Liebe Aufschreiende, es ist verständlich, dass du fliehen möchtest, endlich einmal nicht für andere verantwortlich sein möchtest, den ewig-gleichen Mustern entrinnen möchtest. Doch sicher ist dir bewusst, dass kein Ort der Welt dir hilft, aus deinem eigenen Kopf zu fliehen.
Trotzdem kann die Veränderung, die du vorhast, viel bewirken. Du hast einen mutigen, ganz unglaublichen Schritt vor dir. Und ich hoffe sehr, dass du dich, wenn du frei geworden bist, mit dir versöhnen kannst, dass du dich nicht als Versagerin fühlst. Auch mit diesem Schritt handelst du noch verantwortlich. Denn du meinst ja, es wäre für deine Kinder besser, ohne dich aufzuwachsen. Es ist sicher auch für dich selbst schwer zu entscheiden, ob das so ist, denn für Kinder kann sogar eine in der Seele angeknackste Mutter noch besser sein als mutterlos zu leben.
Du fragst, ob du dein Schreiben so abschicken kannst, ob es verständlich ist. Erstmal ist es vor allem authentisch, wahrscheinlich ganz typisch für dich, voller Seele, eindringlich, ernsthaft, leidenschaftlich, mit viel Sorgfalt und Mühe erstellt. Ich würde das Anliegen, nämlich die Bitte an die Väter, etwas auffälliger herausstreichen, nicht so mittenmang. Nachher überlesen die das noch! Und vielleicht könntest du auch konkrete Handlungsvorschläge machen, wann sie die Kinder nehmen sollen oder was dazu noch zu tun ist (Ämter? Schulen? Ummeldungen?), damit die beiden auch wirklich wissen, dass es dir ernst ist. Oder hoffst du nur, dass sie dich überreden, nicht zu gehen?
Trotz allem wirst du nicht verhindern können, dass deine Kinder vieles von dir haben. Das ist immer so. Nun werden sie eine Mama haben, die endlich mal an sich denkt, die sich einen neuen Weg erkämpft. Vielleicht wird es sie sogar irgendwann mal stolz machen. Doch hoffe nicht darauf. Geh deinen Weg.