Hallo Marsupilami,
Ist es wirklich so einfach? Kann ein Kind wirklich plötzlich aufgrund von normalen pubertierenden Streitigkeiten "bestimmen" wie es läuft?
Wenn man genau hinschaut, ist es nicht das Kind allein, das entscheidet. Es entscheiden hier Kind und der andere Elternteil, dass sich an der Wohnsituation etwas geändert werden soll. Wenn alle Beteiligten miteinander reden können, kann so ein Wunsch dann im Familienrat besprochen werden und es wird gemeinsam entschieden, wo das Kind zukünftig wohnen wird.
Kann man nicht miteinander reden und möchte einen Wechsel des gewohnten Aufenthalts erzwingen, so geht das vor Gericht. Hier wird das Kind angehört werden, es werden Argumente abgeschätzt und es wird entschieden. Je älter das Kind, desto größeres Gewicht hat der Wunsch des Kindes. Ab einem gewissen Alter wird der Wunsch des Kindes sogar dann respektiert, wenn es tatsächlich begründet mit "bei Vater/Mutter dürfte ich endlich chillen so viel ich will und niemand nervt mich mit dämlichen Regelwerken". Dies ganz einfach deswegen, weil zu diesem Zeitpunkt dann das heimische Klima bereits dermaßen verquer läuft, dass da vermutlich sowieso nichts mehr zu retten wäre.
Ab 16 dürfen sich Jugendliche übrigens auch selbst ummelden. Es wird keinerlei Einverständnis von Sorgeberechtigten benötigt.
Meine Tochter ist zwar noch klein, aber ist man als alleinerziehende tatsächlich so erpressbar von Kind und KV, dass man ab einem bestimmten alter zum Spielball wird?
Es kann doch eigentlich nicht sein, dass man sich 12 Jahre um ein Kind kümmert und wenn die pubis mit den heimischen regeln nicht mehr einverstanden sind, wird man abserviert? .
Marsupilami, Dankeschön für diese Sätze. Sie verdeutlichen sehr gut den Grundsatz, den ich vertrete. "Heimische Regeln" müssen vernünftig sein, müssen im Team abgestimmt und altersgerecht sein. Im frühen Kindesalter mag es sein, dass manche Regeln eingehalten werden auch dann, wenn das Kind nicht einverstanden ist, dies vor allem deswegen, weil das Kind selbst nicht die Weitsicht hat, bestimmte Dinge einzuschätzen. Verpasst man aber den Zeitpunkt, zu dem man auf die Kids hören und sie selbst Verantwortung für die gemeinsamen ( ! ) Regeln übernehmen lässt und verpasst man den Zeitpunkt, an dem man als Erwachsener von den eigenen Vorstellungen abrückt und die gemeinsamen Wünsche und Ziele in den Mittelpunkt rückt, brechen sie dann eben eines Tages aus. Und wenn dann die Versuchung groß ist, kommt es eben zum Wechsel. Trennungskinder haben nun einmal Alternativen zum Zuhause bei dem einen Elternteil.
Bei all diesen Diskussionen rund um Regeln, "Konsequenzen" etc. fehlt mir persönlich sehr oft das Augenmaß. Regeln um der Regeln willen und nach dem Prinzip "order by Mufti" verleiten nun einmal zur Rebellion. Dies ist während der so genannten Trotzphase so, erst recht dann aber während der Pubertät. Gerade wenn die Kids älter werden, müssen Regeln angepasst, priorisiert, von allen akzeptiert und gemeinsam gelebt werden. Hat man das nicht während der Kindheit geübt und im Zuge dessen auch das eigene Verhalten reflektiert, können es die Kinder nun mal auch in der Pubertät nicht. Dann fehlen die wichtsten Faktoren um gesund durch die Pubertät zu kommen: Vertrauen, einander zuhören und Teamwork.
Natürlich bleibt immer das Restrisiko, dass die Kids während der Pubertät so abdrehen, dass alles nichts mehr hilft. Da kann man seinen Job noch so gut gemacht haben, die Kids ziehen dann eben um. In diesem Fall muss man als Elternteil das Loslassen dann eben früher üben als bei nicht getrennten Eltern.
Hallo SingleMommy,
ich möchte Dir dringend empfehlen, mit dem Kinde über dieses Thema offen zu reden. Lehre das Kind, dass man im Leben nur ankündigen sollte, was man auch wirklich bereit ist zu tun. Andere Menschen unter Druck setzen mit derartigen Äußerungen um Ziele zu erreichen ist kein Verhalten, das man pflegen sollte in einem Team.
Beste Grüße
FrauRausteiger