Wann macht ein Gerichtsverfahren Sinn?

  • Ich bin jetzt seit einigen Jahren AE und BET. Die ganze Zeit schon sind sie Absprachen mit dem KV eher schwierig. Es gibt eine schriftliche Umgangsvereinbarung, die von ihm aber immer mal gerne versucht wird zu umschiffen, um die Kinder nicht ganz so oft nehmen zu müssen. Außerdem bekomme ich erst sehr spät, in der Regel auch nur auf mein Nachfragen hin, die Info, wann die Kinder im nächsten Monat bei ihm sind. Ich hab aktuell bspw. noch keine Rückmeldung dazu, wann die Kinder im November bei ihm sein werden.

    Das ist zuweilen nervig, weil ich selber für mich keine langfristigen Termine für potentielle kinderfreie WE machen kann. Daher habe ich überlegt, ob es Sinn macht, die Umgänge gerichtlich festlegen zu lassen. Die Vorteile sehe ich bei folgenden Punkten:

    -feste Ferienregelung und hälftige Aufteilung (aktuell übernimmt der KV 3 von 12 Wochen Ferien mit dem Argument, der AG hat ihm den Urlaub nicht anders gewährt)

    -feste Vorgabe, wann Umgangswochenenden mitgeteilt werden müssen

    -feste Vorgabe, wann Urlaub mitgeteilt werden muss


    Nachteile sehe ich hier:

    -Kinder sind eher ungern beim Vater

    -Kosten für ein Verfahren

    -Welche Folge hat es, wenn der KV dem Gerichtsurteil zuwider handelt und die Kinder weiter so nimmt, wie es ihm passt? Wahrscheinlich keine. Daher kann ich mir das Verfahren dann im Vorfeld einfach sparen?


    Wer hat Erfahrung mit Gerichtsverfahren zum Umgang und kann mir was zum Thema Kosten und Nutzen sagen?

  • Emma21 : ohweh, wenn der Vater trotz Gerichtsurteil trotzdem macht,was er will. Wäre da nicht eine außergerichtliche Konfliktlösung durch eine Mediation was?

    Es gibt kein Gerichtsurteil. Meine Frage bezog sich darauf, ob ein Gerichtsurteil überhaupt Sinn macht, da es ja wahrscheinlich folgenlos bleibt, wenn der KV es nicht einhält.

    Eine Mediation bringt nicht viel. Die bestehende UmgangsVereinbarung wurde mit einer Mediatorin gemeinsam erarbeitet und wird von ihm so eingehalten, wie es für ihn gut passt.

  • Wir hatten einen Prozess nach längerer Unzuverlässigkeit des KV.

    Als Ergebnis schob er direkt im Anschluss ab den ersten Terminen Zeiten hin und her, wie es ihm passte.

    Den Prozess hatte er eingeleitet.


    Mein Rat: hab immer Plan B in der Hinterhand und spare dir Geld und Nerven.

  • Ein Gerichtsverfahren kann sinnstiftend sein, wenn sich mit dem erwarteten oder erhofften Ergebnis die beklagte Situation über längere Zeit bessert.


    Die von Dir erhoffte Besserung der Situation wird nach Deiner eigenen Einschätzung und den eingebrachten Erfahrungen Dritter nicht zwingend eintreten.


    Hinzu kommt: Bei dem Alter der Kinder wird in naher Zeit neben den Elternpositionen auch noch die Teenagerposition als unbekannte dritte Größe gewaltig mit einfließen. Aus juristischer Sicht so sehr, dass ggfls. jegliche Vereinbarung vor Gericht hinfällig ist.


    Kosten: Der Mindeststreitwert wird bei 4000 Euro liegen. Danach werden die Gerichtskosten und die Anwaltskosten nach einer bestimmten Formel berechnet. Sollte - was gut passieren kann - ein Verfahrenspfleger ("Anwalt der Kinder") bestellt werden, kommen pro Kind weitere Kosten hinzu (ich glaube, zur Zeit 550,-Euro pro Kind). Je nach Aufwand und ob ein Vergleich geschlossen wird oder ein Beschluss gefasst, wirst Du grob mit 2000 bis 6000 Euro Kosten rechnen können, die an Dir hängen bleiben, wenn Du keine Verfahrenskostenhilfe bekommst. Für ein Blatt Papier, dessen Inhalte durchsetzbar sind wie das Ergebnis eurer Mediation. - Da fallen mir und Dir sicher bessere Dinge ein, die man mit seinem Geld und seiner Zeit machen kann.


    Den Ärger über die Unzuverlässigkeit bei Terminen und Absprachen muss man letztlich anders "wegatmen". Ein Gerichtsverfahren mit nichssagendem Ergebnis und hohen Kosten wird eher zum kleinen Sieg des Ex als ein Befreiungsschlag für die gefrustete eigene Seele.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ich werde dann besser Plan B("abysitter") ausbauen.

    Ich habe eine zeitlang beruflich viele Wochenendtermine gehabt. Natürlich toll, da einen systemisch völlig unzuverlässigen Ex-Partner zu haben, der mich sogar schon hat aus einem Flugzeug hat rausholen lassen, weil ihm spontan eingefallen ist, die Kinder zurückzubringen und nicht am WE zu betreuen. Ich habe in den (Vor)Teenagerzeiten die Kids öfter bei (den Eltern von) deren Freunden parken können. (Den einen hier, den anderen dort ...) Hieß natürlich im Gegenzug, dass ich an meinen Wochenenden öfter mehrere Zusatzkids in der Hütte hatte. Das haben die anderen Eltern dann oft für deren Paarwochenende genutzt. Win-win-Situation...

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ich habe in den (Vor)Teenagerzeiten die Kids öfter bei (den Eltern von) deren Freunden parken können. (Den einen hier, den anderen dort ...) Hieß natürlich im Gegenzug, dass ich an meinen Wochenenden öfter mehrere Zusatzkids in der Hütte hatte. Das haben die anderen Eltern dann oft für deren Paarwochenende genutzt. Win-win-Situation...

    Das mache ich, wenn alle Stricke reißen, auch so. Mir fällt es aber immer schwer, andere um Hilfe zu bitten.

  • Ich habe eine zeitlang beruflich viele Wochenendtermine gehabt. Natürlich toll, da einen systemisch völlig unzuverlässigen Ex-Partner zu haben, der mich sogar schon hat aus einem Flugzeug hat rausholen lassen, weil ihm spontan eingefallen ist, die Kinder zurückzubringen und nicht am WE zu betreuen. Ich habe in den (Vor)Teenagerzeiten die Kids öfter bei (den Eltern von) deren Freunden parken können. (Den einen hier, den anderen dort ...) Hieß natürlich im Gegenzug, dass ich an meinen Wochenenden öfter mehrere Zusatzkids in der Hütte hatte. Das haben die anderen Eltern dann oft für deren Paarwochenende genutzt. Win-win-Situation...

    Ich habe, wie Volleybap, auch nach dem Check-In erfahren, dass KV sich weigert weiterhin an seinen Tagen die Kinder zu betreuen. Daraufhin organisierte ich Babysitter und die Eltern von Freunden um so etwas nicht erneut zu erfahren (KV vor Gericht: „Wie kann es sein, dass sie ein Babysitter zu Hause sitzen lässt, wenn sie eine Dienstreise hat? Die hat keine Lust Zeit mit den Kindern zu verbringen!“) Dabei hatte ich sie nur, damit die Kinder im Falle des spontanen Abgebens nicht vor verschlossenen Türen stehen bzw. ich keine Panik bekomme. Es fühlte sich teilweise wie ein Katz- und Mausspiel an. Daraufhin hatte ich ein Au-Pair für ein Jahr um KV die Angriffsfläche zu nehmen. Ich kenne das Problem also auch - und damals haben mir die Tipps einen Plan B parat zu haben gut geholfen.