Hallo!
Ich bin ebenfalls neu hier. Bin gestern schon beim Stöbern auf den Thread gestoßen...
Nun, ich habe jetzt nicht jeden Beitrag akribisch gelesen, deswegen seht es mir bitte nach, wenn ich mich wiederhole.
Aber nun zu deiner Geschichte:
Ich habe eine recht ähnliche Situation erlebt bzw. teilweise heute noch. Aber ich kann dir, glaub ich, ein paar Tipps geben, die dich hoffentlich unterstützen.
Als erstes kann ich dein Karusell absolut nachvollziehen. Wenn man aus so einer belastenden und auch bedrohlichen Situation kommt, wirken andere Kräfte in einem.
Ich habe auch immer wieder die Erfahrung gemacht, dass mein Ex geringes Interesse an der Kleinen hat, noch am Umgang mit ihr oder nur, wie es ihm gerade passt, aber gerne die Kontrolle über alles behält. Trotzdem war mein Wunsch, dass mein Kind Umgang hat und alles einigermaßen in Ordnung kommt, sehr groß. Was soll ich sagen, er hatte mir damals angedroht, mein Leben zu zerstören und er hat es geschafft. Meine Lebensgrundlage zerstört = Lebensgrundlage der Tochter zerstört. Es gipfelte alles in heftigen Stalking. Ich musste die Stadt verlassen und viele Kilometer weg ziehen, um uns den Zugriff zu entziehen. En Detail möchte ich das jetzt garnicht ausführen.
Aber zu den Tipps:
Einmal kannst du dir und den Kindern immer eine Auszeit nehmen und formuliere das auch klar. Überleg dir, was du zulassen kannst und möchtest und was nicht. Setz dich nicht unter Druck, du stehst sowieso schon unter mehr als Stress. Du hast immer das Recht und auch die Verantwortung deiner Kinder gegenüber, dir die Zeit zum Nachdenken zu nehmen, die du brauchst. Mir hat es geholfen, dann nachzuhorchen, ob ich das wirklich will, ob es uns gut tut und meist habe ich eine Antwort aus dem Bauch bekommen.
Aber glaub, das Vertrauen in mich und mein Gefühl wieder aufzubauen, hat lange gedauert. Trotzdem möchte ich dir sagen, nimm dich und deine Empfindungen ernst.
Dann kann dich keiner zwingen, deine Kinder gegen dein Gefühl (Hier wichtig! Nicht um deinen Ex eine auszuwischen, sondern wegen dem Wohlbefinden deiner Kinder). Rechtlich hat er tatsächlich einen Anspruch, in der Realität sieht das nochmal anders aus. Wende dich an einschlägige Beratungsstellen. Bei uns waren Drogen mit im Spiel und ich hatte große Angst um mein Kind. Das ist selbst vor Gericht kaum gewertet worden - bis heute. Und ich durfte mir andauernd anhören, "Sie dürfen dem Vater nicht das Kind enthalten." Die Gesundheit und das Wohlbefinden des Kindes waren irrelevant. Traurig aber wahr.
Letzten Endes ist so, dass du die Mutter bist, du hast die Kinder auf die Welt gedrückt und wenigstens einer muss die Verantwortung für die kleinen Wesen übernehmen. Die Ämter sind nicht für die Kinder da, wenn sie einen Hau weg haben.
Aber da kommen wir zum nächsten Punkt. Gewöhn dir eine gewisse Härte an. Wenn er freiwillig betreuten Umgang ausschlägt, scheint das Bedürfnis nach den Kindern nicht groß genug sein. Mich hat diese Erkenntnis sehr geschmerzt, aber man kann keinen zwingen. Danach muss er sowieso erstmal wieder einen Antrag bei Gericht stellen - zumindest soweit ich das erfahren habe. Dann kann zwar noch mal betreuter Umgang angeordnet werden, aber wer beim ersten Mal schon net will... Bau auf seine wahrscheinlich geringe Bereitschaft, sich anstrengen oder beweisen zu müssen.
Dann kann ich dir eigentlich nur raten, wenn es dir möglich ist, zieh um! Und halte deine Adresse geheim. Wenn ich das richtig gelesen habe, hast du ein Nährungsverbot. Damit kannst du eine Auskunftssperre einrichten lassen. Gericht, Rechtsanwälte etc. kommen noch an die Adresse ran, aber dein Ex kann nicht beim Einwohnermeldeamt deine Adresse anfordern. Ich schreibe das hier nicht, um Kinder zu (übertrieben ausgedrückt) zu entführen, sondern um euch eine Möglichkeit nach Ruhe verschaffen. Ich fand es auch ganz wichtig, wieder ein bißchen das Gefühl der Sicherheit zu erlangen und nicht immer der Situation ausgeliefert sein. Wenn du große Angst hast, dass er deine Kinder aus dem Kindergarten holt, nimm sie raus. Das ist mit Sicherheit noch mal ein großer und einschneidender Wechsel, aber er birgt auch viele Chancen.
Du solltest jedoch deinen Rechtsanwalt als Kontakt angeben. Durch das Nährungsverbor kannst du einiges durchsetzen. Neuen Kindergarten o.ä. nicht bekannt geben. Kommt da was wegen Mitteilungspflicht oder so, argumentiere mit eurer Sicherheit und Wohlbefinden. Mach den Leuten klar, dass ihr geschützt werden müsst. Viele können sich das nicht vorstellen. Konnte ich überings auch nicht, bevor ich es erlebt habe...
Thema Rechtsanwalt. Ich bin anfangs und leider auch einige Monate schlecht beraten worden. Das hat, wenn du Pech hast, psychische als auch finanzielle Folgen. Aber es erschlägt keinen und was ist ein bißchen Geld im Vergleich zum Leben, Ruhe, Gesundheit?
Im Zuge meines Umzugs habe ich eine gute Rechtsanwältin gefunden, die das erste Mal seit Monaten meine Empfindungen und insbesondere die Tatsachen/Vorkommnisse realistisch gewertet hat.
Zum Thema Sorgerecht kann ich dir nicht viel sagen, da ich das vorsorglich nie aus der Hand gegeben habe - wenigstens da war ich bei mir Liegt aber daran, dass es schon in der Schwangerschaft schwer bergab ging.
Auf jeden Fall solltest du, bevor du tatsächlich umziehst or whatever, deinen Rechtsanwalt konsoltieren. Es kann dir u.U. als Kindesentführung ausgelegt werden. Heißt aber nicht, dass du in dieser (Ex-) Partnerschaft gefangen bist. Es gibt immer Wege!
Abschließend noch eine Anmerkung, halt dich nicht an den Sachen auf, die du "falsch" gemacht hast. Das kostet dich unnötig Kraft. Konzentrier dich, auf das, was du erreicht hast!
Prinzipiell ist es tatsächlich so, wie schon geschrieben... Stress dich nicht so und genieße das Privileg, jetzt ihn machen zu lassen oder auch nicht und sorge dafür, dass ihr in eine sichere und ruhige Umgebung kommt. Das wird schon... auch, wenn es nicht so scheint.
Puh! Halber Roman, jetzt geh ich mich vorstellen