Straftaten gegen Frauen und Mädchen steigen in allen Bereichen – Fast jeden Tag ein Femizid in Deutschland

  • Ich hab es in vielen Situationen geschafft, übergriffige, zu nah kommende... Männer verbal zu stoppen und mich aus möglicherweise gefährlichen Lagen rechtzeitig rauszumanövrieren. Beim Trampen, auf Partys, an roten Ampeln, in der U-Bahn, auf der Arbeit...

    Ich hab es gleichzeitig jahrelang nicht geschafft, mich aus einer psychisch und verbal gewalthaltigen Beziehung zu lösen, ich habe mich erniedrigen und beschimpfen lassen und - manchmal meinen Körper hingehalten, wenn ich keine Lust hatte, aber er.


    Warum? Heute sage ich: Weil ich - und er - in einer Gesellschaft sozialisiert und in Familien aufgewachsen sind, in denen tradierte Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit gar nicht (er) oder nur in ersten Ansätzen (ich) in Frage gestellt wurden - und wie haben das in unserer Version übernommen. Sein Beschützertum beschützte mich und unsere Tochter als sein Eigentum, nicht als seine Mitmenschen. Ich habe mir erst eingebildet, "ihn zu ändern" und dann geglaubt, dass ich das jetzt durchziehen müsse als Ehe - wie all meine weiblichen Vorfahren.

    Hilfsangebote von Familie, Freund*innen, von außen kamen nicht durch - ich hab diese giftige Brühe von Ehe ja noch verteidigt. Helfer resignieren auch irgendwann...

    Und hab mich geschämt, auch danach noch lange, dafür, dass das "mir passiert ist", ausgerechnet mir.


    Gewalt kommt selten plötzlich und selten allein. Femizide sind die Spitze, darunter sind die "ganz normalen" Machtstrukturen. M.E. bauen die immer noch auf patriarchalen Muster auf und es lohnt, darüber nachzudenken und eigene Vorstellungen zumindest zu reflektieren.


    Hoffe, die Bezahlschrank ist durch den "Geschenklink" meines Abos weg:

    https://www.zeit.de/2024/54/gi…rmaenner?freebie=2010ca8a

  • Danke für deinen Post Urtica !


    Stichwort „Machtstrukturen“ innerhalb von Beziehungen. Das Thema „beschützen“ bzw. „beschützt werden“ bewirkt bei mir ein flaues Gefühl. Mir geht es so, dass ich weder beschützt werden, noch selber beschützen möchte. In dem Moment, in dem ich beschütze oder beschützt werde, ist einer der Partner dem anderen unter- bzw. überlegen. Ich selbst mag keinesfalls „schwach“ sein, so dass der Partner für mich Dinge klärt, die ich auch selbst regeln kann (und möchte). Genauso wenig möchte ich „die Starke“ in der Beziehung sein, die für den Partner regelt und klärt, was dieser genauso auch selbst tun kann.


    Und da passt dann auch der Inhalt aus Overtherainbows Link „Mit Gewalt gegen die Ohnmacht“.

  • Gewalt kommt selten plötzlich und selten allein. Femizide sind die Spitze, darunter sind die "ganz normalen" Machtstrukturen. M.E. bauen die immer noch auf patriarchalen Muster auf und es lohnt, darüber nachzudenken und eigene Vorstellungen zumindest zu reflektieren.

    Doch wie können wir auflösen, was für einige so offensichtlich ist und gleichzeitig für viele andere nichtmal existent?

    Da wird dann von "Gleichmacherei" gesprochen, von biologischen Fakten wie natürlichen Begebenheiten, von Gewichtsklassen und Körpergröße, von ideologischer Verblendung....


    Wir alle sind dem ausgesetzt.

    Nicht mit denselben Konsequenzen.

    Trotzdem halten Menschen an den bestehenden Strukturen fest, unabhängig vom Geschlecht. Werben sogar in Ihrem Wahlprogramm für den Erhalt des Status Quo.



    Es gibt eine aktuelle Recherche von STFG_F. Das Vergewaltiger Netzwerk auf Telegramm

    Es gibt eine Triggerwarnung am Anfang.


    vg von overtherainbow

  • Nochmal die Frage: Was ist denn nun Männlichkeit oder Weiblichkeit? Was für Werte und Eigenschaften verbergen sich dahinter? Ist das nicht für jeden etwas anderes, für den einen eher positiv, für den anderen eher negativ besetzt?


    Zum Thema Beschützen: Schutz bieten ist grundsätzlich ja durchaus positiv und wichtig. Und das ist kein reines Männerding, beschützen können durchaus auch Frauen. Und es ist doch schon so, wenn ich sehe, dass jemand schwächer ist, stelle ich mich davor und schaue nicht weg Das sollte zumindest so sein.

    Dass Beschützen auch ins negative und eher in Besitzen umschlagen kann, ist traurigerweise auch wahr und darf natürlich nicht sein. Aber auch das ist kein reines Männerding. Zum Beispiel gibt es durchaus auch Mütter (gerne Glucken oder Helikopter genannt), die ihre Kinder mit ihrem Schutz fast ersticken. Das hat wiederum aber nicht wirklich was mit Gewalt zu tun.

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • JayCee Das unterschreibe ich komplett und versuche ich die ganze Zeit zu verdeutlichen, eben nicht nur in Schubladen zu denken. Ist mir offensichtlich nicht wirklich gelungen. Man kann wohl nicht immer so schreiben, dass bei allen ankommt, was man meint.

    Das hat wohl damit zu tun, dass einem selbst ja völlig klar ist, was man sagen möchte und damit, dass die Botschaft beim Empfänger durch dessen eigenen Filter eingefärbt wird.

    Dabei halte ich mich durchaus für jemanden, der gut mit Worten umgehen und sich ausdrücken kann.

    Wenn mir dieselben trotzdem immer und immer wieder im Mund herum gedreht werden; ein Fazit daraus hingeschrieben wird, was so überhaupt keine Berechtigung hat, ist das ätzend und ermüdend.


    Wer mich ein bisschen kennt, weiß, dass ich die erste bin, die hurra schreit, wenn es darum geht, patriarchale Strukturen aufzubrechen. Kinder in einem anderen Bewusstsein zu begleiten, als mit den immer noch so oft vorherrschenden Geschlechterklischees „Jungen weinen nicht; Mädchen sind die schwachen“ usw.


    GLEICHZEITIG bin ich der Meinung, dass man dabei biologisch gegebene Unterschiede nicht einfach weg idealisieren kann.
    Ich hatte ein Beispiel gebracht, dass bei MRT Untersuchungen bei bestimmten Dingen bei Frauen und Männern unterschiedliche Hirnareale aktiviert werden.
    Ich weiß nicht, ob diese Tests in einigen Jahren anders ausfallen würden, wenn ab sofort Jungen und Mädchen absolut gleich sozialisiert würden.
    Oder ob die Biologie stärker ist.


    Ich kann selbstbewusst und eigenständig sein und trotzdem „beschützen“ positiv besetzen.

    LG
    CoCo




    Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie äußern dürfen.
    ~ Elisabeth Beatrice Hall 1906 im Buch "The friends of Voltaire" ~

  • Nochmal die Frage: Was ist denn nun Männlichkeit oder Weiblichkeit? Was für Werte und Eigenschaften verbergen sich dahinter? Ist das nicht für jeden etwas anderes, für den einen eher positiv, für den anderen eher negativ besetzt?

    Ich denke sowohl als auch. Also positive und negative Besetzungen.

    Die Werte und Eigenschaften halte ich eben nur für sozialisiert, konditioniert und durch gesellschaftliche Strukturen geschaffen, nicht als biologisch oder evolutionär gegeben.

    Übrigens denke ich auch, daß Männer das getan haben.

    Die Darstellung das war schon immer so ist schlicht falsch* und dient aus meiner Sicht lediglich dazu, sich der Veränderung die in der Folge sein müsste zu vermeiden. Da sehe ich dann tatsächlich auch alle Menschen unabhängig vom Geschlecht in der Pflicht.


    Dazu gehört für mich tatsächlich auch z.B. auch gendern, das SBGG oder auch den immer wieder vorgetragenen Stereotypen zu widersprechen. Sicherlich auch das Verständnis, daß sich nicht jeder Mensch vorstellen kann, warum das wichtig ist.

    Ich denke man darf einfach nicht erwarten, daß sich ein Mensch z.B. in die oben verlinkte Reportage reindenken kann.

    Wie präsent gleichzeitig das Thema schon im alltäglichen ist, hat Antharia gut beschrieben.

    Für mich wäre ein Lösungsansatz immer wieder klar dar zu stellen, daß alle davon betroffen sind.


    vg von overtherainbow


    * wissenschaftliche Erkenntnisse zur Rollenverteilung  Teil 2

  • Für mich wäre ein Lösungsansatz immer wieder klar dar zu stellen, daß alle davon betroffen sind.

    Wahrscheinlich müsste dann auch deutlich gemacht werden, dass die Menschen ganz unterschiedlich von Gewalt betroffen sind in völlig unterschiedlichen Situationen. Und in diesen unterschiedlichen Situationen sind oft auch völlig unterschiedliche Lösungen anzusetzen.

    Die Ausgangsstatistik zB ist wichtig für einen Teilaspekt. Im Blick behalten sollte man aber, dass "Gesamtgewalt" in D in viel größerem Maße von Männern an Männern begangen wird. Die Taeter- wie die Opfererfahrung und die daraus von vielen gezogenen Konsequenzen sind davon geprägt.


    Dann gibt es Menschen, die Gewalt in ihrem persönlichen Umfeld erfahren/ ausüben. Es gibt aber auch Menschen, die im familiären Umfeld keine Gewalt erfahren. Die sich dadurch nur bedingt mit der Thematik auseinander setzen (müssen).

    Dann gibt es neben der körperlichen Gewalt die verbale Gewalt. Oder eine körperlose "nonverbale Gewalt".

    Von unterschiedlichen (sozialen) Gruppen ganz unterschiedlich eingeschätzt und ausgeübt.

    Hier Lösungen zu finden, eine Gesprächsebene herzustellen, die Sichtweise des Anderen zu verstehen, ist deutlich schwierig.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ich denke sowohl als auch. Also positive und negative Besetzungen.

    Die Werte und Eigenschaften halte ich eben nur für sozialisiert, konditioniert und durch gesellschaftliche Strukturen geschaffen, nicht als biologisch oder evolutionär gegeben.

    Genau das: Durch gesellschaftliche Strukturen geschaffen. Aber es gibt ja viele verschiedene Gesellschaften/Traditionen/Kulturen, die da alle unterschiedliche Werte und Vorstellungen haben. Gerade bei uns im multikulturellen Deutschland prallen da manchmal Vorstellungen aufeinander, die diametral entgegengesetzt sind. Für den einen ist es "männlich" der Frau die Tür aufzuhalten und ihr den Stuhl zurecht zu rücken, für den anderen ist es männlich, seine Frau "unter Kontrolle" zu haben. Ersteres ist eher ein "gutes" männlich, zweiter es eher nicht.

    Wobei es durchaus auch Frauen gibt, die es bevorzugen, dass der Mann sie versorgt, die Verantwortung für sie übernimmt. Für die wäre d dann eher ein nach dem zweiten Beispiel rickender Mann erstrebenswert (natürlich ohne Gewalt physischer und psychischer Art, das ist natürlich grundsätzlich ein No-Go). Tatsächlich habe ich eine Familie im Bekanntenkreis, wo das genau so läuft, der Mann geht arbeiten und regelt alles Finanzielle, die Frau ist für den Haushalt und alles was dazu gehört. Sie erwartet von ihm, dass er alles Ungemach von ihr fernhält. Beides übrigens gut gebildete "Biodeutsche" (wie ich diesen Ausdruck hasse), gut gebildet und seit der Schulzeit, also mehr als 30 Jahre, glücklich zusammen. Der Mann ist sehr umgänglich und friedliebend, doch wenn jemand seine Familie oder Freunde bedroht, würde ich nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass er dem Angreifer eins auf die Nase gibt. Dennoch würde ich ihn nie als aggressiv bezeichnen. Beide kommen aus Familien, wo das Rollenbild so erzogen wurde und matchen deswegen so wunderbar. Ich dagegen mag beide furchtbar gerne, könnte in so einer Beziehung aber niemals glücklich werden, weil ich ein anderes Bild von Weiblichkeit/Männlichkeit anerzogen bekommen habe. Ich bin gerne unabhängig, und ich bin Willens und in der Lage meine Kämpfe selber zu kämpfen. Verbal, aber auch, falls ich angegriffen werde, körperlich. Nun Frage ich, was von beidem ist jetzt "richtig", was ist "falsch"? Wer hat das Recht, das zu entscheiden ? Die beiden sind glücklich, ich bin glücklich. Wir respektieren, dass wir anders ticken, und das ist denke ich, der Schlüssel zu allem. Man muss nicht alles verstehen, nicht alles gleich sehen, und kann es trotzdem so stehen lassen, wie es ist, ohne den anderen um jeden Preis bekehren zu wollen. Natürlich vorausgesetzt, alle sind zufrieden mit der Situation, und es ist keine Gewalt im Spiel.


    Problematisch wird es erst, wenn einer zwanghaft anderen seine Lebensart und Ansichten als einzig wahre und mögliche aufdoktroyieren möchte und nichts anderes daneben gelten lässt. Das führt dann zu konflikten, die dann verbal und, wenn es blöd läuft, auch körperlich ausgetragen werden. Und das ist das, was im Moment, seit es so viele Lager rund um Corona gegeben hat, ganz massiv verschlimmert hat. Toleranz funktioniert nur noch, wenn die anderen gleicher Meinung sind, ganz überspitzt gesagt. DAS ist das Problem, das ich derzeit beobachte.

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • Stimmt. Vielfalt heißt auch, dass man andere Meinungen, Auffassungen und Lebensentwürfe nicht nur aushält und „toleriert“, sondern bestenfalls als Bereicherung oder Impuls nachzudenken wertschätzt.

  • Aber was ich schon mal richtig gut und zielführend finde, ist das Verbot, Kinder zu schlagen, mit Kochlöffeln, Weidenruten, Gürteln o.ä. zu züchtigen.


    Ich habe im Lauf meines Lebens mehrere Erwachsene kennengelernt, die derartiges im Kindesalter erleiden mussten. Und man kann sagen, was man will - es „macht“ was mit der Psyche.


    Es gibt Erwachsene, die auch heute noch Schläge, d.h. teils massivste körperliche Gewalt, für ein probates Erziehungsmittel halten.


    Zum Glück wird da heute stark drauf geachtet - in Kitas, in Schulen. Zum Glück gibt es Kinderschutzkonzepte. Zum Glück werden die entsprechenden Stellen sehr schnell aktiv, wenn sie etwas bemerken.


    Die eine Seite ist das „Erdulden müssen“ der Gewalt, die teils gerechtfertigt wird („es gab immer einen Grund!“, „meine Eltern haben das richtig gemacht!“). Dieses Ausgeliefertsein, die Hilflosigkeit, dass die eigenen Eltern gezielt weh tun… Ich mag mir das nicht vorstellen.


    Die andere Seite ist, dass Erwachsenen, die als Kind geschlagen wurden, oft auch selbst schneller mal „die Hand ausrutscht“, und damit meine ich noch nicht mal zwingend gegen die eigenen Kinder, sondern gegenüber anderen Erwachsenen.


    Salopp formuliert: Gewalt erzeugt Gegengewalt.

  • TRIGGER...............................

    TRIGGER.................................................

    Triggerwarnung.........................................

    -----------------------------------------------------

    ----------------------------------------------------

    Triggerwarnung----------------------------------


    Männer, .............................<X

    Habt ihr mal den Prozess verfolgt in Frankreich von Gisele Pellicot, was ihr widerfahren ist ?


    und nun das:


    https://www.tagesschau.de/inve…ltigung-netzwerk-100.html


    <X<X<X<X

    Bevor du mit dem Kopf durch die Wand gehst, überlege zuerst.........

    Was mache ich im Nebenzimmer ? (unbekannt)

    ------------------------------------------------------------------------

    tägl. Spruch von Ernst Ferstl:

    Das Erreichen eines Zieles ist etwas vorübergehendes, das Auf - dem - Weg - bleiben eine lebenslange Aufgabe.

  • Die andere Seite ist, dass Erwachsenen, die als Kind geschlagen wurden, oft auch selbst schneller mal „die Hand ausrutscht“, und damit meine ich noch nicht mal zwingend gegen die eigenen Kinder, sondern gegenüber anderen Erwachsenen.

    Das kann in beide Richtungen gehen - es so weitergeben, wie man es "gelernt" hat, oder eben deshalb ganz anders zu machen. Mein Vater hat es so weitergegeben, wie er es erfahren hat. Was er später sehr bereut hat. Ich hätte mir eher die Hände abgehackt, als meine Kinder zu schlagen. Und ich schlage gemeinhin auch keine Erwachsenen. Ich bin wirklich friedliebend - wenn man mich lässt und mir nicht zu oft oder zu heftig ans Bein pinkelt. Einmal in meinem Leben hat sich ein Mann von mir eine gefangen und das war redlich verdient. Notwehr stünde für mich auf einem anderen Blatt.

    LG
    CoCo




    Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie äußern dürfen.
    ~ Elisabeth Beatrice Hall 1906 im Buch "The friends of Voltaire" ~

  • Ein weiterer Ansatz in Grundschulen ist die Förderung „sozial-emotionaler Basiskompetenzen“. Wer von uns „Alten“ hat Klassenräte, Schülerparlamente, Mitsprache-Gremien in der Grundschule erlebt? Zu meiner Zeit gab es das nicht, genauso wenig gab es SchulsozialarbeiterInnen an den Schulen. Heute sind das die „kurzen Wege“.


    Sozial-emotionale Basiskompetenzen sind gerade auch seit Corona fest in den Lehrplänen vieler Schulen verankert. „Sozialtraining“ von Stufe 1 bis 4 ist an vielen Schulen mittlerweile Standart - und auch nötig! Dort geht es genau um das Thema Gewaltprävention. Präventiv arbeiten und nicht erst aktiv werden, wenn Gewalt auftritt. Und: herausarbeiten, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen „petzen“ und „Hilfe holen“ gibt.


    Viele Schulen machen sich da wirklich Gedanken, stellen Konzepte auf, eruieren den Erfolg, bessern nach. Von Streitschlichtern, Musikpausen, Pausenspiele-Ausleihe, bis hin zu Toilettensheriffs oder -Engel und Erste Hilfe bereits in der Grundschule gibt es eine sehr große Bandbreite. Da tut sich enorm was! Und ganz ehrlich? Mich frustriert es, wenn ich lese, die Schulen tun nichts… aber das ist mein persönlicher Trigger 😉. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass ein Schulleiter oder eine Schulleiterin ein Kind lobt, das einem anderen Kind ein blaues Auge schlägt. 🤷‍♀️

  • Zu meiner Zeit gab es das nicht, genauso wenig gab es SchulsozialarbeiterInnen an den Schulen.

    Ich hatte damals nicht das Gefühl, dass das so nötig gewesen wäre, wie es heute leider zu oft ist.

    LG
    CoCo




    Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie äußern dürfen.
    ~ Elisabeth Beatrice Hall 1906 im Buch "The friends of Voltaire" ~

  • Genau das: Durch gesellschaftliche Strukturen geschaffen. Aber es gibt ja viele verschiedene Gesellschaften/Traditionen/Kulturen, die da alle unterschiedliche Werte und Vorstellungen haben. Gerade bei uns im multikulturellen Deutschland prallen da manchmal Vorstellungen aufeinander, die diametral entgegengesetzt sind. Für den einen ist es "männlich" der Frau die Tür aufzuhalten und ihr den Stuhl zurecht zu rücken, für den anderen ist es männlich, seine Frau "unter Kontrolle" zu haben. Ersteres ist eher ein "gutes" männlich, zweiter es eher nicht.

    Wobei es durchaus auch Frauen gibt, die es bevorzugen, dass der Mann sie versorgt, die Verantwortung für sie übernimmt. Für die wäre d dann eher ein nach dem zweiten Beispiel rickender Mann erstrebenswert (natürlich ohne Gewalt physischer und psychischer Art, das ist natürlich grundsätzlich ein No-Go). Tatsächlich habe ich eine Familie im Bekanntenkreis, wo das genau so läuft, der Mann geht arbeiten und regelt alles Finanzielle, die Frau ist für den Haushalt und alles was dazu gehört. Sie erwartet von ihm, dass er alles Ungemach von ihr fernhält. Beides übrigens gut gebildete "Biodeutsche" (wie ich diesen Ausdruck hasse), gut gebildet und seit der Schulzeit, also mehr als 30 Jahre, glücklich zusammen. Der Mann ist sehr umgänglich und friedliebend, doch wenn jemand seine Familie oder Freunde bedroht, würde ich nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass er dem Angreifer eins auf die Nase gibt. Dennoch würde ich ihn nie als aggressiv bezeichnen. Beide kommen aus Familien, wo das Rollenbild so erzogen wurde und matchen deswegen so wunderbar. Ich dagegen mag beide furchtbar gerne, könnte in so einer Beziehung aber niemals glücklich werden, weil ich ein anderes Bild von Weiblichkeit/Männlichkeit anerzogen bekommen habe. Ich bin gerne unabhängig, und ich bin Willens und in der Lage meine Kämpfe selber zu kämpfen. Verbal, aber auch, falls ich angegriffen werde, körperlich. Nun Frage ich, was von beidem ist jetzt "richtig", was ist "falsch"? Wer hat das Recht, das zu entscheiden ? Die beiden sind glücklich, ich bin glücklich. Wir respektieren, dass wir anders ticken, und das ist denke ich, der Schlüssel zu allem. Man muss nicht alles verstehen, nicht alles gleich sehen, und kann es trotzdem so stehen lassen, wie es ist, ohne den anderen um jeden Preis bekehren zu wollen. Natürlich vorausgesetzt, alle sind zufrieden mit der Situation, und es ist keine Gewalt im Spiel.


    Problematisch wird es erst, wenn einer zwanghaft anderen seine Lebensart und Ansichten als einzig wahre und mögliche aufdoktroyieren möchte und nichts anderes daneben gelten lässt. Das führt dann zu konflikten, die dann verbal und, wenn es blöd läuft, auch körperlich ausgetragen werden. Und das ist das, was im Moment, seit es so viele Lager rund um Corona gegeben hat, ganz massiv verschlimmert hat. Toleranz funktioniert nur noch, wenn die anderen gleicher Meinung sind, ganz überspitzt gesagt. DAS ist das Problem, das ich derzeit beobachte.

    Was ich so lese kommen die meisten Femizide deshalb zustande, weil die Frau nicht mehr so leben möchte, Frau zuständig für Familie und Haushalt, und sich dann trennen will oder schon getrennt hat und die " Herren der Schöpfung" sich in ihrem Ehrgefühl verletzt sehen.

    Bevor du mit dem Kopf durch die Wand gehst, überlege zuerst.........

    Was mache ich im Nebenzimmer ? (unbekannt)

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    tägl. Spruch von Ernst Ferstl:

    Das Erreichen eines Zieles ist etwas vorübergehendes, das Auf - dem - Weg - bleiben eine lebenslange Aufgabe.

  • Ich hatte damals nicht das Gefühl, dass das so nötig gewesen wäre, wie es heute leider zu oft ist.

    Möglich, ich kann es nicht einschätzen. Auf jeden Fall ist es gut, dass Gewalt heute ganz anders wahr genommen wird.

  • Problematisch wird es erst, wenn einer zwanghaft anderen seine Lebensart und Ansichten als einzig wahre und mögliche aufdoktroyieren möchte und nichts anderes daneben gelten lässt. Das führt dann zu konflikten, die dann verbal und, wenn es blöd läuft, auch körperlich ausgetragen werden. Und das ist das, was im Moment, seit es so viele Lager rund um Corona gegeben hat, ganz massiv verschlimmert hat. Toleranz funktioniert nur noch, wenn die anderen gleicher Meinung sind, ganz überspitzt gesagt. DAS ist das Problem, das ich derzeit beobachte.

    Hallo JayCee,


    alles was Du schreibst ist wahr.

    Binationale Beziehungen, verschiedene Religionen, Sozialisierungen, Wertesysteme....

    Und auch den letzten Absatz kann ich gut verstehen.


    Das Gefühl von Macht und Ohnmacht, Gewalt in verschiedenen Formen ist aus meiner Sicht dennoch viel universeller und tritt doch quer durch alle sozialen Schichten, Religionen, Wertesysteme auf.

    Genauso universell nehme ich am Geschlecht orientierte Sozialisierung wahr.

    Das bedeutet für mich: jedes mal wenn wir sagen Frauen sind dies, Männer machen das, sagen wir eigentlich alle Frauen sind, alle Männer machen das.

    Damit sollten wir alle dringend aufhören, oder?


    Wichtig fände ich mal zu schauen, warum töten Männer mehr als Frauen?

    Woher kommt das?

    Wieso sind z.B. Menschen bereit politische Führer:innen zu wählen, die andere vor laufender Kamera wegschubsen oder genau das Rollenverständnis fördern und erhalten wollen, was uns dahin gebracht hat, wo wir jetzt sind?


    Und ich denke auch nicht, daß es "früher" in irgendeiner Art und Weise besser war. Es sei denn wir gehen mindestens zurück in eine Zeit, lange vor monotheistischen Religionen.


    Sicherlich ist es keine Lösung, wenn Frauen auch lernen Konflikte mit Gewalt zu lösen oder zu töten. Es muss andere Wege geben.


    Ein Weg wäre für mich, daß wir aufhören Geschlechter in gut oder schlecht zu unterscheiden. Keine generalisierte (Un-)Schuld, kein generalisierte Erwartungshaltung, nur weil jemand einen Penis oder eine Vagina hat.


    vg von overtherainbow

  • Ein weiterer Ansatz in Grundschulen ist die Förderung „sozial-emotionaler Basiskompetenzen“. Wer von uns „Alten“ hat Klassenräte, Schülerparlamente, Mitsprache-Gremien in der Grundschule erlebt? Zu meiner Zeit gab es das nicht, genauso wenig gab es SchulsozialarbeiterInnen an den Schulen. Heute sind das die „kurzen Wege“.


    Sozial-emotionale Basiskompetenzen sind gerade auch seit Corona fest in den Lehrplänen vieler Schulen verankert. „Sozialtraining“ von Stufe 1 bis 4 ist an vielen Schulen mittlerweile Standart - und auch nötig! Dort geht es genau um das Thema Gewaltprävention. Präventiv arbeiten und nicht erst aktiv werden, wenn Gewalt auftritt. Und: herausarbeiten, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen „petzen“ und „Hilfe holen“ gibt.


    Viele Schulen machen sich da wirklich Gedanken, stellen Konzepte auf, eruieren den Erfolg, bessern nach. Von Streitschlichtern, Musikpausen, Pausenspiele-Ausleihe, bis hin zu Toilettensheriffs oder -Engel und Erste Hilfe bereits in der Grundschule gibt es eine sehr große Bandbreite. Da tut sich enorm was! Und ganz ehrlich? Mich frustriert es, wenn ich lese, die Schulen tun nichts… aber das ist mein persönlicher Trigger 😉. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass ein Schulleiter oder eine Schulleiterin ein Kind lobt, das einem anderen Kind ein blaues Auge schlägt. 🤷‍♀️

    In meiner Grundschule in einer deutschen Großstadt hat es bereits genau das gegeben. Fünf Klassensprechende. Einen Schülerrat. Je einen Paten aus der vierten Klasse für jeden Erstklässler. Aber keinen Schulsozialarbeiter. Das hat damals die Klassenlehrerin (das es auch Grundschullehrer gibt, habe ich so richtig erst im Studium gemerkt ...) alles auf dann ganz kurzem Weg geklärt. Allerdings gab es damals letztlich nur ein Erziehungskonzept, das von den Eltern mal besser, mal vielleicht weniger gut verwirklicht wurde. Und nicht gefühlt 25 verschiedene. Die Welt war noch einfacher.


    Aber auch damals gab es schon Gewalt an meiner Schule und rückblickend eher weniger geschickte Lösungsansätze. Ich erinnere mich an eine Auseinandersetzung auf Klasseneben: 4a versus 4c. Über Gespräche sind wir nicht zu einer Lösung gekommen. Problemauslöser waren Übergriffe auf dem Schulweg von drei Mädchen gegenüber dem körperlich deutlich schwächeren Jungen ... Er musste jeden Tag einen guten Kilometer Umweg gehen und eine andere Ampel benutzen, weil er an der Ampel für den kürzeren Schulweg abgefangen wurde. Entsprechend kam er regelmäßig zu spät (oder querte die Hauptverkehrsstraße nicht an der Ampel im morgendlichen Berufsverkehr). Begleitung zur Schulwegsicherung der einen Klasse schlugen fehl, weil die andere Klasse parallel immer mehr Schüler organisierte. So stand dann quasi eine Straßenschlacht als Lösung im Raum. Geklärt wurde das dann durch Verhandlung der Klassensprecher (Mehrheit Mädchen!) mit der Gegenseite, dass jede Klasse einen "Kämpfer" benennen dürfe. Die traten dann im Kampf gegen den anderen an. Die Siegerklasse, so die Verabredung, würde sich dann "ihre" Ampel zur Nutzung aussuchen dürfen.


    Viel Kinderlogik dabei. (Unter anderem übrigens, dass diesen Kampf zwei Jungs ausgefochten haben). Aber für uns ungeheuer ernst und wichtig.

    Interessanterweise wurde nie am Thema gearbeitet, warum die Mädchen den Jungen so gemobbt haben. Das wurde einfach als Fakt genommen.

    Gimmick am Rande: Zwei der drei Mädchen sind später im Studentenalter mit dem Jungen eine Zeit lang zusammen gewesen.


    Was aber ungeschriebenes Gesetz war: Lag jemand (körperlich oder psychisch) am Boden, war Ende. Es wurde nicht nachgetreten noch nachgeschlagen. Gegenstände - Knüppel, Äste, Steine - gab es nicht. Es wurden keine Sachen mit Absicht zerstört. Liefen Tränen (es sei denn Wuttränen), war die körperliche wie verbale Auseinandersetzung zuende. Die Fronten waren geklärt.


    Als Junge in der Grundschule hat es mich mitgenommen, dass die Mädchen gefühlt größer, schneller, reifer waren im Schnitt als ich. Ihre Überlegenheit ausspielen konnten und es auch taten. Gewechselt bin ich dann auf eine weiterführende reine Jungenschule. Wie erstaunt war ich dann in der 10. Klasse, als wir auf einmal gemeinsame Kursstunden mit der benachtbarten Mädchenschule hatten. Die körperliche und emotionale Überlegenheit der Mädchen war auf einmal nicht mehr (so groß).

    Zu meiner Schulzeit waren übrigens die Mädchen den Jungen körperlich, aber auch intellektuell bis ca. 14/15 deutlich überlegen. Als das dann langsam körperlich aufgeholt wurde, aber beim Intellekt nicht unbedingt zwingend, hat das schon damals zu Problemen geführt. Jungs, die sich auf geistiger Ebene nicht mit den Mädchen auseinander setzen konnten, haben dann gern andere Mittel eingesetzt. Wo ihnen das gesagt wurde, haben sie diese Methoden schnell eingestellt.


    In meiner Social Group gab es aber weder Gewalt in der Familie noch im Umfeld, also in den Familien der Freunde. Eine Ohrfeige habe ich mir als Zwölfjähriger von meiner Mutter gefangen. Nach einer grottigen Äußerung von mir ihr gegenüber, die mich heute noch schamrot werden lässt. Sonst war das gewaltfreie Erziehung.

    Deshalb war es für mich traumatisierend, als ich auf dem Nachhauseweg von der Schule von drei deutlich älteren Jungs abgefangen worden bin und aufgemischt wurde. Mit zerkauter Karotte bespuckt (bespuckt zu werden ist für mich heute noch schlimmer als jede verbale Bedrohung oder ein Schlag oder Tritt). Von zweien festgehalten, vom dritten geschlagen. Körperlich chancenlos, aber mich verbal wehrend, was für armselige Säcke sie doch wären. Wohl "gerettet" aus der Situation, weil andere Passanten kamen. In meinem Ranzen habe ich noch Wochen später "Karottenmansche" gefunden. Ekelig. - Meiner Mutter habe ich nie einen Ton gesagt. Hoch rechne ich ihr an, dass sie mir wortlos Gesprächsbereitschaft signalisiert hat, mich aber nicht dazu gezwungen hat. Zu meinen eingesauten Klamotten hat sie keinen Ton gesagt. Auch nicht dazu, dass ich als Neunjähriger freiwillig mitten am Tag in die Dusche gesprungen bin.


    Darum war es für mich völlig überraschend, als ich als ehrenamtlicher CVJM-Mitarbeiter später die Familien "meiner Jungscharler" in damals schon so bezeichneten "sozialen Brennpunkten" besucht habe. Wenn ich im Zeltlager im Waschraum mit blauen Flecken übersäte Kids am Waschbecken habe stehen sehen. Die am Ende des Lagers nicht mehr zurück wollten in die Familie. Oder doch. Oder doch nicht ...

    Das nur als Puzzlestück ein Erfahrungsbeitrag zur Diskussion. Noch weit weg vom Hauptthema Femizid (da muss ich mich vielleicht noch etwas ranarbeiten/freischreiben, bis ich mich dazu äußere).

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Aus heutiger sich würde ich sagen, dass ein Sozialarbeiter*in in meiner Grundschule in den 80ern auf dem Land nicht geschadet hätte. Da war nicht alles Takko und harmlos.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .