Hallo Mila!
Achtung, wird vermutlich ein längerer Text:
Ich begleite professionell seit Jahren u.a. solche Vater-Kind-Umgänge und kann dir daher sagen, dass da die Regelungen ganz unterschiedlich sind. Von den angesprochenen 3-4 mal bis hin zu mehreren Jahren BU hab ich schon viel gemacht. Und auch von den Aktivitäten war ich immer extrem flexibel: Manche Väter sind wirklich unberechenbar - mit denen bleibe ich dann drinnen und die Zeit ist beschränkt - aber mit anderen bin ich jedesmal stundenlang draußen...Fahrradfahren im Sommer, Rodeln im Winter, Schwimmen, Entenfüttern am nächsten Teich... wozu die Kids halt Lust haben und in der Lage sind. Zwerge, wie dein Kleines sitzen mehr im Kinderwagen, klar...
Für die Papas schienen das immer entspannte Treffen zu sein mit einer Begleiterin irgendwo im Hintergrund, die bestenfalls mal helfend eingriff, wenn es gar nicht mehr ging oder das Kind sie sehr hartnäckig zum Mitspielen animierte, die aber ansonsten kaum anwesend erschien... dabei habe ich ziemlich genaue Protokolle geführt, konnte kritische Gespräche z.T. wörtlich wiedergeben (wichtig, wenn die Sache noch mal vor Gericht geht) bzw. bei Bedarf diese auch ziemlich schnell unterbrechen und beenden.
Und ja, einen angeordneten Umgang kann man auch unterbrechen und vom Gericht neu verhandeln lassen, wenn es angezeigt ist - Ich hab schon mehr Berichte in dieser Richtung verfasst... Ein Papa-Tochter-Kontakt wurde daraufhin mal ganz unterbunden, die anderen eingeschränkt und mit strengeren Auflagen versehen. Manchmal hab ich aber auch schon für mehr Zeit plädiert, wenn ersichtlich war, dass das Kind gern kommt und ihm der Kontakt zum Papa gut tut, die Mama aber blockt.
Wichtig ist, wenn du begleiteten Umgang möchtest, dass du auf keinen Fall beim Jugendamt oder vor Gericht über den Vater hetzt - egal, wie sehr recht du haben magst und wie doof, gefährlich oder sonstwie pädagogisch ungeeignet er sein mag. Ganz schnell wirst du sonst in die Schublade "Die-will-sich-an-ihrem-Ex-rächen" (oder sonst was in der Art!) reingepackt . So unangenehm - und manchmal auch ungerecht das scheinen mag - das ist gängige Praxis. Und wenn man bedenkt, wieviel richtigen Quatsch Richter und Sozialpädagogen in Ämtern (und in meinem Fall auch bei freien Trägern) sich anhören müssen, ist auch klar, dass die erst mal vorsichtig sind und versuchen, jedem sein Recht zukommen zu lassen.
Erzähle sachlich, was passiert ist, führe (in Zukunft) lückenloses Protokoll über besonders üble SMS oder bei vielen SMS auch über die Anzahl (Nennt man das auch Stalking? Egal, ist auf alle Fälle unzumutbare Belästigung!) oder notiere kurz den Inhalt schwieriger Telefongespräche oder von Vereinbarungen, die ihr vielleicht zwischendurch trefft...
Schreib auch auf, wie das Kind sich nach eventuellen Treffen verhält... Alles halt, was im Zusammenhang mit dem Vater steht - auch das Positive, damit es nicht heißen kann, du klaubst nur das raus, was dir nicht gefällt!
Nur nachvollziehbare Ereignisse sind als Argument tauglich. Emotionen haben in so einem Verfahren leider nicht sonderlich viel zu suchen. Je ruhiger (aber auch entschiedener!) du bleibst, desto ernster wirst du genommen.
Glaub mir, ich weiß hier nicht nur beruflich genau, wovon ich rede, sondern leider auch privat. Mein jüngstes Kind ist schon viel älter als dein Kleines, inzwischen 12 Jahre, aber der dazugehörende Papa ist dafür auch schon länger ziemlich gewalttätig und völlig unberechenbar.
Am kommenden Donnerstag steht ein von ihm angeleiertes Gerichtsverfahren zum Umgangsrecht an... am liebsten möchte ich ihn in die Wüste schicken und einen Elektrozaun drumrumziehen, damit er da auch bleibt (Gemein, ich weiß schon!)!
Hilft aber nichts... Ziemlich geduldig hab ich mich jetzt der Kinder zuliebe höchst pädagogisch wertvoll (Bericht vom Jugendamt stand schließlich an!) aufgeführt und sollte nun gute Karten haben, viel mitgestalten zu können...
Herzklopfen hab ich trotzdem jetzt schon ohne Ende und Durchfall aus purer Angst davor, ihm zu begegnen...
Alles Gute bei den kommenden Vatertreffen!
Emma