Wieviel Wahrheit brauchen Kinder?

  • Hallo,


    also ich bin hier noch nicht lange unterwegs (ich glaube das letzte mal vor knapp zwei Jahren, als ich noch mit dem Vater meines Kindes zusammen war aber Trennungsgedanken hegte) aber ich finde es gut, dass es eine so gute Seite wie dieser hier gibt.


    Mein Sohn ist jetzt 3 1/2 Jahre alt, getrennt haben sein Vater und ich uns damals kurz vor seinem 2. Geburtstag. Wir haben uns nicht mehr verstanden, oft nur noch gestritten und ja... dann hat sein Vater auf nem Seminar ne andere kennengelernt, sie wohl dort schon geschwängert und sich dann kurzentschlossen für sie entschieden und uns sitzenlassen von heute auf morgen.


    Bisher fragte mein Sohn noch nicht, warum Papa und ich nicht mehr zusammen sind. Er weiß, dass wir alle mal in einer Wohnung zusammen gewohnt haben, er kennt gemeinsame Fotos von uns aber fragen tut er nicht. Trotz Schwierigkeiten und Streitereien habe ich es bisher geschafft, nichts nachteiliges gegenüber dem Vater meinem Sohn gegenüber zu äußern. Im Gegenteil... am Anfang der Trennung bis ca. 8 Monate später oder viell. noch länger habe ich z.B. auch immer gut über seinen Vater geredet, habe viel mit ihm über seinen Papa gesprochen, wir haben diesen viel angerufen, ich habe ihn schon kurz nach der Trennung zu seinem Vater und seiner Neuen mitgegeben (auch wenn mir das Herz dabei blutete) und mein Sohn ist wohl so "reingewachsen". Selbst über sein baldiges Geschwisterchen haben wir viel geredet und ich habe es halt immer "normal" aussehen lassen.. Ich denke von daher hat er es bisher als selbstverständlich angesehen und bisher auch keine weiteren Probleme damit gehabt. Naja.... jedenfalls bis vor kurzem.
    Bis vor kurzem weil nun die Papa-Wochenenden immer unregelmäßiger werden, weil Papa wohl pleite zu sein scheint und sich nicht mal mehr den Sprit leisten kann (es sind nur knapp 90 km!) bzw. vor drei, vier Monaten fing es damit an, dass mein Sohn auch nicht mehr kommen durfte, wenn er erklältet war, weil er könnte ja das Baby anstecken :devil: ....


    Mittlerweile merkt mein Kleiner schon, was los ist... dass Papa immer seltener kommt, dass er nicht kommt, obwohl er es versprochen hat, etc. Ich werde meinem Sohn gar nichts mehr davon erzählen, dass Papa gesagt hat, er wollte kommen oder so. Nee.... dann ist er auch nicht enttäuscht, wenn Papa nicht kommt. Er stand neulich morgens schon mit Tränen in den Augen vor mir, weil sein Papa nur noch so wenig kommt.... Mein Kind ist da ein ganz schönes Sensibelchen... lässt sich kaum was anmerken aber irgendwann bricht es aus. Momentan hat er einfach keine Lust mehr mit seinem Papa am Telefon zu reden und auf die Frage, ob er bald mal wieder zum Papa will, kommt ein klares Nein.
    Sein Vater meinte zwar jetzt, ob er den Kleinen dann wenigstens mal für ne Woche zu sich holen kann aber ganz ehrlich: Wenn er so weitermacht und so wenig kommt, wird der Kleine keine ganze Woche dort sein wollen (von mir aus dürfte er das!).


    Zum Unterhalt: Ich warte jeden Monat 2 Wochen, weil ich kriegs immer erst zum 15.-19.! Im Januar ist es sogar vorgekommen, dass ich gar keinen Unterhalt gesehen habe, sondern erst im Februar und diesen Monat warte ich schon wieder vergeblich. Mit dem Kleinen rede ich darüber nicht. Wenn er mich fragen sollte, warum wir uns viell. dies oder jenes nicht kaufen können, werde ich ihm sagen, dass ich kein Geld habe. Typische Antwort meines Sohnes hierzu: "Dein Chef kann dir doch Geld geben".. ich denke diesmal werde ich ihm sagen, dass mein Chef dies schon getan hat, aber der Papa das Geld immer noch nicht bezahlt hat.


    Mit Beschönigen und Ausreden ist es nämlich nun auch bei mir vorbei. Der Kleine ist alt genug bzw. kommt in das Alter sich selbst ein Bild zu machen und ein kluger Rat wurde mir mal gegeben: Die Kinder müssen früh lernen, auf wen sie sich verlassen können und auf wen nicht. Man sollte es nicht dramatisieren aber als Tatsache hinnehmen und hinstellen. Dann lernen sie damit umzugehen und nehmen es als selbstverständlich, dass man sich eben nicht auf den anderen ET verlassen kann. Tja, ich denke mein Sohn weiß dies langsam auch.


    Kindgerecht müsste ich meinem Kind dann also erklären, wenn er denn mal fragt: Papa und Mama haben sich nur noch gestritten und dann wollte Papa nur noch mit ... (Name der Neuen) zusammen sein. Papa kommt nur noch selten, weil er kein Geld mehr hat. Aber ob Kinder das so verstehen (kein Geld haben?).... Und ob das dann nicht doch ne Lüge ist, weil sein Vater könnte es ändern, wenn er sich wieder festanstellen lassen würde..... Also will sein Vater ja eigentlich gar nicht so richtig bzw. könnte er ja auch den Sprit mal vorsparen... Was also meinem Kind erzählen, damit ich ihn nicht anlügen muss?? Ich denke auch, da ist es fast schon besser dem Kind zu sagen... "Papa kommt nicht Schatz und ich weiß auch nicht warum...." Evtl. will das Kind den Papa dann selber fragen und tja... der soll seiner Pflicht eben auch mal nachkommen und erklären was Sache ist. Sonst ist er ja auch immer nur raus ausm Schneider.



    Langer Text ich weiß... Sorry :-)


    Gewitterhexe


  • Zum Unterhalt: Ich warte jeden Monat 2 Wochen, weil ich kriegs immer erst zum 15.-19.!
    .......
    Typische Antwort meines Sohnes hierzu: "Dein Chef kann dir doch Geld geben".. ich denke diesmal werde ich ihm sagen, dass mein Chef dies schon getan hat, aber der Papa das Geld immer noch nicht bezahlt hat.


    Davon rate ich dringend ab. Das wird ein klassisches Eigentor.
    Wenn der Junge dann doch Sehnsucht hat, wird er versuchen, seine Gummibärchen einzusparen, damit der Papa nicht so viel zahlen muss und ihn dafür holen kann.
    Und wenn's nicht klappt, wird er zutiefst verletzt sein.
    Und er wird es sich immer wünschen, egal wie viel "Wahrheit" Du ihm vermittelst.


    Unterhalt Mitte des Monats ist nicht grad optimal, aber es hat doch wenigstens eine gewisse Regelmässigkeit.

  • Hallo,


    naja... die Regelmäßigkeit des Unterhaltes lässt ja mittlerweile auch auf sich warten.... klar ist es besser wie nix aber wenn ich eigentlich ne neue Monatskarte bräuchte um auf die Arbeit zu kommen aber der Unterhalt immer noch nicht da ist... ist das schon besch.... . Direkt am 1. kann ich sie mir nicht kaufen. Da geht Miete, etc. runter und die Monatskarte kostet mich € 187!! Nun kann ich mir wieder ne Wochenkarte kaufen und muss dafür diesen Monat wieder 30 EUR mehr hinlegen. Wer bezahlt mir die Diefferenz? Keiner...


    Naja... aber was schlägst du vor, soll ich meinem Sohn sagen? Ich mein, wegen dem Unterhalt will ich ihm auch eigentlich gar nichts sagen aber was ist mit dem "Warum kommt Papa nicht?".... bisher hat auch der Papa immer gesagt, dass er kein Geld hat und das finde und fand ich halt wie gesagt, nicht so optimal. Aber was sagen? Einfach nur ein "ich weiß es nicht...?", das Kind drücken, in den Arm nehmen und dann wieder ablenken :frag ....


    Gewitterhexe

  • Du musst das gar nicht begründen.
    Er kommt nicht und Du kannst das nicht ändern - wenn Du es könntest, würdest Du das tun.

  • Ich bekomme auch erst in der Mitte des Monats oder am Ende des Monats den Unterhalt. Ich habe meine monatlichen Kosten eben geteilt und so ist es kaum noch Thema bei mir! Das mit dem Unterhalt ist sowieso eine Sache die kleine Kinder nicht wissen müssen!

  • Ohne jetzt alle Antworten gelesen zu haben (mein Rücken schreit nach Liegen, dabei schreibts sich so blöd):


    Ich bin dagegen, zu lügen. Wahrheit ist nicht immer angenehm, aber sie bleibt nun mal wahr.


    Wenn ich von meinen Beiden befragt werde, sage ich die Wahrheit. Gebe mir bei der Formulierung halt größte Mühe, wertende Äußerungen zu unterlassen und halte meine Antworten extrem sachlich. Ich möchte nie in der Rolle stecken, mir anzuhören, wenn sie erwachsen sind, ich hätte ihnen all die Jahre Lügen aufgetischt. Denn da bin ich sicher: Irgendwann finden sie die Wahrheit ja doch raus. Und die Enttäuschung, die man ihnen jetzt mit einer Lüge ersparen will, verschiebt sich ja nur nach hinten. Tut aber mit 30 vielleicht sogar noch mehr weh mit dem Wissen, jahrelang belogen worden zu sein.


    Ehrlich währt am längsten.

  • Ab wann redet ihr mit euren Kindern eigentlich über den Unterhalt? Oder tut ihr es überhaupt?


    Wenn die Situation es erforderte, habe ich schon immer mit ihnen darüber geredet (bei der Trennung vor fünf Jahren waren sie 3 und 6einhalb). Nicht ungefragt und nicht in Gardinenpredigtform. Kurz, knapp, ehrlich. Ich weiß nicht, wieso dies ein Thema zum Ausklammern sein sollte.

  • Wichtig ist für die Kinder wahrscheinlich, dass man authentisch ist. Da darf einmal etwas rausrutschen. Da darf über den Ex-Partner gesprochen werden. Das ist mit Sicherheit besser, als dieses Thema totzuschweigen. Dann bekommen Kinder den Eindruck, sie dürften auch nicht über den anderen Elternteil reden. Ihre Sorgen, ihre Freuden, ihre Fragen klären... Das wäre fatal.


    Einfach ist die Sache, solange ich die Meinungshoheit habe (und nicht übel ausnutze...). Bekommen Kinder aber von der anderen Seite deren Version mitgeteilt, geraten sie sofort in einen Konflikt. Wem soll man glauben? Denn Kids haben ein feines Gespür dafür, wenn Dinge nicht zueinander passen - in unseren Fällen ein zu feines Gespür. Sie werden dadurch extrem belastet.
    Ich habe über Jahre meinen Kids sehr wenig erzählt. Wollte sie schützen. Die Mutter war da offensiver. Und die Kinder haben ihr geglaubt mangels Info. Und als ich später "meine" Sicht gegeben habe, kamen sie in den inneren Konflikt. Der war problematisch.


    (ZB wenn Mutter erzählt, sie würde Unmengen Unterhalt leisten, natürlich könne das Kind vom Vater einen PC zwischendurch bekommen - und ich das ablehne mit der Begründung, die Mutter habe noch nie Unterhalt geleistet, dann kann ein Kind das schlichtweg nicht auflösen. Beide Elternteile verlieren. Und das Kind auch...)


    Sprich: Es ist ein Seiltanz auf den Seelensträngen der Kinder. Wie man es macht, es kann falsch sein, wenn der andere Elternteil gegenteilig agiert.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Mein Sohn weiß, dass ich mich mit seinem Papa nicht wirklich gut verstehe.
    Es gab auch schon Zeiten, da hat er versucht das auszunutzen. Da kam er nach dem Umgang nach Hause und hat sich bei mir beschwert: Der Papa hat mit mir geschimpft, weil .... oder beim Papa darf ich dies und jenes nicht...
    Dann hat er mich erwartungsvoll angeschaut und gemeint, ich schimpfe jetzt mit ihm zusammen auf den Papa.
    Ich habe ihm nur gesagt, wenn der Papa geschimpft hat, wird er schon seinen Grund gehabt haben. Und was du beim Papa darfst und was nicht, musst du mit ihm klären, nicht mit mir.


    Der Junge weiß, dass ich für ihn KU bekomme und für mich nun keinen Unterhalt mehr, weil ich genügend verdiene. Er weiß auch, dass wir nicht so viel Geld haben wie sein Papa, aber da wir nicht hungern müssen, ist ihm das egal. Als der Papa sich jedoch geweigert hat, die Hälfte der Brillenkosten zu zahlen, hat der Junge das schon mitbekommen, weil ich mich da tierisch aufgeregt habe.

    Bevor ich das nehme, was ich kriegen kann,
    warte ich lieber darauf,
    bis ich das bekomme, was ich haben will!!!
    :tanz