Hallo!
Ich möchte hier einfach mal meine Seele freischreiben. Bei uns läuft alles momentan schief. Ich habe eine Tochter (12) und einen Sohn (15). Und ich habe seit über 2 Jahren fette Probleme mit meinem Großen.
Angefangen hat es in der Schule. Er verweigert den Unterricht, geht zwar zur Schule aber arbeitet nicht mit. Macht keine hausaufgaben, die Lehrer beschweren sich über ihn, weil er respektlos und frech und vorlaut ist. Er stört den Unterricht. ich hatte viele Gespräche mit den Lehrern. Er hatte einige Suspendierungen, zig Tadel. Ich hab mit ihm zusammen die Mappe gepackt und kontrolliert, ob er in der Schule mitarbeitet. Aber nix hat genützt.
Auch zu hause ist er sehr respektlos zu mir. Er ist agressiv, wenn er etwas nicht bekommt oder wenn ich das Einhalten von Regeln verlange. Wir streiten sehr oft, sehr heftig. Ich habe versucht, mit ihm eine Familientherapie zu machen. Er ist dort abgehauen und meint, ihn machen nur alle dumm.
Kein Durchdringen mehr zu ihm. Ich hab alles versucht. Ich habe viel mit ihm geredet, er macht bei einem Projekt mit Sozialarbeitern mit. Aber er geht nur noch abwärts. Ich versuche ihn, selbstständiger machen zu lassen. Dinge selbst zu erledigen. Er wünscht sich mehr Freiraum, obwohl er eigentlich nur nach der Schule draußen bei der Clique ist. Mehr Freiraum geht schon gar nicht.
Mittlerweile trinkt er Alkohol und meint, das ist nicht schlimm. Er kam Freitag betrunken nach Hause und war sich keiner Schuld bewusst. Ich habe echt Angst um ihn. Mein Einfluss ist auf dem Nullpunkt.
Vor einem Jahr hatten wir hier schon krasse zeiten. Die Schule war drauf und dran, ihn runterzuschmeißen. Ich habe regen Kontakt mit meinem Exmann. Wir waren uns übereingekommen, dass unser Sohn nach Niedersachsen zu ihm zieht, wenn er sich hier nicht bessert. Wir gaben ihm noch eine Chance und es ging auch wieder einigermaßen.
Aber alles Lug und Trug. Die Lehrer haben mittlerweile aufgehört, mir Nachricht zu geben. Plötzlich, als ich eigentlich dachte, es ist besser geworden, wurde er wieder für eine Woche suspendiert und die Androhung gemacht zum Schulwechsel.
Noch vor den Sommerferien veranlasste ich selbst einen Schulwechsel. Neue Schule, neue Chance für ihn. Mein Sohn wollte diese Chance nutzen.
Noch dazu muss er die 8. Klasse wiederholen. Nun ... neue Schule, haben wir schon wieder eine Klassenkonferenz gehabt. Er wurde für eine Woche vom Unterricht suspendiert. Zu Hause ist es nicht mehr auszuhalten. Ich vermeide jede Konfrontation, weil es nur Zoff gibt. Ich weiß, dass das nicht gut geht. Aber ich erreiche nichts mehr. Wenn ich mit ihm Mathe üben will, dann ist er nur negativ eingestellt. Ich geb mir so Mühe und lerne selber noch seinen Stoff, damit ich ihn unterstützen kann beim Englisch z.B. Aber er will eigentlich nichts machen. Ich versuche immer wieder, ihn zu ermuntern und ihm gut zu zureden. Aber er blockt.
Er sagt, er will sich ja ändern. Aber er schafft es nicht. Und professionelle Hilfe lehnt er ab. Nur ... ich kann ihm hier nicht mehr weiterhelfen. Wenn er jetzt wieder von der Schule fliegt, dann gibt es nur noch eine Schule im Ort, an der er noch nicht war. Er hat nur noch dieses Jahr Schulpflicht und wenn er die Klasse nicht schafft, hat er keinen Abschluss.
Aber es geht nicht nur um die Schule. er sagt Sachen zu mir, die echt weh tun. Von "Verpiss dich" bis "Mach mich nicht dumm" .... das ganze Sortiment. Immer dann, wenn ich versuche, ihn wegen irgendwas zur Rede zu stellen oder wenn er eben nicht woanders schlafen darf oder was auch immer. Er rastet dann richtig aus, baut sich vor mir auf (ist ja mittlerweile größer als ich) und sagt "los, schlag mich doch". Aber ich will das nicht. Obwohl er mich so wütend macht und so dermaßen provoziert. Das ist so assimäßig, dass ich mich dafür schäme, mit ihm solche Konflikte zu haben.
Dann geht es mal wieder für ein paar Tage und ich denke, ach wie schön. Dann ist es plötzlich krasser als je zuvor. Als wenn er immer ein Stück mehr Respekt vor mir verliert. Ich habe immer versucht, meinen Kindern Werte vorzuleben, geregelte Tagesabläufe zu geben und ein ordentliches Zuhause. Nicht übertrieben, sondern so wie es zu Hause sein sollte. Warm, herzlich.
Da er diese Woche suspendiert worde, habe ich mich mit meinem Exmann dazu entschlossen, ihn zu ihm zu schicken für die Tage. Er soll versuchen, den Kopf freizukriegen und sich mit dem Gedanken mal anfreunden, bei Papa zu wohnen und versuchen, dort seinen Schulabschluss zu schaffen. Hier bei mir und mit der Clique geht er zugrunde.
Mein Exmann hat selbst eine Freundin und beide sind okay. Die Kinder fahren in den Ferien immer hin. Leider arbeiten beide in der Gastronomie, sodass die Besuche eher selten sind. Gestern habe ich dort angerufen und mein Sohn sagte mir, Mama ich zieh zu Papa. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich war erstaunt über diese Entscheidung, die er selbst getroffen hat. Ich war froh, dass er für sich überhaupt mal eine Entscheidung getroffen hat. Aber ich war auch verletzt, dass er sich für seinen Papa entschieden hat. Obwohl es unsere Idee war. Es lag immer alles in der Luft, aber jetzt ist es amtlich. Er zieht direkt in den Herbstferien dort hin. Sie waren schon in der Schule und haben es sich angeschaut.
Ich bin sehr traurig. Meine Tochter hat es auch schon über Schüller CC erfahren und geweint. Sie vermisst ihren Bruder jetzt schon und für sie bricht eine Welt zusammen. Ich muss jetzt stark sein und ihr zeigen, dass es so das Beste für ihn ist. Nur die Umstände sind für sie total Inferno! Wenn sie in den Ferien hinfährt, muss sie alleine mit dem Zug fahren. Dann haben sie sozusagen nicht mehr beide "ihr Kinderzimmer", sondern es ist das des Großen. Hier steht ein Zimmer leer und keiner ist mehr da, wenn ich wieder arbeiten gehe. Sie hat hier keinen mehr, mit dem sie rumblödeln kann - naja ich brauch da wohl nicht näher drauf eingehen. Jeder weiß ja selbst, wie das ist wenn Geschwister getrennt werden.
Ich hab so ein schlechtes Gewissen und könnte nur heulen. Dabei hab ich alles versucht, ihn so zu erziehen, dass es richtig ist. Ich hab bestimmt viel falsch gemacht. Und nun verliere ich hier meinen Großen. Und wisst ihr was, ich hab so Angst, wenn meine Kleine in die Pubertät kommt. ich hab so Angst, noch einmal zu versagen. Ich würde gerne weiterkämpfen bei meinem Sohn. Aber ich hab keine Kraft mehr und komme nicht mehr weiter.
In den Ferien kommt mein Exmann mit meinem Schwiegervater und da holen sie den Großen ab mit allen seinen Klamotten, seinem Fahrrad u.s.w. Ich weiß gar nicht, wie ich den Tag überstehen soll und die Zeit bis dahin.
Ich muss mich so zusammenreißen. Ich will ja meinem Sohn kein schlechtes Gewissen machen und ihn in seiner Entscheidung bestärken, dass es das Richtige ist. Ob ich das so cool hinbekomme, weiß ich nicht. Bin eher am Wasser gebaut.
Als ich gestern mit meinem Ex telefoniert habe, war es so komisch. Er erzählte, dass sie ihm dann erstmal das Zimmer hübsch einrichten, dann soll er seinen Angelschein machen und einen Mopedführerschein und was sie nicht alles vorhaben. Ich meine, ich hab ihn hier nicht verwöhnt, weil er sich gewisse Sachen auch verdienen muss. Es ist für mich sehr schwer, ihn wegzugeben und vor allem auch die Verantwortung an meine Schwiegerexfamilie zu überlassen. Ich hab jetzt nichts mehr zu sagen. Ich würde am liebsten allen eine kleine Anleitung mitgeben - ich hasse mich dafür!!! Hier bekam ich mit meiner Anleitung nix mehr auf die Reihe, also muss ich loslassen. Für meinen Ex freue ich mich. Es muss für ihn damals noch viel schlimmer gewesen sein, die Kinder bei mir zu lassen. Das ist wahrscheinlich die Retourekutsche dafür, dass ich gegangen bin. *Sarkasmus wieder aus
Entschuldigt, dass ich euch so einen Roman geschrieben habe. Tut mir leid, aber ich musste es einfach loswerden. Ich kann hier momentan mit keinem drüber reden, ohne zu heulen. Und das ist mir peinlich.
Vielleicht kann mich hier mal jemand ein bisschen aufmuntern oder es gibt jemanden, der ähnliches durchhat.
Liebe Grüße Herzblume