Schwelgen in Erinnerung

  • Habe gerade einige Eurer Geburtsberichte gelesen und bin doch ein wenig angefanegn in Erinnerung zu schwelgen. Habe in meinem Datenchaos ;) dann mal meinen Geburtsbericht bzw den von Renko rausgesucht. Kopiere ihn mal hier rein und kann nicht glauben, dass es schon 3 Jahre her ist.


    Dienstags am 22.06. brachte mein Mann mich ins KKH. Mein FA hatte mir eine Einleitung empfohlen, da mein Blutdruck mehrere Tage hintereinander sehr hoch war. Im KKH angekommen wurde ich US gemacht. War alles okay. Mumu war immer noch fest verschlossen, CTG war wie immer bestens aber immer noch ohne Wehen. Ich hatte richtig ein bisschen Schiß. Einleitung war irgendwie das, was ich nicht wollte, weil ich es mich vor Wehen graute, die nichts bringen. Der Blutdruck war im KKH übrigens immer vollkommen okay. Ich rechnete noch damit, dass sie mich wieder nach hause schicken. Dem war aber nicht so. Nachdem ich abends wieder zu einem „erfolglosen“ CTG war. Sollte ich am nächsten morgen wiederkommen. Also um 7h wieder zum Kreissaal. CTG zeigte wieder keine Wehen an. Dann wurde ich frühstücken geschickt und sollte danach wiederkommen. Gegen 09h30 wurde mir dann Gel vor den Mumu gelegt, mit dem ich 2 Stunden am CTG liegen musste – nichts. Nachmittags und abends wieder zum CTG. Aber es hatte sich rein gar nichts getan. Mumu fest verschlossen und nicht mal ein klitzekleines Ziehen hatte ich. Als ich abends im Bett lag, dachte ich darüber nach, dass es sowieso kein schöner Tag zur Geburt gewesen wäre, weil an dem Tag Streß pur im KS war. 4 Geburten. Eine davon hatte ich live mitgehört. Im Halbschlaf dachte ich, morgen wäre ein besserer Tag....


    So marschierte ich nach dem Frühstück wieder zum CTG – Nichts. Als ich dann wieder im Zimmer war, musste ich zum Klo. Und was war das? Der Schleimpfropf war abgegangen – ohne Einleitung. Wenigstens was. Um 10h sollte ich wiederkommen, dann sollte eine Tablette vor den Mumu gelegt werden. Zum Glück musste die nur 30 Minuten einwirken. Die Hebamme, sagte noch ich sollte versuchen, mich noch etwas auszuruhen. Wenn die Tablette wirken würde, würden sie Gel nachlegen und dann könne es eine lange Nacht werden. Toll!!! Wie soll man sich ausruhen, wenn im Stockwerk über einem Gehämmert und gebohrt wir und unterm Fenster eine Baustelle ist.


    Nach dem Mittagsessen so gegen 12.30 bemerkte ich ein Ziehen im Unterleib. Sollten das die ersten Wehen sein? Ich lief durchs Zimmer und nach einer halben Stunde wurden sie heftiger. Sie waren noch gut zu veratmen, aber die Tablette schien zu wirken. Gegen 14h ging es zum CTG. Und das zeigt doch endlich „Minihügel“ an. Um 16h dann wieder CTG. Es wurde Gel nachgelegt, dass wieder 2 Stunden einwirken musste. Die Wehen waren stärker geworden, aber das CTG zeigte NICHTS an. Da wurde mir zum ersten Mal etwas mulmig. Was würde da noch kommen, wenn die Schmerzen schon relativ stark waren, aber das CTG nichts anzeigte.


    Nach etwa einer Stunde kam ein Arzt zu mir und stellte mir echt komische Fragen. Ob ich ne Prothese hätte. Ob ich trotz der Wehen 3-4 Minuten still sitzen könne usw. Dann ging er plötzlich weg, ohne was zu sagen. Ich war völlig verwirrt. Nach 1,5 Stunden musste ich so nötig aufs Klo, dass ich es nicht mehr aushalten konnte. Ich klingelte, aber niemand kam. Nach 10 Minuten kam ein Arzt, der nur zufällig da war. Er stöpselte mich ab. Alle anderen waren im OP wegen eines Notkaiserschnitts. Deshalb war der erste Arzt auch bei mir. Er hatte sich im Zimmer versehen. Wäre ja schön gewesen, wenn mir mal jemand bescheide gesagt hätte.


    Ich hatte die Hebi gefragt, ob es sich lohne, meinen Mann schon anzurufen. Sie meinte es wäre immer noch ein Einleitungsversuch und man könne nicht sagen, ob der wirklich was bringt. Ich solle mich viel bewegen und gegen 20h30 wieder zum CTG kommen. Dann könne man vielleicht schon mehr sagen. Also aß ich erst mal zu Abend und wanderte dann durchs KKH. Aber irgendwie war ich plötzlich mit den Nerven so am Ende, dass ich meinen Schatz doch anrief und ihn bat zu kommen. Erst die Verwechslung und dann diese Wehen – mittlerweile im Abstand von 2-3 Minuten – die angeblich keine waren....


    Gegen 19h30 war Andre dann da. Ich hatte mich aufs Bette gelegt, weil ich nicht mehr laufen konnte. Beim Laufen hatte ich mittlerweile einen Dauerschmerz ohne Pause. Bevor wir zum CTG musste, sind wir dann doch noch mal Treppen gelaufen, was ich nur sehr mühsam schaffte. Ich dachte immer nur, was kommt da noch, wenn das noch keine richtigen Wehen sind ???


    Voller Hoffnung, dass das doofe Gerät jetzt endlich was anzeigt, gingen wir zum Kreissaal. Ich wurde angeschlossen – immer noch nichts. Aber die Schmerzen wurden immer schlimmer. Da bin ich erst mal angefangen zu heulen. Ich dachte immer von mir, ich könne Schmerzen gut wegstecken, aber wie sollte das noch werden, wenn es noch zig mal schlimmer wurde ??? Ich lag etwa eine Viertelstunde am CTG als ich einen starken Schlag verspürte. Ich dachte erst, es wäre das Baby, aber dann merkte ich, dass mir massenhaft Fruchtwasser abging. Also ging es ja doch weiter. Andre holte die Hebi, die mir erst mal half, mich trocken zu legen.


    Die Schmerzen wurden immer schlimmer und ich konnte nicht mehr liegen und dieses bescheuerte Gerät zeigte immer noch keine Wehen an. Andre war mittlerweile auch davon überzeugt, dass es richtige Wehen sein mussten. Und ich vertraute dem Gerät schon lange nicht mehr. Außer mir vor Schmerzen riß ich mir gegen 21h15 die blöden Elektroden ab und begab mich in den Vierfüßlerstand – Endlich nicht mehr liegen.


    Natürlich kam da die Hebi und wollte mich wieder anschließen. Ich hörte zwar, was sie sagte, aber ab diesem Zeitpunkt konnte bis auf Andre keiner zu mir vordringen. Selbst ihm konnte ich oft keine Antworten geben. Die Hebamme und die Ärztin meinten es echt gut. Sie holten mir den Peziball, verstellten mir das Bett usw. Aber ich wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden, war aber nicht in der Lage, das zu sagen. Die Wehen kamen mittlerweile ohne Abstand und waren echt schlimm. Ich musste einen Moment für mich haben. Obwohl es nicht stimmte, sagte ich, ich müsse zur Toilette. Da sagte die FÄ, sie müsse erst nach dem Mumu gucken, nicht dass es das Kind wäre, dass nach unten drückt. Und endlich glaubte mir jemand, dass das echte Wehen waren. Der Mumu war mehr als 6cm offen. Ich dürfe nicht zu lange zur Toilette.


    Im Bad erholte ich mich einen Moment, dort war es angenehm kühl und ich war einen Moment alleine. Wieder im KS legte ich mich auf die Seite und versuchte die starken Wehen zu veratmen. Zu dem Zeitpunkt gingen immer noch alle davon aus, dass es sich noch einige Stunden hinziehen würde. Deshalb wollte ich gegen 21h40 was gegen die Schmerzen haben. Zum Glück wirkte der Tropf schnell und als ich einen Moment klar denken konnte, dachte ich nur, dass wird heute nichts mehr mit dem Geburtstag.


    Plötzlich spürte ich einen unbeschreiblichen Druck nach unten. Die Hebi sagte, dürfe noch nicht pressen. Es wäre noch zu früh. Ich solle, versuchen den Druck zu veratmen. Es war gut dass die Schmerzen nicht mehr so stark waren und ich mich aufs Nichtpressen konzentrieren konnte. Nach etwa 10 von diesen „Druckwehen“ merkte ich, dass Renko jetzt kommen wollte. Fragt mich nicht, woran ich es merkte. Ich wusste es einfach.


    Andre sagte bescheid. Die Ärztin schaute nach, rannte schnell weg und holte die Hebi. Beide kamen im Galopp wieder. Damit hätten sie nicht gerechnet. Plötzlich ging alles ganz schnell. Ich lag auf der Seite. Während der Presswehen stütze die FÄ mein Bein nach oben. Endlich durfte ich was machen. Ich preßte und es war echt so, wie es im GVK gesagt wurde. Die Presswehen taten nicht weh. In den Pausen, versuchte die Hebi so es ging den Damm vorzubereiten. Viel Zeit hatte sie jedoch nicht. Denn nach 3 Presswehen konnte ich schon das Köpfchen spüren, als ich mir zwischen die Beine faßte. Dieser Moment spornte mich noch mal richtig an. Jetzt gab es eine etwas längere Verschnaufpause. Mit der nächsten Wehe nahm ich all meine Kraft zusammen. Plötzlich hörte ich jemanden schreien. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass ich das gewesen war. Im gleichen Moment spürte ich, wie das Köpfchen sich den weg ins Freie gebahnt hatte. Die Schultern rutschten nach. Und dann hörte ich unsern Spatz zum ersten Mal schreien. So schnell es irgend ging setzte ich mich hin. Und da lag Renko und schaute mich mit großen Augen an. Der schönste Moment, den ich je erlebt habe...einfach ein Wunder... Da war es 22h25.


    Unser während der Vorsorgeuntersuchungen immer etwas kleineres Kind war jetzt 55cm groß und wog 4060g.


    Im Nachhinein gesehen, waren wir alle erstaunt, dass es so schnell ging. Waren ja nur 2 Stunden im Kreissaal. Sogar die Hebamme sagte, dass sie damit nicht gerechnet hätte. Jetzt wissen wir auch, weshalb das CTG nichts angezeigt hat. Ich hatte die Schmerzen nur unten, aber der Bauch wurde dabei nicht hart. Für Renko ging das alles sehr schnell und er brauchte etwa ne Dreiviertelstunde, bis er sich akklimatisiert hatte. Hätte der Wehenschreiber was angezeigt, hätte ich mit Sicherheit was Wehenhemmendes bekommen, weil es eigentlich zu schnell ging. Aber das ist jetzt alles egal, denn endlich dürfen wir unser kleines großes Wunder in den Armen halten.

  • Sehr spannender Bericht! :daumen


    Aber das mit dem CTG find ich echt seltsam. Da kann doch was nicht mit in Ordnung gewesen sein. Bei mir waren schon wochenlang vor der Geburt immer Wehen auf dem CTG, die ich nicht die Spur gemerkt habe. Also so Vorwehen halt. Wenn DIE schon in solchen Kurven angezeigt werden, müssen richtige Wehen es doch erst recht. Total komisch. :hm...


    Auch das Verhalten der Ärzte und Hebammen liest sich irgendwie nicht gerade vertrauenerweckend. :scared Man könnte fast meinen, das sei deren erste Entbindung gewesen, so konfus klingt das. :schiel


    Naja, gottseidank ist ja letztendlich alles gut gegangen mit dem Prachtburschen. :daumen

    Einmal editiert, zuletzt von Leeloo ()

  • Das mit dem CTG war wirklich so. Es hat nie was angezeigt, auch bei den Kontrollctgs in den Wochen vor der Geburt nicht. War bei ner Freundin von mir auch so.