völlige überforderung mit familiärer situation

  • Hallo erstmal,


    also aus eigener Erfahrung muss ich sagen: Es geht nicht nur um deine Freundin, ihre Mutter und Dich. Es geht in aller erster Linie ums Kind. Die familiäre Situation dort ist so katastrophal, daß dort Hilfe rein muss. Man erkennt es am Verhalten des Kindes, daß dort etwas massiv falsch läuft. Ich kenne es von meiner Ex auch: Das Jugendamt nimmt Kinder weg. Das stimmt aber nicht. Im Vordergrund steht die Hilfe. Das ist schon so im Gesetz verankert (SGB VIII). Hier geht es erst um Beratung, wenn das nicht reicht, dann gibt es stärkere Hilfen, wie eine Familienhilfe. Die Herausnahme aus der Familie ist letztes Mittel, wenn anderes nicht helfen sollte.


    Ich hätte damals viel eher Hilfe beim JA holen sollen. Wobei der Unterschied ist, daß mir das Ausmaß der Dinge bei uns nicht bekannt war und ich da sehr viel belogen wurde.


    Deine Freundin ist da wesentlich weiter und hat schon mal das Einsehen, daß sich was ändern muss. Dabei braucht sie aber Hilfe. Diese kann sie beim JA kriegen. Von daher kann ich nur Empfehlen, sie nochmal eindringlich darauf Hinweisen, daß Sie sich ans JA wenden soll.


    Ich gehe da sogar noch weiter: Wenn Sie nicht hingehen möchte, würde ich empfehlen selber zum JA zu gehen, und auf die Situation dort hinzuweisen.


    Es wird dich auf Dauer nicht weiterbringen, ihnen helfen zu wollen, und Sie geht die entscheidenden Schritte nicht. Wenn es so weitergeht, dann hat die Beziehung auf Dauer keine Chance. Ich kann aus meiner Erfahrung heraus nur raten: Sie holt sich die Hilfe vom JA oder du, wenn sie sich nicht traut, holst du Sie für das Kind. Entweder wird sie dir dafür ewig dankbar sein, und eure Beziehung wird daran wachsen, oder sie wird die Beziehung beenden, was so eh früher oder später kommen wird. Aber dann weißt du für Dich, daß wenigstens dem Kind geholfen wird.

    Nicht Fleisch und Blut,

    das Herz macht uns zu Vätern.


    Friedrich Schiller


    Einmal editiert, zuletzt von Hucky ()

  • Also erstmal: Hut ab, wie gut und sachlich du die Situation überblickst und analysierst (vor allem, obwohl du sagst, du wärst gerade total durch den Wind).


    Ich schließe mich den Vorrednern, an, dass ich auch glaube, dass deine Freundin und ihr Kind schnellstmöglich auf irgendeine Weise aus der desolaten Situation herausmüssen. Die Oma demoralisiert sie sonst immer mehr, untergräbt ihre Kompetenzen als Mutter, greift ihr Selbstvertrauen immer wieder an (mit dem es vermutlich eh nicht mehr so weit her ist, kein Wunder, bei der Situation).


    Auch wenn ihr noch nicht so lange zusammenseid, und hier auch (nicht zu unrecht vielleicht) die Warnungen kamen, du sollst dir ihre Probleme nicht zu eigen machen:
    Da sie dir zu vertrauen scheint, und du ihr auch ihr Verhalten reflektieren kannst, worauf sie nachzudenken beginnt und auch anscheinend froh ist für deine ehrlichen Worte ---> es wäre toll, wenn ihr tatsächlich gemeinsam einen Weg heraus finden könntet. Vielleicht hast du die Möglichkeit, ohne Namensnennung mal bei Ihrem Jugendamt anzufragen, um Unterstützung zu bitten? Die Dringlichkeit ganz ganz klar machen, sonst kommt das JA vermutlich nicht aus den Puschen (selbst, als ich dort erklärt habe, dass ich mit meinem Schreibaby am Rande des Nervenzusammenbruches bin, interessierte die Mitarbeiter das nicht sonderlich. Man muss den weichen Punkt bei ihnen treffen, dass man Unterstützung annehmen möchte, selber auch aktiv beitragen möchte, dass man diese Unterstützung aber auch dringend BRAUCHT, um Kind und Mama (die ja selber noch sehr jung ist) eine gute Zukunft zu ermöglichen. Vielleicht findest du dort einen zuständigen Mitarbeiter, bei dem du auch das Gefühl hast, dass man ihm vertrauen kann, und dass deine Freundin sich im 2. Schritt an diesen Mitarbeiter wendet?


    Ansonsten, vielleicht gibt es in der Nähe noch andere, niedrigschwellige Angebote, Beratungsstellen, Mutter-Kind-Cafes etc.? Mir haben z.B. die offenen Angebote in unserem Mehrgenerationenhaus und Mütterzentrum sehr geholfen. Es ist dort ein sehr gemischtes Besucherspektrum, man hat viele Leute kennengelernt, mitbekommen, welche Probleme die anderen so haben und wie sie damit umgehen/über sich herauswachsen, man kann sich austauschen, ist nicht allein (mir fällt gerade ein, ist dann wieder schwierig für sie, da sie so auf dem Lande wohnt).


    Vielleicht wäre auch eine WG eine Möglichkeit, um die Kinderbetreuung abends abzudecken? Schwierig vielleicht, aber nicht unmöglich.


    Auf jeden Fall toll, wie du sie unterstützt und dir Gedanken machst :respekt

  • Hallo,


    zunächst einmal schließe ich mich der einhelligen Meinung an: Mutter und Kind müssen aus der Situation raus, schnellstens!!! Das heißt, sie müssen umziehen, in eine eigene Wohnung oder eine Mutter-Kind-Einrichtung! Und Mutter und Kind brauchen dann die Möglichkeit, wieder gut zueinander zu finden (wie kann man einem Kind sagen "Deine Mutter ist sch...!" ??? :ohnmacht: ).


    Gut, Du hast geschrieben, eine Wohnung wäre nur in einer Entfernung zu bekommen, die eine Abendbetreuung des Kindes quasi unmöglich macht. Abendschule und damit Schulabschluß also erst einmal Fehlanzeige :( . Welchen Abschluß strebt sie an? Schonmal an Fernunterricht gedacht? Sie scheint motiviert zu sein, den Abschluß zu schaffen und mit einer Fernschule hätte sie die Möglichkeit, von zu Hause aus zu lernen (z.B. wenn Junior abends schläft oder Mittagsschlaf macht oder wenn Du da sein kannst oder oder). Ich weiß nun nicht, ob das irgendwie gefördert wird (wegen der Kosten oder muss sie die Abendschule auch selbst zahlen, vielleicht gibt sich das dann nichts?), aber vielleicht ist es eine Möglichkeit für sie und ihr Kind, einen eigenen Weg zu finden?


    Ich finde es übrigens toll, wie Du zu ihr stehst und nicht einfach wegschaust und dir was "unkomplizierteres" suchst, aber bitte, beachte auch Deine eigenen Grenzen! Du kannst ihr nur insoweit helfen, als sie das auch will! Und ich denke auch, wenn sie ausharrt in dieser Situation, wird die Gefahr das Kind zu "verlieren" größer, als wenn sie versucht, was zu ändern und zu verbessern. Vielleicht kannst Du ihr das vorsichtig klar machen?!


    Ich drücke euch alle :daumen , dass ihr zusammen eine gute Lösung findet!
    sunshine :sonne