Euch einen schönen Guten Abend,
ich habe endlich mal wieder etwas Zeit.
Also fange ich erst einmal vorne an:
Bei meinem letzten Beitrag vom 03.06 war alles noch so ungewiß.
In der Woche darauf, also am 09.06. bekam ich morgens um ca. 10 Uhr einen Anruf von meiner Anwältin aus Strassburg, die mir mitteilte, sie habe einen Anruf der Police National aus Südfrankreich erhalten.
Die Polizei wiederum bekam die Information der Staatsanwaltschaft aus Marseille, dass sie sich um die Rückführung des Kindes kümmern solle.
Also hatte die Staatsanwaltschaft nun endlich das Nötige erledigt und die Arbeit an die Polizei delegiert. Was ganz normal ist.
Der Polizist sprach davon, man könne ja einen Termin absprechen um dann die Übergabe des Kindes zu organisieren. Sie habe auch schon mit der KM gesprochen und diese hat einer friedlichen Rückführung zugestimmt.
Ich habe dann also am Nachmittag meine Anwältin gebeten, den Polizisten anzurufen um nach möglichen Terminen zu fragen. Das war per Anrufbneantworter.
Inzwischen wurde ich immer rappeliger. Ist doch klar, oder ?
Nachmittags um 17:00 Uhr erreichte ich meine Anwältin erst wieder am Telefon und fragte sie, ob sie etwas erreicht habe, was sie verneinte.
Ich dachte mir also, das kann ja noch lange so hin und her gehen, bis ein Termin gefunden ist.
Ich fragte sie also, wenn ich denn einfach nach Südfrankreich fahren würde, ob ich dort dann von der Polizei die notwendige Unterstützung bekommen könnte.
Daraufhin hörte ich die entscheidenen Worte. Die Polizei habe die Aufgabe die Übergabe zu organisieren. Wenn ich also dann dort bin, wird sie mir helfen, da die Urteile entsprechend ausgefallen waren.
Also saß ich dann am Abend statt vor dem Fernseher im Auto. Vorher noch den Aufenthalt der Kleinen organisiert und Morgens war ich in Südfrankreich, 1200 km weiter.
Um 09:30 bei der Polizei, der Kommisar würde mich dann anrufen, wenn er Zeit habe, war die Aussage des Mitarbeiters am Empfang.
Alos fasste ich mich in Geduld und wartete.
Allerdings wußte ich, dass der Kindergarten um 11:30 zu macht und ich vorher dort eigentlich meine Tochter abholen wollte.
Also bin ich dann um 10:30 in Richtung Kindergarten los. Der Kommisar hatte mich natürlich noch nicht zurückgerufen, aber ich dachte mir, ich probiere es mal.
Der Leiter des Kindergartens empfing mich wirklich freundlich und gab mir Information über meine Tochter, die an diesem Mittwoch allerdings nicht da sei.
Er war auch darauf aus, dass ich am folgenden Tag, die Übergabe am besten nicht im Kindergarten vollziehen möge.
Er wolle sich aus solchen privaten Streitereien heraushalten. Was ich gut verstehen kann. Und ausserdem würde er mir das Kind nur dann übergeben, wenn ich auch die Polizei im Schlepp hätte.
Ansonsten würde er sich verweigern, was ich gut verstehen kann.
Also war ich froh, dass ich in der Woche zuvor nicht gefahren war. Ein Glück !!
Ich ging dann aus dem Kindergarten zurück zu meinem Wagen und auf dem Weg stand sie dann. Meine Tochter.
Direkt neben ihrer Oma.
Das war nicht geplant, da ich überraschend zuschlagen wollte. Aber ich konnte nun ja nicht einfach mich umdrehen und so tun als ob ich sie nicht gesehen hätte. Vor allem sie mich schon gesehen hat und die Oma mich auch schon erkannt hatte.
Da bin ich dann auf die zu. Sie hat mich sofort, nachdem ich sie angesprochen habe, erkannt.
Die Oma fing an zu meckern, was ich den wolle und ich würde der Kleinen den Schaden fürs Leben zufügen wenn ich sie jetzt mitnähme etc.
Ich erwiederte, ob ich denn meine Tochter erst einmal begrüßen dürfe?
Also fing ich an mit ihr zu spielen und ganze 10 Sekunden später sprang sie mir auf dem Arm.
Nach 1,5 Jahren direkt wieder zu mir. Das war schön. Und so befreiend. Alle Ängste, dass sie mich nicht erkennt oder mich abweisen wird, waren weggeblasen.
Das war so ein Moment, wo ich dachte: Jetzt muß die Zeit einfach stehenbleiben. DAS ist das wahre Glück.
Kurz drauf wurde ich natürlich in die Realität zurückgerufen.
Das Telefon kligelte und der Kommisar war dran.
Das Timing des Tages war also wirklich von Anfang an daneben.
Wir verabredeten uns für nachmittags um 14:00 Uhr auf der Wache.
Zwischenzeitlich konnte ich die Oma beruhigen, dass sie mir nicht an die Gurgel ging. Sie rief dann die KM die allerdings erst 10 Minuten später erschien. Der Weg von der Wohnung sind max. 2 Minuten.
Sie war ausgesprochen klar und ruhig. Ein Glück, also konnten wir die Situation etwas beruhigen.
Wir beschlossen erst einmal in die Stadt zu gehen ein Eis zu naschen und uns mal grob zu unterhalten.
Gesagt getan.
KM war wirklich aufgeräumt und offensichtlich Drogenfrei. Ich war so erleichtert.
Meine Tochter wiederum wußte nun gar nicht mehr was los war. Von Ihrer Mutter hatte sie gehört, dass wenn Papa sie abholt, und sie dann bei Papa schlafen solle, werde sie Mama nicht mehr sehen. Also wiederholte sie die ganze Zeit, dass sie nicht bei mir schlafen wolle. Das natürlich auf französisch.
Sie saß bei mir auf dem Schoß und schlug mir ins Gesicht, boxte mich und kratze mich. KM sagte, das sei immer so, auch wenn ich angerufen habe. Das gehe mind. eine Stunde oder etwas länger, dann beruhige sie sich erst wieder.
Jetzt wußte ich, dass die nächsten Tage nicht anstregend, sondern die Hölle werden würden. Jetzt war Mama ja noch da, wie wird es erst, wenn Mama weg ist ?
Wie soll ich dieses Kind überhaupt ins Bett bekommen ??
Bei mir regten sich Zweifel, ob ich das dem Kind wirklich antun wollte.
Der Kindergarten sprach nur gut über sie.
Sie war ordentlich angezogen und sah sauber aus. So wie kleine Kinder sauber aussehen können natürlich.
Allerdings verhielt sie sich völlig unkontrolliert. Das war echt arlamierend.
Da die KM jedoch der Übergabe tatsächlich zustimmte, ließ ich meine Tochter erst einmal da und sie solle einen Mittagsschlaf machen.
Dann zur Polizei.
Dort widerholte sich das alles wieder. So wie im Kindergarten wurde ich gefragt, warum ich das Kind denn nun sofort abholen wolle, ich könne doch warten, bis das "Schuljahr" zu Ende sei, das Kind bekäme ja auch noch ein Zeuignis. Man könne ja den Übergabetermin dann völlig ohne Zeitdruck festlegen etc.
Das war die KM, sie hatte die betroffenen Stellen darüber informiert, dass sie der Übergabe zustimme, nachdem das Schuljahr zu Ende sei.
Ich wollte nicht mehr. Im Geiste stellte ich mir schon vor, dass ich ohne Kind wieder zurückfahren solle.
Und DAS ging gar nicht.
Wir besprachen somit die Übergabe für diesen Abend um 19:00 Uhr.
KM tauchte dann auf Einladung des Kommisars auch noch auf der Wache auf.
Inzwischen war es vier Uhr.
Wir diskutierten und alle drei, die KM, der Polizist, und seine Kollegin, eine Frau, die offensichtlich der Meinung ist, dass Kinder zur Mutter gehören, wollten mich umstimmen, dass das Kind ja doch zumindest noch das Schuljahr beenden solle und man die Übergabe ja dann völlig problemlos planen könne.
Ich sage euch, ich war fertig. Die Nacht nur eine Stunde im Auto geschlafen. Dann die ganze Zeit dieses Geplärre, natürlich auf viel zu schnellem französich und dann immer dieser versteckte Vorwurf, dass ich ja nicht an das Wohl des Kindes denke etc.
Dass ich die letzten eineinhalb Jahre meine Tochter nicht gesehen habe, sie nicht einmal im Arm hatte, ich mich durch zwei Instanzen in Frankreich durchklagen mußte, das war gerade alles nichts wert. Die Frage war nur, warum will ich denn so einer "wirklich friedlichen" Lösung nicht zustimmen?
Ich wollte nicht und hinterließ wohl das Bild des unnachgiebigen Deutschen.
Das war mir so egal.
Wir vereinbarten also die Übergabe für 19:00 Uhr. Falls es nicht funktionieren sollte, bat mich der Kommisar anzurufen, er würde dann kommen um die Übergabe mit Staatsgewalt durchzuführen.
Eine gruselige Aussicht. Aber es mußte sein. Denn nur nach dieser Androhung war KM tatsächlich bereit.
Vor der Tür dann Tränen und weitere Diskussionen von KM.
Wenn ich schon die Tocher mitnahm, dann solle ich sie wenigstens auch mit nach Deutschalnd zurücknehmen, da sie ja hier nichts mehr habe.
Eine Freundin und ein noch mitgebrachter Freund stimmten ins das Geheule ein und ich ergab mich. Also hatte ich wohl eine Beifahrerin auf dem Rückweg.
Ich wußte es war falsch, aber ich hatte keine Kraft mehr für ein Nein.
Und ich hoffte, dass die Fahrt dadurch zumindest etwas besser verlaufen solle.
Also trafen wir uns um sieben in der Wohnung von KM.
Meine Tochter sprang mir wieder auf den Arm, die notwendigsten Sachen hatte KM zusammengepckt und dann ging ich mit meiner Tochter auf dem Arm aus der Tür auf die Strasse.
KM war wie immer nicht fertig.
Sie hechtete dann hinterher und alle auf der Strasse zeigten ihr den Weg, den ich beschritten hatte.
Es war nur wundersam, dass meine Tochter mit mir mitkam, ohne dass sie nach Mama gefragt habe. Ich konnte sie also tatsächlich aus der Wohnung mitnehmen auf dem Arm, ohen dass sie schrie oder sich nicht von Mama lösen wollte. Das war seltsam.
Könnt ihr euch das vorstellen ?
Jedenfalls holte KM uns ein und wir gingen also tatsächlich zusammen zum Auto.
Ein kleiner Ort in Südfrankreich. Jeder kennt jeden. Alles ist um die Ecke.
Der Weg war also gesäumt von Passanten die alle wußten, warum ich da war und dass ich die Tochter mitnahm. Alle hackten auf mich ein, dass ich doch zumindest noch die Zeit warten solle, bis die Schule zu Ende sei.
Am schlimmsten war dann immer noch die Oma, die auch die ganze Zeit um uns herumkreiste.
Es war echt wie im Horrorfilm.
Ich war froh, als wir dann endlich im Auto waren und losfuhren, zu dritt.
Dafür keine Polizei, keine Streitereien vor dem Kind und keine handgreifliche Gewalt.