Ich kann das Gewissensproblem gut nachvollziehen. Ist bei mir auch so, aber da geht es um geringere Summen. Bei mir ist es kein Ehegattenunterhalt, sondern ein Kindesunterhalt, der - auf freiwilliger Basis - deutlich über Düsseldorfer Tabelle liegt. Jetzt würde mein Ex den Unterhalt gerne etwas kürzen, ich kann aber im Moment nicht darauf verzichten (bzw. ich würde sehr gerne, würde aber einen Umzug & Schulwechsel zur Folge haben und da sind wir uns einig, dass das im Moment nicht ideal wäre). Meine wirren Gedanken zum Thema:
Ich habe ihn verlassen. Er hat sich seitdem korrekt verhalten. Trotzdem zahlt er jetzt mehr als er müsste. Ich nehme diese Zahlungen im Moment gerne an und bitte ihn darüberhinaus auch öfter mal, diverse Rechnungen, die mit Aktivitäten unserer Tochter zu tun haben, zu übernehmen (Sport, Kleidung etc.). Mit meinem Gewissen vereinbare ich das so, dass ich lange Jahre beruflich kürzer getreten bin, um ihm den Rücken freizuhalten. Er hat ziemlich Karriere gemacht in der Zeit, ich habe in meinem familienfreundlichen Job verharrt und verlockende Angebote (vor allem aus dem Ausland) abgelehnt. Gäbe es unsere Tochter nicht bzw. wäre er derjenige gewesen, der beruflich kürzer tritt, wäre ich heute mit großer Wahrscheinlichkeit die Besserverdienende. Insofern finde ich es moralisch ok, dieses Geld von ihm anzunehmen, um den Lebensstandard unserer Tochter für den Moment zu halten.
Gleichzeitig sehe ich mich aber schon in der Pflicht, unsere Lebensumstände so zu verändern, dass wir auch ohne seine Zahlungen auskommen. Das heißt: Einen Job finden, in dem ich angemessen bezahlt werde ODER Umzug in eine günstigere Wohnung, Verzicht auf Auto etc. (wenn der Wechsel auf die weiterführende Schule ansteht). Ich möchte mich auf dem momentanen Status nicht ausruhen. Zum einen weil ich das für ihn doof fände (er hat wieder eine Partnerin mit Kind - Geld sitzt nicht mehr so locker), zum anderen moralisch (ich habe ein paar Jahre beruflich den kürzeren gezogen, finde es ok dass er dafür ebenfalls ein paar Jahre in den sauren Apfel beißt - aber nicht sein Leben lang) und last but not least weil ich den Anspruch an mich selber habe, für mich und mein Kind sorgen zu können. Ich würde mich tatsächlich besser fühlen, wenn ich auf dieses Geld nicht angewiesen wäre und glaube es wäre auch deutlich besser für uns als "Eltern-Team".
Weiß nicht ob dir das irgendwie weiterhilft...