Hallo Hutschefidel,
Hut ab vor deiner Fähigkeit, dich zu reflektieren!
und nochmal "Hut" ab für deine Fähigkeit trotz persönlicher Trauer um die missglückte Partnerschaft, Kindesvater als das zu sehen, was er ist: Vater des Kindes.
Dazu kommt noch die Sorge, mich zu verlieren, weil ich halt in der letzten Zeit gesundheitlich übel angeschlagen war.
Das ist -wie ich meine- der Schlüssel zu all dem, was euch derzeit bewegt: Es ist nicht zu wenig Liebe, die das Kind empfindet. Es ist nicht verwöhnt sein oder womöglich Manipulation des anderen Elternteils. Das Kind hat Sorgen und Verlustängste, konnte nicht mehr Kind sein.
Ich meine, derartige Sorgen seien für Kinder von Trennungseltern nicht selten, allerdings eher in der Altersklasse zwischen 5-9 Jahren. Dass dein Kind diese Verlustängste auch im höheren Alter so empfindet, zeigt doch nur, wie zutiefst verunsichert es ist. Und was das Kind nun tut, finde ich klasse und auch hier nochmal "Hut ab", dieses Mal für deine Erziehung: Das Kind reflektiert ihre Situation, findet Lösungen, versucht mit allen Beteiligten darüber zu reden und transparent zu bleiben. Dieses Verhalten ist nicht nur gesund, sondern auch unglaublich reif.
Im Moment seid ihr alle im Notbremsen-Modus, lauft auf Sparflamme. Signalisiere deinem Kind bitte auch weiterhin Verständnis für das, was stattgefunden hat und signalisiere, dass du an dir arbeiten wirst und an deiner Lebenssituation.
Nimm dir nun die Zeit, darüber nachzudenken, was du ändern kannst, damit es dir besser geht und du selbst wieder deine Mitte findest. Da Dein Leben unglaublich verzettelt ist, wäre es vielleicht hilfreich, hier mit therapeutischer Begleitung deine Situation zu ordnen? Prioritäten zu definieren? Es ist doch so: Wenn man selbst im Hamsterrad rennt, ist man selbst die letzte, die in dieser Situation dann auch noch erkennen kann, wo man etwas sinnvoll ändern kann. Man will nur noch durchhalten und überleben. Da hilft es auch nichts, wenn die Außenwelt (wie ich gerade) sagt, "denk darüber nach, was du ändern kannst", schließlich musst du jetzt in deiner Situation auch noch zusätzlichen Schmerz kompensieren.
Eventuell setzt ihr euch in einer Woche nochmal an den Familientisch? Eventuell strebt ihr als Ziel an, dass Eure Tochter nicht nur bei einem Elternteil leben sollte, sondern auch viel/mehr Zeit beim anderen verbringen sollte? Falls es zu diesem Zeitpunkt schon möglich sein sollte, ein bisschen Humor in's Spiel zu bringen, kannst du ja signalisieren, dass Du gerne mit ihr zusammen Kochkurse besuchen möchtest - das wäre dann eine neue Gemeinsamkeit und das Signal "ich nehme dich ernst und möchte das Problem auf für uns beide bereichernde Weise lösen". Zudem wäre es ein Ritual und vielleicht eines Tages gemeinsames Hobby.
Und ja, mir ist klar, dass du damit am oberflächlichsten aller Kritikpunkte des Kindes arbeitest. Aber das Kind ist nun einmal Kind. Deine anderen Probleme musst du parallel auf andere Weise angehen und ich bin mir sicher, du wirst das schaffen.
Das Beste wünscht
FrauRausteiger