Hehe, du hast einen Englischlehrer vor dir...
Ich denke, du musst unterscheiden zwischen Vorschulkind, Grundschulkind und älteren Kindern.
Das Sprachfenster ist bis zum 9.-11. Lebensjahr weit offen. Danach lernt man eine Sprache nicht mehr akzentfrei. Dieser Fakt befürwortet natürlich einen recht frühen Kontakt zur Fremdsprache.
Aber: in jeder Altersstufe gilt eine andere Methodik. Einem Vorschulkind kannst du keine Grammatik mit Tafeln und Tabellen beibringen, ein älterer Schüler tut sich schwer, eine Fremdsprache ohne Grammatikübungen zu lernen. Letztere fördern auch das Sprachverständnis, darum lernen deutsche Schüler auch deutsche Grammatik.
Vor allem jüngere Kinder lernen am besten wie die eigene Muttersprache: vom Hören zum Sprechen, vom Lesen zum Schreiben (später). Daher ist bei ihnen das Vorbild wichtig - und das kann nur ein Muttersprachler sein. Die Kinder lernen hauptsächlich durch Nachahmen.
Ältere Lerner lernen eine Sprache und ihre Struktur. Sie müssen Struktur begreifen, damit sie es auf andere, neue Wendungen anwenden können. Darum auch die Grammatik. Das Begreifen der Strukturen ermöglicht ja auch ein schnelleres Lernen. Wird so eine Struktur nur indirekt vermittelt, etwa durch wiederholtes Vorsprechen, dauert es länger, bis sie begriffen und richtig angewendet wird. Überleg mal, wie lustig Kinder Verben manchmal beugen: Ich habe geesst statt Ich habe gegessen. Warum passiert das? Weil "essen" unregelmäßig ist - das weiß das Kind aber nicht. Es bildet erstmal alles regelmäßig. Logisch.
Der ältere Lernen bekommt aber gleich direkt vermittelt: hallo, pass auf, das und das Verb ist unregelmäßig, das musst du lernen. Nur mal jetzt so als Beispiel.
Das Lerntempo ist bei älteren also höher durch das Bewusstmachen sprachlicher Strukturen. Darauf baut Unterricht in der Schule auf.
Wenn Schüler sich nun besser schriftlich als mündlich ausdrücken können, liegt das m.E. an mehreren Faktoren:
1. das freie Sprechen wurde zu wenig im Unterricht gefördert - sowas ist abhängig vom Lehrer.
2. jeder Mensch hat eine angeborene Sprechhemmung, vor allem wenn es um sprachliche Unsicherheiten geht, die man in der Fremdsprache zwangsläufig hat. Das zu überwinden ist nicht so ganz einfach und geht am besten im Ausland ohne deutsche Kontakte.
3. Das Abitur bzw. auch die Prüfung in der 10. Klasse verlangt einen zusammenhängenden Text, eine gedankliche Ausführung zu einem vorgegebenen Thema. Daher wird das natürlich im Vorfeld trainiert, damit die Schüler ihren Abschluss schaffen.
Und jetzt habe ich mal wieder viel zu viel gepinselt - aber ich hoffe, du konntest mir folgen.