Hallo ihr Lieben,
ich habe ein Problem, das ich mit meinem Umfeld nicht lösen kann, da es selbst involviert ist. Drum hoffe ich, dass ich hier, von außen, ein paar neue Denkanstöße bekommen - quasi ein paar neue Pferdchen für mein Gedankenkarussell
Also, die Sache ist die, dass ich in meinen besten Freund verliebt bin, und das nicht erst seit gestern. Vielleicht ist es auch mein bester Freund, eben weil ich in ihn verliebt bin - ich rede mit ihm über Dinge, über die ich mit sonst keinem sprechen kann. Ich fühle mich bei ihm einfach wahnsinnig wohl und verstanden. Wir haben ähnliche Interessen, unternehmen also auch einiges zusammen. Und auch körperlich finde ich ihn nicht uninteressant - auch wenn wir uns nie näher gekommen sind als eine Umarmung zur Begrüßung und zum Abschied. Im Prinzip also fast alles, was ich mir von einem Partner wünsche.
Es hat irgendwie nie gepasst mit uns beiden - aus vielerlei Gründen, die hier den Rahmen sprengen würden. Nur soviel: Es gibt nicht viele Dinge, die ich ändern würde, könnte ich die Zeit zurück drehen. Aber die Entscheidung, mit seinem besten Freund eine Beziehung einzugehen, würde ich rückgängig machen. Obwohl - wer weiß, ob mein Lebensweg mich dann auch zu meiner Tochter geführt hätte? Also wahrscheinlich eher doch nicht. Aber das Gedankenspiel ist eh müßig. Also zurück zum Thema.
Also, es war vor ca. drei Jahren, ich war frisch getrennt, er schon seit langem meine Kummerkastentante, mein emotionaler Rettungsanker. Als er mir dann wichtiger wurde als mein damaliger Mann, der Vater meiner Tochter, habe ich mich getrennt. Er war nicht der Grund für die Trennung, sondern der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Auch die Erklärung hierfür wäre hier zu lang.
Wie auch immer, nach ein paar Wochen war mir klar, dass ich jetzt endlich reinen Tisch machen muss. Ich bin also zu ihm gegangen und habe ihm meine Gefühle gestanden. Und er hat zwar nicht gesagt, dass er sie nicht erwidert, aber einige Gründe genannt, aus denen er nicht mit mir zusammen sein kann.
Zum einen denkt er, er ist zu alt (neun Jahre älter als ich), um einem so kleinen Kind wie meiner Tochter eine Bezugsperson zu werden. Zum Anderen ist er schon so lange Junggeselle (seit ich ihn kenne, also über 15 Jahre), dass er sich mit seinen Macken und Schrullen so eingerichtet hat, dass keine Frau mehr dazwischen passt (die lange Zeit allein liegt einfach daran, dass er extrem schüchtern ist - ein gemeinsamer Freund hat mal gesagt, man könne ihm eine Frau nackt auf den Bauch binden und er würde nicht merken, dass sie was von ihm will -, eigentlich hätte er immer gerne eine Familie gehabt). Außerdem hat er, obwohl sein bester Kumpel und ich schon lange nicht mehr zusammen und mittlerweile sehr gut befreundet sind, Hemmungen, mit mir als dessen Ex was anzufangen. Und schließlich hat er Angst davor, unsere Freundschaft zu gefährden, wenn es nicht klappt.
Nun ja, es war danach zwar einige Zeit etwas krampfig zwischen uns, aber wir sind dann ziemlich schnell wieder zum Alltag übergegangen. Bis Anfang August, als wir und unser ganzer Freundeskreis zusammen eine Woche in den Urlaub gefahren sind. Wir haben eine Tageswanderung allein zusammen gemacht und irgendwie - ich weiß nicht, wie ich es sagen soll - hat sich da ein Rädchen ein kleines bisschen verschoben und jetzt ist alles anders. Es ist eigentlich nichts passiert. Wir haben geredet, sind auf dem Aussichtspunkt, zu dem wir gewandert sind, nebeneinander auf so einer Holzliege gelegen, wie sie momentan überall aufgestellt werden, haben miteinander geschwiegen und beim zurücklaufen wieder geredet. Über nichts besonders, über alltäglichen Kram halt. Aber dieser Tag hat was verändert. Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, habe das alte Wunschdenken wieder aus der Ecke hervor gekramt.
Aber wenn er mich zur Begrüßung umarmt, dann immer deutlich länger und fester als früher und länger als alle anderen (spontan fällt mir der Begriff “Randrücken” aus dem Film “Während du schliefst” ein). Es fühlt sich einfach anders an.
Und bei einer Geburtstagsfeier, zu der wir eingeladen waren, hat er sich immer bei mir gehalten, anstatt, wie sonst immer, mal mit diesem, mal mit jenem Gast zu plaudern.
Auch habe ich das Gefühl, er versucht mir bei den Punkten Bezugsperson zu meiner Tochter und wie eng ich mir eine Beziehung vorstelle auf den Zahn zu fühlen. Ziemlich aus heiterem Himmel hat er davon angefangen, wie ich denn mit einem neuen Partner die Erziehung meiner Tochter handhaben würde und ob ich, wenn ich denn einen hätte, vorhätte, mit diesem zusammen zu ziehen. Lauter solche Sachen.
Vielleicht spinne ich ja auch. Vielleicht interpretiere ich zu viel in sein Verhalten hinein. Vielleicht bin ich ja doch nicht so zufrieden mit dem Ist-Zustand, wie ich mir einbilde, und mein Unterbewusstsein gaukelt mir die Dinge vor, wie ich sie tief in mir drin eigentlich gerne hätte.
Ich meine, warum “sehe” ich denn keinen anderen Mann? Warum ist es für mich so völlig indiskutabel, im Moment eine Beziehung einzugehen? Wirklich nur, weil ich mich in meinem Alltag momentan so wohl fühle, wie er ist - oder warte ich unterbewusst nur auf IHN, dass er sich doch noch anders entscheidet?
Ich kann ihn doch nicht noch einmal darauf ansprechen, oder? Ich meine, wenn ich das alles falsch “gelesen” habe, und ich fange nochmal davon an… nicht, dass er dann sagt, er bricht den Kontakt ab, einfach nur, um mich zu schützen… Oder habe ich jetzt, nachdem in mein Leben wieder einigermaßen Ruhe eingekehrt ist, einfach nur wieder mehr Zeit, über meine Gefühle zu ihm nachzudenken? Ich bin grad wirklich ratlos. Vielleicht hat ja irgendwer von euch Gedanken dazu, die er gerne mit mir teilen möchte?