Kann ein Kleinkind schon jemanden vermissen?

  • Hallo Zusammen!


    Ich habe eine etwas ungewöhnliche Frage.


    Kann ein Kleinkind von 2,5 Jahren seinen Vater vermissen (obwohl sie ihn das letzte Mal mit 6 Monaten zu Gesicht bekommen hat)?!


    Hintergrund ist der, dass ich mit meiner Tochter alleine lebe. Der Kindsvater ist zurück nach Spanien gezogen und meldet sich alle 3 - 4 Monate per E-Mail.


    Gestern rief der Kindsvater überraschenderweise an und da meine Tochter auch gerne telefoniert, habe ich ihr den Hörer gegeben. Ich habe ihr gesagt, am Telefon ist Dein Vater und sie hat direkt gerufen: "Hallo Papa".
    Nach dem Telefonat lief sie die ganze Zeit aufgeregt durch die Bude, "mein Papa" "mein Papa".


    Meine Frage: Kann sie das schon einordnen? Sie bekommt natürlich mit, dass im Umfeld Kinder sind, die Mama und Papa haben aber bisher schien das nie ein Thema zu sein außer dass sie gerne jüngere Männer mit Papa anspricht und ältere Herren mit Opa.


    Heute Morgen lief sie wieder wie ein Hühnchen durch die Wohnung und rief "mein Papa" "mein Papa".


    Wie gesagt, sie hat ihn ja eigentlich gar nicht im Sinn und ich spreche auch selten über ihn, weil es einfach nichts zu sagen gibt bzw. sie ja viel zu klein ist um die Zusammenhänge zu verstehen.


    Was meint ihr? Ist ihr das bewußt, dass es ihr Papa ist oder was geht in dem kleinen Köpfchen vor?

    Man kann in Kinder nichts hineinprügeln, aber vieles herausstreicheln. (Astrid Lindgren)


    Kinder erleben nichts so scharf und bitter wie Ungerechtigkeit. (Charles Dickens)



  • Hallo


    Ganz klar: Ja! Meiner hat unbeschreiblich gelitten, weil der Papa weg war. Der hat den Vater schon vermisst, als wir noch nicht getrennt waren und der Vater "nur" zu Einsätzen weg war.


    Gruß

  • Aber ihr Vater und ich haben uns getrennt, da war sie knapp 6 Monate alt. Bisher hatte ich nie den Eindruck, sie würde darüber "nachdenken" wo ihr Vater sei. Seit die beiden gestern telefoniert haben (okay, er hat einen Monolog gehalten und sie hat Sankt Martins Lieder gesungen) spricht sie ständig von "mein Papa".
    Ich hatte vor, mit ihr mal nach Spanien zu fliegen, wenn sie 4 oder 5 Jahre ist. Aber irgendwie weiß ich nicht, ob das wirklich so eine gute Idee ist.


    Dass ist das Schlimme am Alleinerziehend sein. Der andere Elternteil, der sich weit entfernt hat und sich nur alle paar Monate meldet hat mit den emotionalen Sachen nichts zu tun. Solche Fragen: Was sag ich meinem Kind und was nicht, damit muß sich der Alleinerziehende Mensch alleine auseinandersetzen.


    Hatte gehofft, ich hätte da noch ein paar Jahre Zeit, bis die ersten Fragen meiner Tochter zu ihrem Vater auftauchen.

    Man kann in Kinder nichts hineinprügeln, aber vieles herausstreicheln. (Astrid Lindgren)


    Kinder erleben nichts so scharf und bitter wie Ungerechtigkeit. (Charles Dickens)



  • Hmm naja , evtl begrieft sie solangsam das da ein Papa sein müsste , und nun hat sie von jemanden gehört der ihr Papa ist , daher diese begeisterung
    in ihrer wahrgenommen Welt kommen halt oft Mama , Papa , Kind vor irgendwelche geschichten aus büchern oder evtl tv , usw. hier fehlt aber der Papa ...

  • Dass ist das Schlimme am Alleinerziehend sein. Der andere Elternteil, der sich weit entfernt hat und sich nur alle paar Monate meldet hat mit den emotionalen Sachen nichts zu tun.


    Bist Du Dir da sicher? Ich möchte ungern in der Haut stecken, meine Kinder nur alle paar Monate hören zu können. Vielleicht wird dem Vater das bei zukünftigen Gesprächen noch deutlicher, wenn Eure Tochter sich mit ihm noch mehr unterhält. Wir als alleinerziehende haben da einen enormen Vorteil. Ich sage das, weil ich zumindest auch die Seite als Umgangselternteil kenne.


    Ob Eure Tochter in diesem Fall nur etwas "plappert", oder schon die Bedeutung verstanden hat, wenn sie "mein Papa" sagt, lässt sich für mich schwer beurteilen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie einfach das Vorhandensein eines Vaters bei anderen Kindern assoziiert hat mit dem Gespräch mit ihrem Vater. Ob sie ihn wirklich vermisst als Person.... keine Ahnung. :frag

  • Hi!


    Von mir ein klares: Ja! Meine Tochter ist gerade 2 geworden, getrennt vom KV bin ich auch, seit sie 6 Monate ist. Sie vermisst ihn. Sie fragt mehrmals die Woche: Wann kommt der Papa? Aber nicht nur ihn. Sie vermisst fast täglich: Ihre Oma, ihre Betreuerin im Kindergarten, ihren kleinen Freund, meine Freundin. Um meine Tochter glücklich zu machen, müsste ich eine Kommune gründen und alle unsere Lieben auf einem Gut mit Gemeinschaftswohnzimmer wohnen lassen. Leider fehlt mir das Geld dafür ;)


    Lg M

  • Ich glaube vermissen ist in unserem fall nicht das richtige Wort - meine Tochter ist 3 Jahre und hat auch mit zwei Jahren anzufangen zu fragen wo ist "max und Mimi" (mein Bruder und seine Frau) wo ist Oma und timmi (der Hund) wo ist Opa ... Vermissen glaub ich nicht, sie denkt an sie ja und will wissen wo die sind. Muessen derzeit oft Oma und Opa Bruder und schaegerin anrufen :-)
    Der kV besucht sie alle 5-8 Wochen nach ihm fragt sie nie - aber wenn er da ist ist alles ok, wir haben nie mit kV zusammen gelebt.
    Warum willst du nicht nach Spanien, finde das sogar wichtig, dann hat sie eine richtige Papafigur vor sich - sie hat ja auch nen Papa auch wenn er nicht da ist, nimm ihr das nicht. Umso aelter sie wird umso mehr begreift sie ja auch ...

  • Sie will halt einen Papa haben, haben die anderen ja auch...


    Mein Kurzer (3,5) sieht seinen Vater wenn es hochkommt 2 mal im Jahr, weil er im Ausland lebt.
    Und wenn ich seines Erachtens zu viel nein gesagt hab, stellt er sich an die Türe und ruft "Paaaaapaaaaaa", vielleicht sagt der ja ;)
    Manchmal, wenn er nicht darüber nachdenkt, sagt er auch zu meinen Freund Papa...
    Wenn sein Papa kommt, erklär ich ihm das vorher und er freut sich total... Wenn sein Papa dann vor der Türe steht, hat er keine Ahnung wer der Typ ist und was er von ihm will... Er "erkennt" ihn einfach nicht...
    Dann erklär ichs ihm nochmal...


    Ich hab gelernt, man muss trennen zwischen dem abstrakten Papa-Begriff (der Rolle im klassischen kinderbuch) und der Person, denn Kinder machen das scheinbar ganz unbewusst...


    Lange Rede kurzer Sinn, ich denke sie vermisst nicht die Person, aber einen Papa und freut sich, dass sie auch so einen hat, seine Stimme gehört hat...


    Bei uns reicht es, wenn wir kurz darüber reden... Ja, du hast einen Papa, ja, der hat dich lieb, schau mal hier im Atlas, da lebt er...

    "Je schlimmer seine Lage ist, desto besser zeigt sich der gute Mensch" Bertolt Brecht

  • Hm diese Frage stelle ich mir auch oft. Ich habe den eindruck dass ihr papa das nicht versteht und MIR(und damit halt auch ihr) so weit es geht aus dem weg geht. Nur nicht so viele Umgänge weil dann trifft man ja auf MICH. Und dann seh ich wie das Kind an der Tür steht(sie ist 17Monate alt) und wenns draußen raschelt horcht sie sofort auf und sagt :Papa! ...Papa!" weil sie denkt dass er jetzt kommt.Oder wenn der Postbote klingelt heißts auch sofort: "Papa!"
    Man..das zerreißt einem echt das Herz.


    Aber ich glaube nicht dass sie(also jetzt rede ich von deiner Kleinen) ihn vermisst so wie wir einen Menschen vermissen. Das ist irgendwie auf einer anderen Ebene und ist dann auch wohl wieder schnell vergessensobald man sie vom Thema ablenkt.Aber dein Kind ist ja mit 2,5 Jahren schon älter.
    Ich kann das auch ganz schlecht einschätzen... andererseits kann sie nichts vermissen was sie nicht kennt. Ich denke nicht dass sie den Papa ansich vermisst sondern sich einfach nur doll freut nen Papa zu haben und mit ihm reden zu können. Das ist einfach spannend und schön für sie.

  • Man kann nur vermissen was man kennt.


    Jedes Kind, welches Umgang mit anderen hat, kennt Vater. Zumindest das Kind auch einen haben müsste.


    Somit auch vermissen.

  • So kann man aber nicht argumentieren. Gibt Kinder die haben 2 Mütter,gibt Kinder die haben 2 Väter,gibt Kinder die haben nen eigenes Pony..usw...


    Es ist Fakt dass man nichts vermissen kann was man nicht kennt.Insofern bin ich sehr froh dass die Trennung zwischen KV und mir so früh stattgefunden hat und man esrt nicht erst noch Jahre weiterversucht hat um dann festzustellen: nee das wird einfach nicht besser.

  • Naja...
    Ich bin ja auch der Meinung, dass man den Kids keinen Quatsch erzählen soll... Mein Krümel weiss genau, wer sein Vater ist, wo er ist, etc...
    Aber wenn er zu meinem Freund aus Versehen im Eifer des Gefechtes Papa sagt, werfe ich mich auch nicht dazwischen... Irgendwann später erinnere ich ihn daran, dass sein Papa weit weg wohnt...
    In erster Linie jedoch möchte ich, dass es meinem Keks gut geht. Und wenn er in der Situation das Gefühl hat, dass mein Freund diese Rolle erfüllt, dann muss ich nicht mit meiner hochmoralischen Pflichterfüllungsrute ankommen und ihm erklären, dass er das doch bitte zu unterlassen hat, weil es...


    Wie soll ich das denn auch verhindern, wenn die anderen Kinder im Kindergarten zu meinem Kurzen sagen: "Dein Papa ist da und holt dich ab"... Muss ich da jetzt durch den kKindergarten laufen und allen Kindern Trennungsaufklärung geben?

    "Je schlimmer seine Lage ist, desto besser zeigt sich der gute Mensch" Bertolt Brecht

  • Warum willst du nicht nach Spanien, finde das sogar wichtig, dann hat sie eine richtige Papafigur vor sich - sie hat ja auch nen Papa auch wenn er nicht da ist, nimm ihr das nicht. Umso aelter sie wird umso mehr begreift sie ja auch

    Doch, ich will mit ihr nach Spanien. Hatte ich ja auch so geschrieben - allerdings wollte ich warten, bis sie älter ist. Jetzt, mit knapp 2,5 Jahren wollte ich mich eigentlich noch nicht in den Flieger schwingen - sondern lieber, wenn sie bißchen größer ist (viell. wenn sie 4 Jahre ist).

    Man kann in Kinder nichts hineinprügeln, aber vieles herausstreicheln. (Astrid Lindgren)


    Kinder erleben nichts so scharf und bitter wie Ungerechtigkeit. (Charles Dickens)



  • Lieben Dank für Eure Antworten.


    Jetzt verstehe ich ein wenig, warum sie so aufgeregt war.


    Das Kennenlernen zwischen ihr und ihrem Vater wird kommen aber zu einem späteren Zeitpunkt.


    Nicht dass er sein Kind nicht sehen dürfte, im Gegenteil. Aber er ist 2011 nach Spanien abgehauen, ohne auf Wiedersehen zu sagen. Zudem ist er chronisch pleite, so dass er nicht kommen kann.
    Ich habe ab Januar 2013 endlich wieder einen Job und werde dann auf Flug und Unterkunft sparen.


    Werde sicherlich berichten wie es gelaufen ist - obwohl das alles dauern wird.

    Man kann in Kinder nichts hineinprügeln, aber vieles herausstreicheln. (Astrid Lindgren)


    Kinder erleben nichts so scharf und bitter wie Ungerechtigkeit. (Charles Dickens)