Was spricht denn zunächst gegen einen begleiteten Umgang? Entweder habe ich das gerade überlesen oder nicht richtig verstanden.
Ihr könntet doch zunächst euch gemeinsam treffen. Bei dir in der Wohnung und du hälst dich ein bisschen im Hintergrund und bist so im Notfall anwesend.
Diesesr Kompromiss sollte ihm zuzumuten sein. Eventuell kannst du es ihm ja damit erklären, dass er auch die Möglichkeit haben soll, sich langsam an einen längeren Umgang ranzutasten und
sich im geschützten Rahmen auszuprobieren und bei Unsicherheit nachfragen zu können. Absolute Voraussetzung wäre für mich die gleichzeitige Durchführung einer ambulanten Therapie. Eine Krankheit darf
kein Grund sein, Umgang zu verweigern.
Zum Krankheitsbild der Depression gehört auch, dass es Zustände gibt, in denen fast manische Ausprägungen vorhanden sind. Also das Gefühl, dass man Bäume ausreißen kann und sich
viel zutraut. Leider verschwindet das auch wieder ziemlich schnell. Vielleicht ist dein Ex gerade in so einer Phase und traut sich tatsächlich zu, länger für das Baby zu sorgen und auch da zu sein.
Grundsätzlich ist das ja auch toll. Deine Sorge verstehe ich, da ich in der gleichen Problematik lebe.
Daher wäre ich sehr froh, wenn er sich schon mal kümmern will und würde versuchen, durch einen zunächst begleiteten Umgang, bis er sich stabilisert hat (was auch Monate dauern kann)
darauf hinzuarbeiten, dass er es trotz der Erkrankung schafft, für sein Kind zu sorgen.
Ich weiß, dass das schwierig ist, aber würde wirklich gemeinsam mit dem Jugendamt oder durch den KSD versuchen, eine Lösung zu finden.
Glaub mir, nichts ist verletzender als ein Vater, der sich vollständig aufgegeben hat und nichts mehr mit seinem Kind zu tun haben will. Sei froh, dass er es immerhin probieren möchte und es sich zutraut.