Gesundheitsfrage beim Umgang - wie würdet ihr damit umgehen?

  • Meine Kleine (2) muss derzeit noch eine Hüftschiene tragen, um zu vermeiden, dass die Hüfte wieder schlechter wird und sie mit 3 oder später operiert werden muss. Die Schiene muss noch bis mindestens zu ihrem 3. Geburtstag getragen werden. Ihr Vater weiß das auch als Information durch mich. Ich habe schon etliche Male gesagt, die Schiene ist rund um die Uhr zu tragen - DAMIT sie nicht irgendwann doch noch operiert werden muss. Das ist mir auch absolut wichtig, weil ich selbst früher keine ausreichende Behandlung erhalten habe und heute das Nachsehen habe, wahrscheinlich in ein paar Jahren deshalb auch ein künstliches Hüftgelenk bekomme, obwohl ich noch recht jung bin.


    Naja, Freitag kam die Kleine schon zu Hause an und hatte die Schiene völlig falsch angezogen. Damit konnte die Kleine gar nicht laufen und weinte, weil sie die Treppen nicht hochgehen konnte. Ich habe das dokumentiert. Am nächsten Tag habe ich anhand der Ersatzschiene noch einmal anschaulich erklärt, wie die Schiene anzubringen ist, wie eng sie befestigt werden muss etc. Ich denke, das ist jetzt auch klar. Am Nachmittag kam die Kleine auch mit korrekt angebrachter Schiene wieder nach Hause. Ich lobte das, weil nachgefragt wurde, weil ich ja auch nicht wie die ausschließlich gehässige Meckertante erscheinen möchte. Für mich hat die Sache mit der Schiene nur einfach extreme Priorität, da gibt es nichts.


    Ihr Vater sagte, das sei kein Probem mit der falsch angelegten Schiene gewesen, "weil sie sowieso am Vortag nicht viel gelaufen sei". Angeblich waren sie aber auf einem Indoor-Spielplatz, von daher kann ich mir nicht vorstellen, dass sie da nicht viel gelaufen ist.


    Es gibt für mich auch aus erzieherischen Gründen absolut keine Ausnahmen. Wenn es Ausnahmen gäbe, wäre es für die Kleine undurchschaubar, wann sie nun die Schiene ausziehen darf und wann nicht. Sie kommt ja auch toll mit der Schiene klar. Da gibt es normalerweise gar kein Gemecker.


    ABER: Gestern nach dem Umgang wollte meine Kleine nicht mehr einsehen, dass sie die Schiene tragen muss. Meine Freundin hat das auch mitbekommen, und sie kennt die Kleine wirklich gut, weil wir fast jeden Tag zusammenhängen. Solch ein Stress ist ungewöhnlich. Ich musste dann durchgreifen und hart sein. Es gab einen Kampf um die Schiene, aber am Ende zog sie sie dann an.


    Heute Morgen ging der Stress aber erneut los - sie wollte die Schiene nicht anziehen. Wieder in Streit ausgeartet, sie weinte, weil sie es nicht verstehen wollte, dass sie die Schiene anziehen muss. Normalerweise gibt es da keinen Stress.


    Jetzt befürchte ich, dass er während des Umgangs die Schiene nicht konsequent anzieht.


    Ich kenne das von der Eingewöhnung im Kindergarten. Dort hatten die Erzieherinnen anfangs wohl auch Mitleid, weil mein Kind eben die Schiene tragen muss, und dann wurde sie wohl auch mal abgelassen. Das wurde mir auch gesagt. Ich sagte dann aber, dass das nicht ginge, sie das durchsetzen müssen, denn es ist falsches Mitleid, wenn sie es bedauern, dass sie die Schiene tragen muss. Mitleid ist eher dann angesagt, wenn sie die Schiene NICHT trägt, denn dann laufen wir Gefahr, dass sie wahrscheinlicher operiert werden muss. Das wäre der Alptraum, denn ICH habe das bereits durch, habe die Hälfte meines Kleinkindalters im Krankenhaus verbringen müssen. Das will ich meiner Kleinen ersparen.


    Ich habe dem Vater heute streng ins Umgangsheft geschrieben, dass es aufgefallen ist, dass die Kleine sich weigert, die Schiene zu tragen, was sie sonst nicht macht, und dass er sie in jedem Fall angezogen lassen soll. Ich schrieb auch, wenn ich bemerke, dass dieses Problem immer wieder nach dem Umgang auftaucht, dann ist das ein Indiz für mich dafür, dass sie die Schiene bei ihm nicht konsequent trägt. Und dann muss ich etwas unternehmen.


    Ich habe aber nichts Konkretes angedroht. Ichhielt es aber für angebracht, insofern ins Gewissen zu reden.


    Aber was würdet ihr darüberhinaus machen, wenn ihr vor diesem Problem stündet?


    Ich kann ihm bisher auch nicht beweisen, dass er die Schiene beim Umgang abzieht, aber vielleicht reicht es auch, wenn ich ihm jetzt noch einmal so deutlich gesagt habe, was ich denke, damit er sich an die Behandlungsanweisung hält.


    Wenn aber nicht: Wie würdet ihr vorgehen? Oder würdet ihr kein Fass aufmachen und euch sagen - es ist im Zweifel nur ein Wochenende ohne Schiene im Monat, das nehme ich in Kauf?


    :(


    Ich bin ja derzeit ECHT froh, dass der Umgang einfach nur läuft, und ich will mir keine Gedanken mehr darüber machen müssen, ob es so gut oder schlecht ist. Ich will einfach nur noch, dass es jetzt laufen kann. Aber mir macht die Sache mit der Schiene schon meine Gedanken. Bitte nicht auf mich einschlagen. Wenn ihr meint, ich soll die Augen zumachen, dann werde ich es wohl schweren Herzens tun. Ich finde es nur auch unfair uns gegenüber, weil wir dann nach dem Umgang zu Hause den bitteren Streit miteinander über die Schiene haben, obwohl es sonst sehr gut läuft und das kein Konfliktpunkt ist. Ich verstehe das auch als nachhaltige Intervention seinerseits in meine sicherlich in dem Punkt angesagte Erziehung.

    3 Mal editiert, zuletzt von WatchaSay ()

  • du kannst nicht viel beweisen, das ist dein problem - ich würde aber weiterhin unermüdlich bleiben und das immer und uímmer wieder anbringen, aber eben dezent und nicht oberlehrerhaft.
    bei deiner kleinen kannst du nur sagen es gibt "papa-regeln" und es gibt "mama-regeln", wenn papa das so macht, dann ist es seine entscheidung bei dir ist es so und in diesem punkt gibt es nichts zu diskutieren - wenn das ne 2jährige versteht ok, zumindest meine haben das drauf, dass es bei mir keine filme ab 12 bzw16 gibt...;-)

  • Ich habe dem Vater heute streng ins Umgangsheft geschrieben, dass es aufgefallen ist, dass die Kleine sich weigert, die Schiene zu tragen, was sie sonst nicht macht,


    Das finde ich gut.



    Ich schrieb auch, wenn ich bemerke, dass dieses Problem immer wieder nach dem Umgang auftaucht, dann ist das ein Indiz für mich dafür, dass sie die Schiene bei ihm nicht konsequent trägt. Und dann muss ich etwas unternehmen.


    Das finde ich weniger gut, weil unterschwellige Unterstellungen und Drohungen leicht ins Gegenteil umschlagen.


    Vielleicht kann der Papa mal mit zum behandelnden Arzt und sich selber beraten lassen? Das ist eventuell eindrucksvoller als "Anweisungen" von der EX, so berechtigt sie auch sein mögen.

  • Hallo Du,


    eigentl. schreibst du ja schon selbst, dass du jetzt kein neues Fass aufmachen willst und alles soweit erstmal läuft.
    Andererseits kann man seine sorgen über die Gesundheit des Kindes auch nicht so einfach abstellen.


    Meine Tochter hat Skliose und trägt ein Korsett, tut sie es ein paar Tage nicht, läuft sie Gefahr irreperable Schäden an d. Wirbelsäule zu haben und sie müsste operativ versteift werden.
    Dennoch erkläre ich ruhig und sachlich b. der Übergabe was los ist und wie notwendig das Tragen ist.
    Ob sie das Korsett dann dort trägt weiß ich nicht...aber:


    Ich weiß dass ich je mehr ich versuche beim Ex Kontrolle auszuüben, desto weniger Vertrauen wird mir von ihm entgegengebracht.
    Und nach deiner Schilderung klang das (zumindest für mich) sehr nach Kontrolle, was der KV darf und was nicht.


    Wichtige Sätze für den KV deines Kindes sind vllt.:
    "Ich bin mir sicher, dass du das ganz prima mit den Schienen hinbekommst und es tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe (im heft). ich mache mir nur solche Sorgen, wenn sie die Schienen nicht trägt, bzw. tragen will. Hast du vielleicht eine Idee wie man sie motivieren könnte?"


    Kannst du dir sowas vorstellen mal zu deinem Ex zu sagen? Auch wenn nur eine unwirsche Antwort kommt?



    LG Tinchen

    Liebe Grüße Tinchen

    "Sacrificium Intellectus!"
    :-)
    "Ama et fac quod vis!"

  • Vielleicht kann der Papa mal mit zum behandelnden Arzt und sich selber beraten lassen? Das ist eventuell eindrucksvoller als "Anweisungen" von der EX, so berechtigt sie auch sein mögen.


    Den gemeinsamen Arztbesuch habe ich ihm schon angeboten, damit er dort alle seine Fragen loswerden kann, aber er kommt einfach nicht mit. Er hat aber auch Arztberichte in Kopie bekommen. Normalerweise sollte das eindrucksvoll genug sein. Er sagt aber, er habe mit ANDEREN Ärzten gesprochen, die meinen, man könne die Schiene auch absetzen. Das hat er mir sogar per Email geschrieben. Mich selbst interessieren aber keine Ärzte, die nicht unser Kind behandeln. Wir sind in der deutschlandweit für Orthopädie besten Uniklinik in Behandlung - ich glaube, auf deren Ansage kann ich mich verlassen.

  • es gibt "papa-regeln" und es gibt "mama-regeln"


    Genau das müssen alle Beteilligten lernen. Du wirst nie wissen (können und wollen) und nie beeinflussen können was beim anderen Elternteil passiert, nicht passiert oder geht bzw. nicht geht.
    Akzeptiere das und konzentriere Dich auf die Zeit und die Ereignisse die Du in Deinem Bereich stattfinden.


    ... so schwer es auch ist manche Sachen einfach zu schlucken ....

  • Wichtige Sätze für den KV deines Kindes sind vllt.:
    "Ich bin mir sicher, dass du das ganz prima mit den Schienen hinbekommst und es tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe (im heft). ich mache mir nur solche Sorgen, wenn sie die Schienen nicht trägt, bzw. tragen will. Hast du vielleicht eine Idee wie man sie motivieren könnte?"


    Kannst du dir sowas vorstellen mal zu deinem Ex zu sagen? Auch wenn nur eine unwirsche Antwort kommt?


    Ja, das kann ich ihm so sagen, aber das klingt so, als ob ich mir sicher bin, DASS er wirklich die Schiene nicht anzieht. Und er wird dann sagen - natürlich zieht er die Schiene an. Ich denke, wenn ich ihr Verhalten beschriebe und erkläre, dass mir das zu denken gibt darüber, ob er die Schiene wirklich anzieht, dann klingt es WENIGER nach Unterstellung. Er kann sich dann aber Gedanken darüber machen, ob er sich tatsächlich korrekt verhält. Und er weiß auch, dass man es ihr anmerken kann, wenn er die Schiene NICHT anzieht.


    Den Satz "Hast du vielleicht eine Idee wie man sie motivieren könnte?" würde ich zumindest nicht sagen. Aber wenn er heute sauer zurückkommt, schreibe ich ihm etwas Vergleichbares für das nächste Umgangswochenende rein.

  • Ich denke, Du kannst nicht allzu viel machen. Sprich ganz vernünftig und sachlich mit ihm darüber und versuch Deinem Ex die Wichtigkeit der Schiene klarzumachen. Mehr kannst Du nicht machen. Du hast ja nicht den Beweis dafür, dass er sie ihr nicht anzieht.


    Die Schienen-Kinder haben eine extreme Antenne dafür, wer hinter der Behandlung steht oder nicht. Sie wissen genau, wo es sich "lohnt" Geschrei zu machen. Dabei muss Dein Ex ihr noch nicht einmal die Schiene ausgezogen haben. Es reicht, dass er die Kleine (unbewusst) bemitleidet hat un sie nun nach dem Umgang bei Dir auch Mitleid einfordert, weil ihr ihr eigener Nachteil am Umgangswochenende vielleicht bewusst geworden ist.


    Tu es für Dein Kind! Die konsequente Behandlung ist total wichtig. Am Ende wird Deine Tochter vielleicht nie im Leben mit der Hüfte Probleme haben. Ich war total happy, als damals der Orthopäde zu mir gesagt hat "Hüfte ist nun in Ordnung, weitere Kontrollen nicht mehr nötig!" Seither ist diese harte Zeit vergessen, sie war allerdings auch einiges jünger.


    Bei mir gab es früher solche Untersuchungen nicht und wenn ich viel gelatscht bin, dann habe ich jetzt schon mit knapp 37 Hüftschmerzen.


    Also Augen zu und durch! Und wenn Du keine konkreten Beweise hast, dass Dein Ex die Hüftschiene nicht anzieht, dann einfach tieef durchatmen und darauf vertrauen, dass er vernünftig ist. Erst wenn Du konkret weißt, dass er sie auszieht, dann würde ich das gemeinsame Gespräch beim Orthopäden mit ihm suchen!


    Ich drück dir die Daumen, dass es schnell vorbei geht und Deine Flitzemaus sich uneingeschränkt bewegen darf!

    Meeresstern


    Ich weiss nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.
    Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.

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  • auch ich weiss was eine zu spät erkannte Hüftluxation oder vergleichbares bedeutet.
    Auch wenn es sehr viel Kraftaufwand bedeutet, weise den Vater immer wieder darauf hin die Schiene dauerhaft anzulegen.
    Ein Satz fiel mir bei Deinem Ersteintrag auf, dass sich Töchterchen nach Umgang gegen die Schiene wehrte.
    Erst wenn dies häufiger nach Besuch beim Kindesvater auftritt kannst Du davon ausgehen, dass dort die Schiene nicht regelmässig getragen wurde.

  • Erst wenn dies häufiger nach Besuch beim Kindesvater auftritt kannst Du davon ausgehen, dass dort die Schiene nicht regelmässig getragen wurde.


    Ja, das muss ich beobachten, aber ich hatte es für heute trotzdem schon ins Umgangsheft geschrieben - auch auf die Gefahr hin, dass ich ihn falsch verdächtige. Er hat darauf nichts geantwortet, war aber bei der Rückkehr wieder ziemlich geladen und lenkte auf ihre leichte Erkältung ab, meinte, ich hätte besser für 5 Std. Umgang Medikamente mitgeben sollen. Woraufhin ich sagte, dass ich bei einer leichten Erkältung nicht möchte, dass sie ständig Medis bekommt. Sie hat vor dem Umgang welche bekommen, damit Kind und Vater möglichst wenig durch die Erkältung beim Umgang belastet sind, aber mehr war auch nicht nötig.


    Weiß nicht, ob ich daraus etwas ablesen kann, aber auch meine Freundin hatte den Eindruck, dass er mit seinem Pochen auf Medikamente von der Schiene ablenken wollte. Jedenfalls war die Kleine der Schiene gegenüber heute Abend nicht so ablehnend eingestellt wie gestern und heute Morgen. Es gab keine Zicken, und sie versuchte die Schiene nicht wieder selbst auszuziehen.


    Ich muss es beobachten, aber ich gehe fast davon aus, dass die Nachricht von heute bei ihm angekommen ist.


    Wie auch immer - die Hauptsache, er lässt in jedem Fall die Schiene dran.