Beiträge von JayCee

    Mein Ex hat heute wieder einmal für einen Kopfschüttel- und hilflosen Lachanfall-Moment bei Tochter und mir gesorgt.


    Meine Tochter hat Ende September Geburtstag. Heute (Mitte November) kam die Geburtstagspost (abgestempelt 10.11., also auch nicht irgendwo bei der Post verlegt) bei ihr an. Eine große Karte mit vier ausgedruckten Urlaubsfotos. Und mit einem Text, der klingt, als hätte er vor, sich in den nächsten Tagen auf Nimmerwiedersehen in ein kleines südamerikanisches Land abzusetzen (z.B "... wir wünschen dir ein schönes Leben mit deiner Mutter, deiner Oma, deiner Tante und deinem Onkel... " und so weiter und so fort). Tochter hat die Karte gelesen, mich stirnrunzelnd angeschaut und gemeint: "Mama, ich glaube Papa und Next rauchen zu viele lustige Sachen". Dann hat sie mir das Ganze zu Lesen gegeben und uns ist nichts besseres eingefallen, als einfach herzlich zu lachen und uns auszumalen, was um Himmels Willen denn da los sein kann, dass sie den Brief jetzt erst losgeschickt haben und welche Umstände sie dazu veranlasst hat, einen Text mit einem so seltsamen Grundtenor zu schreiben. Und dann haben wir beschlossen, dass wir uns einfach gar nicht mehr wundern und akzeptieren, dass ihr Vater einfach noch seltsamer ist als wir beide es eh schon sind, und dass sie sich einfach freut, dass er überhaupt an sie gedacht hat.

    In unserer Schule gibt es vier Klassen pro Jahrgang. Die Klassenzimmer der Klassen sind um einen sogenannten Marktplatz angeordnet. In diesem Marktplatz finden sich alle möglichen Unterrichtsmaterialien - Schulbücher, Arbeitsblätter und z.B in der 5. Klasse auch Legosteine, weil damit das Bruchrechnen gelernt wurde. Außerdem gibt es mehrere Sitzgruppen, Sitzsäcke, Kissen und Matten. Neben dem Marktplatz gibt es auch noch einenstillen Raum, in dem nicht gesprochen werden darf. Neuer Stoff wird in kurzen Frontalphasen im Klassenzimmer vermittelt.

    Am Anfang der Woche bekommen die Kinder einen Wochenplan, auf dem alle Aufgaben, die während der Woche zu erledigen sind und ob es sich um Einzelaufgaben, Gruppenaufgaben oder Tabletaufgaben handelt (z.B. kurze Lehrfilme, Höraufgaben in Englisch oder eine Internetrecherche. Diese Aufgaben werden dann im Marktplatz oder im stillen Raum bearbeitet. Wann die Kinder welche Aufgabe und mit wem bearbeiten, ob sie dabei im Sitzsack flätzen, auf den Matten liegen oder klassisch am Tisch sitzen , ist ihnen selbst überlassen. Hilfestellung untereinander ist ausdrücklich erwünscht.

    Der Lehrer hat während der Freiarbeit die Gelegenheit, nicht verstanden Stoff noch einmal in kleinen Gruppen im Klassenzimmer zu erklären.

    Klar gab es am Anfang viel Chaos und Geschrei, vor allem, wenn alle vier Klassen gleichzeitig auf dem Marktplatz waren. Aber mittlerweile haben die Kinder gut gelernt, sich und ihre Zeit zu strukturieren, sich zu unterstützen und sich auch konzentrieren zu können, wenn es um sie herum mal nicht so leise ist.

    Wo sind die? Das ist kein Lehrer-Bashing; das interessiert mich wirklich. Ich weiß, dass viele Lehrer im derzeitigen Schulsystem genau so auf der Strecke bleiben, wie viele Schüler. Deshalb geht es auch, glaube ich, gar nicht so sehr darum, "das Kriegsbeil" zwischen diesen beiden zu begraben (wobei das natürlich wünschenswert ist, wo es eines gibt), sondern vielleicht darum, wie beide zusammen etwas gegen "den gemeinsamen Feind", eben dieses unsägliche System, tun können. Wobei da schon die Lehrer den größeren Hebel haben; solange es eine Schulpflicht gibt.

    Unsere Schule ist toll. Zugegeben, die Klassen könnten kleiner sein, aber woher die Lehrer nehmen, die dafür nötig sind? Ansonsten läuft sehr viel digital, das Lerninselkonzept finde ich fantastisch, es wird viel getan, um möglichst alle Schüler mitzunehmen. Das Lehrerteam ist relativ jung und den Schülern zugewandt (klar gibt es auch den einen oder anderen "Deppen", aber die gibt es ja überall...). Ich erlebe die LuL und SuS buchstäblich als Schulfamilie. Die Räume wurden in den letzten Jahren sukzessive renoviert und sind allesamt mit neuen Möbeln, Beamer, Lehrer-PC und Whiteboard ausgestattet. Meine Tochter fühlt sich dort sehr wohl und geht gerne hin.

    Meine Tochter hat mir davon erzählt, dass sie sich auf der Freizeit, auf der sie die Ferien über war, mit ihrer Gruppenleitung abends aus der Burg geschlichen haben und im Starnberger See schwimmen waren (🥶). Mein Kommentar dazu, ein scherzhaftes "Sodom und Gomorrha!" Meine Tochter, verständnislos: "Was haben denn Sauron und Gamora damit zu tun?"

    Zum Thema Jugendweihe kann ich nichts sagen, weil ich mich damit nicht auskenne. Zum Thema Freundinnen bei Familienfeiern: Für mich sind Freunde die "Herzensfamilie", also ist es für mich völlig in Ordnung, wenn meine Tochter ihre beste Freundin zu Familienfeiern mit einlädt.

    Das ist allerdings früher schon immer so verstanden worden und war in alten Kulturen eine Selbstverständlichkeit. Und ist auch in den überlieferten Schriften, ob es die griechische Literatur ist, die Bibel, die mittelalterliche Minneliteratur (um einigermassen hier bekannte zu nennen) entsprechend beschrieben und eine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit.


    Eine andere Sache ist jedoch, wie Geschlecht beschrieben wird. Da staune ich, wenn "der Mensch" jetzt nur noch den biologisch männlichen Zeitgenossen beschreiben soll. Das ist über Jahrhunderte, bis zum Germanischen zurück anders verstanden und gehandhabt worden.

    In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass das altgriechische Wort "andros" sowohl (nichtgöttlicher) Mann als auch Mensch bedeutet (was bei uns Mädels im Griechisch-Unterricht schon zu milder Empörung geführt hat), während "gynaika" einfach nur (Ehe)frau bedeutet. So ganz gleichgestellt waren die Geschlechter auch in der Sprache der Antike nicht wirklich.

    Dass ein junges Mädchen sich aber solcher Witz-Pronomen bedient finde ich sehr befremdlich. Wenn nicht sogar blödsinnig.

    Meine Tochter verwendet das Pronomen, seitdem sie beim letzten Unterwasserrugby-Turnier ein Kind kennengelernt hat, das gerne mit "them" angesprochen werden wollte. Das Kind ist phänotypisch ein Mädchen, fühlt sich jedoch als Junge, ist aber noch zu jung für eine Umwandlung. Empfindet sich also weder als Mädchen, noch als Junge. Deswegen momentan "them". Die Kids haben das respektiert und in ihren Sprachgebrauch übernommen. Finde ich vollkommen in Ordnung.

    Ich bin Grad so stolz auf meine Tochter, dass ich platzen könnte. Heute in der Pause saß sie mit ihrer Crew, zu der auch ein homosexuelles Mädchen gehört, zusammen, als sich neben ihnen ein paar ältere Jungs darüber ausgelassen haben, wie scheixxe sie es fänden, wenn sie auf der Klassenfahrt mit einem "Schwuchtel"im Zimmer schlafen mussten, und auf welche Art und Weise sie dagegen vorgehen würden. Wie die halbstarken Jungs halt so sind, haben sie sich immer mehr mit Ideen übertroffen, und die Freundin meiner Tochter ist immer kleiner geworden und hat sich immer unwohler gefühlt. Irgendwann ist meiner Tochter der Kragen geplatzt und sie ist rübergegangen und hat die Jungs so dermaßen zur Schnecke gemacht, dass das jeder empfinden darf und sein darf, was und wie er/sie/them sein möchte, solange es keinem anderen schadet, dass Liebe viele Gesichter hat und dass sie mal früber nachdenken sollen, wie sie sich fühlen würden, wenn irgendwelche Hohlbirnen sich derartig über sie und ihre Gefühle auslassen würden.


    Die Jungs haben wohl erstmal ziemlich blöd aus der Wäsche geguckt, sind dann nach kurzer Beratung zu den Mädels rüber und haben sich entschuldigt, weil sie einfach nicht nachgedacht hätten und sie eingesehen haben, dass das eine total arschige Nummer war.


    Ich bin wirklich absolut stolz und beeindruckt über die Zivilcourage, die meine Tochter da an den Tag gelegt hat und hoffe, dass sie sich die bewahrt.

    Ich habe schon vor 2 Jahren den Perso für meine Tochter geholt und bin heilfroh, dass der "hält", bis sie 18 ist. Auch, wenn ich das Recht hatte, Ausweisdokumente ohne zweite Unterschrift zu bekommen, war es immer ein Kampf, das auch durchzusetzen. Ich bin wirklich sehr glücklich, dass ich diesen Kampf vorraussichtlich nicht mehr kämpfen muss

    Ich habe meiner Tochter gerade erzählt, dass ich im Weihnachtskonzert ein Duett mit ihrer ehemaligen Lehrerin singe - “Panis Angelicus". Mein Kind schaut mich total entsetzt an, ich verwirrt zurück.


    Ich: "Was denn?“

    Sie: (zwischen Entsetzen und Unglauben) "Ihr singt an WEIHNACHTEN (!!!) auf dem KONZERT (!!!) "Anus Angelicus"???? Ihr seid ja krass drauf!!!"


    Wir lachen immernoch, und irgendwie hab ich jetzt Kopfkino. Und ich hoffe, dass ich es bald wieder schaffe, das Lied mit der angemessenen Ernsthaftigkeit und Würde vorzutragen.

    Meine Tochter hat heute ihren ersten Arbeitstag... in der Schule. 3 Stunden/Woche für 9€/Stunde arbeitet sie in der OGS als Betreuerin für die 5./6.-Klässler. Ihre Lehrerin ist Ende letzten Schuljahres auf sie zugekommen und hat sie gefragt, ob sie das nicht machen wolle, weil sie mit den "Kleinen" so gut umgehen könne und so verantwortungsbewusst sei. Mein Kind, das vor 4 Jahren von den Lehrerinnen in der Grundschule noch als sozial inkompatibel, schwer erziehbar und weiß der Kuckuck was sonst noch bezeichnet wurde. Ich bin so stolz auf sie.





    (Und ein bisschen auch auf mich, weil ich nicht versucht habe, sie zu verbiegen, damit sie ins System passt, sondern sie darin bestärkt habe, sie selbst zu bleiben, weil sie in meinen Augen genau richtig war und ist)

    So, heute nun war es so weit... meinen Kolleg(inn)en ist bei der wöchentlichen Besprechung mitgeteilt worden, dass ich ab 1.10. nicht mehr im Labor arbeite, sondern ins QM-Team wechsle. Soweit ist alles safe, die Stelle ist offiziell ausgeschrieben worden, ich habe mich darauf beworben und mein Chef hat sich für mich "entschieden", der Betriebsrat hat alles abgesegnet und die Personalabteilung bereitet den Schriftkram für die Versetzung vor. Noch 4 Nachtdienste, 2 Wochenenden und 4 Spätdienste, dann bin ich die Schichterei los. Das ist wirklich ein schönes Gefühl.

    Danke, Stern, für die Idee


    Liebe Scary, ich bin in Gedanken auch bei Dir. Ich tu mich gerade sehr schwer, meinen Alltag mit allen seinen kleinen Problemchen einfach weiter zu leben, während ich im Hinterkopf habe, mit was Du Dich im Moment befassen musst. Leider kann ich aus der Ferne nicht viel tun, Dir nur sagen, dass Du nicht allein bist, dass Du - auch wenn wir uns eigentlich nicht kennen - in meinen Gedanken bist.

    Die Mama hat mich eingeschlossen alleine zuhause weil sie Geld holen musste.

    Wir hatten eine ähnliche Situation, als meine Tochter noch klein war (3 Jahre). Wenn sie abends schon geschlafen hat, musste ich immer nochmal mit dem Hund raus (5-10 Minuten). Das habe ich ihr immer schon am Abend gesagt, wir haben die Kurzwahl auf mein Handy und zur Oma geübt, sie kannte die Runde, die ich gehe. Sie hatte damit nie ein Problem. Eingesperrt habe ich sie allerdings nie. Die Dame vom Jugendamt, mit der ich damals in Kontakt war, meinte, das sei zwar kein Idealzustand, aber sie verstehe, dass man alleine mit Kind hält manchmal auch nicht ganz optimale Lösungen finden muss.