Hallo Harmonie,
Meine große Tochter nimmt seit der 4.Klasse Medikinet und ist inzwischen in der 8. Klasse, auffällig war sie ab der 1.Klasse.
Wir - damals noch 'wir' - hatten uns damals lange lange Zeit gesträubt, Medikamente zu geben und vieles über eine Umstellung in der Erziehung, mehr Struktur im Zuhause und im Kinderzimmer, mehr Sport, gesündere Ernährung versucht.
Tatsächlich hat das alles zusammen (+100% Aufmerksamkeit auf die Große), eine tolle Verbesserung bewirkt. Zusätzlich haben wir Nahrungsergänzungmittel (Concentrix bzw. Esprico) gegeben.
Sowohl schulisch als auch persönlich ging´s bergauf; es wurde immer besser...
Bis... hmmm... ja:
-bis unsere Kleine anfing sich genauso zu benehmen wie die Große, weil keine(!!) Zeit mehr für sie da war
-bis wie festgestellt haben, dass wir keine (!!) Zeit mehr hatten, uns mal zu unterhalten oder Freunde einzuladen, was zu renovieren oder, oder, oder...
-bis eine Art 'Gewöhnungseffekt' bei ihr eingetreten ist und und wir unsere Aufmerksamkeit noch mehr hochschrauben hätten müssen - auf 120%? - um das gleiche 'Leistungslevel' bei ihr zu erreichen
-bis sie - trotz unserer Bemühungen - an der Schule wirklich verzweifelt ist und sich selbst nur noch als unfähig, dumm und unnütz empfunden hat
-bis sie einen vollen Nachmittag lang - trotz strukturiertem Kinderzimmer und Packliste - es nicht geschafft hat, sich soweit zu konzentrieren um 10 Sachen für eine Übernachtung zu packen und dann verzweifelt heulend zusammengebrochen ist
Dann erst waren wir soweit, einer medikamentösen Behandlung zuzustimmen.
Und : die Behandlung hilft. Sie nimmt Medikinet Retard 20mg; inzwischen nur noch unter der Woche und außerhalb der Ferien.
Seitdem ist sie in der Lage, weitgehend dem Unterricht zu folgen, nicht mehr soooo viele Sachen zu verlieren, ihr Zimmer halbwegs i.O. zu halten, zu lernen - immer vorausgesetzt, dass sie sich anstrengt und will.
Der Vorteil ist, dass Sie jetzt gelernt hat, "wenn ich will und mich anstrenge, dann schaffe ich was/das"; ohne Medikinet blieb ihr diese Erfahrung leider verschlossen.
Meine Überlegung zu 'Medikamente geben oder nicht' ist folgende:
Wenn es eine Möglichkeit gäbe, Kinder in einer menschlicheren Schule und in einer reizärmeren und langsameren Umwelt/Gesellschaft unterzubringen, die Welt toleranter wäre und jeder nach seiner Geschwindigkeit und Motivation 'groß werden' könnte, dann bräuchte kein Kind Medikamente. Nachdem Schule und Gesellschaft aber so ticken wie sie ticken und man sich - und die Kinder - dem nicht auf Dauer entziehen kann, braucht´s der/die ein oder andere eben doch, um nicht dem Dauerfrust des 'Nicht-Genügens' ausgesetzt zu sein und daran kaputt zu gehen.
Sorry, dass ich so viel geschrieben hab, kam einfach 'über mich'
LG Nina