Immer gleich zum Psychologen/Psychiater?

  • Wartezeit auf einen Termin beim Kinderpsychologen in meiner Gegend: 9 Monate. Das sagt mir, dass es entweder zu wenig davon gibt oder zu viele Kinder einen benötigen. Ich bin dann ehrlich gesagt an den 20 Seiten gescheitert, die ich im Vorfeld ausfüllen sollte, bevor es überhaupt einen Termin gab. Und eventuell hätte ich ihn auch schneller bekommen, wenn ich es ganz dringend gemacht hätte. Wobei in meinen Augen eine Überweisung vom Hausarzt mit Grund doch eigentlich schon genug Erklärung sein sollte.

  • Ja, das war/ist bei uns genauso. Ich denke, dass es fuer akute Probleme einfach eine Kinderpsychologen/Eltern-Hotline geben sollte (aber nicht so wie hier die parenting hotline, wo ein paar Studenten sich ein paar $ dazu verdienen, sondern eine Expertenhotline. Ich hab mich bloed telefoniert, als bei uns die Situation so schlimm war nach dem letzten Abgang des Vaters. Keiner wollte mir einen Termin geben (bzw. erst in 3 Monaten). Bis ich dann endlich ein GEspraech uebers Telefon "ergattern" konnte, was zumindest als erster Rettungsring gereicht hat.


    Ich glaube uebrigens nicht, dass "schnell" zum Kinderpsychologen gerannt wird, wenn es ein Problem mit dem Kind gibt. Das Ganze ist doch im realen Leben immer noch tabu Thema. Und die meisten wollen sich erstmal ganz ganz lange nicht eingestehen, dass sie es allein nicht mehr schaffen/oder alternativ das Kind ein Problem haben koennte (ADHS oder aehnliches). Denn jeder moechte doch eigentlich eine ganz normale Familie sein mit gesunder Mutter/Kind Beziehung und gesundem Kind. Wer gibt schon gern zu, dass er in Therapie ist (mitsamt Kind?). Der Weg zum Kinderpsychologen ist ganz sicher kein leichter. Ausserdem (weiss nicht, wie es in D ist): billig ist es auch nicht gerade.


    Und ich glaube ebenso, dass die ganz schnell dahinter blicken, wenn das Problem eigentlich bei den Eltern liegt. Und auf Umwegen kommen so auch die Eltern zu ihrer Therapie.

  • Es ging damals bei uns um Mobbing in der Schule. Gerne hätte ich da eine psychologische Unterstützung für meine Tochter gehabt, aber 9 Monate Wartezeit und der ganze Ausfüllkram, bei einem doch akuten Fall, machten die Sache nicht leichter. Ich habe dann das Gespräch mit der Schule gesucht und hatte Glück, dass ich hier auf Verständnis gestoßen bin. Es wurden Gespräche geführt mit der Klasse, als meine Tochter nicht mehr zur Schule gehen konnte. Hinterher haben alle Mitschüler eine Entschuldigungskarte unterschrieben. Und so ging es nochmal gut.


    Außerdem sagte uns damals die Kinderärztin: Meine Tochter wäre da kein Einzelfall. Leider.
    Ziemlich gemein, wenn sich alle gegen einen stellen.

  • Es ging damals bei uns um Mobbing in der Schule. Gerne hätte ich da eine psychologische Unterstützung für meine Tochter gehabt, aber 9 Monate Wartezeit und der ganze Ausfüllkram, bei einem doch akuten Fall, machten die Sache nicht leichter.


    Außerdem sagte uns damals die Kinderärztin: Meine Tochter wäre da kein Einzelfall. Leider.

    Mobbing in der Schule ist eines von vielen Problemen, mit denen Eltern überfordert sind. Klar gab es das früher auch schon - als wir noch zur Schule gingen.
    Aber nicht in dieser Häufigkeit und auch nicht in solchem Ausmaß wie heute.


    Ich habe in meiner gesamten Schullaufbahn nicht ein einziges Mal mitbekommen, dass ein Schüler/Schülerin in der Schule Amok gelaufen ist und Lehrer und Schüler getötet hat. Ob es Sinn macht, Waffengesetze zu verschärfen und Ballerspiele zu verbieten :frag ?
    Oder lieber genauer hinsehen und Eltern und Kinder ermutigen, sich frühzeitg Hilfe zu holen...?!


    Ich glaube auch nicht, dass Eltern, die sich überlegen mit ihrem Kind zum Arzt zu gehen, dieses da abgeben und sagen: "So, mein Kind ist kaputt, mach' es wieder ganz." Eltern, die sich Hilfe holen (egal, aus welcher Motivation), haben ein Problem, mit dem sie selber nicht mehr zurecht kommen. Das muss man sich erst mal eingestehen. Diese Eltern wollen etwas ändern. Ich denke nicht, dass sie sich an solch einem Punkt zurück lehnen und abwarten, bis Tabletten und Therapeuten alles wieder gerade gebogen haben.


    Und wenn sich bei dem ganzen Gedönse heraus stellt, dass es eben nicht die Kinder sind, die Hilfe benötigen, sondern die Eltern (weil sie eben nicht stark genug, gelassen genug, reflektiert genung, konsequent genug, selbstbewusst genug oder was auch immer sind...), dann ist auch das ein Ergebnis und man kann sie unterstützen.


    LG
    ww