Motivation fürs Lesen, 2. Klasse

  • Hello lovely people,


    ich hab mal eine Frage an die erfahrenen Has*innen: Habt ihr Tipps, wie ich die Kurze zum eigenständigen Lesen motivieren kann? Sie ist so eine Marke „Druck erzeugt Gegendruck“ und lässt sich partout nichts vorschreiben. Sie müsste aber dringend mehr Lesen üben, finde ich, das läuft hier noch extrem stockend und sie drückt sich deshalb gern davor, auch nur einen ganzen Satz selbst zu lesen. Mir als Leseratte und Mitglied einer ehemaligen Buchhändler-Familie blutet da das Herz 😢

    Vorlesen liebt sie, manchmal sitz ich hier den ganzen Sonntag in der Küche und spiele lebendes Hörbuch, nur das selber Lesen will sich nicht einstellen, obwohl sie da in ihren beiden besten Freundinnen auch hervorragende Vorbilder hat.

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

  • Als meine in der Grundschule waren (galt auch für die weiterführende) gab es ein Portal, das die Lehrer auch genutzt haben.

    Da konnten die Kinder Punkte ammeln für das Lesen. Man konnte sich die Bücher von zuhause oder auh aus der Bücherei nehmen. Musste nach dem Lesen ein paar Fragen beantworten. Es gab da in der Klasse immer einen kleinen Wettbewerb. Man kann aber auchdaheim ein kleines Belohnungssystem einführen. Vielleicht gibt es das ja noch


    *edit sagt* heisst Antolin

  • Wir haben eine Zeit lang abwechselnd gelesen. Kind einen Abschnitt, ich die restlichen 1,5 Seiten. Das war schon auch eher eine Qual. Und irgendwann hatten wir über die Bibliothek eine Leseoma gefunden, der ich noch heute unendlich dankbar bin. Keine Ahnung, wie sie das geschafft hat, das Ergebnis ist top.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • Gut vorgelesen zu bekommen statt mühsam selbst die Buchstaben sinnstiftend aneinander zu fügen ist natürlich verführerisch.


    Das eigenständige Lesen wird erst Spaß machen, wenn es gut genug geht, wie von selbst funktioniert und nur noch Mittel zum Zweck ist, die schönsten Geschichten vor Augen gemalt zu bekommen. Da beißt sich also die Katze in den Schwanz.


    Ich habe von kleinauf beim Vorlesen die kids "mitlesen" lassen. Also Bilderbuch vorgelesen und immer mit dem Zeigefinger unter dem Wort. Kind im Arm eingekuschelt.

    Konnte es den Text auswendig mitsprechen, habe ich drum gebeten, dass Kind jetzt mal den Zeigefinger mitführt.


    Bei älteren Kindern/Grundschule habe ich beim Vorlesen manchmal an einem Höhepunkt abgebrochen und behauptet: "Die Vorlesezeit ist rum. Ich muss jetzt noch schnell eine E-Mail schreiben / die Welt retten / einen Apfelbaum pflanzen. Ich komm aber in X Minuten wieder. Lies du doch mal weiter."


    Auf dem richtigen Höhepunkt abgebrochen, haben die Knaben dann in der Regel selbst weiter gelesen.


    Und eine zeitlang war bei uns ganz viel mit Selbstklebezetteln behaftet: "Max' Papa holt dich um 2 Uhr zum Fußballspiel ab. Gewaschenes Trikot liegt noch auf dem Trockner."


    "Im Kühlschrank steht noch Kuchen."


    Aus den kurzen Botschaften wurden dann, echt unfair, längere Texte: "Ich habe gebacken. Den leckeren Mamorkuchen. Den deine Brüder so mögen. Sei also schnell, wenn du noch etwas abhaben willst. Ein Stück will ich aber auch noch abhaben! Der Kuchen steht im Kühlschrank. "

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Antolin hat uns gestresst.

    Ich glaube es hat bis zur 4. Klasse gedauert bis Eigeninteresse aufkam.

    Meine Devise hat st immer vorleben - es gab bei mir immer viele Bücher - auch viele fürs Kind vom Flohmarkt - viel wurde ignoriert.

    Freitag Nachmittags immer Besuch in der Bücher - oft mit einem Deal - 1 Buch = 1 Spiel, DVD oder so….

    Durchbruch in war wahrscheinlich eine Buchserie plus Kindle.

    Heute gibt sie mit fast 18 ihr ganzes Taschengeld für Bücher aus, bestellt Neu-Erscheinungen vor und bekommt dann auch einen Anruf vom Buch Händler ihres Vertrauens und muss dann sofort los. Highlight des Jahres - Buchmesse in Frankfurt…..


    … das war mit 7,8 Jahren nicht absehbar- dranbleiben.

  • Volleybap, es gibt tatsächlich Studien, die nachweisen, dass viel Vorlesen auch im Grundschulalter eindeutig die spätere Lesefähigkeit erhöht, es ist tatsächlich nicht kontraproduktiv.
    Tut mir leid, dass ich gerade keinen link zur Verfügung habe. Ich bin unterwegs.


    Edit will noch sagen, dass es ja nicht nur darum geht, aus Buchstaben Wörter erlesen zu können, sondern dass es noch viel größerem Maße darum geht, Erwartungen an einen Text auch mit komplexen Inhalten zu haben und diesen dann mit einer inneren Fragestellung zu lesen. Das ist genau das, was funktionaler Analphabeten nicht können und was vorlesen fördert

    Liebe Grüße
    Die Elefantendame


    Umwege erweitern die Ortskenntnis

  • Ich muss ehrlich sagen, dass der Lesestoff -der für Beginner geeignet ist - einfach sterbensangweilig war für uns.

    Diese Bücher mit Großschrift ...waaah...langweilig.

    Wenn deine Tochter sich berieseln lassen kann von dir, dann ist das grundsätzliche Interesse an Geschichten/ Büchern ja da, oder?

    Wir haben mit Wimmelbüchern angefangen. Die von Walter Wick sind knifflig und machen Spaß. Kind habe ich die einzelnen Gegenstände vorlesen lassen, was wir suchen müssen.


    Wir haben das Glück die Bücherei und Buchläden um die Ecke zu haben. Ich hab Kind immer aussuchen lassen.

    ( Bilder-) Bücher in Reimform fand ich zu Beginn auch immer toll. Da kommt die richtige Betonung einfach automatisch.


    Druck habe ich nie gemacht, nur Angebote.

    Soll ja nicht frustig werden. Und klar, wenn die Mama vorliest ist das noch mal eine ganz andere Qualität als das selbst lesen. Ist ja auch nicht unanstrengend lesen zu lernen. Die gepresste Atmung beim Lesen meiner Tochter am Anfang kann ich mir jederzeit ins Gedächtnis rufen. ^^

  • Vielen Dank für die vielen Ideen 🥰 Da probieren wir uns vielleicht einfach mal durch, was wie klappt. Ich muss sagen, ich kann mich absolut nicht mehr daran erinnern, wie das bei mir angefangen hat mit dem selbst lesen - nur dass meine Mama mir unermüdlich und täglich Astrid Lindgren und andere Lieblingswerke rauf und runter und wieder zurück vorgelesen hat, bis ihr Mund fusselig war, daran kann ich mich erinnern und deswegen mach ich das auch - und gerne 🥰

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

  • Vielleicht sind Comics/Graphic Novels eine Möglichkeit? Hab ich für mich selber beim Fremdsprachen lernen entdeckt. Kurze Sätze und wenn man was nicht versteht, helfen die Bilder. Kenn mich in dem Genre nicht weiter aus, aber das Angebot ist riesig und da gebt es doch bestimmt auch was zu einem Thema, was Deine Tochter interessiert.

  • Walter Wick ist klasse. das liebten meine auch und ich find die immer noch toll. Meine haben dann auch total gerne die Bücher von Julian Press „Finde den Täter“ gelesen. Linke Buchseite kleine Detektivgeschichte, rechte Buchseite Wimmelbild, auf dem die Lösung zur Geschichte finden konnte. Guter Einstieg ins Lesen.
    Der Ältere liest heute noch gerne, beim Jüngeren waren diese Bücher dann schon das höchste der Gefühle. Er ist einfach das Gegenteil von Bücherwurm. Von Anfang an. Vorgelesen wurde beiden viel. Ich glaube, das hat viel ausgemacht. Probleme mit komplexen Texten haben beide nicht.


    Wir hatten allerdings auch das „Glück“, dass Handy hier noch bis ca. 14/15 kein Thema war. Ich bin überzeugt, dass das hilfreich war.

  • Wir hatten allerdings auch das „Glück“, dass Handy hier noch bis ca. 14/15 kein Thema war. Ich bin überzeugt, dass das hilfreich war.

    Das ist jetzt zwar etwas OT, trotzdem:

    Ich denke ganz oft, dass das ein wesentlicher Punkt ist. Es läuft ganz viel digital. Wenn man etwas wissen möchte, muss man seine Frage nicht mehr aufschreiben, man spricht sie ins jeweilige digitale Endgerät und bekommt die Antwort bestenfalls auch noch vorgelesen. Hörbücher gibt es bereits lange, ansonsten gibt es viele, viele „Reals“ oder Kurzvideos, mit denen man mehr oder weniger „gut“ unterhalten wird.


    Sprich: lesen ist nicht mehr so wirklich attraktiv. Die Konkurrenz ist groß und stark. Die Frage ist tatsächlich, wie vermittele ich Kindern, dass Lesen schön ist?

  • Volleybap, es gibt tatsächlich Studien, die nachweisen, dass viel Vorlesen auch im Grundschulalter eindeutig die spätere Lesefähigkeit erhöht, es ist tatsächlich nicht kontraproduktiv.
    Tut mir leid, dass ich gerade keinen link zur Verfügung habe. Ich bin unterwegs.


    Edit will noch sagen, dass es ja nicht nur darum geht, aus Buchstaben Wörter erlesen zu können, sondern dass es noch viel größerem Maße darum geht, Erwartungen an einen Text auch mit komplexen Inhalten zu haben und diesen dann mit einer inneren Fragestellung zu lesen. Das ist genau das, was funktionaler Analphabeten nicht können und was vorlesen fördert



    @ Elefantendame. Du hast grundsätzlich absolut recht. Und in eine Grundsatzdiskussion würde das reingehören. Ich habe aber jetzt versucht, auf Leslies Frage und ihre Familiensituation zu antworten. Da ist viel Vorlesen. Da ist eine familiär bedingte Affinität zum Buch. Da befürchte ich auch nicht unbedingt funktionales Analphabetentum. Ich befürchte aber eine starke Kindperson, die sich liebend gern vorlesen lässt und diese Situation einfach genießt. Und die Texte mit großer Sicherheit mit einer inneren Fragestellung angeht (so manchen Kommentar finden wir im Forum von Leslie im Kindermundthread, mutmaße ich ...) Und schlau und pfiffig genug ist das Mädel zu kapieren, dass sie von all dem ein bisschen verlieren könnte, wenn sie selbst zum Buch greift. Weil sie zuerst einmal mit den technischen Problemen zu kämpfen hat. Und natürlich auch erlebt: Liest die Mama vor, ist (derzeit) der Lesespaß einfach größer. Die Story geht schneller vorwärts. Und sie kann viel mehr Kraft und Power in das Erleben der Geschichte stecken als wenn sie es sich selbst derzeit noch mühsam erlesen müsste.


    Irgendwann wird der Knoten platzen. Da bin ich mir recht sicher. Aber für alles wäre es schön, wenn das Mädel die Lesefähigkeit und den Spaß daran bald hätte. Ich hatte Leslie so verstanden, dass es darum geht, diesen Funken möglichst zeitnah rüberspringen zu lassen. Sowohl, was das Lernen angeht als auch, was die Lebensqualität angeht: "Im Buch versinken zu können", ist einfach schön.


    Das ist aber natürlich weit weg davon, was wir in der Gesamtgesellschaft als großes Leseproblem haben. Und das, was in den vielen Untersuchungen aufgedeckt wird, man völlig anders angehen müsste als jetzt vielleicht hier im spezifischen Fall.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ja, aber ehrlich, Anfang zweite Klasse zu erwarten, dass ein Kind im Buch versinkt, ist schon hoch gegriffen.

    In einem halben Jahr funzt es vermutlich von alleine!


    Manchmal tut es mir für die Kinder leid, dass wir so wenig auf ihre natürliche Entwicklung vertrauen. Gerade, wenn wir doch wissen, dass es in einer maximal förderlichen Umgebung aufwächst. Hier muss doch gar nichts verbessert werden. Einfach nur Zeit lassen.

    Liebe Grüße
    Die Elefantendame


    Umwege erweitern die Ortskenntnis

  • Elefantendame, nur war natürlich das hier Deine Antwort auf meine Vorschläge, wie man beim Vorlesen ein bisschen das Kind zum Eigenlesen motivieren kann:


    Edit will noch sagen, dass es ja nicht nur darum geht, aus Buchstaben Wörter erlesen zu können, sondern dass es noch viel größerem Maße darum geht, Erwartungen an einen Text auch mit komplexen Inhalten zu haben und diesen dann mit einer inneren Fragestellung zu lesen. Das ist genau das, was funktionaler Analphabeten nicht können und was vorlesen fördert

    Was ja auch der Fragestellung von Leslie entsprach, der die Lesefähigkeit vom Tochterkind ein bisschen Sorgen machen.

    Darum sicher hilfreich, wenn Du aus der Praxiserfahrung sagst: Anfang 2. Klasse ist die beschriebene Lesefähigkeit im "grünen Bereich". Da muss man sich keine Sorgen machen.


    Aber man darf sicher auch einer leseaffinen Mutter sagen: Wenn du willst, dass das Tochterkind auch möglichst bald in einem Buch versinkt, probier es doch mal mit diesem oder jenem "didaktischen Anstoß".

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ich glaube, sie liest hier heimlich mit 🤣 Gestern Abend wurden mir spontan zwei Sätze aus meinem Buch vorgelesen, bevor ich mit Erich Kästners Kleinem Mann weiter machen durfte. Nicht flüssig, aber dafür hat sie sich auch nicht von „polyamouröse Beziehungen“ einschüchtern lassen 😁💪


    (Und nein, ich hab das Kind kein schmuddeliges Buch vorlesen lassen, der Satz von Claudia Haessey im Ganzen lautete „ ‚Ja, tut Jonah gut, auch mal andere Babys zu sehen‘ sage ich, und es klingt, als würde mein Sohn polyamouröse Beziehungen pflegen […]“)

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband