Liebe Tilla,
dein Bericht macht mich sehr betroffen, da ich vieles von dem in ähnlicher Weise, als Kind, selber mit erleben musste.
Deswegen möchte ich dir, aus der Sicht, eines heute erwachsenen Kindes folgendes schreiben.
Ganz enden wird es vielleicht nie.
Man kann nur lernen, damit best möglich umzugehen, ohne dass es das weitere neue Leben all zu sehr beeinflusst.
Ganz ablegen wird man es wohl nie können.
Ich würde dir raten, eine Therapie zu machen, ebenso deine Kinder.
Du bist sicher eine starke Frau, doch denke ich, dass ihr nur mit professioneller Hilfe alles Erlebte aufarbeiten könnt.
Meine Mutter hat sich damals ganz alleine durchgekämpft, vllt. weil sie zu stolz war Hilfen anzunehmen. Sie hatte uns Kinder, eine Rolle in der sie ganz aufgegangen ist, doch wir wurden älter, nach und nach flügge und dann als sie niemanden mehr zu Umsorgen hatte, wurde sie von der Vergangenheit eingeholt.
Sie hatte ja nun ganz viel Zeit, der Körper, ihre Seele forderten nun endlich Aufmerksamkeit ein.
Aus der Frau, die ich immer bewundert habe, wurde ein kleines labiles Persönchen.
Hilfe hat sie erst angenommen, als sie tief in einer Depression steckte und weder ein noch aus wusste.
Auch wir Kinder, die inzwischen alle erwachsen sind, haben jeder ihr Päckchen zu tragen.
Damals hat man sich keine Gedanken gemacht, wir hatten eine Mama die versucht hat alles aufzufangen, die immer da war wenn es brannte, es schien selbstverständlich das sie für uns gekämpft hat.
Wir haben erfolgreich gelernt alle Bilder zu verdrängen, denn jetzt ist es ja anders.
Aus heutiger Sicht würde ich sagen, es wäre besser gewesen, wenn wir eine Therapie gemacht hätten.
Um einmal alles aufzuarbeiten, damit man es beruhigt irgendwo hin ablegen kann.
Bei mir kam alles erst als junger Erwachsener so richtig zum Vorschein, Angstträume, Panik, Herzrasen ect.
Ich denke du bist eine starke Frau, du hast gekämpft und tust es noch immer!
Bleib weiterhin so standhaft, es bedarf vieler kleiner Schritte, um vorwärts zu kommen.
Steck dir Ziele die auch zu erreichen sind und lass dich nicht von Rückschlägen, von deinem/ eurem Weg abbringen.
Ein erster Schritt, der dafür notwendig ist, sollte sein, dass du ihm nicht mehr die Möglichkeit gibst seine Macht auszuspielen.
Überlasse ihm nicht mehr Führung, sondern schubse ihn von seinem Thron, indem du nicht nur reagierst.
Versuche möglichst ihm auf gleicher Augenhöhe zu begegnen und nicht mehr sein Duckmäuschen zu sein.
"Weglaufen" halte ich aber nicht für den richtigen Weg, denn wenn er Euch finden will, dann wird er das auch tun, egal wie viel Entfernung du zwischen euch gebracht hast.
Ich wünsche euch ganz viel Kraft, sowie die richtigen Hilfen zur richtigen Zeit, vorallem aber eine ganze Menge Mut...
Cera