsenes Gefühl ist oder ein implementiertes.


    Ich habe und musste mich GsD nicht wirklich mit PAS beschäftigen, kenne jedoch aus dem engsten Kreis ein Kind, bei dem der Vater seit drei Jahren stumpf totgeschwiegen wird.
    Mal schauen was daraus wird.


    lg von overtherainbow :rainbow:

  • Fällt dann unter ödipale Triangulation, es gibt aber wohl auch schon modernere Ansätze (Entwicklungsaufgaben nach Erikson z.B.)
    :


    :-) Hätte ich doch mal Paracelsus zu Rate ziehen sollen? :Hm
    Im Ernst denke ich, PAS hat schon viel Schaden angerichtet, weil der Vorwurf Manipulation / seelische Kindesmisshandlung / ... , je schwammiger er ist, ja selbst Missbrauch Tür und Tor öffnet. Soweit ich sehe, ist das Hauptsymptom: Ein Kind will einen Elternteil nicht sehen. Erstmal wissen wir gar nicht, warum. Daraus erfolgt sofort eine pauschale Schuldzuweisung an den anderen Elternteil. Wie will man sich bitte gegen den Vorwurf der Manipulation zur Wehr setzen? Letztendlich kann ja alles als Manipulation interpretiert werden.

  • Vielen Dank Tüftels, Du bringst es auf den Punkt.


    Vielen Dank für die Artikel!
    @Keks Deinen Link habe ich leider nicht aufrufen können: Not found.


    Seht ihr, und das ist eines der Punkte, die ich zum Beispiel nicht verstehe: Wieso ist es gesund, wenn Kinder ihre Eltern lieben, und krank, wenn sie das nicht tun? Habe ich Freud falsch verstanden, oder ist eine ödipale Phase etwas völlig Normales? Litt denn Kafka an PAS? Jedem Kind, das mit beiden Eltern unter einem Dach ausharrt, würde ich in einem bestimmten Alter einen ganz natürlichen Abnabelungsprozess zugestehen, und das soll für Kinder mit zwei Elternhäusern nicht gelten?


    Genau hier liegt Dein Denkfehler Maunzelberta, es geht bei PAS (oder wie auch immer man das nennen will) NICHT um natürliche Abnabelung, ein bisschen rumzicken oder stänkern. Ein von PAS betroffenes Kind projeziert ohne jeglichen Grund sein Feindbild auf den anderen Elternteil, das würde es in einer "gesunden" zusammenlebenden Familie so nicht geben. Interessant ist dass das Kind selbst keine plausible Erklärung für sein Verhalten geben kann.
    Quelle: eigene Erfahrung mit einem meiner Kinder.

  • Mag sein, dass du Recht hast, @ladameblanche, aber genau da will ich ja dahinterkommen: Ob der Kaiser nackt ist oder ich blind.
    Wenn ich bagatellisiere, liegt das auch an meiner eigenen Erfahrung, nämlich, dass das ganz normale Fremdeln eines 10 Monate alten Säuglings pathologisiert wird und mir die Schuld daran gegeben. Dabei finde ich mich sehr entgegenkommend und umgangsförderlich.
    Und du hast die andere Erfahrung gemacht.
    Unsere verschiedenen Erfahrungen in Ehren, aber eine Krankheit muss ja wissenschaftlich fundiert werden, mit entsprechender Forschung. Hier wurde ein einziger Artikel aus dem Ärzteblatt angeführt, von Walter Andritzky, und ein Artikel mit der gegenteiligen Tendenz (wenn ich richtig sehe), von Jörg Fichtner, beides Familiengutachter.
    Aber du machst auch eine wichtige Einschränkung: " (oder wie auch immer man das nennen will)"
    Und mir geht es ja gerade nicht darum, dass es Bindungsintoleranz gibt und den Wunsch, egal von UET oder BET, das Kind auf seine Seite zu ziehen und gegen den anderen Elternteil aufzubringen.
    Mir geht es um eine Krankheit von A, die darin bestehen soll, dass B gegen C intrigiert. Dann müsste es auch eine Krankheit CAS (das Children Alienation Syndrome des UET durch Next) geben und ein Äquivalent für Neonazis und Islamisten. Warum also nicht gleich eine Krankheit "Gehirngewaschenensyndrom" für alle?
    Mir erscheint diese Krankheit zu zugeschnitten auf den Elternkrieg, mit einem zu hohen Missbrauchsrisiko. Nicht umsonst darf damit etwa in Kanada ja nicht mehr vor Gericht argumentiert werden.
    Worin ich auch eine Gefahr sehe, ist, dass der Wille des Kindes als etwas betrachtet wird, der dem Gewünschten entspricht und dann gesund ist oder dem Gewünschten nicht entspricht und dann pathologisch ist und nicht mehr beachtet werden muss.
    So stellt sich mir das Ganze augenblicklich dar.