Im Moment klappt so gar nix. Ihr Leben besteht ausschließlich aus schlafen, essen, Schule. Sie macht zu Hause nichts mehr, es überfordert sie sogar, den Wäschekorb auszuräumen oder ihr Zimmer aufzuräumen und zu saugen. In ihrem Zimmer stapelt sich das Süßkramspapier, dreckige und saubere Wäsche durcheinander, der Staub liegt zentimeterdick, das Bett wurde seit 6 Wochen nicht mehr überzogen, ebenso lange hat sie nicht gesaugt. Sie hortet ihre Wäsche und schmeißt dann alles zusammen ins Bad, unsortiert. Ich muss jedes einzelne Wäschestück in die Hand nehmen, weil sie auch ihre Bügel-BH´s nicht in Wäschesäckchen packt und mir letztens ein Bügel fast die Waschmaschine geschreddert hat. Sie sitzt nur noch und starrt entweder auf ihre Schulbücher, ihr Handy oder die Glotze. Motivation gleich 0. Man muss ihr wirklich alles hinterherräumen, da sie egal wo, alles stehen und liegen lässt. Den ersten Kontakt, den wir haben ist, wenn sie gegen 18:00 Uhr nach unten kommt und fragt, wann und was es zu essen gibt. Ihr Papa hat mir gegenüber schon ein schlechtes Gewissen, weil ja ein großer Teil der zusätzlichen Arbeit tatsächlich an mir hängen bleibt. Er traut sich aber aufgrund ihrer aktuellen Gemütslage auch nicht, mal ein Wort mit ihr zu sprechen und selbst wenn man was sagt: es geht rechts rein und links wieder raus, ändern tut sich nicht.
Sogar der Muckel, der ja an sich ein ziemlich fauler Vertreter seiner Art ist, kriegt mehr gebacken und der ist 4 Jahre jünger.
Das Elterngespräch mit ihrer Therapeutin ist Anfang November. Dann werden wir das weitere Vorgehen besprechen, da ich ganz persönlich glaube, dass ein Aufenthalt in einer Tagesklinik eigentlich unvermeidlich ist.
Ich gönne mir in den Herbstferien 10 Tage eine Auszeit und fahre mit meiner Familie (Mama, Bruder, Schwägerin, Nichten und dem Muckel) 10 Tage an die Ostsee. Eigentlich hatten wir mal drüber gesprochen, dass die Bonustochter mitkommt. Aber die Familie möchte das jetzt aufgrund ihrer Verfassung nicht. Sie kriegen ja auch mit, wie sie so drauf ist und was zu Hause abgeht (oder halt auch nicht) und meine Mutter hat klipp und klar gesagt, dass sie die Tochter weder mir noch der restlichen Familie im Urlaub zumuten mag. Also fahre ich mit meinem Sohnemann alleine mit. Es tat mir zwar unheimlich leid, dass meinem Freund so mitzuteilen (wer möchte schon gerne hören, dass man das eigene Kind nicht dabei haben mag), aber er versteht es sehr gut. Und vielleicht sieht er mal, welche Ausmaße ihr Verhalten tatsächlich hat, wenn er mit ihr 10 Tage alleine ist (er hat auch ein paar Tage Urlaub). Ich brauche auf jeden Fall die Erholung nach der letzten Zeit, denn die letzten Monate waren sehr anstrengend nicht nur wegen der Bonustochter, auch wegen dem Tod meines Vaters. So langsam komme ich nämlich jetzt zur Ruhe und mein Körper merkt, dass er nicht mehr funktionieren muss.