Hallo Lysanne,
ich werde ziemlich ärgerlich, wenn ich lese, dass die Lehrkraft es als "falsch" bewertet, dass du die letzten Monate keinen Druck mehr gemacht hast. Es ärgert mich auch, dass Du - verständlicherweise - zu dem Schluss kommst, dass Dein Kind doch langsam begreifen müsse, dass es nicht um Spaß geht.... (das meine ich nicht böse in Deine Richtung, sondern in Richtung Bildungssystem!).
Es ist lernpsychologisch schon lange erwiesen, dass Kinder (und nicht nur sie) am besten lernen, wenn es eine intrinsische Motivation (Spaß am Lernen, Entdecken, Bildsamkeit!) gibt. Also: idealerweise sollte es um "Spaß" gehen! Das hat nichts mit Hedonismus zu tun! Spaß in der Schule sollte viel höher bewertet werden. Deine Tochter verhält sich eigentlich ganz "natürlich", wenn sie sich verweigert, weil sie weder Spaß noch Sinn erkennen kann! Hier sind die Lehrkräfte gefordert!! Wie kann ein Mädchen in der ersten Klasse schon so frustriert sein?!
Gern würde ich Dir einerseits Gelassenheit zusprechen, manchmal spielt Zeit und Reifung eine wichtige Rolle, Dein Kind ist in der ersten Klasse! Zum anderen möchte ich in den Raum stellen, dass du die Lehrkräfte eher als Dein Kind in die Verantwortung nehmen könntest: wenn Deine Tochter gar nicht mehr mit macht, ist es immerhin die pädagogische Aufgabe der Lehrkraft, ein Ansprachekonzept für Dein Kind zu finden (ggf. mit Deiner Hilfe!). Wie kann man die Kleine bei Ihren Interessen ansprechen, wie kann man sie erreichen, wie kann man es schaffen, dass sie Schule nicht mehr "sch...." findet?!
Da liegt vielleicht der Hase im Pfeffer?
Ich schreibe das als eine Mutter, die in der ersten und zweiten Klasse ihre Tochter nach "alarmierenden" Rückmeldungen der Klassenlehrerin durch eine aufwändige und auch stigmatisierend empfundene psychiatrische Diagnostik hat laufen lassen. Meine Tochter hatte dieser zufolge "fast" eine Dyskalkulie, eine Lese-Rechtschreib-Schwäche und was nicht noch...
Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass da irgendetwas nicht stimmt und die Entwicklung meiner Tochter nur nicht ganz "systemkonform" läuft. Hab dann den ganzen Förderapparat mit der Bescheinigung einer drohenden psychischen Behinderung verzögert und aufgeschoben und eng mit der Klassenlehrerin kommuniziert und sie auf freundliche Art in die Verantwortung genommen und Anregungen gegeben. Tja, nun ist meine Tochter in der 3. Klasse, hat Spaß an der Schule, schreibt 2en und alles ist gut, ohne einen riesigen Apparat der Förderung zugunsten von freien Nachmittagen, Verabredungen und draußen frei spielen.
Natürlich kann man nicht von einem Kind zwingend aufs andere schließen, ich möchte dich nur ermutigen, Deiner Einschätzung zu vertrauen und dich nicht unter Druck setzen zu lassen. Eigentlich sollte das oberste Ziel sein, dein Kind SEINEN Rythmus und Tempo finden zu lassen und an ihre Interessen anzuknüpfen und ihre natürliche Neugier und Lernbereitschaft anzusprechen. Kinder wollen lernen!!!!