Um Deine Freundin zu schützen gibt es tatsächlich Anwälte, Notare, die Vormundschaften übernehmen, um neugeborene Kinder zu schützen.
Der Hintergrund, weshalb das Jugendamt so stramm reagiert, ist der, dass Borderliner - Patienten meist sehr irrationale Handlungsweisen oder Reaktionen an den Tag legen. Auch oder manchmal gehen diese mit suizidalen oder selbst verletzenden Handlungen einher (in Extremfällen) wohl bemerkt. Hinzu kommt tatsächlich auch, dass Borderliner einer x%igen (sorry ich hab die Zahl nicht im Kopf) Chance eine Schwangerschafts- / Wochenbettdepression zu rutschen. Die Folgen für Mutter und Kind können dramatisch sein.
Über den KV ist wohl nichts bekannt - aber in einer neuen Partnerschaft, können Konflikte durch das Kind entstehen, die selbst für nicht Borderliner schwer zu händeln sind.
Ich könnte noch weiter erklären, auflisten ....
Aber der wichtigste Grund, weshalb Deine Freundin die Hilfe des JA und diesen Vormund/ Notar, in Anspruch nehmen sollte, ist die Fürsorge dem ungeboren Kind und später wenn es denn geboren ist, dem Kind zu liebe. Denn wenn ich bedenke, dass jährlich etwa 4500 NEUE Fälle von Kindesmisshandlungen (Babys, Kleinkinder, Schulkinder u. Jugendliche) registriert werden, die Dunkelziffer noch vielfach höher ist und von diesen 4500 Kindern tatsächlich etwa 150 ihr Leben lassen .... da sehe ich doch Handlungsbedarf.
Deine Freundin sollte sich einen Notar, der auch Vormundschaften übernimmt suchen. Dieser begleitet so lange Mutter und Kind, gemeinsam mit dem Jugendamt, bis für beide keine Gefahr mehr besteht. So sind alle auf der sicheren Seite. Mit diesem Notar, den sie bereit ist einzusetzen, geht Deine Freundin zum Jugendamt und bietet eben die Kooperation an und bietet an, auch in diesem Mutter-Kind-Heim zu wohnen.
Familienhilfe ist auch mal ne tolle Sache. Deine Freundin wird erstmalig Mutter und es tauchen ständig Fragen auf, oder das Kind wird krank (zum ersten Mal) da ist so eine Familienhilfe sehr vorteilhaft, die einen beruhigen kann und sagen kann, hey sorg dich nicht - ist alles noch im grünen Bereich!
Aber dieses Vorgehen würde ich für den ersten Schritt in Richtung Verantwortung sehen, nicht sich gegen alles zu sperren!
In dem Landkreis, in dem ich früher wohnte, wurde exakt genauso mit Borderlinern verfahren, wie Du das hier schilderst! Weil Borderliner eben ganz besondere Lebensumstände mit sich bringen, die auch die Kinder maßgeblich schädigen können/ nicht müssen, aber durchaus mit einer 70% igen Chance können! Da im Alter von 2 Jahren die Kinder das Verhalten der Eltern übernehmen und zwischen Müttern und ihren Kindern eine Art "Datenabgleich" statt findet, übernehmen Kinder mütterliche Verhaltensweisen - ähnlich eines fehlerhaften Backups von einem Computer. Du kannst zwar den Datenträger transportieren, aber ohne Computer, kannst mit den Daten nichts anfangen bzw. erkennen, dass das Backup fehlerhaft ist. Sprich, die Verhaltensweisen werden im Unterbewusstsein abgespeichert und im Lauf der Entwicklung genauso fehlerhaft abgespielt werden wie von der Mutter übernommen, wenn es keine Einflüsse durch Hilfen gibt, die die Mutter aufmerksamer machen oder sensibilisieren für Denkfehler.
Was nicht heißt, dass ich Deiner Freundin nicht zutraue, dass sie das hinkriegen kann. Aber allein erziehend zu sein, allein für ein Lebewesen die Verantwortung zu tragen, das heißt schon was. Und das ist ne Nummer, die man in einer Beziehung manchmal kaum schaffen kann. Wenn Du völlig müde und kaputt bist und eben kein Partner da ist, der einen für ein paar Stunden entlastet, damit man endlich schlafen kann. Oder das Kind ein Schreihals ist, wie mein erster Sohn .... der nur dann schlief, wenn ich ihn direkt am Körper bei mir trug. Ich hab die ersten Wochen halb sitzend gedöst - aber nicht geschlafen, weil er sofort anfing zu brüllen, sobald ich ihn hingelegt habe. Ich ging echt fast am Stock! Und auch ich war allein erziehend bei meinem Großen .... das war echt Stress pur! Und ich bin kein Borderliner .... verstehst Du was ich sagen will?
Ein Kind aufzuziehen, bewusst aufzuziehen, verlangt mehr Kraft und Ruhe und Disziplin, als mal eben eine Ausbildung zu machen. Da kann ich auch mal Fehler machen .... aber an meinem Kind sollte ich die minimieren! Ich hatte damals Freunde und Bekannte, die mir mal ne Pause gegönnt haben ... um einfach einmal zu schlafen oder auch nur entspannt ein Bad zu nehmen! Sucht nach Hilfe und macht einen Plan ... dann ist das Jugendamt glücklich und zufrieden!
Zum Thema Chancen: Natürlich kann sich Deine Freundin beweisen .... aber da sie Borderliner ist und die Gefahr für das Kind um ein vielfaches Höher, als bei nicht Borderlinern oder sog. "normalen" Müttern, die nebenbei bemerkt auch Wochenbett - oder Schwangerschaftspsychosen / depressionen bekommen können. In unserer Nachbarschaft hat eine junge Mutter, die zum zweiten Mal übrigens Mutter wurde, verheiratet war und auch regelmäßig bei Kinderärzten und Schwangerschaftsnachsorge war, sich und ihre beiden Söhne 3 Jahre und 5 Monate alt, mit in den Tod gerissen, in dem sie von einer Brücke sprang! Keiner hätte das jemals vermutet!!!!! Die Frau hatte eine Wochenbettdepression, die unerkannt blieb! Keine sonstigen Vorgeschichten, psychischer Erkrankungen .....
Wie gesagt, unter Aufsicht, in Begleitung, kann Deine Freundin sich beweisen. Aber erst einmal muss sie sich beweisen, um aus dieser Kontrolle zu entkommen, die zum Schutz für beide gedacht ist.