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Merkblatt für Eltern
in Verfahren nach § 1671 BGB (Sorgerecht)
und § 1684 BGB (Umgangsrecht)
beim Amtsgericht Bückeburg
Als Eltern eines gemeinsamen Kindes in einem Konflikt um das Sorgerecht oder
Umgangsrecht sind Sie zu einem gerichtlichen Anhörungstermin geladen worden.
In diesem Termin werden Sie persönlich angehört und erhalten die Möglichkeit, Ihre
Anliegen vorzubringen.
Ziel des kurzfristig anberaumten gerichtlichen Anhörungstermins ist es, zusammen
mit Ihnen, Ihren Rechtsbeiständen, dem zuständigen Jugendamtsmitarbeiter und
dem Gericht zu klären, worum es Ihnen als Kindeseltern konkret geht und Sie in der
Wahrnehmung Ihrer elterlichen Verantwortung zu stärken.
Zur Vorbereitung des Termins legen wir Ihnen die Lektüre der folgenden von
Kindern formulierten Bitten an Herz:
„Liebe Mama und lieber Papa ........
1. Vergesst nie: Ich bin das Kind von euch beiden. Ich habe jetzt zwar einen Elternteil,
bei dem ich hauptsächlich wohne und der die meiste Zeit für mich sorgt. Aber ich
brauche den anderen genauso.
2. Fragt mich nicht, wen ich von euch beiden lieber mag. Ich habe euch beide gleich
lieb. Macht den anderen also nicht schlecht vor mir. Denn das tut mir weh.
3. Helft mir, zu dem Elternteil, bei dem ich nicht ständig bin, Kontakt zu halten. Wählt
für mich seine Telefonnummer oder schreibt mir die Adresse auf einen Briefumschlag.
Helft mir zu Weihnachten oder zum Geburtstag ein schönes Geschenk für den anderen
zu basteln oder zu kaufen. Macht von den Fotos von mir immer einen Abzug für den
anderen mit.
4. Redet miteinander wie erwachsene Menschen. Aber redet. Und benutzt mich nicht
als Boten zwischen euch – besonders nicht für Botschaften, die den anderen traurig
oder wütend machen.
5. Seid nicht traurig, wenn ich zum anderen gehe. Der, von dem ich weggehe, soll
auch nicht denken, dass ich es in den nächsten Tagen schlecht haben werde. Am
liebsten würde ich ja immer bei euch beiden sein. Aber ich kann mich nicht in Stücke
reißen – nur weil ihr unsere Familie auseinandergerissen habt.
6. Plant nie etwas für die Zeit, die mir mit dem anderen Elternteil gehört. Ein Teil
meiner Zeit gehört meiner Mutter und mir und ein Teil meinem Vater und mir. Haltet
euch konsequent daran.
7. Seid nicht enttäuscht oder böse wenn ich beim anderen bin und mich nicht
melde. Ich habe jetzt 2 Zuhause. Die muss ich gut auseinanderhalten – sonst kenne ich
mich in meinem Leben überhaupt nicht mehr aus.
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8. Gebt mich nicht wie ein Paket vor der Haustüre des anderen ab. Bittet den anderen
für einen kurzen Moment rein und redet darüber, wie ihr mein schwieriges Leben
einfacher machen könnt. Wenn ich abgeholt oder gebracht werde, gibt es kurze
Momente, in denen ich euch beide habe. Zerstört das nicht dadurch, dass ihr euch
anödet oder zankt.
9. Lasst mich vom Kindergarten oder bei Freunden abholen, wenn ihr den Anblick
des anderen nicht ertragen könnt.
10. Streitet nicht vor mir. Seit wenigstens so höflich, wie ihr es zu anderen Menschen seid
und wie ihr es auch von mir verlangt.
11. Erzählt mir nichts von Dingen, die ich noch nicht verstehen kann. Sprecht darüber
mit anderen Erwachsenen, aber nicht mit mir.
12. Lasst mich meine Freunde zu beiden von euch mitbringen. Ich wünsche mir ja,
dass sie meine Mutter und meinen Vater kennen und toll finden.
13. Einigt euch fair übers Geld. Ich möchte nicht, dass einer von euch viel Geld hat und
der andere ganz wenig. Es soll euch beiden so gut gehen, dass ich es bei euch gleich
gemütlich habe.
14. Versucht nicht, mich um die Wette zu verwöhnen. Soviel Schokolade kann ich
nämlich gar nicht essen, wie ich euch lieb habe.
15. Sagt mir offen, wenn ihr mal mit dem Geld nicht klar kommt. Für mich ist Zeit
ohnehin viel wichtiger als Geld. Von einem lustigen gemeinsamen Spiel habe ich viel
mehr als von einem neuen Spielzeug.
16. Macht nicht immer „Action“ mit mir. Es muss nicht immer was Tolles oder Neues
sein, wenn ihr etwas mit mir unternehmt. Am schönsten ist es für mich, wenn wir
einfach fröhlich sind, spielen und ein bisschen Ruhe haben.
17. Lasst möglich viel in meinem Leben so, wie es vor der Trennung war. Das fängt
bei meinem Kinderzimmer an und hört auf bei kleinen Dingen, die ich ganz allein mit
meinem Vater oder meiner Mutter gemacht habe.
18. Seid lieb zu den anderen Großeltern – auch wenn sie bei eurer Trennung mehr zu
ihrem eigenen Kind gehalten haben. Ihr würdet doch auch zu mir halten, wenn es mir
schlecht ginge! Ich will nicht auch noch meine Großeltern verlieren.
19. Seid fair zu dem neuen Partner, den einer von euch findet oder schon gefunden
hat. Mit diesem Menschen muss ich mich auch arrangieren. Das kann ich besser, wenn
ihr euch nicht gegenseitig eifersüchtig belauert. Es wäre sowieso besser für mich wenn
ihr beide bald jemanden zum Liebhaben findet. Dann seid ihr nicht mehr so böse
aufeinander.
20. Seid optimistisch. Eure Ehe habt ihr nicht hingekriegt – aber lasst uns wenigstens die
Zeit danach gut hinbekommen. Geht mal alle Bitten an euch durch. Vielleicht redet ihr
miteinander darüber. Aber streitet nicht. Benutzt meine Bitten nicht dazu, dem anderen
vorzuwerfen, wie schlecht er zu mir war. Wenn ihr das macht, habt ihr nicht kapiert, wie
es mir jetzt geht und was ich brauche, um mich wohler zu fühlen.“
(Zitat aus http://www.ak-cochem.de) Stand: März 2005
Das solten sich alle getrennten Eltern zu Herzen nehemen!!!
Liebe Grüße