Wenn die Zeit stehen bleibt...

  • Hallo,


    gestern hatte ich das erste Mal in meinem Leben das Gefühl, dass die Zeit stehen bleibt.
    Ich habe morgens am Telefon erfahren, dass meine Tante im Sterben liegt.
    Ich bin direkt zu ihr ins Krankenhaus gefahren, und war die letzten dreieinhalb Stunden bei ihr, und habe ihre Hand gehalten.
    In dem Moment, wo ich davon erfahren habe und zu ihr gefahren bin, hatte ich das Gefühl, dass die Zeit stehen bleibt. Es war wirklich ganz merkwürdig, ich kann es kaum mit Worten beschreiben, so etwas hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben.
    Es war das erste Mal, dass ich dabei war, als jemand gestorben ist, der mir nahe stand. Bzw. war es das erste Mal, dass eine Person gestorben ist, die ich liebe und die mir viel bedeutet hat.
    Meine Mutter ist zwar auch gestorben, als ich acht war, und mit Sicherheit habe ich sie auch geliebt, man kann es aber bei weitem nicht vergleichen, da ich damals weder dabei war, noch die Dimension begriffen habe.


    Es ist immer noch ein unbeschreibliches Gefühl, so ein Ohnmachtsgefühl hatte ich noch nie, selbst nicht bei einer Trennung.


    Und ich kann nicht glauben, dass sie nun wirklich nicht mehr da ist, es ist so irreal, ich würde am liebsten zum Telefon gehen, und sie anrufen.
    Noch vor vier Wochen war sie hier zu Besuch, und keiner hat geahnt, dass es so schlimm um sie steht.
    Selbst vor drei Tagen noch meinte der Arzt, dass sie noch ein paar Monate zu leben hat (sie hatte einen Tumor, den man nicht operativ entfernen konnte).
    Nächsten Sonntag wollte ich sie im Krankenhaus besuchen.
    Ich hätte ihr so gerne noch so viel gesagt.


    Es ist auch so irreal, dass alles so ist wie vorher, die Welt dreht sich weiter und alles nimmt wie gewohnt seinen Lauf - und doch ist alles anders, zumindest für mich.


    Ich vermisse sie jetzt schon unbeschreiblich.


    mila

  • :troest:knuddel mehr kann ich leider nicht für dich tun ..
    es ist schmerzlich , einen geliebten menschen zu verlieren ... und die welt dreht sich weiter



    ich wünsche dir kraft , gottes hilfe wenn du magst und liebe leute um dich herum

  • Mein tiefes Beileid, mila77.


    Ich kenne das Gefühl auch. Es ist so als ob alles an einem vorbeiläuft und man selber nurnoch in Zeitraffer funktioniert. Das habe ich bei meinem Grossvater auch so empfunden als er, als letzter meiner Grosseltern, 1999 gestorben ist. Für mich seit Kindertagen ein Held, werde ich ihn nie vergessen.


    Behalte sie gut in Erinnerung und die Zeit heilt alle Wunden.

    ---- LOVE IS REAL ONLY WHEN SHARED ----


    Christopher "Alexander Supertramp" McCandless
    12.02.1968 - 18.08.1992

  • Hallo mila 77,


    ich habe vor einem guten Jahr die gleiche Erfahrung gemacht. Ich habe den Menschen verloren, der mir im Leben am nächsten stand, wenn ich mal meine Kinder ausnehme.
    Und ja, sie war der erste Mensch, den ich beim Sterben begleitet habe.


    Vergessen wirst du es nie, aber mit der Zeit findet deine Trauer einen Weg.


    Das hat mir damals eine gute Bekannte gesagt, ich habe es ihr nicht geglaubt, aber es ist so. Es hat mich nicht getröstet, aber sehr beschäftigt, eigentlich heute noch.


    Ich wünsche dir, dass du die erste harte Zeit gut überstehst.


    LG traumauge

    "Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln"

  • liebe mila,


    dein verlust tut mir aufrichtig leid....




    es ist ein unglaublich bedrückendes gefühl von ohnmacht zu bemerken das gerade niemand die welt "anhält" wo man selbst gerade so tief gefallen ist und inne hält



    ich kenne das gefühl sehr gut, meine freundin starb vor 5 jahren, es war eine so innige und liebevolle freundschaft, so voller freude den anderen in seinem leben zu haben.
    sie wurde sehr krank . ich habe sie in ihren letzten tagen gebadet, eingecremt , angezogen, nichts war fremd . sie hatte noch eine not op und aus dieser letzten narkose hat man sie nicht mehr aufwachen lassen und sie starb 48 stunden später.



    noch heute trauere ich, bin wütend um den verlust von gemeinsamer zeit und denke sehr oft "wenn andrea das sehen könnte"....das vermissen hört nie auf


    liebe grüße
    ganz viel kraft


    jaara