Huhuu, ich habe mal etwas darüber gelesen. Lässt man die üblichen Kommentare mal auf die Kernaussagen herunter brechen, ohne Emotionen, dann bleibt folgendes übrig.
Ihr seid getrennt. Ihr habt unterschiedliche Ansichten. Egal wo, ihr HABT wirklich verschiedene Sichtweisen und der Wunsch, der andere würde die Dinge mehr so erledigen, wie man es selber für richtig hält, den habt ihr beide und jeder will natürlich seine Sichtweise verstanden wissen, scheint sie doch die einzig richtige. Und jeder wird das wirklich begründen können. Also kannst du das schon mal abhaken. Der Vater eurer Kinder, dein Ex wird es immer so machen, wie er es für richtig hält und du ebenso. Ihr müsst das akzeptieren. Da du nicht für ihn handeln kannst, musst du akzeptieren, dass die Zeiten, wo du ihn eventuell umstimmen konntest, vorbei sind. Bis er für sich eine Entscheidung zum gemeinsamen Elternsein macht, können Jahre vergehen. Hier sind 8 Jahre verstrichen und es gibt mit der Mutter immer noch wenig gemeinsame Schnittstellen. Zu gross sind doch oft die unterschiedlichen Sichtweisen.
Hier hilft nur ganz klar zu filtern, was wichtig ist und worauf man mit etwas mehr wegatmen eingehen kann.
Viele Expartner gehen erstmal in die Richtung, dass der andere unfähig ist auch nur zu atmen. Muss man doch SEINEN Gefühlen Luft machen und irgendwie wäre es auch schön, wenn doch jeder sehen könnte, wie dämlich der andere ist. Das gibt einem so ein schönes Opfergefühl, man kann mit dem aufregen über Kleinigkeiten richtig Dampf ablassen und empfängt so Bestätigung und irgendwie auch eine Wertschätzung. Und diese Gefühle sind nach einer Trennung bekanntlich ganz schön im Keller. Und irgendwie muss auch jeder sehen, dass diese Beziehung nur scheitern könnte, der andere ist ja einfach ein unmöglicher Mensch und es reduziert ja auch den GEFÜHLTEN eigenen Anteil an der Trennung. Es ging ja gar nicht anders, bei so einem Alien.
Die wenigsten kommen ohne diese Phase aus, manche schaffen es, diese Phase nie zu verlassen. Normal ist es meiner Meinung nach, wenn sie stattfindet und sich irgendwie wieder auflöst.
Aber, das bedeutet immer, bei sich selber anzufangen und vor der eigenen Haustüre zu kehren.
Gut gemeinte Wesenszüge wie Organisationstalent, Durchsetzungsvermögen und Cleverness können dann ganz schnell zu Übergriffig, teamunfähig und manipulativ werden. Je nachdem, auf welcher Seite man steht.
War es früher toll, dass du alles organisiert hast, ist es heute fremdbestimmend und überrollend. Hat seine finanzielle Achtsamkeit früher verhindert, dass unnötige Käufe getätigt und somit eine stabile finanzielle Grundlage ermöglicht wurde, dann ist es heute knauserig und geizig. Gönnt den Kindern nix.
Nur weil jemand kein Geld ausgeben will, heisst das nicht, dass er seinen Kindern etwas Schlechtes will. Ihr definiert eure Fürsorge nun einfach unterschiedlich. Er legt mehr Wert auf Sparsamkeit und prüft jede Ausgabe doppelt. Du bist bereit, zugunsten der Kinder auch mal etwas mehr auszugeben. Ihr liebt eure Kinder beide gleich. Nur kommt diese Liebe anders zum Ausdruck.
Als Beispiel für sowas halte gerne ich wieder her. Mein Partner ist sehr sparsam, gab es doch durch die Ehe eine finanzielle, desaströse Lage. 10 Jahre Schuldenabbau und Gürtel so eng schnallen, dass man kaum atmen konnte. Er blieb mit all den Schulden nach der Trennung alleine und hat eine höhere 5-stellige Summe abbezahlt. Währenddessen konnte und wollte er nicht mit teuren, in seinen Augen, sinnlosen Ausgaben umgehen. Er hat genauso argumentiert wie dein Ex. Müssen es immer die teuren Dinge sein? Ist das wirklich nötig?
Auf das wesentliche runtergebrochen müssen es halt "nur" Schuhe an den Füßen und ein Ranzen auf dem Rücken sein. Nicht jeder kann es sich leisten 300/400 Euro für einen Ranzen auszugeben oder pro Schuhpaar 60 Euro auf den Tisch zu legen. Deswegen liebt man seine Kinder nicht weniger oder gönnt ihnen nix.
Und vor der Seite, dass er dich ausbezahlen muss, kann man schon von einer finanziellen Risikolage auf seiner Seite ausgehen. Ich weiss nicht wie eure finanzielle Lage ist, wieviele Rücklagen vorhanden sind, ich gehe mal vom Durchschnitt aus, solche Summen haben die wenigsten auf der Kante liegen. Dazu noch laufende Ausgaben, das kann ein wenig herausfordernd sein. Also wäre hier zumindest ein offenes Herz angesagt, diese Dinge ehrlich zu prüfen, bevor man Geiz und anderes unterstellt. Finanzieller Druck lässt einen hässlich reagieren. Er wird doch etwas zu tun haben, seinen Finanzen im Griff zu behalten und sieht, wie das Geld auf deiner Seite "rausfliegt " und dort anscheinend ebenfalls eine Geldausgabe in Form von Unterhalt entstehen wird.
Gleichzeitig wird er nicht sehen, wie sehr du um die Zukunft der Kinder besorgt bist, die Last als Mutter kann manchmal enorm sein und wird so oft übersehen. Das klassische Mental Load Ding. Falsche Schuhe heute, kaputte Füße später = Druck der Verantwortung als Elternteil. Falscher Ranzen heute = kaputter Rücken später, falsche Schule heute, keine Perspektive später...die Liste ist lang und viele (ich muss es leider mal so sagen) Männer haben da einfach keinen Blick für. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel, gerade hier im Forum, aber "draussen" gibt es doch zu häufig noch die klassische Aufteilung vom Geld ranschaffenden ( financial load) Papa und der alles organisierenden Mama ( mental load) .
Das wird auch nach einer Trennung nur schwer aufbrechen.
Ich weiss, eine Trennung ist hart, sich danach zu finden und zu definieren, als Eltern zu funktionieren noch viel schwerer. Aber es lohnt sich immer, den anderen erstmal wohlwollend zu hinterfragen. Ein objektives Brainstorming zu machen. Da erkennt man viel zu oft, dass eigene Gefühle kein guter Wegweiser sind. Und dann findet man Kompromisse. Erstmal ohne den Ex, hoffentlich bald mit ihm zusammen.
Schlag ihm also vor, dass es nicht der 300 Euro Ranzen sein muss, du aber der Gesundheit der Kinder zuliebe den 60 Euro Ranzen ablehnen musst...es müssen keine 60 EURO Schuhe sein vielleicht gehen die 30 Euro Schuhe von Deichmann auch...verstehst?
Also Blick weg von ihm und nur noch an dir arbeiten. Das ist alles was du tun kannst...