Trennungsschmerz

  • Hallo ihr!
    Meine Trennung ist noch ganz frisch ausgesprochen, auch wenn es im letzten Jahr echt nur noch bergab ging und es eigentlich klar war, dass wir nicht mehr zueinander finden. Trotzdem, irgendwie hatte ich immer noch ein Fünkchen Hoffnung.


    Ich bin im letzten Jahr geschwankt zwischen, ich will gehen, ich will bleiben, so darf mich keiner behandeln, ich möchte nicht, dass mein Sohn so aufwächst, wir sollten es doch noch versuchen, es wird schon alles wieder, aus einer Krise kann man auch gestärkt hinaus gehen..... Kennt ihr wahrscheinlich.


    Naja, letztlich ist unsere Liebe doch versiegt. Die Lebensplanung war einfach zu unterschiedlich, unsere Träume vom Glück zu verschieden. Ich bin seitdem ich Mama bin voll aufgegangen in meiner Rolle, ich bin unheimlich glücklich Mama zu sein. Der KV hatte große berufliche Pläne und Familie passt in sein Künstlerleben nicht rein. Familientage sind für ihn langweilig, Stagnation wäre das, jeden Tag das "gleiche" zu tun, Alltag erträgt er nicht. Ich genieße den Alltag und es tut mir unheimlich weh, dass er sein Kind nicht genießen kann, schließlich ist es doch das beste, tollste, das wir hervorgebracht haben.


    Ich hätte ihm mein Lebensmodell aufgedrückt. Dabei wollte er damals als ich noch nicht schwanger war unbedingt zusammenziehen. Über die Schwangerschaft hat er sich auch gefreut und auch danach noch. Aber mit der Zeit hat ihn alles gelangweilt. Mir hat alles mit der Zeit immer mehr Freude bereitet.


    Ich bin so verletzt. Ich wollte meinem Sohn doch eine heile Familie bieten, mit Papa und Mama, die sich lieben und das auch zeigen, die ihren Sohn lieben und einfach Spaß am gemeinsamen Leben haben. Ich wollte unbedingt noch ein Kind, er auf gar keinen Fall, never. Ich habe das immer als Absage an unser Leben verstanden, was es letztlich ja auch war. Es ist nicht sein Ding. So einfach ist das.


    Ich bin so erschrocken, dass er so mit Menschen umgeht. Mir ist das alles schon seit einigen Monaten klar, aber richtig akzeptieren konnte und kann ich es nicht. Es ist mir so unbegreiflich.


    Mein Traum vom schönen Familienleben ist kaputt. Er hätte nur eine Funktion in meinen Träumen erfüllt, meint er. Vielleicht stimmt das!? Ich weiß es gerade nicht.


    Ich war soooo verliebt in ihn. Bis er anfing sich aus unserem Leben zurückzuziehen. Seine schlechte Laune war wirklich unerträglich.


    Mensch, tut das alles weh. Ich möchte so gerne stark sein für meinen Sohn. Ich möchte dass er glücklich ist. Ich möchte wirklich alles dran setzen, dass er eine möglichst unbeschwerte Kindheit hat. Aber Familie wird er wohl nicht mehr erleben. Er ist erst zwei und wird sich auch nicht mehr erinnern können, dass sein Papa und ich mal glücklich waren. Dass er gewünscht war, dass wir sehnsüchtig auf ihn gewartet haben und ein wunderschönes erstes Jahr zu dritt hatten.


    Jetzt sind wir nur noch zwei und ich bin gerade total verzweifelt. Es tut mir so leid für meinen Sohn!!! Aber immerhin habe ich das beste aus der Beziehung mitgenommen, dass mir jemals widerfahren ist. Für meinen Sohn und für das erste gemeinsame Jahr danke ich meinem Ex sehr. Denn es war und ist das schönste, das ich je erleben durfte. In dieser Zeit dachte ich im Paradies angekommen zu sein. Es war mein Traumpartner, meine Traumfamilie. Ich hätte vor Glück explodieren können.


    Kennt ihr meine Gefühle? Wie lange halten die an? Was kann ich tun? Wie geht es weiter?
    Danke fürs zuhören. Patti

  • sorry, das ist voll anstrengend zu lesen. Kannste nicht noch ein Paar Absätze einfügen?

    Bevor ich das nehme, was ich kriegen kann,
    warte ich lieber darauf,
    bis ich das bekomme, was ich haben will!!!
    :tanz

  • Hallo Patti,
    bin gerade hier reingeschneit und hab deinen Beitrag gelesen.
    Mir gings vor genau einem Jahr auch so.Ich war 18 Jahre mit dem Vater meiner Kinder zusammen,er verließ mich dann letztes Jahr.
    Die Welt blieb stehen.
    Ich wollte wie du eine Familie,war immer bereit und offen für vieles.Auch mein Mann meinte im nachhinein,es sei nie das gewesen was er wirklich wollte.
    Oh Mann,da kommt viel hoch.
    Ich wollt dir einfach sagen,daß du nicht alleine bist mit deinen Gefühlen und aus deinem Beitrag lese ich heraus,daß du sehr stark bist!
    Der Schmerz wird erträglicher,die Wunde kleiner-die Narbe bleibt.
    Mir geht es heute mit mir selber besser und ich lerne für mich selbst Verantwortung zu übernehmen,und hab in diesem Jahr unheimlich viel geschafft.
    Ich wünsch euch eine gute Nacht!
    Utelila :sleep

  • Danke Utelila!
    Es tut mir gut zu hören, dass du meine Situation kennst und verstehst. Der Schmerz muss erträglicher werden, weil so wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben. Ich muss ja weitermachen und will es auch! Ich möchte eine starke Mutter sein, die lacht und Spaß hat! Ich möchte meinem Sohn zeigen, dass das Leben schön ist. Ich muss jetzt einfach durch diese schlimme Zeit und mich neu orientieren. Danke nochmal und auch dir eine gute Nacht. Meine wird sicher irgendwo im Wach-Schlaf-Zustand verstreichen. Kommen wir denn nie an im Glück? Mensch, als ich klein war dachte ich immer, dass man als Erwachsene zufrieden im Leben steht. Leider ist die Oma nicht mehr da, die ich fragen könnte, ob sie wirklich immer zufrieden und glücklich war oder ob es auf uns nur so gewirkt hat.

  • Hallo nochmal,
    liebe patti eins wollt ich dir noch in die Nacht mitgeben:
    Auch Freunde können Familie sein!
    Und : heul dich aus,sei wütend und dann mach weiter!Das ist Stärke!Es gibt Rückschläge und Fortschritte,da gewöhnt man sich dran und wird stärker!
    Utelila :sonne

  • Hallo patti,


    in vielem von dem, was du schreibst, finde ich mich wieder.
    Die Umstände sind ähnlich, nicht identisch, aber doch nicht von der Hand zu weisen.
    Mein Noch-Mann behauptet zwar nicht, ich hätte ihm sein Lebensmodell aufgedrückt, aber dennoch sind wir auseinandergedriftet.


    Bei mir ist es soweit, dass er mir gefühlsmäßig gleichgültig geworden ist. Aber genau wie du trauere ich dem verlorenen Traum hinterher, das Kind in einer glücklichen Familie großzuziehen - wie es mir vergönnt war. Ich habe alles versucht, diese Ehe zu retten.
    Auch ich schwankte zwischen: wir bekommen es hin und: in so einer Familie wird mein Kind nicht glücklich.


    Zur Zeit ist es hart, weil alles das, was wir uns äußerlich, materiell aufgebaut haben, gerade den Bach runtergeht. Das tut mir zur Zeit am Meisten weh. Da steckt Herzblut und Hoffnung drin.
    Ich wünsche mir, dass in absehbarer Zeit ein normaler Umgang möglich ist. Vielleicht hat es dann "mehr Papa" als im normalen Alltag zu Hause.


    Ich versuche das Ganze nun als Herausforderung zu betrachten. Ein neues Leben, ein neuer Abschnitt. Und ich habe meine Pläne.
    Und auch wenn es immer wieder Rückschläge geben wird und wahrscheinlich selten etwas so klappt, wie es geplant war: Wir stehen einfach wieder auf.


    Ich danke dir für deinen sehr gefühlvollen Beitrag. Wir schaffen das!


    Liebe Grüße


    Rasberry

  • Hallo patti,


    ich kann Deinen Schmerz und Deine Trauer gut nachvollziehen. Leider kann ich Dir auch nur mein Mitgefühl bieten, einen Rat weiß ich Dir auch nicht. :knuddel


    Es scheint zunehmend mehr Menschen (hauptsächlich Männer?) zu geben, die in einer Familie nur die Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit sehen, die das Leben als eine "Wunschkonzert" begreifen, in dem man sich die schönsten Stücke raussucht und alles anderen verneint.


    Vielleicht triffst Du ja mal einen Mann, der weiß, daß zu schönen Momenten auch die tägliche Routine und Arbeit gehört und daß es Freude nicht ohne Leid gibt. Dem Vater Deines Kindes wird sicher auch mal schmerzhaft bewußt werden, was er aufgegeben hat.


    Dein Schmerz wird sicher noch längere Zeit anhalten, aber das Leben mit so einem kleinen Kind führt auch dazu, daß man sich diesem Schmerz nicht total hingeben kann und das ist gut so.


    Ich wünsche Dir viel Kraft und Stärke für die nächste Zeit.


    Liebe Grüße,
    Carola

  • Hallo,
    danke für eure lieben Antworten. Auch wenn sie "nur" virtuell sind, helfen sie doch sehr! Ich habe heute fast den ganzen Tag mit Freunden geredet, viiiiiel geheult, aber auch gelacht! Auf das letztere bin ich richtig stolz.


    Ja, ich fühle einen tiefen Schmerz in mir, aber leiden werde ich nicht!!!! Das habe ich mir fest vorgenommen. Es ist wie es ist, ich habe Fehler gemacht und er hat auch Fehler gemacht. Wir haben aber auch viel richtig gemacht - z.B. unseren wunderbaren Sohn gezeugt!


    Wir sind beide keine schlechten Menschen, wir haben aber unterschiedliche Erwartungen ans Leben und die haben uns letztlich entzweit bzw. entdritt. Und all diese Erwartungen sind nachvollziehbar und auf ihre Art wertvoll, aber leider nicht kompatibel. Wir wollten halt beide, dass wir unsere jeweiligen Erwartungen teilen, das haben wir nicht geschafft. Ich habe das Glück, dass meine Träume und Wünsche mit Familie zusammenfallen. Er hat das Pech, dass es nicht zusammen geht. So ist es nun mal.


    Wir haben uns kennengelernt in einer Zeit, in der wir von Verantwortungen noch weit entfernt waren und uns noch so viel theoretisch vorstellen konnten. Die Realität hat uns leider eingeholt.


    Ja, auch ich hoffe, dass er durch die Distanz zu einem "besseren" Vater werden kann und mehr intensive Zeit mit seinem Sohn verbringen wird. Denn das braucht unser Sohn. Ich möchte den Respekt wahren, ich möchte faire Vereinbarungen. Ich möchte, dass mein Sohn weiß, dass weder ich noch sein Vater Schuldige sind, dass er weiß, dass wir alles versucht haben, es aber leider nicht geschafft haben. Ich möchte auch, dass er weiß, dass es nichts, aber auch gar nichts mit ihm zu tun hatte.


    Mensch, ich bin immer noch so gespalten. Ich weine viel - wie gerade - ich bin traurig, wütend, verzweifelt, genervt, aber auch ab und an voller Vorfreude auf mein neues Leben - und auf diese Vorfreude baue ich. Es ist so schön diese nach all den einsamen Monaten wieder zu fühlen. Ich bin. Und ich bin nicht mehr das ratlose, passive Etwas der letzten Zeit.


    Eine gute Nacht euch allen! Patti


  • :troest


    Ich hab mir mal für mich wichtige Sachen kopiert.
    Denn vor einigen Monaten hätten diese Sätze echt von mir sein können!
    Aber irgendwann spielt das alles keine Rolle mehr!
    Und solange es noch so schlimm weh tut, komm hierher und hol dir ganz viele virtuelle :knuddel und :troest ab!

  • Kopiere dir, was dir wichtig ist. Dafür sind wir hier ja da, um uns gegenseitig Unterstützung zu geben. Ach Mann, es ist so schwer Träume loszulassen, vor allem Träume die eigentlich schon verwirklicht waren. Es ist gut, dass wir uns austauschen, das hilft so sehr. Zu hören, dass das Leben weitergeht und dass auch andere in ähnlichen Situationen stecken. Mein Sohn war gerade wach und ich saß an seinem Bett. Ich habe ihn gestreichelt und für ihn gewünscht, dass er niemals wieder durch so etwas durchgehen muss. Natürlich versuche ich alles von ihm fernzuhalten, aber diese Kleinen spüren ja so viel und alles kann man ja auch nicht verstecken. Zum Glück ist heute das alles nicht mehr so stigmatisiert.

  • Hallo Patti,


    ich kann sehr gut nachvollziehen, wie du dich momentan fühlst.....


    mein Mann ist an Weihnachten 2006 von heute auf morgen gegangen und seither lebe ich mit den drei Kindern alleine in unserem Haus.....der Trennungsschmerz ist immer noch da, aber er wird weniger bzw. kommt seltener so heftig hervor wie zu Beginn....


    am Anfang fällt man in ein großes schwarzes Loch und hat das gefühl, dort nie wieder herauszukommen - man bemüht sich, zu verdrängen, stark zu sein für die kinder und wird davon immer mehr ausgezehrt....


    aber sei sicher: die schwarzen löcher werden weniger, ihr abstand größer un ganz so tief wie am anfang sind sie nach einer zeit auch nicht mehr!


    Versuche, dein leben nun alleine in die hand zu nehmen, setzte dir neue ziele.....das hilft!


    Alles Gute für dich

  • Zitat

    Original von patti
    Ich habe ihn gestreichelt und für ihn gewünscht, dass er niemals wieder durch so etwas durchgehen muss. Natürlich versuche ich alles von ihm fernzuhalten, aber diese Kleinen spüren ja so viel und alles kann man ja auch nicht verstecken.


    Das wünsche ich meinem Sohn auch immer, und immer wieder- nie wieder so viel Schmerz dieser kleinen Kinderseele!!! Auch wir beide hatten eine heile Familie so erlebt. Mama, Vater, Kind... Nun sind wir wieder heil, aber eben anders...
    :troest