Vielen lieben Dank für eure tollen, wirklich hilfreichen Antworten.
Allerdings würde ich keine Medis geben, wenn der Therapeut das als alleiniges "Heilmittel" präsentiert und keine begleitendenden Angebote macht
Das ADHS wurde in einer ambulanten Außenenstelle der Heckscher-Kliniken diagnostiziert. Im Abschlussgespräch wurden mir sowohl Verhaltenstherapie, als auch Medikamentengabe empfohlen, mit dem Zusatz, dass sie verpflichtet sei, mir beides zusammen nahezulegen. Ein wenig klingt das für mich so, als ob sie da selber nicht so 100%ig dahintersteht, was meine Hin- und Hergerissenheit nicht gerade verringert.
Was unsere Kinder brauchen ist ganz viel Verständnis, feste Strukturen und ganz viel Liebe und Aufmerksamkeit.
Das mit den festen Strukturen fällt mir selbst auch nicht gerade leicht - vor allem da wir durch meinen Job keine festen, jeden Tag gleichen Abläufe haben können. Jetzt in den Ferien habe ich damit experimentiert, mit ihr zusammen jeden Morgen einen "Stundenplan" zu schreiben, mit dem wir unseren Tag planen - inclusive Pausen und Kuschelzeiten. Das findet sie total super. Ich suche grade noch im Internet nach einer Lösung (am liebsten einen abwischbaren, magnetischen Wochenplaner, bei dem die Tage in Stunden eingeteilt sind und am allerbesten noch zweispaltig sind- eine für sie, eine für mich), aber ich fürchte fast, da muss ich mir selber was zusammenbasteln.
Ein Gedanke ist natürlich, auch mal bei sich selbst zu schauen. Seitdem ich mich mit der Materie etwas mehr auseinander gesetzt habe, sind mir auch bei mir selbst Dinge aufgefallen, die passen.
Da stimme ich dir zu, so geht es mir auch :lach
Warum, denkst Du, hast Du dieses Bauchgefühl?
Ich denke, dass da zum einen die schon beschriebene Einstellung meiner Mutter etwas damit zu tun hat, und andererseits auch Äußerungen aus dem Umfeld ("Da müsste man halt schon mal was im Elternhaus tun" - die Trainerin, ein anonymer Brief darüber, wie sehr Helikoptereltern ihren Kindern schaden - ich denke, von irgendeiner Mutter aus ihrer ehemaligen Klasse usw). Was mir auch sehr zu schaffen gemacht hat war, als sie mit ihrer besten Freundin mehrere Tage auf einem Ponyhof war und wir die Beiden abgeholt haben. die Mutter des anderen Mädchens bekommt gesagt, wie lieb und wohlerzogen ihre Tochter doch sei - bei meiner hieß es, dass sie schon häufig unangenehm aufgefallen sei, sich nicht an Regeln halten wollte und bei den anderen Kindern häufig angeeckt sei. Das summiert sich und hinterlässt eben - ein blödes Bauchgefühl.
Leider steckt im Namen "Schwäche"
Ehrlich? :hae: Ich dachte, das heißt Aufmerksamkeits Defizit Hyperaktivitäts Syndrom. Liege ich da so falsch? Wobei es ja eigentlich auch egal ist...
Wenn Deine Tochter nun aufgrund der Diagnose die Unterstützung bekommt, welche für sie gut ist (Schulbegleitung? Therapie?), abgesehen von der liebevollen Zuwendung, die sie von Dir erfährt, dann ist das doch eine gute Grundlage für sie, um das Ganze selbst positiver sehen zu können. Ich sehe es als äußerst positiv, dass sich die Klassenlehrerin da so engagiert und mit Dir zusammenarbeitet.
Für eine richtige, eigene Schulbegleitung ist sie nicht eingeschränkt genug.Es wird versucht, dass ca. 2x die Woche jemand ihr hilft, ihre Sachen in der Schule zu ordnen, mehr ist leider nicht drin. Dass die Lehrerin da so engagiert ist finde ich auch toll, ehrlich gesagt, hat sie mich damit ganz schön positiv überrascht.
Hat sie Freizeitaktivitäten, welche ihr Freude machen und bei denen sie ihre Stärken und Begabungen einsetzen kann? Wie ist der Kontakt zu ihren Mitschülern, wie gut ist sie in die Klasse integriert?
Sie macht Kampfsport, schwimmt und geht zu den Pfadfindern (Reiten liegt momentan auf Eis, aus verschiedenen Gründen), alles mit riesengroßer Begeisterung. Zusätzlich trifft sie sich noch ca. alle 2 Wochen einmal mit der Freundin, mit der sie auf dem Ponyhof war, und einmal die Woche kommt meistens unser Nachbarmädchen, mit der sie auch in die Klasse geht, zu uns, die beiden machen Hausaufgaben zusammen und spielen dann bis Abends. In die Klasse integriert ist sie nicht so wirklich, das ist eben eines ihrer Hauptprobleme. Allerdings ist es deutlich, deutlich besser als in ihrer alten Klasse (davon habe ich mal in einem anderen Thread geschrieben), den Schulwechsel haben wir beide keine Sekunde bereut.
Lustigerweise wurde bei dem Nachbarmädchen auch gerade ADHS diagnostiziert. Trotzdem (oder vielleicht genau deswegen) verstehen die Beiden sich hervorragend, es klappt auch super, wenn die zwei zusammen Hausaufgaben machen - im gleichen Raum, aber an verschiedenen Tischen. Ich räume derweil meist die Küche auf, so dass ich die Beiden zwar im Auge habe, aber nicht so präsent bin. Meistens sind sie nach etwa einer halben Stunde fertig.
Ich warte jetzt erst mal den Termin zum Erstgespräch bei der Verhaltenstherapeutin ab - der ist ja immerhin schon in einer Woche -, und versuche gleichzeitig, unserem Alltag ein gewisses verlässliches Gerüst zu geben. Und warte ab, wie es sich dann entwickelt. Die Angst vor den Medikamenten konntet ihr mir ein wenig nehmen, vielen Dank dafür. Trotzdem möchte ich erst einmal sehen, wie die Verhaltenstherapie anschlägt.
LG, JayCee