Die letzten Wochen waren mehr als turbulent, was am Donnerstag in einem Hörsturz bei mir gipfelte.
Am Montag sprang mein Kind aus dem Bett "Heute ist endlich der Tag da, auf den ich so lange gewartet habe!"
Klar: Lampenfieber, aber noch viel mehr Vorfreude auf das Bevorstehende.
Seit diesem Montag ist mein Sohn der glücklichste 2.-Klässler der Welt!!
Er hat sich schon am ersten Tag in die Klasse integriert, mit den neuen Kindern gespielt, er hat sogar schon ein Kind zu seinem Geburtstag am Samstag eingeladen, das auch kommt. Er ist vom Körperlichen her nicht der Größte (da sind auch Kinder drin, die eigentlich schon Drittklässler wären - vom Körperlichen 2 x mein Kind), aber auch nicht das kleinste Kind der Klasse. Er kommt gut im Unterricht mit, arbeitete von Anfang an 'von sich aus' mit, weil's Spaß machte. Ich hatte ihm erklärt, dass er sich ja erstmal beim Lesen melden kann, dafür brauche man kein 2.-Klass-Wissen, aber er könne so ganz prima 'Mut üben', ob ein Kind 'freiwillig' mitmacht, zählt ja genauso. Genau das hat er gemacht, und festgestellt, dass ihn keiner auslacht oder so. Fand er wohl cool, also traute er sich auch gleich, sich beim Rechnen etc zu melden.
Mittags kommt er seit drei Tagen nach Hause gehüpft, Tür auf "Mami, heute war's so schön in der Schule" und dann sprudelt aus dem Kind heraus, was sie heute alles gelernt haben, wie oft er sich gemeldet hat, wieviel Spaß das alles macht und und und.
Hausis brauchen nur noch ein 10tel der Zeit, weil eben mit Anspruch. Montag und Dienstag noch zusammen mit meiner Hilfe, weil wir uns ja erst einarbeiten müssen, heute "Ich kann das alleine, du brauchst bloß korrigieren!"
Mein Kind ist wie ausgewechselt. So hätte ich mir seinen Start ins Schulleben von Anfang an gewünscht!!
Die Schule ... nun ja, bis jetzt nicht wirklich kooperativ, eine wirkliche Begleitung für meinen Sohn findet nicht statt, einen "Plan" gibt es nicht, er wird mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen. Den Stundenplan besorgt, Klasszimmer gesucht und Sohn bei der neuen Lehrerin vorgestellt habe ich mit Sohn am Freitag auf eigene Faust, sonst wäre er am Montag ja voll 'überfahren' gewesen. So mussten wir am Montag dann nur noch in die neue Klasse gehen, wo ihm sein Platz gezeigt wurde, und los. Hatte eigentlich zur 'Feier des Tages' nach der Schule Mama-Taxi angeboten, aber er wollte von sich aus gleich wieder selbst nach Hause laufen.
Wir haben erst am Donnerstag Bescheid bekommen, dass er ab Montag in der 2. Klasse wäre. Mir egal. Wir haben's so weit geschafft, da kriegen wir das jetzt auch noch hin. Meister der Kommunikation sind sie jetzt nicht wirklich an der Schule, dann müssen sie eben damit rechnen, dass ich frage, bis ich die notwendigen Antworten habe.
Ich habe so viel Respekt vor dem kleinen Mann. Dieses Durchhaltevermögen. Dieser Mut. Wochen und Monate, in denen er (!) gekämpft hat für sein Ziel, ohne die Aussicht auf Erfolg mit viel Gegenwind. Er kam oft genug nach Hause und sagte Sprüche der Lehrerin, die selbst ein Kind schon spüren lassen, dass es nicht ernst genommen wird. :wuetend Viel Verunsicherung, von wegen "wie sollen wir das denn schaffen? Ich glaube, die wollen gar nicht, dass ich gut bin". Was soll man da als Mutter sagen?! Ja, stimmt, wurde ja lange genug vehement genug abgelehnt, obwohl ich zu jedem Zeitpunkt auf Kooperation aus war und nach wie vor bin. Armselig. Habe ich ihm natürlich nicht gesagt. Wobei da von Seiten der Schule auch null Erfahrung für 'solche Kinder' da ist, wie mir am Montag die Schulleitung sagte. Sie entschuldigte sich, mein Anliegen nicht ernstgenommen zu haben. Hm. Egal. Mir geht's ja auch nicht um irgendeine Hochbegabten-Förderung mit Pipapo, ich glaube, das braucht er gar nicht. Einfach eben Anspruch in der Schule, Auslastung. Nicht mehr, nicht weniger.
Mir wurde von Seiten der Lehrerin sogar sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass eine Intelligenz-Testung in Eigenregie von der Schule nicht gerne gesehen würde. Geholfen wurde aber auch nicht. Ich wurde abgespeist mit der Aussage "Die Lehrerkraft, die das normalerweise macht, ist auf unbestimmte Zeit erkrankt." Punkt. Ich habe dann trotzdem testen lassen, bei einer offiziellen, städtischen Erziehungsberatungsstelle, weil irgendwas geschehen MUSSTE.
Ich bin in gutem Kontakt mit vielen Leuten, sogar schon mit zwei anderen Müttern aus der Klasse ... engagierten Eltern in der Schule, der Schulpsychologe vom Schulamt unterstützt uns, ebenso die Frau der Erziehungsberatungsstelle, die den Intelligenztest bei meinem Sohn durchgeführt hat. Die neue Lehrerin macht einen guten Eindruck, die Kommunikation läuft immernoch verhalten, aber definitiv besser als bei der alten Lehrerin. Was mich traurig macht, ist die Tatsache, dass die Lehrerin aus der 1. Klasse ihn so dermaßen falsch eingeschätzt hat, und sich durch mein Anliegen so angegriffen fühlte, obwohl da nie und zu keinem Zeitpunkt ein 'Angriff' stattgefunden hat. Ich mag sie wirklich, und schätze sie, auch vom Menschlichen her. Diese Fehleinschätzung verstehe ich schlicht und einfach nicht.
Ich glaube schon, dass da noch Nachholbedarf ist. So einige Dinge, die Sohni nachlernen muss. Der Psychologe vom Schulamt meinte, wir bekämen dann einen Plan für die Osterferien. Ganz genau so: ein PLAN muss her! Kooperation! Kann doch nicht so schwer sein?!
Die Tatsache, dass es meinem Sohn jetzt mit einem Plopp so gut geht, bewirkt auch, dass mir ein großer Stein vom Herzen fällt. Endlich!! :brille
Jetzt noch den Austausch der Böden und dann darf Baby-Zimmer eingerichtet werden :schnuller ......... .
Schöne Grüße,
Harakiri