Ich habe Zeit, habe frei - und beiße mich gerade ein wenig an dem Thema fest .
Schüler und Schülerinnen zeigen im Teilbereich Lesen im internationalen Vergleich durchschnittliche Leistungen. Um dem entgegenzuwirken, gibt es in NRW für die Grundschulen die neue Richtlinie 3x20 Minuten lesen im Unterricht. Die Lesezeiten müssen im Unterricht durchgeführt und im Klassenbuch dokumentiert werden. Darüber hinaus gibt es in NRW in der Bildungsmediathek den Teilbereich LeOn (=Lesen online). Dies ist eine digitale Platform, in der die SuS (Schüler und Schülerinnen) selbstständig kurze, altersentsprechende Texte auswählen und mit unterschiedlichen Methoden (Lesetandem, Lesekaraoke, literarisches Gespräch usw.) üben können.
Pro: es wird zu Hause immer weniger gelesen, das Lesen wird in die Schule verlagert und dort geübt. Ich persönlich finde LeOn super! Allerdings ersetzt es nicht den Umgang mit "richtigen" Büchern und längeren Erzählungen.
Contra: es gibt keine zusätzlichen Stunden hierfür in der Stundentafel. Die 3x20 Minuten werden an anderer Stelle eingespart.
Dann habe ich gelesen, dass Schweden, das seit ein paar Jahren Schulbücher mehr oder weniger komplett abgeschafft hat, Schulbücher wieder einführt, da die Kinder nicht mehr selbst lesen, sondern sich die Aufgabenstellungen vorlesen lassen - u.a.
Quelle: Schwedens Bildungspolitik: "Wir haben zu viel digital gemacht", Tagesschau vom 17.12.2023
Das nächste Thema ist die Abhängigkeit der Leistungen vom sozial-ökonomischen Hintergrund der SuS. Wir kann man dem entgegenwirken? Möglichkeit a) ist, das Lernen weiterhin und ggf. stärker in den Bereich Grundschule zu verlagern. Auch dies geschieht zunehmend mit der Verknüpfung und Kooperation von Grundschule und Ganztag. Bildungsforscher sagen allerdings auch, dass es sich hierbei auch um gesellschaftliche Probleme handelt und man diese nicht nur in der Schule lösen kann.
Quelle: Interview: "Pisa wird überinterpretiert", Tagesschau vom 03.12.2023
Möglichkeit b) ist, man lässt alles, wie es ist.
Eine kleine Anekdote aus meinem Privatleben: ich kannte mal eine Familie mit 1 Kind, das große Schwierigkeiten in der Schule hatte, Inklusion, Förderbereiche Lernen und sozial-emotionale Entwicklung, zusätzliche Förderung durch eine Schulbegleiterin, die sich nicht nur im Bereich Unterricht, sondern durchgehend auch im Ganztag sowie teils im Bereich des Privatlebens um das Kind gekümmert hat. Innerhalb der Familie gab es wenig Konsequenz in schulischen Dingen, über die Lehrkräfte wurde oft auch in Anwesenheit des Kindes schlecht geredet. Hilfeplangespräche wurden "vergessen", d.h. "die große Runde" saß geschlossen am Tisch, die Eltern glänzten durch Abwesenheit. Dies ist bereits einige Jahre her, wie es weitergegangen ist, weiß ich nicht. Ich habe mich irgendwann zurück- und bin ja auch umgezogen.
Bitte konstruktiv: wo sind weitere Stellschrauben?
Edit: Auch ich bin ein Fan von (gut gemachter) Inklusion, Stichwort Multiprofessionelle Teams.