"Wenn du groß bist, wohnst du hoffentlich weder bei Mama noch bei Papa, sondern mit deiner Frau zusammen." - Nimm solchen Randbemerkungen der Kids ruhig immer die Spitze und gehe ja nicht auf irgendeine Konfrontation der Eltern ein. Du weißt nicht, was der Vater gesagt hat. Und du weißt auch nicht, ob und wie der Vater das differenziert hat, aber beim Kind die Sache nur "schwarz-weiß" angekommen ist. Hinter solchen Kinderaussagen kann auch eine Angst stecken, die bei Trennungskindern immer latent vorhanden ist: Irgendwann "verliere" ich einen Elternteil. Darum macht es die Kinder stark, wenn du ihnen zusprichst, dass die Eltern - beide - "immer da" für sie sind. Und dass sich beide immer kümmern werden.
Ebenso kannst du davon ausgehen, dass die Kids dem Vater gegenüber genauso Sachen "kolportieren" , wie du sie von ihnen zu hören bekommst. Auch deine Aussagen werden sie in ein undifferenziertes "schwarz-weiß" übersetzen. Viel mehr schaffen Kids in dem Alter noch nicht. Und wir selbst ja auch nicht. Meinen Ärger über meine Ex kann ich nicht verstecken. Kinder haben dafür einen siebten Sinn. Da hilft nur, sich eine gleichmütige Lebensauffassung zuzulegen. Sonst färbt das ab.
Rechtfertige dich auch nicht. Jeder differenzierte Erklärungsversuch zeigt Kindern nur: Das ist ein Streitpunkt der Eltern. Kommt einer der Kids mit dem Haus an, dann löse die Situation vielleicht so auf: "Ach ja. Hat der Papa das so verstanden? Gut, dass du mir das gesagt hast! Soll ich da mit dem Papa mal drüber reden und ihm alles erklären? Das mach ich!" - Kinder fühlen sich oft als beauftragte Boten, bestimmte Nachrichten zu übermitteln. Selbst wenn die Eltern das nicht beauftragt haben (erst recht, wenn sie es beauftragen ...). Nimm ihnen die Last. Signalisiere ihnen, dass solche Gespräche "Elterngespräche" sind und von euch, von dir geführt werden. Das gibt den Kindern Luft zum Atmen.
Musst du den Kindern, die in der "Eltern-Verehrungsphase" stecken, das Heiligenbild eines Elternteils zerstören, fällt das immer auf dich zurück. "Mama macht keine Fehler. Papa macht keine Fehler." Davon sind Kids überzeugt in dem Alter. Zerstörst du diese Illusion, zerstörst du viel mehr als das "Vater-Bild" oder das "Mutter-Bild". Du nimmst den Kids ihr "Urgeborgenheitsgefühl".
Alles in allem heißt das: Lass die Dinge, die den Vater betreffen, nicht so emotional an dich heran. Das ist der schwerste Teil der "Lebenskür". Aber wenn es gelingt, dann bist du viele Schwierigkeiten los.
Darum: Geh nicht zu sehr übers Jugendamt. Und wenn, dann mache du Vorschläge, wie reagiert werden sollte.
Für die Kinder, die "zwischen die Eltern" geraten, gibt es in vielen Städten und Landkreisen sog. "Trennungsgruppen". Unter Anleitung eines Sozialpädagogen lernen Kinder, mit den Problemen der Trennung umzugehen und zu leben. Schau doch mal, ob das auch bei euch angeboten wird (Jugendamt weiß das im Normalfall. Wird häufig von Diakonie oder Caritas angeboten oder anderen freien Trägern. Das ist meist eine sehr hilfreiche Sache für die Kinder und hilft ihnen einen Weg zu finden, um sich nicht verantwortlich zu fühlen für den Mist, den die Eltern mit der Trennung gemacht haben.
Es ist eine schwierige Situation. Aber wenn es euch Eltern gelingen sollte, miteinander direkt zu kommunizieren und nicht die Kinder als Boten einzusetzen, wäre allen viel geholfen.