Nöte mit "alten" Kinder

  • Tach,


    als ich damals (unverheiratet und frisch getrennt) bei der Untersuchung war um mir den Heim-Test bestätigen zu lassen, hatte ich aufgrund der Bestätigung wohl ein ziemliches entgleistes Gesicht. Im Gesicht. Woraufhin mir der FA sagte, ich könnte auch die Schleife zum Abbruch durchlaufen.

    Aber zum einen war ich sowieso hinüber als ich den flotten Herzschlag hörte. Und zum anderen: Mein Familienleben war zwar ziemlich sche*sse (ist es noch, aber man wird älter), dafür mein Privatleben spannend. Also, verliebt, Liebeskummer gefangen und weitergestreut, FETTE Parties, Nightclubbing und raven bis in die Puppen, Saufen, manchmal bis zum Filmriss, Ausflüge in andere Städte, Brunchen/Racletten/Spieleabende, mit Freundinnen unterwegs ("Schw*nzchen gucken" nannten wir das ^^), oder lästern am Eingang von Clubs bis die Party losging (das nannten wir: "Tatsachen feststellen") usw. Typisches Kid der 90er, Peergroup und Go. Ich dachte mir: Nein, dass kannst du einem "anderen" Menschen nicht versauen, diese Lebenserfahrung.


    Nun sitz ich hier 23 Jahre später und wunder mich. Sohn macht so ziemlich garnichts, außer das "Saufen, manchmal bis zum Filmriss". Und Stress mit einer On/Offbeziehung, da kann ich wenigstens gut beraten, über jugendliche Blödheit X/. Das liegt zum einen daran, dass er in Frankreich arbeitet und nur am Wochenende hier ist. D.h. der Bekanntenkreis, den man aus Ausbildung/Studium ganz natürlich erhält und der bei mir groß war, fehlt ihm völlig. Er hockt noch (selten) mit seinen Kumpels aus der Schule zusammen. Ich denke auch, das die Tatsache, das man damals nicht gefilmt und auf Social Media blamiert wurde, eine Hemmschwelle weniger war. Und in der Zeit als ich so anfing mit Clique zu streunen, diese Schulparties und dann Clubs etc. hat er wie viele andere im Homeschooling verbracht, dank Covid. Kein Fitnessstudio, kein Treffen mit Freunden, alles verboten. "Social Anxiety" ist ja das neue Buzzword. Und ja, die politische Lage, Klimawandel usw ist auch desolat. Kalter Krieg war wohl leichter zu verdrängen. Aber wenn ich damals die finanziellen Mittel gehabt hätte, die er hat, wäre ich z.B. viel öfter urlauben gewesen. Macht er auch nicht.


    Also, es ist nicht unnormal oder so. Und ggf. hat er die Persönlichkeit einfach nicht, wobei sein Vater war ja der letzte der ein Happening verließ, super-hyperaktiv. Aber so ein wenig Gedanken mach ich mir doch. Wenn ich könnte würde ich ihn in ein Zeitmaschine setzen und ihm die Festnetznummer von meinen 20jährigen Ich geben, damit er mal Spaß hat, wie ich das verstehe. Ich war schon mit 16 hibbeliger. Und bin es noch, nur fehlt es an Fitness jetzt ^^


    Ist das bei euren älteren Kinder auch so? Das die nicht in die Puschen kommen?

    "Mein Trainer war die Bordsteinkante" (Skateboarder)

  • Ja ^^
    Das Sozialleben meiner Tochter besteht daraus, dass sie mit ihren Freundinnen entweder essen geht oder sich zum kochen trifft. Sie besucht Freunde an anderen Studienorten und dort gehen sie dann… zusammen essen :D.

    Zwei mal im Jahr geht sie auf ein Konzert. Aber bitte nicht zu spät. Sie ist vernünftiger als ich sogar heute.


    Wobei sie allerdings dieses Jahr schon zwei interrailreisen unternommen hat. Das fand ich cool. Hat einen Haufen internationaler Leute in den hostels von Europa kennengelernt. Ich so: besuchst du die mal? Sie so: ne, wir haben keine Nummern ausgestauscht. Ich wäre da ja überall hin, im Jahr danach.

    Liebe Grüße
    Die Elefantendame


    Umwege erweitern die Ortskenntnis

  • Ich weiß nicht, aber regelmäßig habe ich in Gesprächen mit Eltern von Kindern die zwischen 20 und 25 sind, das Gefühl, dass Corona und der ganze Umgang damit mehr verändert hat, als viele wahr nehmen wollen.


    Unsere Kinder hatten durch den Lockdown nicht die Möglichkeiten wie wir sie in den Jahren zwischen 16 und 21 hatten. Da scheint etwas in der Entwicklung zu fehlen. Ob das schlecht ist? Keine Ahnung, mag ich nicht beurteilen, allerdings finde ich es tatsächlich sehr befremdlich.

  • Mein bald 20jähriger hat eindeutig Erbgut und lässt nicht viel aus, also eher nichts. Der ist manchmal krass viel unterwegs. Bei ihm ist die Woche zur Erholung da! Also nach dem Job. Kenne ich noch, Montag früh um 8 war die anstrengendste Vorlesung der Woche. Freitagabend war ich wieder fit. Heute ist es andersrum.
    Er hat auch ne feste Clique wie wir früher. Die ziehen zusammen los. Immer in der Gruppe.


    Der jüngere, immerhin fast 18, ist ganz anders. Zwar ewig wach, aber lieber am PC am zocken. Da bin ich richtig froh für ihn, wenn ich um Taxidienste wegen Party gebeten werde. Ich wünsche ihm so sehr mit anderen Kumpels unterwegs sein zu können.
    Tatsächlich bin ich deutlich häufiger unterwegs als er. Und das sturmfrei wir von beiden erstaunlicherweise nicht ausgenutzt.

  • Meine große Tochter ist 22 und hat fürgewöhnlich an einem Tag mehr vor als ich in einer Woche.
    Sie war auch während Corona relativ viel unterwegs, teilweise auch in größeren Gruppen als erlaubt bei Freunden zuhause. Sie hat einige gute Freundinnen und unendlich viele Bekannte, mit denen sie wechselnd unterwegs ist.


    Meine kleine Tochter ist zwar erst 15, aber man kann jetzt schon erkennen, dass sie anders ist. Sie ist fast immer zu Hause und genervt und gestresst, wenn sich jemand mit ihr treffen will.


    Ich war früher gute Mitte zwischen beiden Töchtern denke ich. So lange man sich wohlfühlt und subjektiv Spaß hat, ist doch alles gut…

    Through judging, we seperate. Through understanding, we grow.
    - Doe Zantamata -

  • Also, wird er wohl ein "Natural born Chiller" sein. Kann ich ja nur bedingt mit umgehen. Mir fehlt leider der Geschwistervergleich, ich frage mich dann immer: Alles gut? So schade, ich würde SO auf den Putz hauen....

    "Mein Trainer war die Bordsteinkante" (Skateboarder)

  • butterblum fehlt dir Action?


    Ich hab hier so ein paar Kandidaten die man zu unmöglichen Zeiten bei Polizei, Krankenhaus, Abschleppdiensten abholen kann plus Verlust von Handys, Zähnen, Identität im Internet. Verwicklung in dubiose Geschäfte usw und das alles eher gut gläubig als Vorsatz #atmen


    und mein Gold hat als Highlight das nächste Buch das sie vorbestellt hat …. Ich bin da nicht böse drum….

  • Kenn ich! Mein Sohn war furzlangweilig, was für mich als ehemalige Rockerlady, die nix ausgelassen hat, unverständlich war. Ich hatte (und hab sie noch) eine gute Freundin, die jedes mal ihr Handy zückte, wenn ich nach ihrem Sprössling fragte. Bilder von Sohn nach einer Prügelei im Krankenhaus, Sohn bei der Polizei, kaputtes Auto von Sohn, dann wieder ramponierter Sohn nach nächster Schlägerei, weil er scheinbar nix dazu lernen konnte und da konnte ich nicht anders, als ihr zu sagen, wie dankbar ich bin, dass mein Sohn einfach viel zu faul für solche Aktionen wäre. Was die Arme ihre Saufnasen-Brut von irgendwo im desolaten Zustand abholen musste, also Hut ab, dass sie nicht durchgedreht ist und sich ihr Vertrauen in einen guten Ausgang bewahren konnte . Heute ist ihr Sohn übrigens tatsächlich fleißig und anständig und mein Sohn immer noch faul. :rolleyes:


    Meine Mädels kommen auch nicht nach mir. Sie sind nicht ganz so träge wie ihr Bruder, aber irgendwie auch ziemlich brav. In ihrem Alter war ich ständig unterwegs und die beiden sind gerne daheim.:/


    Neulich kam ein Brief von der Sparkasse in dem sinngemäß stand "ihre Kinder sind spießiger, als sie denken". Ja, die wollten ihre Bausparverträge verkaufen, aber trotzdem konnte ich nur zustimmend nicken, denn da ist schon was dran. Ich war um Welten cooler und rebellischer!

  • Liegt das vielleicht auch daran, dass die Jugend sich durch laute Musik und um die Häuser ziehen nicht mehr von uns älteren abgrenzen kann?

    Ich meine, meine Mutter ist halb kollabiert angesichts der fürchterlichen Musik die ihre Tochter lautstark hörte. Und dann noch von dem „Höllenlärm“ live so begeistert war, dass sie es bis heute gerne macht. Damals war ihr eigentlich klar, dass angesichts dieser wilden Typen auf den Postern im Kinderzimmer Nix aus mir werden wird. Naja. Sie weiß bis heute nicht die Hälfte.
    Ich dagegen Frage mich immer wieder wie der Schlager ins Radio vom Kind kommt.