Liebe TS,
ich habe vorher nie richtig verstanden, warum meine Tochter nach den Umgängen von ihrem Vater "ausgetickt" ist, Dinge einfach nachgeplappert hat oder ihm schlimme Dinge glaubt wie ein böses Kind ist Schuld daran, wenn ein anderes Kind stirbt.
Aber seitdem mein Kind zur Therapie geht und ich paralell zu einer Beratungstelle gehe bzw. ich mit der Psy spreche verstehe ich mein Kind besser und kann ihr somit besser helfen. Da ich mein Verhalten zu ihr geändert habe. Und ich helfe ihr nicht den Vater, denn der ist erwachsen und kann sich selbst helfen, wenn er will. Unser Kind aber nicht und daher ist es meine Aufgabe unserem Kind soviel Halt, Liebe, Verständnis und Stärke mitzugeben wie ich kann.
Es ist gerade für Kinder schwierig, wenn die ET-Welten so arg auseinander klaffen, was bei euch bzw. auch bei uns der Fall ist. Und ja ich sage öfters mal "Wir sind hier nicht bei Papa, bei uns läuft es anders". Unterbinde ich damit die Bindung zu ihrem Vater. Nein, denn das tut er ganz allein. Er merkt gar nicht wie er durch jede Aktion unsere Tochter mm für mm selbst von sich wegstößt.
Klar versteht Püppi nicht warum Papa so ist und hat die Schuld bei sich gesucht. Ich erfinde auch keine Ausreden mehr für ihn. Wozu auch. Er ist für sich selbst verantwortlich und wie er Beziehungen pflegen will. Ich konzentriere mich auf mein Kind. Das es ihr gut geht. Sie jeden Tag einen schönen Tag hat trotz Alltag, trotz die ganze Schei... mit ihrem Vater. Ich sage ihr wie lieb ich sie habe und sie ein tollen Kind ist und was passiert ist nicht ihre Schuld ist.
Sie zu stärken ist an oberster Stelle und auch wenn ich jetzt ein Rüffel bekomme ich beantworte ihre Fragen ehrlich. Wenn sie mich fragt "Warum ich mit Papa nicht befreundet bin" sage ich ihr, dass ich es nicht gut finde, was er mit ihr gemacht hat. Verstöße ich gegen die Wohlverhaltensklausel? Nein, weil ich nur unterstütze und lebe, dass man niemanden Gewalt antun darf.
Was ich damit sagen will. Es war bei uns ein langer schwieriger prozeß und er wird auch noch weiter gehen. Ich war oft hilflos, weil niemand es so sah wie ich und ich schon dachte, dass ich vielleicht das Problem bin, aber jetzt scheint der Knoten geplatzt zu sein.
Stärkt die Tochter, welche bei euch lebt und nehmt es ihr nicht krumm, wenn sie austickt. Sie ist nun mal ein Kind. Ihr seid die Erwachsenen. Nehmt sie in den Arm, liebt sie weiterhin so wie sie ist. Und wenn ihr die Chance habt und wollt die zweite Tochter auch noch aufzunehmen, dann tut es. Denkt nicht an die Mutter, denkt an die Kinder. die Mutter kann für sich selbst sorgen bzw. muss sich selbst Hilfe holen wenn sie will. Mit macht zwingen bringt gar nichts.
Klar ist die Situation belastend, aber ich sage mir immer unsere Kinder hat niemand gefragt, ob sie hier sein wollen und welche Eltern es denn sein sollen. Daher ist es unsere Aufgabe sie zu schützen und zu stärken. Ich war lange Zeit erstarrt, weil ich kaum Unterstützung oder jemanden hatte, der neutral sich meine Bedenken angehört hat, aber es hat sich gelohnt jede schlaflose Nacht, die verzweiflung, die Sorge die Tränen.