Das Beste für`s Kind oder das beste für die Mama?

  • Hallo zusammen
    ich möchte mich kurz vorstellen. Ich, 29 Jahre alt, darf mich jetzt nun auch zu den Alleinerziehenden mit 5 Monate altem Sohn zählen.


    Zu meiner Geschichte: Vor ca. 5 Jahren bin ich ausgewandert zu dem Kindsvater. Ich habe in dem Land gearbeitet, gut verdient, ein Leben aufgebaut und im Februar wurde dann unser Sohn geboren. Das Kind war nicht geplant, zu diesem Zeitpunkt kriselte es bereits mächtig zwischen uns. Meine erste Reaktion auf die Schwangerschaft war: „Abbruch“. Ich erzählte meinem Partner nichts davon und leitete alles Nötige in die Wege. Als ich das erste Mal beim Ultraschall war, fing ich an zu zweifeln. Diese Zweifel wurden immer grösser, nach einiger Zeit war für mich klar, ich konnte keine Abtreibung durchführen lassen. Nach dieser Entscheidung erzählte ich meinem Partner von der Schwangerschaft und das ich das Kind nicht abtreiben kann. Er war zunächst dagegen, ich sagte aber zu ihm, dass ich diese Entscheidung nicht von ihm abhängig machen kann. Wir entschlossen uns dazu, es zu versuchen.


    Und, was soll ich sagen, wir sind grandios gescheitert. Von der Schwangerschaft über die Geburt bis hin zum Leben als Familie, es war eine Katastrophe. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich selber auch selten dämlich war, von meinem Ex sowas abzuverlangen. Ich wusste ja, wer und wie er ist. Ich bin bis zum Geburtstermin arbeiten gegangen, dann hatte ich drei Monate Mutterschutz (ist in unserem Land leider so) um danach wieder vier Tage in Vollzeit zu ackern. Und dazu habe ich mich rund um die Uhr um unseren Sohn gekümmert, nachts, morgens, abends. Für die Zeit, die ich ausser Haus war, hat er einen Krippenplatz gehabt. Mein Ex hat sich erfolgreich gedrückt, auch mal nachts oder morgens aufzustehen um mir ein wenig Entlastung zu gönnen.


    Nach zig Gesprächen und Versuchen habe ich die Entscheidung getroffen, zu gehen. Ich bin ja doch so gut wie allein mit dem Kleinen. Ich kehre, nach Beendigung meiner Kündigungsfrist nach Deutschland zurück. Ich bin eigentlich der Meinung, dass dies das Richtige ist. Mein Ex versucht mir jetzt aber ständig, ein schlechtes Gewissen zu verpassen. Denn derjenige, der am meisten darunter leiden wird, ist unser Sohn, der ohne Vater aufwachsen muss, predigt er mir ständig. Und ich gerate ins zweifeln und denke darüber nach, ob diese Entscheidung nicht zu egoistisch ist. Ich sehe es aber eigentlich so, dass ein Vater, der sich nicht kümmert und dem sein Sohn (den er ja eig. sowieso nicht wollte) offensichtlich egal ist schlechter ist als gar kein Vater. Obwohl er immer beteuert, seinen Sohn über alles zu lieben. Nur machen will er nichts dafür und er hat auch eine seltsame Art, dies zu zeigen. Ich möchte unserem Sohn einfach diesen Menschen ersparen, er ist so unglaublich kalt, gefühllos und manipulativ. Er kann nicht unterscheiden zwischen mir und seinem Sohn, hatten wir Streit, hat er auch seinen Sohn völlig ignoriert.


    Man kann mit vorwerfen, dass er dieses Kind nicht wollte und ich es trotzdem bekommen habe.


    Hat jemand ähnliche Erfahrungen? Kann man als Mutter den Vater ersetzen? Er hat in Deutschland meine komplette Familie um sich herum, also auch den Opa und Onkel, reicht das als männliches Vorbild? Ist es nicht besser, keinen Vater um sich herum zu haben als einen sozial inkompetenten Vater?


    Beste Grüsse

  • Als Mutter kann man natürlich den Vater nicht ersetzen. Aber bei Deinen Überlegungen ist vielleicht auch relevant, wo denn Dein soziales Netz, wo Deine und Deines Kindes Heimat besser sein kann. Es ist gut für Euer Kind, wenn es auch noch ab und zu mit anderen Menschen als "nur" den Eltern oder einem Elternteil zu tun haben kann. Da wären beispielsweise mal Deine Eltern, also seine Großeltern, vielleicht hast Du ja auch Geschwister (d. h. für ihn dan Onkel, Tanten usw.).


    Was wären denn die Auswirkungen, wenn Du auszögest, aber in dem Land bliebest, damit der Vater Umgang mit seinem Kind haben könnte? Welchen positiven, welchen negativen Einfluss hätte das auf Dich, auf Euer Kind?

  • Über welches Land sprechen wir denn?


    Darfst Du da überhaupt wegziehen mit Kind?
    Hat der KV keine Familie da?


    Kann er nur nichts mit einem Baby anfangen aber mit größerem Kind schon? (das kommt auch vor)

  • Danke für die Antworten, das ging ja flott!


    Ich habe mich ein wenig kompliziert ausgedrückt. Unser beider Familien sind in Deutschland. Das heisst, alle Onkels, Omas, Opas, etc. hätte mein Sohn jederzeit um sich. Ich hätte dort die Möglichkeit, zu meinen Eltern in ein Mehrgenerationenhaushalt zu ziehen. Also mit eigener Wohnung aber mit meiner Mutter zusammen in einem Haus. Dort könnte ich erst mal Elternzeit "geniessen" bis der Kleine 14 Monate ist. Danach kann er wieder eine Krippe besuchen, eine jobliche Perspektive habe ich bereits sicher gestellt.


    Die andere Variante wäre, ich bliebe hier in der Schweiz, müsste 5 Tage die Woche arbeiten. Mein Sohn wäre von Morgens 07:00 Uhr bis 18:00 Uhr in der KiTa. Aber der KV hätte jederzeit die Möglichkeit, seinen Sohn zu sehen.


    vatertochterduo: ich lebe in der Schweiz. Mir obliegt das alleinige Sorgerecht. Nein, er kann generell mit allem menschlichen wenig anfangen, ich glaube, Steine sind okay ;)

    Einmal editiert, zuletzt von MissFits ()

  • Kann er nur nichts mit einem Baby anfangen aber mit größerem Kind schon? (das kommt auch vor)


    Das ist ja immer ein suuuuuper Argument.


    Hat man ein Kind, kümmert man sich egal wie alt und nicht erst, wenns in Kram paßt.


    Der arme Vater: Er würde sich ja bestimmt kümmern, wenn das Kind nur nicht mehr so jung wär. Bitte hab Verständniss, dass ich meine Vaterrolle erst erfüllen kann, wenn das Kind alt genug zum Fußballspielen ist. Dann wartet man brav, bis Papa nach 2-3 Jahren sich nun meint, kümmern zu können und damit er dann sofort loslegen kann, stehe ich ihm jederzeit zur Verfügung.


    Wie will man es denn nun haben. Entweder können sich die Väter genauso gut ab Beginn kümmern oder nicht.


    Aber doch nicht Hüh und hott, wie es gerade besser in Kram passt.


    Wird der Vater Interesse haben, wird er WEge finden, Kontakt aufzunehmen. Ich finds manchmal ganz gut, wenns nicht auf dem Präsentierteller ist, anhand der Bemühungen zeigt sich auch das Grad des Interesses.


    Kann das sein, dass er dich wiederhaben will und dir deswegen ein schlechtes Gewissen macht?


    Die Möglichkeit zum kontakt zum leiblichen Elternteil sollte irgendwie immer bestehen, falls Kind möchte.


    Ich persönlich finde es allerdings unerheblich, ob ein Kind, wenns von Anfang an ist, mit dem leiblichen Vater oder mit anderen männlichen Bezugspersonen aufwächst. Entscheidend ist der, der sich kümmert. Wichtig ist absolute Ehrlichkeit dem Kind gegenüber und die Kontaktermöglichung.



    In dem Land zu bleiben wär aber kein schlechter Kompromiss, wenn das für dich in Ordnung ist.

  • Was das angeht bin ich wohl zu egoistisch.


    Bliebe ich in der Schweiz, dann ja, der KV könnte seinen Sohn jederzeit sehen, aber was genau hat mein Sohn davon?
    Er würde jeden Tag in der Woche in der KiTa verbringen müssen, ich wäre extrem im Stress...
    Seine Mutter wäre mal gestückelt für ihn da, dann wieder ein paarmal der Vater...


    In Deutschland hat er ein liebevolles Umfeld voller Opas und Omas, Onkels und Tanten und ICH wäre bis zu seinem 14. Lebensmonat vollzeit für ihn da...


    Und was Borte sagt stimmt, ich möchte des KV wahres Interesse dem Kind gegenüber ausloten. Er beteuert ja immer, wie wichtig er ihm ist.
    Das habe ich aber bis jetzt nie gemerkt.

  • Dann geh zurück nach Deutschland, wenn ihm der Sohn wichtig ist, kann er ja nachziehen. Oder erwartet er, dass ihm Sohn auf dem Silbertablett präsentiert wird? Wie groß wäre denn die Entfernung alter Wohnort - neuer Wohnort?

  • Schweiz geht ja noch.. von welcher Distanz, die durch den Umzug entstehen würde, sprechen wir denn?
    Das kann bei der Konstellation DE-CH ja von 20 bis 2000 km praktisch alles sein...


    Eine Alternative wäre, dass du erst einmal ausziehst, eine klare Umgangsregelung mit dem KV triffst und ein halbe Jahr beobachtest, wie es läuft. Er wäre nicht der erste, der erst die Mutter aus den Füßen haben muss, bevor er sich tatsächlich mit dem Kind beschäftigen kann. Faulheit anbetracht deiner Verfügbarkeit würde ich da nicht zwingend überbewerten. Er wusste ja, wenn er lang genug nölt, stehst du auf und schaust nach dem Kind.


    Je nachdem wie diese Umgangsregel aussieht muss die Distanz nicht zwingend ein Problem darstellen. Wenn er z.B. ohnehin nur vierzehntägigen Umgang will, dann müsstest du eben ggf. in den sauren Apfel beißen und ihm das Kind entgegenbringen. Zumindst eine Teilstrecke. Dann ist wurscht, wo du die restliche Zeit wohnst. Wird Umgang aber unmöglich durch den Umzug oder der Vater will das Kind 3 mal pro Woche sehen, dann wird das vermutlich eher nicht funktionieren und dann hast du das von dir beschriebene Problem.
    Aber eben auch nur dann.


    Die große Frage ist, wieviel Umgang stellt er sich vor und kann er umsetzen und ist das vereinbar mit deinem Umzugswunsch.

  • Nun ja, die Dinstanz würde 650 km betragen, also nicht um die Ecke.


    Ich werde jetzt erst mal, dank eurer kompetenten Ratschläge, seine Vorstellungen zum Umgang klären.
    Ich denke, dass ist der erste Schritt.


    Was folgt, werde ich berichten.

  • Nun ja, die Dinstanz würde 650 km betragen, also nicht um die Ecke.


    Ich werde jetzt erst mal, dank eurer kompetenten Ratschläge, seine Vorstellungen zum Umgang klären.
    Ich denke, dass ist der erste Schritt.


    Was folgt, werde ich berichten.


    :daumen

  • Sehr gut, damit agierst Du konstruktiv. Vielleicht findet Ihr ja gemeinsam eine praktikable Lösung! Das Ergebnis solltet Ihr aber dokumentieren und beide unterschreiben, damit es eine gewisse Verbindlichkeit hat.

  • Wie es aussieht, möchte er gar keine Umgangsregelung treffen.
    Es macht ihn sogar unglaublich sauer, dass ich dies wünsche.


    Wie sieht die Lage aus, wenn sich jemand verweigert, so eine Regelung zu treffen?
    Darf er dann einfach vorbei schauen, ohne Bescheid zu geben?

  • Wende Dich an das nächste Jugendamt und besprich die Sachlage: KV möchte keine Umgangsregelung treffen. Kann man ihn zu einem gemeinsamen Gespräch zum Thema im Jugendamt bitten?

  • Es macht ihn sauer, weil er immer noch hofft, dass du nicht nur in der Schweiz bleibst, nein, er hofft wohl noch, dass ihr zusammen bleibt und wenn er sich mit der Umgangsfrage auseinandersetzen müsste, müsste er sich eingestehen, dass es zu Ende ist.


    Ich weiß nicht, wie das in der Schweiz ist, aber in Deutschland kann man eine Umgangsregelung über das JA treffen. Aber wäre auch dann natürlich ein Problem, wenn er sich weigert, dort hin zu gehen. Dann müsste man evtl. den Umgang über ein Gericht festlegen

  • Sahummel: Nein, er ist mit mir genauso fertig wie ich mit ihm.
    Es geht vielmehr um sein riesiges, aufgeplustertes Ego was da angekratzt wird.


    Wie kann ICH sowas von IHM verlangen? Als ob ER sowas überhaupt nötig hätte, auf Ihn ist wohl kein Verlass...!
    Und überhaupt muss ja wohl nicht ALLES geregelt sein...


    Wobei ich dazu einfach nur sagen kann, wer seinen Hintern nicht mal aus dem Bett hieven kann, dem glaube ich auch nicht, dass er ihn 650km weit zu seinem Sohn bewegen will.
    Und willkommen im Leben mit Kind, da muss tatsächlich fast ALLES geregelt sein...


    Aber es hilft ja nix. Ich werde nach Deutschland zurück gehen, wenn er sich das mit dem Besuchsrecht anders überlegt, dann ist es halt zu spät.
    Wäre er ein wenig kooperativer, hätte ich über die Alternative vielleicht ein bisschen ausgiebiger nachgedacht.
    Aber eigenlich bin ich persönlich froh, diese Distanz zwischen uns bringen zu können.


    Und wieder mal fühlt sich mein Ex als Mittelpunkt des Universums, alles kreist um ihn.
    Das es dabei auch um den Kleinen geht, darauf kommt er gar nicht.


    Aber genug gejammert. Beim JA werde ich mich als nächstes erkundigen.
    Ich denke, es wäre auch für den Kleinen schön gewesen, wenn er einen festen Zeitpunkt gehabt hätte, auf den er sich freuen und verlassen kann.

    Einmal editiert, zuletzt von MissFits ()

  • Hallo MissFits,


    das wichtigste vielleicht: rege Dich ab, versuche die Verletzungen, welche Du empfindest, wenn Du an den KV denkst, hinter Dir zu lassen. Es bringt wirklich nichts, Dich damit zu beschäftigen. Du brauchst jetzt alle Zeit und Energie für Dein Kind und Dich.


    Auch wenn Dein Plan, zurückzugehen, festzustehen scheint: geh den Weg übers Jugendamt incl. Versuch eines klärenden Gesprächs, denn er wird auch bei größerer Entfernung der Vater des Kindes bleiben und hat ein Recht auf Umgang. Bitte mach nicht den Fehler, das Kind von nun an als Dein Eigentum anzusehen, mit dem Du machen kannst, was Du möchtest.

  • Ich würde auf jeden Fall nach Deutschland zurückgehen. Habe ich auch gemacht.

  • musicafides
    So sei es... Quasi schon passiert.
    Manchmal kann man seinen Ärger einfach nicht im Zaum halten.
    Ich habe mir aber fest vorgenommen, den Kleinen nie spüren zu lassen, was ich vom KV halte.


    Natürlich werde ich erst nach dem Gespräch suchen. Ich berichte, wie es weiter ging.

  • Man kann vielleicht mit jemanden noch auf eine Elternebene kommen, wenn der/die z.B. fremd gegangen ist, man sich entliebt hat o.ä., wenn es also auf Mann/Frau-Ebene nicht hingehauen hat.
    Aber mit jemanden, der sehr ich-zentriert, unzuverlässig ist oder alles zu locker sieht, ist das sehr schwer bis unmöglich, weil dieses ICH auch ein Kind außen vor läßt. Und ohne ein wenig Empathie und Verantwortungsgefühl funktioniert Elternschaft nicht wirklich.
    Erfahrungswert :pfeif.
    Also: Durchschnaufen und Plan B durchziehen. Du musst aber schon in Betracht ziehen, das da wenig Kontakt zwischen den beiden herrschen könnte.