Beiträge von endrah

    Hallo zusammen,


    ich bin gerade in einer Art "Selbstfindungs" oder auch "Partnerschaftsfindungs"-Phase und vielleicht finden sich hier mehr Menschen als in meinem Umfeld, die "andere" Beziehungen leben...ich wünsche mir glaube ich eher einen Meta-Austausch darüber, wie man eine enge und feste Partnerschaft gestalten kann, die nicht im üblichen Rahmen verläuft (Zusammenwohnen, gemeinsame Kinder, etc.). Welchen Wert die hat und wie man ihr Wertigkeit verleiht.


    Ich selbst (Ende 30) lebe seit sechs Jahren allein mit meinem Kind (9) , habe seit 5 Jahren einen Partner, der rund eine Stunde entfernt wohnt, führe also eine Fernbeziehung. Die Distanz hat mich lange nicht gestört, ich lebe gerne alleine und habe ein ausgefülltes Leben, in dem die Partnerschaft irgendwie das "Sahnehäubchen" war (und ist). Aufgrund meines Alters, der Tatsache, dass er noch keine Kinder hat und ich einen Umzug nur in Zusammenhang mit dem Wechsel auf die weiterführende Schule überhaupt durchziehen würde (also quasi im kommenden Jahr), haben wir am Wochenende lange über eine gemeinsame Zukunft geredet.
    Fakt ist, er liebt mich und ich ihn. Für uns beide ist klar, dass wir gemeinsam weitergehen möchten. Aber wir werden kein Kind bekommen (er weiß generell nicht, ob er eins will und Stand heute sagt er nein), wir werden auch nicht zusammen wohnen. Vor allem letzteres ist eher seine als meine Entscheidung. ich hätte mich getraut, weil ich dem Gedanken nachhänge, dass man das mit der "richtigen" Familie doch mal probiert haben muss. Wobei ich auch erleichtert bin, wenn ich mein Kind hier nicht rausreissen muss und mir mein Leben und auch meine Beziehung prinzipiell gefällt so wie es jetzt ist.


    Um mich herum aber gibt es entweder (alleinerziehende) Singles, oder Erst-Familien (im Bauwahn), oder Zweit-Familien (Auf dem "Jetzt machen wir alles richtig"-Trip). oder Paare ohne Kinder, die aber zusammenwohnen. Und auch ein Paar, das nicht zusammen lebt, wo aber mindestens einer davon überzeugt ist, das sich das ändern wird wenn die jeweiligen Kids gross sind.
    Aber so etwas wie mich und meinen Partner gibt es irgendwie nicht. Und alle Welt (außer meiner Mutter lustigerweise) sagt mir, dass eine Beziehung, wie ich sie führe, wenig wert hat. Oberflächlicher sei als andere. Das da die Verantwortung fehle, die man in einer Beziehung übernehmen muss und sollte. Dass mein Partner mich nur hinhält, etc.


    Dabei mag ich eigentlich die Lebensform, die ich jetzt habe. Ich bin glücklicher als ich es in einer Partnerschaft mit zusammenwohnen je war. Ich vermisse meinen Partner im Alltag auch nur selten. Manchmal schon, aber meist bin ich so bussy, dass ich abends nur umfalle und dann ist schon wieder Freitag oder Samstag, wir verbringen Zeit zusammen (was auch mit Kind super läuft) und wenn die abgelaufen ist, freu ich mich auch über die Ruhe, die ich dann wieder habe.


    Aber in mir nagt trotzdem der Zweifel, ob das so eine "richtige" Beziehung ist. Ob das Bestand haben kann. Ob das wachsen kann unter diesen Vorraussetzungen. Wobei ich nicht mal weiß, wohin das wachsen sollte....


    Geht es noch anderen Menschen so? Gibt es hier Leute, die eine enge und feste Partnerschaft führen mit einer gewissen Distanz? Habt ihr auch solche Zweifel? Wie kann man sich frei machen von dem vorherrschenden "Ohne gemeinsam zu wohnen ist es nix richtiges"? Was denkt ihr und wie lebt ihr eure Beziehungen?


    Ich glaube der Austausch mit Menschen, die anders leben, würde mich vielleicht auf neue Ideen bringen und mir weiterhelfen bei der Frage, wie ich meine Beziehung unter den Umständen so gestalten kann, dass ich sie nicht ständig in Frage stelle. Denn der Mann an sich ist super für mich.


    Beziehungsplanlose Grüße, Endrah

    Hallo MayaNina,


    ich kann verstehen was dich stört und auch, das du hier um Rat suchst. Helfen kann dir da aber nur der Vater und die zeit. und du selbst vielleicht auch ein bisschen, indem du dich rausnimmst aus dem ganzen.


    Vielleicht hilft dir meine Sicht auf "meine" Next: Ich finde sie symphatisch, sie kümmert sich super um unser Kind, wenn es dort ist. Sie "darf" es auch abholen usw. damit hatte ich noch nie ein Problem, weder bei ihr noch bei ihrer Vorgängerin. Wir sind oft ähnlicher Meinung und ich schätze sie für ihre guten Ansichten. Und ihren Umgang mit mir und dem Kind.
    Trotzdem wundere ich mich oft.


    Ich wundere mich, dass sie dem Vater so viel abnimmt. Ich wundere mich, dass sie Erziehungsarbeit leistet, die er leisten müsste. Dass sie diejenige ist, die brote schmiert, Wäsche wäscht, abholt, putzt, aufräumt, .....Und vor allem wundere mich, dass sie nicht gesehen hat, was ich längst sah: nämlich das das keineswegs gut ist für ihre Stellung beim Kind. Ich habe sie beide gewarnt, aber sie haben das völlig in den falschen Hals bekommen. Und jetzt haben wir den Salat. Wenn es Ärger gibt ist sie die Böse, Kind findet, dass Papa viel zu wenig für es da ist und ich finde mich öfter mal in der Position, sie verteidigen zu müssen.


    Was ich damit sagen will ist folgendes: Wenn der Papa beim Sport ist und das Kind bei den Großeltern: Wieso machst du nicht deine Sachen? Ihr könnt zu dritt etwas unternehmen, wenn er Zeit hat (und die beiden sollten auch mal was alleine machen!). Es wird sich ganz natürlich ergeben dass auch du irgendwann Dinge mit dem Kind alleine machst. Und sei es erstmal nur zuhause.
    Aber in erster Linie ist der Papa derjenige, der die Verantwortung trägt und sich kümmern sollte. Du bist der Bonus. Und die Position ist viel besser als die der 2.Mama oder wie auch immer man es nennen will. Du kannst dir sozusagen ohne schlechtes Gewissen die Rosinen rauspicken und dir mit dem Kind eine gute zeit machen. So tief in den Konflikt hineingehen musst du jedenfalls nicht.


    Das ist meine Ansicht auf das Ganze, vielleicht kannst du daraus etwas mitnehmen. Die Ex ändern kannst du jedenfalls nicht. Und Gespräche mit ihren oder seinen Eltern oder anderen dritten machen die Sache auf keinen Fall besser. Der einzige, der da wirklich etwas machen könnte ist der Vater (aber ob er das wirklcih machen müsste weiß ich gar nciht so genau, s.o.)


    Mein Tipp jedenfalls: Halt den Ball flach, zieh dich ein bisschen raus (aus den "Verantwortungssachen" zumindest), sei dem Kind eine gute Kumpeline und warte ab, was die Zeit bringt. Das wird schon.


    LG Endrah

    Liebe Grace,


    ich habe gerade den ganzen Thread hier durchgelesen und bin am Anfang sehr erschrocken, weil ich dachte, du schreibst meine Geschichte auf. Zumindest gefühlsmäßig, einige Eckdaten passen nicht wirklich.
    Ich bin noch ganz am Anfang, da, wo du vor 3 Monaten warst. Und habe ein ähnliches Gepäck dabei.
    Mir hat es gerade ganz viel Kraft gegeben, deine Geschichte zu lesen.
    Ich hoffe, ich bin so stark wie du und ich hoffe, dir geht es jetzt nochmal ein bisschen besser!


    Alles Liebe,


    Endrah

    Hallo Schwossi,


    vielleicht gibt dir meine Meinung einen Denkanstoss, denn wenn zwei so aufeinanderprallen, braucht es an einer Stelle ein Umdenken, damit eine gute Lösung gefunden wird:


    Wir hatten direkt nach der Trennung ein Wechselmodell, Kind (damals 3) switchte alle 3-4 Tage zum jeweils anderen.
    Bei uns war die Betreuung aber schon vorher fast gleich verteilt, weil ich immer gearbeitet habe. Allerdings hat der Vater kurz vor der Trennung einen Vollzeit-Job angenommen. Und damit war das mit der Betreuung trotz guter Kiga-Zeiten nicht mehr so einfach…Nach knapp 1,5 Jahren war klar, dass das für unser Kind sehr anstrengend war, zumal wegen der Arbeitszeiten vom Vater sehr häufig die Oma einspringen musste. Unser Kind war also ganztags im Kiga und dann entweder bei mir, oder bei ihm, oder bei der Oma….und am Ende völlig durch den Wind.
    Wir haben dann auf meine Initiative lange geredet (naja, erstmal heftig gestritten;) und uns schlussendlich auf folgendes Modell geeinigt:
    Unser Kind lebt hauptsächlich bei mir, ist aber jeden Donnerstag (mit Übernachtung) und jede 2. Woche von Do-Mo morgen bei seinem Vater. Das läuft jetzt seit 2 Jahren super.
    Kind mag den festen Rhythmus, Vater hat wirklich Zeit an seinen Tagen (und weniger Stress im Job), ich habe noch genug "freie" Zeit für meinen Job (und für mich). Wenn außerhalb des Donnerstags irgendwas wichtiges ist beim Vater, kann er unser Kind auch sehen/abholen, da freuen sich alle. Wenn bei mir etwas terminlich dazwischenkommt ist er auch mein erster Ansprechpartner.
    In der Zukunft sehe ich auch durchaus die Möglichkeit, wieder ein Wechselmodell zu leben. Aber nur, wenn unser Kind das wünscht und sich das anders gestaltet als beim ersten Versuch (wobei Kind mit steigendem Alter ja auch anders damit umgehen kann). Im Moment sind aber alle zufrieden (auch der Vater)


    Was ich sagen will:
    Auch wenn ich davon überzeugt bin, dass ein Kind beide Elternteile braucht (im Alltag!), ist das Wechselmodell nicht unbedingt das Maß aller Dinge.
    Vielleicht solltest du dich nicht darauf versteifen sondern wirklich realistisch überlegen, was du leisten kannst und was für eurer Kind gut ist.
    Mit einem Modell wie unserem kannst du deinen Job weitermachen wie bisher. Euer Kind bekommt einen festen Rhythmus und wenn man es genau betrachtet verbringt es mehr Zeit mit dir als vorher (wenn ich das richtig verstanden habe warst/bist du jobmäßig so eingespannt, dass du keinen Tag unter der Woche mit ihm verbracht hast bisher). Natürlich müsstest du vollen Unterhalt zahlen, aber auch da kann man Kompromisse finden. Ich habe z.B. einer Senkung zugestimmt, da der Vater bei diesem Modell ein Zimmer mehr braucht und Klamotten vorrätig hat und alles.


    Ein ganz wichtiges Argument für den Vater für das Wechselmodell war übrigens, dass er nicht mehr so richtig "Vater" ist bei einer Wochenendlösung. Das hat sich aber bei unserer Variante nicht bewahrheitet. Unser Kind hat zu uns beiden ein sehr enges Verhältnis. Es ist ja aber auch keine Wochenendlösung in der es seinen Papa nur noch 4 Tage im Monat sieht (die Lösung finde ich selbst ziemlich furchtbar…)


    Bitte denk nochmal ganz ruhig nach, was für dich und euer Kind gut und vor allem auch langfristig praktikabel sein könnte. Das wichtigste ist Stabilität und ein regelmäßiger (ruhig auch längerer) Kontakt zu beiden Elternteilen.
    Die Mutter will kein Wechselmodel? Dann versteif dich vielleicht nicht darauf sondern versuche, ihr entgegenzukommen. Zwischen "4 Tage im Monat" und "50/50" gibt es so viele Varianten. Und wenn du ihr entgegenkommst und auf 50/50 verzichtest kannst du vielleicht viel mehr erreichen. Und sogar eine Variante finden, die genau für euch passt.



    Ich wünsche euch eine gute Lösung, vor allem für euer Kind.


    Endrah

    Hallo Iza,


    wir hatten anfangs auch das Wechselmodell....das funktioniert aber nur, wenn sich wirklcih alle einig sind und an einem Strang ziehen. Bie uns war das nciht der Fall (mal abgesehen davon, dass unsere Tochter während seiner Betreuungstage ganz häufig bei der Oma war, weil er das arbeitstechnisch gar nicht geschafft hat).
    Ich hatte irgendwann das gefühl, dass es ihm nur ums Geld geht (an seine Mutter musste er ja nichts zahlen) und auch unsere Kommunikation war eine Katastrophe.
    Nach einem dreiviertel Jahr war ich völlig gefrustet und genervt. ich hätte die Kleine gerne mehr bei mir gehabt, und sie ständig bei der Oma zu wissen (gegen gelegentliche besuche habe ich nichts, aber ich teilte mir die Betreuung plötzlich mit ihm und mit ihr...) gefiel mir nicht.
    heute haben wir ein abgeschwächtes Modell (Die Kleine ist immer Donnerstag auf Freitag bzw. jedes 2. Wochenende bis Montag morgen bei ihm). Er betreut sie seitdem mehr selbst und zahlt auch anteiligen Unterhalt (auf die volle Summe habe ich verzichtet, es ging ja nciht vorrangig ums geld).


    Ich würde mich heute gar nciht mehr auf ein richtiges Wechselmodell einlassen, wenn es weder in der Kommunikation noch bei den zeitlichen Möglichkeiten funktioniert. Allerdings finde ich es nach wie vor wichtig, dass meine Tochter ihren Vater häufiger als alle 2 Wochen sieht (Sie vermisst ihn dann einfach) und auch Alltag bei ihm hat (Kindergartenmorgende sind etwas anderes als Wochenendmorgende...).


    Dir schwebt ja etwas ähnlcihes vor....vielleicht brauchst du auch nicht den ganzen Unterhalt (ich denke, bei einer Lösung, bei der das Kind nicht nru ein Wochenendbesuch ist, ist eben beim Umgangselternteil auch ein Zimmer nötig und ähnlcihes...). Wobei ich mir nciht sicher bin, wie das vor dem Amt gewertet wird. Ich arbeite und verdeine gut, insofern war ich auf Gelder nie angewiesen. Aber ich miene gelesen zu haben, dass beim Amt immer vom vollen Unterhalt ausgegangen wird. Das solltest du in ERfahrung birngen, bevor ihr euch einigt.



    Liebe Grüße, Endrah