Hallo Ihr Lieben,
schon seit einigen Wochen bin ich in einem ziemlichen Tal...tageweise geht es mir gut...und dann geht es mir wieder wie heute. Und heute möchte ich einfach mal etwas niederschreiben, was mich schon seit Jahren belastet..nicht immer...aber immer wieder...es gehört einfach zu meinem Leben....eine unendliche Familiengeschichte..Wer mag, kann ja lesen...
Meine Eltern trennten sich, als ich 9 Jahre alt war. Ich hing sehr an meinem Vater und für mich war diese Trennung schon irgendwie schockierend...Aber ich wußte nicht, wie ich das ausdrücken sollte...als Kind. Kurz nach der Trennung, also relativ schnell, zog meine Mutter mit mir und meinem jüngeren Bruder zu einem mir bis dahin fremden Mann. Nicht nur der fremde Mann war es , der mich belastete...nein, sondern auch die Entfernung. Wir zogen über 350 km weit weg in ein neues Bundesland. Weg von meinem Vater, meinen Verwandten, meinen Freunden...alles was mir lieb war, war plötzlich weg...Der fremde Mann, mein späterer Stiefvater, war mir von Anfang an suspekt. Ich mochte ihn nicht. Trotz meines jungen Alters spürte ich, etwas stimmte nicht. Einmal nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und versuchte das meiner Mutter zu sagen. Sie meinte nur: Sag sowas nicht....oder willst Du nicht, das ich glücklich bin? Nein, natürlich wollte ich nicht das meine Mutter unglücklich war. Also schwieg ich von da an.
Meine Mutter heiratete also diesen fremden Mann. Nach etwa eineinhalb Jahren, sie war nämlich auch schon schwanger. Ich verstand mich nicht mehr gut mit ihr...und mit meinem Stiefvater natürlich auch nicht. Das änderte sich auch nicht mehr. Mein Halbbruder wurde geboren, knapp 2 Jahre später mein jüngster Halbbruder. Dann wurde immer sichtbarer, was mit meinem Stiefvater nicht stimmte: Er trank. Getrunken hatte er zwar schon immer, aber nach einiger Zeit verheimlichte er das auch nicht mehr. Er wurde zwar nie aggressiv, aber er trank eben...war oft betrunken. Ich fand das ekelhaft. Also ignorierte ich ihn. Wie auch schon die Jahre zuvor. Mein Stiefvater arbeitete Nachtschicht in einem großen Konzern. Meine Mutter ging in diesen Nächten oft aus...Ich bekam das Babyphone meiner Brüder ins Zimmer gestellt und sie ging aus. Traf sich mit anderen Männern. Sie sagte, die Ehe mit meinem Stiefvater wäre eh am Ende. Wegen seinem Alkoholismus. So endete auch diese Ehe nach etwa 6 Jahren. Als ich eines Sonntag Abends von meinem damaligen Freund kam (ich hatte das Wochenende bei ihm verbracht), fand ich meinen Stiefvater betrunken im Wohnzimmer auf dem Sofa sitzend vor. Das halbe Haus war leergeräumt, von meiner Mutter und meinen Brüdern keine Spur. Mein Stiefvater berichtete mir lallend, das meine Mutter ausgezogen wäre. Zu ihrem neuen Freund. Aber er wüßte auch nicht wohin.Ich könnte hier auch nicht bleiben, da er das Haus verkaufen müsse. Ich müßte nun sehen, wo ich bleibe. Ich war wie vom Schlag getroffen. Wieder war meine Existenz wie ausgelöscht, meine Grundlagen zunichte gemacht. Ich war 17 Jahre und wußte nicht wohin. Ich wußte nicht wo meine Mutter war, ich hatte keine Adresse, keine Telefonnummer. Und was mich am meisten verletzte: Es war ihr sch.... egal was mit mir passierte. Sie liess mich zurück wie einen alten Besen...Ich hatte noch keine feste Ausbildungsstelle (arbeitete noch als Praktikantin), hatte kein Geld, kein Erspartes, keine Möbel...nichts....
Ich fand eine kleine bezahlbare 24qm Einzimmerwohnung, bekam meine Ausbildungsstelle und arbeitete noch nebenher um mein Leben aufzubauen und zu finanzieren. Über 2 Jahre hatte ich keinen Kontakt zu meiner Mutter, sie meldete sich auch nicht bei mir. Ich wußte zwar inzwischen wo sie lebte (etwa 25 km von mir entfernt) und das sie wieder geheiratet hatte, aber ich hatte keinen Willen Kontakt zu ihr aufzunehmen, so enttäuscht war ich. Einizig mein jüngerer leiblicher Bruder rief manchmal heimlich bei mir an. Irgendwann traf ich sie auf der Straße..ich wußte kaum mit der Situation umzugehen...entschloß mich dann aber, ihr noch einmal eine Chance zu geben (die sie offensichtlich von mir wollte)...
Die folgenden Jahre war der Kontakt locker. Ich respektierte sie, mehr aber auch nicht. Auch Ehe No.3 ging den Bach runter, Ehemann No.4 ließ aber nicht lange auf sich warten. Als ich meine 2 Söhne bekam, wurde der Kontakt zeitweilig intensiver. Da ich aber die ganzen Jahre über auch alleine zurecht kommen mußte, brauchte ich sie nicht wirklich. Was ihr nicht unrecht war und das Thema Oma-sein war für sie eigentlich von Anfang an recht schnell erledigt...heißt: Auch meine Söhne hatten bisher leider Gottes nicht viel von ihr.
Vor etwas über einem Jahr packte auch Ehemann No.4 die Koffer. Von da an war sie alleine und ich hoffte, das Alleinsein würde sie vielleicht mal auf andere Gedanken bringen...vielleicht verspürte sie dann ja doch einmal das Verlangen, mich und ihre Enkel mal zu besuchen, was zu unternehmen....Nun ja, die Gedanken sind ja frei...
Vor etwa 8 Wochen zog sie heimlich übers Wochenende 120 km weit weg zu einem Mann, den sie erst vor Kurzem kennengelernt hat. Nachdem ich gut 2 Wochen nichts von ihr gehört habe und sie zuhause nicht mehr erreichte, rief ich sie auf ihrem Handy an, wo sie mir die frohe Botschaft übermittelte. In dem Haushalt wohnen noch zwei Töchter des Mannes (11 und 15 Jahre alt), von denen sie mir ganz begeistert berichtete und es würde ihr ja Alles so eine Freude machen....
Ja...eigentlich weiß ich ja wie sie ist...ich weiß es inzwischen zu Genüge....Und ja, man kann Menschen nicht ändern, das ist mir auch bewußt....
Aber leider hat man ja nur eine Mutter....und ich bin ihre Tochter.......verdammt ...