tolleranz in jeder beziehung:-)

  • Ich hoffe, ich kann hier mit meinem bericht einen beitrag zum positiven umgang zwischen eltern leisten und aufzeigen, das dies eben nur das beste für ein kind sein kann.
    Mit dem vater (marokkaner) meines jüngsten kindes (8 jahre) klärte ich schon während der schwangerschaft, das gemeinsame sorgerecht. Wir waren zu diesem zeitpunkt schon getrennt. superdad lebte zudem 600 km von uns entfernt. Der name des kindes wurde gemeinsam ausgesucht, ein islamischer und ein deutscher vorname. Der rufname ist der islamische. Familienname ist der meine. Ich zog mit meinen kindern, nach der geburt vom jüngsten sohn, in die stadt des vaters unter anderem auch, damit er für sein kind sorgen konnte und es nicht mehr nur auf dem papier so stand. Es bestand ab diesem zeitpunkt ein sehr umfangreiches umgangsrecht; das absolut flexibel auf jeweilige umstände gehandhabt wurde. Zwischenzeitlich heiratete superdad:-) und hat einen zweiten sohn.
    Vor drei jahren erkrankte ich an einer depression; musste mehrere wochen ins krankenhaus. In dieser zeit sollte unser sohn eingeschult werden. Es war zwar emotional sehr schwer aber überhaupt keine frage für mich, das es das beste für unseren sohn ist zum vater und dessen familie (inzwischen andere stadt, 30 km entfernt) zu ziehen, dort eingeschult zu werden und auch heute noch beim vater zu leben weil es einfach keinen zwingenden grund gäbe, (außer puren egoismus), ihn nochmals aus seinem jetzigen zuhause, zu reißen.
    Es gab in den vergangenen acht jahren sehr sicher auch diskussionen zwischen superdad und mir aber wir dachten nie daran, jungendamt oder anwälte zu bemühen, weil eben beide im interesse des gemeinsamen kindes denken und handeln.
    Interessant vielleicht auch, das die ehefrau von superdad unser miteinander erst überhaupt nicht begreifen konnte und des öfteren von superdad deshalb "ermahnt" wurde sich zu arrangieren da sie vorher informiert war über unsere -ich nenne es mal: "leistung", auch wenn dies eigentlich einfach nur normal sein sollte?
    Und sicher auch erwähnenswert ist meines erachtens, das superdad und stiefmama aus einem anderen kulterkreis stammen und fragen um religion, herkunftsabhängig unterschiedliche feiertage, beschneidung, sprache, essen (thema schweinefleisch)...reisen ins vaterland etc hier zusätzlich wichtige themen sind.
    Unser sohn lebt also heute in einer familie mit "rein "islamischen"" hintergrund. Er besucht die moschee zu besonderen anlässen ebenso, wie die kirche zu weihnachten (ich selbst bin konfessionslos), ißt am liebsten schweineschnitzel mit katoffelpü und erbsen; möchte dieses jedoch am liebsten mit den fingern tun:-(, ....lernt mal eben nebenher zwei weitere sprachen: arabisch und französisch und düst seit seinem zweiten lebensjahr regelmäßig ins vaterland. Stiefmama "mag" mich weiterhin nicht, ist aber (in meinen augen!) die "beste stiefmama der welt" eben weil sie ihre persönliche haltung zu mir nicht an "unserem;-)" sohn auslässt sondern ihn, gleichberechtigt mit ihrem sohn, umsorgt.
    natürlich ist unser sohn auch weiterhin bei mir zu hause. Ebenso bei sämtlichen großeltern und all den anderen verwandten aus ja nun vier(!) familien nämlich der von vater und mutter, stiefmutter und der, meines partners.
    Jugendamt und andere behörden;-) hören und sehen uns nur dann wenn es darum geht, sich rat zu holen wenn es notwendig ist sich gemeinsam rechtlich abzusichern und zum beispiel das "wie" des umzuges von sohnemann zu superdad, zu klären.
    Ach ja, ich "vergaß" ja ganz das kind:-( ...nun, sohnemann ist über pfingsten bei uns und überlegt gerade laut vor seinen geschwistern, ob er nicht auch mal bei meinen eltern im fernen brandenburg ne weile leben will oder bei denen des vaters, im fernen marokko aber in zwei jahren möchte er dann wieder mal ne weile bei uns wohnen und dann irgendwann auch wieder ne weile bei papa...hm.


    :thanks: für eure aufmerksamkeit

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  • zum thema sorgerecht und umgang...vielleicht auch gerade dem, zwischen den eltern :hae: mit freundlicher genehmigung von segelpapa ein zitat aus einem anderen tread:


    "Hier http://www.allein-erziehend.net/Info/Sorgerecht.htm ist der rechtliche Rahmen im 1. Absatz gut zusammengefasst. Das gemeinsame Sorgerecht ist der Normalfall.


    Beim gemeinsamen Sorgerecht hat ein Kind einen Anspruch an zwei Eltern, die in der Verantwortung stehen, nicht nur an 1 Person. Solange sich unterschiedliche Lebensauffassungen nicht blockieren, ist es für ein Kind von Vorteil, wenn unterschiedliche Sichtweisen in Lebensentscheidungen einfließen. Dabei ist es auch normal, dass altersabhängig oder für bestimmte Lebensbereiche mal die eine, später vielleicht die andere Person wichtiger ist.


    Oft ist es aber wohl auch so, dass ein gemeinsames Sorgerecht in der Trennung besser ist für die Bindung zwischen Umgangselternteil und Kind. Ein/e Umgangsvater/mutter fühlt sich bei gemeinsamer Sorge stärker in der Pflicht, fühlt sich in seiner Rolle als Elternteil weiter bestätigt. Der Entzug des Sorgerechts für den Umgangselternteil gilt mit als Grund für ein Einstellen von Unterhaltszahlungen, die Aufgabe des Kontaktes zum Kind, Depressionen u.a.. Die Schwierigkeiten, die man durch ein alleiniges Sorgerecht verhindern will, werden ggf. bezahlt mit größeren Schwierigkeiten an anderen Fronten.


    Faktisch wird das SR vielleicht oft überbewertet. Es geht beim Sorgerecht im Normalfall vielleicht um 10 - 15 Entscheidungen im Leben des Kindes.



    P.S. Das bleibt meine grundsätzliche Auffassung, auch wenn ich für einige relevante Angelegenheiten das alleinige SR beantragt und erhalten habe. LG
    Segelpapa "

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  • Leider gibt es ja nicht nur schwarz und weiss. Der Vater meines Kindes kuemmert sich - seitdem ich das alleinige Sorgerecht habe - genauso gut (oder schlecht) wie vorher. Fuer mich/uns ist das ein Wisch Papier. Es zaehlt, wie es real ablaeuft.


    Ich finds toll, wie ihr das geregelt habt, aber bei einer Sache bin ich mir nicht sicher: es ist sehr wichtig fuers Kind Wurzeln zu bekommen. Zu viel Hin und Herschieberei zwischen den Elternteilen und Grosseltern fuer laengere Zeitraeume (Monate oder Jahre): ich glaube nicht, dass das gut ist. Ich hab gerade kuerzlich einen Artikel gelesen, wie schwierig es fuer solche Kinder wird, spaeter wirklich Fuss zu fassen und sesshaft zu werden, weil sie das unstete rastlose "Umherwandern" und immer wieder woanders wohnen so gewoehnt sind. (Interessiere mich fuer das Thema, weil es bei uns (leider) auch viele Umzuege gab...

  • Angesichts der Probleme, die häufig schon bei einer einfachen Trennung von Paaren bei den Kindern auftreten, halte ich die Möglichkeit des später möglichen unsteten "Umherwanderns" für vernachlässigbar. Es geht wohl auch nicht um die Verlagerung des Lebensmittelpunkts von Sohnemann sondern darum, dass angesichts der vielen denkmöglichen Schwierigkeiten bei der Ausgangssituation es doch alles funktionieren kann.
    Meinen Glückwunsch für die gegenseitige Toleranz, dem Verständnis, dem Respekt untereinander und dem "ja für das Kind" aller beteiligten Bezugspersonen. Ich hoffe, es wird in Zukunft so bleiben.


    jaso

  • @malindi,
    in jedem fall sind deine befürchtungen richtig aber...die wurzeln unseres sohnes sind tatsächlich auf vater und mutter begrenzt...es handelt sich bei der ausführung "mal hier mal da..." um die kindlichen überlegungen unseres sohnes die ich anführte um aufzuzeigen, das er eben keinen schaden davon getragen hat sondern sich offenbar wohl fühlt mit den entscheidungen von uns, als eltern und es für ihn völlig normal ist von allen, auch unseren familien, akzeptiert und angenommen zu werden...
    richtig ist auch, das dieser umgang miteinander, leider, nicht der regelfall ist. auch das ist mir sehr bewusst und sehr nah anhand zweier meiner anderen kinder (11 und 13) bei denen ich sogar den umgang zum vater ausschliessen möchte/ muss. ein entsprechender prozess ist anfang juni beim olg.
    ...ich habe vier kinder. der vater meines "alten" sohnes (22) verstarb während der schwangerschaft.
    mir war es mit meinem bericht sehr wichtig aufzuzeigen, das es eben beide elternteile sind die es in der hand haben, verantwortungsvoll zu handeln um "das beste für ihr kind zu tun". im fall meines vierten sohnes kommt sogar noch die problematik binationalität, und sicher auch (meine) ängste "drumrum" etc dazu. dazu unterschiedliche lebensaufassungen auch wieder anhand der herkunft der eltern. ein sehr extremes beispiel also und doch funktioniert es...eben weil wir als eltern beide "funktionieren".
    und vielleicht gerade anhand meiner geschichte als mutter von vier kindern und deren unterschiedlichen vätern wird sehr deutlich, das durchaus der wille dasein kann aber es eben auf kommunikation und auch eine großen portion tolleranz, vielleicht sogar mut, ankommt;-)
    ebenso war es mir wichtig dies mal aufzuschreiben und sogar öffentlich zu machen, um mir selbst zu helfen. gerade weil ich in selbst mit meinen/ unseren kindern drei völlig unterschiedliche konstellationen lebe und erlebe, hinterfrage ich mich bzw mein handeln selbst sehr oft um "so wenig, wie möglich fehler zu machen" denn und aber: fehlerfrei kann einfach keiner handeln;-)


    vielen dank für dein posting und ich hoffe, meine stellungnahme zu deinen zweifeln, ist ...ok?
    :thanks:

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  • jaso das "umherwandern" ist, denke ich mit meiner antwort auf malindi`s aussage, erklärt. das gibt es definitiv nicht:-)
    ich danke dir für dein positives feedback. malindi übrigens auch:-)
    und jaso...deine hoffnung, ist mein wunsch für sohnemann4 und langezeit große hoffnung für zwei weiterer meiner vier lieblingskinder gewesen...

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  • Ein tolles Eltern-Kind-Verhältnis. Wie ihr das meistert und gemeistert habt, verdient allen Respekt.


    Gerade bei Bi-Kulturellen Konstellationen ist es oft besonders schwierig für getrennte Eltern einen gemeinsamen Weg zu finden. Statistisch ist das ein Risikofaktor für Konflikttrennungen. Ihr schafft eurem Kind die besten Voraussetzungen für eine gesunde Entwicklung.