Hallo,
gestern hatte ich das erste Mal in meinem Leben das Gefühl, dass die Zeit stehen bleibt.
Ich habe morgens am Telefon erfahren, dass meine Tante im Sterben liegt.
Ich bin direkt zu ihr ins Krankenhaus gefahren, und war die letzten dreieinhalb Stunden bei ihr, und habe ihre Hand gehalten.
In dem Moment, wo ich davon erfahren habe und zu ihr gefahren bin, hatte ich das Gefühl, dass die Zeit stehen bleibt. Es war wirklich ganz merkwürdig, ich kann es kaum mit Worten beschreiben, so etwas hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben.
Es war das erste Mal, dass ich dabei war, als jemand gestorben ist, der mir nahe stand. Bzw. war es das erste Mal, dass eine Person gestorben ist, die ich liebe und die mir viel bedeutet hat.
Meine Mutter ist zwar auch gestorben, als ich acht war, und mit Sicherheit habe ich sie auch geliebt, man kann es aber bei weitem nicht vergleichen, da ich damals weder dabei war, noch die Dimension begriffen habe.
Es ist immer noch ein unbeschreibliches Gefühl, so ein Ohnmachtsgefühl hatte ich noch nie, selbst nicht bei einer Trennung.
Und ich kann nicht glauben, dass sie nun wirklich nicht mehr da ist, es ist so irreal, ich würde am liebsten zum Telefon gehen, und sie anrufen.
Noch vor vier Wochen war sie hier zu Besuch, und keiner hat geahnt, dass es so schlimm um sie steht.
Selbst vor drei Tagen noch meinte der Arzt, dass sie noch ein paar Monate zu leben hat (sie hatte einen Tumor, den man nicht operativ entfernen konnte).
Nächsten Sonntag wollte ich sie im Krankenhaus besuchen.
Ich hätte ihr so gerne noch so viel gesagt.
Es ist auch so irreal, dass alles so ist wie vorher, die Welt dreht sich weiter und alles nimmt wie gewohnt seinen Lauf - und doch ist alles anders, zumindest für mich.
Ich vermisse sie jetzt schon unbeschreiblich.
mila