Hallo liebe Mamis und Papis,
ich wende mich an euch, da ich meine persönliche Denkweise gerne mal von aussen betrachtet haben möchte. Vielleicht liege ich nämlich völlig falsch und mache mir unnötig einen Kopf. Vorallem die Meinung der alleinerziehenden Mamis fände ich hilfreich, da ich gerne auch die andere Seite sehen möchte. Vielleicht kann ich auch helfen, euch die Denkweise mancher Väter näherzubringen.
Kurzfassung
Ich bin 35 und habe einen 13 Jahre alten Sohn, der sich mit elf Jahren dazu entschloss aus dem Ausland zu mir zu ziehen. Ich änderte komplett mein Leben für ihn, er bekam ein eigenes Zimmer und ich meldete ihn in der Schule an. Drei Monate später kam plötzlich auch seine Mutter zurück nach Deutschland, meldete ihn nach weiteren Monaten ohne mein Einverständnis zu sich um (sie hatte zu diesem Zeitpunkt noch das alleinige Sorgerecht) und nahm sich eine Anwältin, um sich Unterhaltszahlungen zu sichern. Da unser Sohn jedoch trotzdem noch fast zu 50% bei mir "wohnt" (ich wasche Wäsche, koche, gebe ihm Taschengeld, lerne mit ihm, etc), halte ich ein Wechselmodell für angebracht. Ich zahle jedoch seit 01/2014 Unterhalt, weil ich einen Kleinkrieg über den Rücken des Kindes hinweg vermeiden möchte. Das geteilte Sorgerecht habe ich nach seinem Umzug zu ihr beantragt und bereits seitens des Familiengerichts erteilt bekommen. Nun wurde ich von Amtswegen aufgefordert mein Einkommen offenzulegen (bin selbständig). Dies habe ich gemacht und nun soll ich rückwirkend ab dem Zeitpunkt des Umzugs des Kindes zur Mutter nachzahlen. Das finde ich arg unfair und so hatte ich mir meinen Plan mit meinem Sohn nicht vorgestellt. Was mich am meisten ärgert ist die Aussage, wenn ich nicht zahle, dann darf er nicht mehr so oft zu mir... hier steht echt das Kindeswohl an erster Stelle.
Und hier die längere Geschichte:
Vor 13 Jahren ist aus einer Affäre unser Sohn entstanden. Ich wusste erst nicht, wie ich mich verhalten sollte, als sie mit der Schwangerschaft um die Ecke kam. Mit meinen damals 22 Jahren war ich nicht begeistert, als sie sich für das Kind entschied. Trotzdem beschloss meine Familie und ich ihr zu helfen (Unterkunft, Rat, Auto, Hilfe bei Bewerbungen, Job, etcpp.) Da ich aber gerade am Anfang des Studiums stand und sie einen sehr schlecht bezahlten Job hatte, fand ich den Zeitpunkt für ein Kind nicht sonderlich angebracht. Vorallem weil wir keine Beziehung hatten und es von meiner seite auch keine geben würde. Aber wann ist schon ein guter Zeitpunkt für ein Kind? Im nachhinein muss ich mich bei ihr bedanken. Ich denke nicht das ich sonst Papa geworden wäre und unser Sohn ist echt gut gelungen und ich liebe ihn über alles.
Sie kommt ursprünglich aus Portugal und wollte eigentlich zurück in ihre Heimat, entschied sich dann aber das Kind in Deutschland zu bekommen und mich als Papa in ihr Leben zu intergrieren. So entstand über die Jahre ein sehr guter Kontakt zu meinem Sohn. Sie versuchte jedoch viele Jahre immer wieder eine Beziehung mit mir anzufangen, die für mich aber nicht in Frage kam. Als unser Sohn fünf war, entschloss sie sich dann sehr kurzfristig hier alles abzubrechen. Binnen zwei Wochen packte sie ihre Sachen und ging mit unserem Sohn zurück nach Portugal.
Ich musste diese Entscheidung hinnehmen und damit ich den Kontakt zu ihm dennoch weiter aufrecht erhalten konnte, flog ich in den darauffolgenden Jahren sehr oft nach Portugal. Wenn wir uns nicht sehen konnten, telefonierten oder skype'ten wir regelmäßig. Mit acht Jahren traute er sich, auch ohne Begleitperson alleine zu mir zu fliegen. Von da an kam er regelmäßig während seiner portugiesischen Oster- und Sommerferien zu mir. Als er noch etwas älter wurde fragte er in den Ferien vermehrt, ob er nicht bei mir wohnen bleiben könne. Dies erzählte ich seiner Mutter, die damit natürlich erstmal nicht einverstanden war. Sein Wunsch nach Deutschland zurück zu kehren wurde jedes Jahr größer.
Im August 2012 stimmte seine Mutter dann von Portugal aus zu, dass er bei mir bleiben und hier die Schule besuchen durfte. Ich meldete ihn in einer integrierten Gesamtschule an, organisierte seine Versicherungen und alles was dazu gehört. Ich gab mein bisheriges Leben auf und so war ich von jetzt auf gleich nicht mehr Urlaubs-Papa, sondern Vater eines 12-jährigen Schulkindes, das die 6.Klasse besucht. Ich war mir meiner neuen Verantwortung bewußt: Er bekam bei mir ein eigenes Zimmer und meine Mutter nahm sich eine kleine Wohnung in meiner Nähe, um seine Versorgung vom Schulende am Mittag bis zu meiner Heimkehr nach Dienstschluss gegen 19.00 Uhr einschließlich der Hausaufgabenbetreuung zu gewährleisten. Es lief alles gut, er hat(te) eine Menge nachzuholen, denn er spricht zwar scheinbar perfekt Deutsch, aber er beherrscht weder Grammatik noch Ortographie, deswegen hat er mittlerweile zweimal pro Woche (Montag/Mittwoch) je zwei Stunden Nachhilfe und ich lerne mit ihm zusätzlich Dienstag-, Donnerstagabend und manchmal am Wochenende.
Wir hatten ein ziemlich geregeltes Leben mit einem sehr lernwilligen Kind, bis Ende Oktober 2012 seine Mutter beschloss, ebenfalls nach Deutschland zurück zu kehren, Von da an lief - erstmal - nichts mehr wie vorher. Nachdem sie zunächst von meiner Mutter in deren Wohnung aufgenommen wurde, torpedierte sie deren Nachmittagsbetreuung zunehmend, weil sie als Oma nichts zu sagen habe. Sie habe das Sorgerecht, und was ich, der Vater für richtig halte, habe keine Relevanz. Seit Mitte Februar 2013 durfte er nicht mehr zu meiner Mutter, die Nachmittagsbetreuung nach der Schule durch sie fiel aus und die Hausaufgaben wurden nicht mehr kontrolliert. Seine Mutter sagte, dass sie das alleine organisieren wollte, sie möchte auch nicht, dass er weiter zu der vertrauten Nachhilfelehrerin geht, bei der er früher war. Sie habe das Sorgerecht, sie könne das entscheiden.
Dass unser Sohn mich dann über Wochen über sein schulisches Abgleiten im Unklaren gelassen hat, war die Konsequenz dieses Konkurrenzgerangels. Er machte keine Hausaufgaben, lernte nicht für Klassenarbeiten. Das habe ich dann im Mai 2013 anläßlich eines Besuchs in der Schule von seiner Klassenlehrerin erfahren. Um einer unerfreulichen Diskussion mit mir auszuweichen, beschloss er, ab sofort, zu seiner Mutter zu ziehen. Diese etwas kopflose und spontane Entscheidung hat mich sehr überrollt. Ich sprach mit einer Pädagogin der hier ansässigen Familienberatungsstelle. Sie meinte, dass er u.a. wohl lieber bei seiner Mutter wohnen würde, da er dort mehr Freiheiten habe, was die schulische Kontrolle anginge. Bei mir hätte er Konsequenzen zu fürchten: mehr lernen, mehr Organisation, mehr Disziplin. Daher der Umzug. Natürlich liebt er seine Mama, er wohnt nicht nur bei ihr, weil er weniger lernen muss. Ich sagte ihm auch immer, das er gerne wohnen könne, wo er möchte. Nur unter diesen Umständen hielt ich es für unangebracht.
Im Mai 2013 hätte ich von seiner Mutter nämlich erwartet, dass sie ihm für die Zuflucht und den Umzug eine Abfuhr erteilt. Es wäre in diesem Moment meiner Meinung nach wichtig gewesen, dass er lernt das sein Handeln Konsequenzen hat. So lernt er nur, dass es sich auszahlt immer den Weg des geringsten Widerstands zu gehen. Seine Mutter und ich wollten die Situation besprechen, jedoch fühlte ich mich zu dem Zeitpunkt total überfahren, sodass ich erst einmal etwas Zeit vergehen lassen musste, um klare Gedanken fassen zu können und um keine schlechten Entscheidungen zu treffen. Sie hat ihn dann ohne mein Wissen und ohne meine Zustimmung umgemeldet. Zudem gab sie in der Schule an, dass ich kein Sorgerecht habe und ab diesem Zeitpunkt durfte kein Lehrer mehr mit mir über seinen Stand sprechen. Seine schulischen Leistungen fielen von Realschul-, auf ein schlechtes Hauptschulniveau.
Daraufhin beantragte ich das gemeinsame Sorgerecht beim Familiengericht, welches mir nach einer Verhanndlung zugesprochen wurde. In der folgenden Zeit verbesserte sich die Stimmung etwas zwischen seiner Mutter und mir, ich kümmerte mich wieder etwas mehr um schulische Belange, da sie ihm in Sachen Schule nicht richtig helfen kann und ihr dies auch bewusster wurde. Er pendelte frei zwischen Mama und Papa, was für jeden sehr angenehm war. Wenn sie arbeiten musste, übernahm ich gerne - und umgekehrt. Er blieb also nicht nur das typisch ausgemachte “Wochenende”, sondern manchmal wenn es sich ergab z.B. Donnerstag bis Montag. Manchmal ist er auch über eine Woche bei mir, dann wieder bei ihr. Je nachdem wie es eben passt. Dies finde ich sehr angenehm und es tut ihm gut, das merkt man ihm durch sein Verahlten an. Nur die Oma durfte nachwievor nicht helfen, seine Mutter möchte dies bis Heute nicht. Ich denke, das jede fremde Hilfe von ihr nicht gewollt ist. Von ihr kam einmal die Aussage, sie habe das alle Jahre alleine geschafft, ich solle das nun auch tun.