Nehmt es mir nicht übel, aber ich bin immer wieder erstaunt, wie viele hochbegabte Kinder es neuerdings gibt.
Es scheint eine richtige Hochbegabungs-Hysterie zu geben. Hochbegabung ist das neue ADHS. Von zeit zu Zeit gibt es immer mal wieder
Modediagnosen, die auf einfache Weise ein abweichendes Verhalten eines Kindes zu erklären.
So eine Diagnose ist natürlich eine Rechtfertigung für vieles. Gleichzeitig steckt man sein Kind damit schon sehr früh unvor allem unwiederbringlich
in eine bestimmte Schublade. An diese Schublade, dieses Etikett sind bestimmte Erwartungen der Umwelt gekoppelt. Man sollte sich sehr
genau überlegen, ob man das für sein Kind will.
Für die Bestimmung eines Kindes als hohbegabt, sind seien intelektuellen Fähigkeiten ausschlaggebend. Man muss aber auch sehr
deutlich unterscheiden ob das Kind nun universal hochbegabt ist oder lediglich in ein oder zwei bestimmten Bereichen.
Ein Kind, dass im sprachlichen Bereich hochbegabt ist, kann durchaus im mathematischen Bereich Lernschwierigkeiten haben oder sogar eine regelrechte Lernstörung (z.B. Dyskalkulie).
Auch muss man beachten, dass Begabung und Leistung nur gering korrelieren, auch wenn die Erwartungen an Hochbagabte andere sind.
Was du auch bedenken solltest ist, dass die Inteligenz in Maß ist, dass nur sehr schwierig zu messen ist. Darüber hinaus ist die Intelligenz, so wie sie in Tests gemessen wird erst ab der ca. 3.Klasse stabil. Vorher verändert sich der gemessene Wert noch relativ stark von Jahr zu Jahr. Außerdem wird ohnehin von sehr vielen Wissenschaftlern bemängelt, dass die Messung der Intelligenzein unzureichendes Mittel ist, um Hochbegabung abzubilden. Bei der Intelligenzmessung wird die allgemeine breitangelegte intelektuelle Fähigkeit gemessen. Nicht aber Beungen im Bereich der musischen, sozialen, bildnerisch-darstellenden oder psychomotorisch-praktischen Fähigkeiten.
In Deutschland hat sich die Übereinkunft durchgesetzt, die 2-3% der Bevölkerung, die in Intelligenztests am besten abschneiden, als hochbegabt zu bezeichnen. Das heißt in Zahlen:
bundesweit ca. 250.000 hochbegabte und weitere 1,2 Millionen deutlich intelligente Kinder.
Merkmale/Anzeichen für Hochbegabung können sein:
z. B. herausragend gutes Gedächtnis; Fähigkeit, komplexe Probleme schnell und gut zu lösen; für das Alter ungewöhnlicher Wortschatz; frühe, weitgehend selbstgesteuerte Aneignung von Fertigkeiten im Lesen/Schreiben/Rechnen auf altersuntypisch hohem Niveau; Überspringen ganzer Entwicklungsphasen; Kind stellt sehr viele Fragen zu altersuntypischen Themen.
Außerdem ist es so, dass Hochbegabung oft mit AD(H)S, Autismus, Asperger-Syndrom, Teilleistungsstörungen (z. B. Legasthenie) etc. gemeinsam auftritt. Häufig wird auch versucht Hyperaktivität mit Hochbegabung zu erklären bzw. zu rechtfertigen. Das führt uns zum Problem der Doppel- und Fehldiagnosen. Sichere Aussagen über das Vorliegen einer Hochbegabung erfordern eine psychologische Dioagnostik aus ausführlicher Anamnese, Verhaltensbeobachtung (über längeren Zeitraum) und Testergebnissen. Es ist nötig, diese Diagnostik mehrmals zu wiederholen um die größtmögliche Objektivität, Reliabilität und Validität zu erreichen. Je geringer das Lebensalter des Kindes (prinzipiell sind diese Test ab 5 Jahren möglich) umso geringer die Stabilität und somit Aussagekraft der Messung.
Ich könnte jetzt noch darüber schreiben, welche Fehlerquellen solche Intelligenztests überhaupt aufweisen, aber das erspare ich euch.
Allerdings finde ich sollte man sich vor einer solchen Testuzng sehr genau überlegen, was eine Diagnose (hochbegabt oder eben nicht) für ein Kind bedeutet.
Nicht selten werden an diese Kinder Erwartungen gestellt, die sie trotz hochbegabung nicht erfüllen können. Sie unterliegen einem deutlcih höheren Leistungsdruck. Sie werden
oft nur einseitig gefördert und sind extrem häufig den Anfeindungen der normalbegabten Klassenkameraden ausgesetzt.
Ach und übrigens zählt man erst ab einem IQ von 130 zu den Hochbegabten, was aber nur ca. 2-3% der deutschen Bevölkerung betrifft.
Da sich der Wert bei KIndern bis zum ca. 14. Lebensjahr noch ändert, müssen die Tests häufiger wiederholt werden. Das kann bedeuten, dass dem Kind in der Grundschule erzählt wird, es sei
hochbegabt und im Gymnasium gehört es dann zu den normalbegabten, weil sich der Wert in der Entwicklung angepasst hat...
Deshalb muss ich mich Luchsie anschließen. Ich halte eine Testung in dem Alter für wenig sinnvoll, vor allem wenn es "nur" um die Verwüstung des Zimmers geht...