Vor über zehn Jahren kam meine Tochter zur Welt. Meine Beziehung war von da an eine einzige Katastrophe.
Er war eifersüchtig auf das Kind. Machte mir Vorwürfe, warum ich mich nicht ausschließlich um ihn kümmere, wenn er von der Arbeit kommt, selbst dann wenn ich sie noch stillte. Das Haus blitzte von oben bis unten, fast steril und er schrie: Dreckig, keimig, mistig!!! Ich hatte vergessen den Staublappen zurückzulegen. Freunde behaupteten, bei mir wäre alles geordnet wie in einem guten Warenhaus und man könne vom Boden essen. Er war nicht zufrieden. Kam er von der Arbeit und ich hatte noch einen Hausanzug an (sauber, täglich frisch gewaschen angezogen, kleidsam) tobte er, warum ich mich für ihn nicht zurecht mache. Hatte ich am nächsten Tag Jeans und ein vernünftiges Shirt an und war dezent geschminkt, passte es ihm wieder nicht:"Warum malst du dich zu hause so an? Kannst du dich nicht umziehen?". Egal wie, es war alles falsch. :kotz
Später erlebte ich die Dinge, die man aus diversen Hollywood-Streifen mit Julia Roberts oder Jennifer Lopez kennt.
Als meine Süße vier war hielt ich es nicht mehr aus und ging. Er wollte uns nicht mehr sehen, wir ihn auch nicht. Zu meiner Tochter hatte er ohnehin kein Verhältnis.
Dann der nächste Reinfall. Er brauchte eine, die er als Lebensgefährtin angeben kann. Eine Lehrerin war genau das Richtige. Als er dann das Aufenthaltsbestimmungsrecht für seine Kinder hatte, durfte ich gehen. Zwanzig Minuten später zog das zweite Gleis ein.
Mein Schweizer hatte schon erwachsene Kinder, war 12 Jahre älter und hatte dann eine andere Lebensplanung als ich. Wir trennten uns einvernehmlich. Er ist ein netter Kerl, hat eben nur andere Vorstellungen, sein Leben zu gestalten. Das ist ok.
Nach fast vier Jahren war ich dann endlich wieder bereit, mich mit jemandem zu verabreden. Ende vom Lied: Ich sähe seiner Ex so ähnlich und er hätte Angst wieder verletzt zu werden. Glücklicherweise hab ich mich von ihm nicht berühren lassen, vom Begrüßungs-Händedruck abgesehen. Seitdem ist wieder Funkstille.
Ich tu mich schwer, neue Bekanntschaften diesbezüglich zu machen. Ohnehin merke ich meist als letzte, dass jemand flirtet oder Interesse zeigt. Beobachter grinsen schon und ich hab keinen Plan.
Und nun das. Beruflich begegne ich einem ziemlich interessanten Mann. Ich denk mir nichts dabei, setze auf gute Zusammenarbeit. Um über eine Kooperation unserer Institutionen zu sprechen, trafen wir uns in einem Café und setzten erste Eckpfeiler. Beim Kassieren grinste die Kellnerin. Sie hielt uns für ein Pärchen, was sich langsam annähert. Auf die Frage:"Getrennt oder zusammen?" antwortete er:"Zusammen!" Das ließ sie noch mehr grinsen. Ich flötete ein "getrennt". "Das ist ein Dienstgespräch und ich möchte den Charakter dessen wahren." Sie war erstaunt und gab nun ihre Ansichten preis. Ganz ehrlich, er gefällt mir schon ganz gut. Doch hab ich wieder mal nicht gerafft, ob oder dass er Interesse zeigt. Sie hingegen betonte es. Und er verteidigte sich und unser Dienstgespräch nicht einmal.
SMSen und Telefonate folgten:" ...ich drück dich und viel Glück für dein Konzert...ich freu mich für dich und auf alles, was wir im neuen Jahr zusammen an Projekten auf die Beine stellen werden und auf alles andere auch :hae: ...ich grüße dich ganz lieb...wir können das ja dann bei einem Bier bei mir oder bei dir besprechen :schwitz ...(ich stieg nicht darauf ein)...oder im(es folgte der Name einer mir unbekannten Bar)..." Also so langsam glaubte ich auch daran. Für den dienstlichen Umgang war es dann doch zu persönlich. Nach einem Telefonat, in dem wieder Anspielungen seinerseits erfolgten, blieb ich wie schon die gesamte Zeit zuvor, sehr sachlich, stieg nicht darauf ein. Und dann kam DAS in Form einer SMS: "Und im Übrigen finde ich es schön, von dir eine Nachricht zu bekommen. Ich mag dich, nicht mehr und nicht weniger." :kopf
Ich hab das vorhergehende Telefonat geistig rauf und runter abgespielt. Mir ist keine Stelle bewusst, an der ich ihn zu solch einem Mist veranlasst hätte, außer vielleicht mit meiner Sachlichkeit. Ich möchte und sollte mit ihm beruflich gut zusammenarbeiten. Es ist wichtig für seine und meine Institution. Obwohl er mir ziemlich gut gefällt, muss ich doch persönliche Belange in den Hintergrund stellen und kann nicht schon in der Anfangsphase private Kontakte aufbauen. Es könnte unsere Zusammenarbeit stark beeinträchtigen, gefährden oder gar unmöglich machen. Und dann denk ich, ich bin zu blöd zu flirten, zu zeigen, dass er mir gefällt, ich interessiert bin ihn näher kennen zu lernen. So ein Mist. Ich finde nicht so schnell Gefallen an jemandem und nun kommt einer und ich darf oder kann nicht oder bin zu gehemmt, blockiert, dämlich... Zwickmühle - Hallo :winken:
Im neuen Jahr wird wieder ein Treffen stattfinden und dann noch eines mit meiner Schulleitung - Termin steht schon...Ich hab keine Ahnung wie ich ihm gegenübertreten soll. Ich weiß nur, dass ich eine Kooperation vorantreiben muss und mir ganz übel im Bauch wird, wenn ich nur an die Treffen denke. :hilfe
flx