Soll ich auf den Umgang KV mit seiner Tochter bestehen?

  • Hallo ihr Lieben,


    ich bin ganz neu hier und natürlich werde ich mich und meine Situation noch ausführlicher vorstellen.


    Jetzt grade treibt mich aber eine Sache ganz besonders umher und ich wollte mal die Community um ihre Meinung bitten.


    2022 haben mein Exmann und ich uns getrennt, wir sind beide aus dem gemeinsamen Haus bei Karlsruhe ausgezogen und haben das gemeinsame Sorgerecht. Wir haben zwei Kinder, eine zweijährige Tochter und einen fünfjährigen Sohn.

    Ich bin mit den beiden zurück in meinen Heimatort gezogen, wo auch meine Familie wohnt. Hier bin ich oft mit den beiden Kindern grade am Wochenende und zum Abendessen.


    Mein Exmann ist wieder in seine Heimat nach Leipzig gezogen und ist jedes zweite Wochenende von Freitag bis Montag hier bei uns in der Nähe in Karlsruhe (in einer kleinen 1-Zimmer Wohnung) und nimmt dann die Kinder zu sich.

    Wenn mein Exmann hier ist, dann möchte unser Sohn unbedingt zu ihm. Er vermisst ihn auch sehr und sagt das auch jeden Tag.

    Meine Tochter, die langsam anfängt zu sprechen, spricht wie ein kleiner Papagei dem großen alles nach und sagt auch immer, dass sie zu ihrem Papa möchte. Wenn sie dann bei ihm ist, dann möchte sie lieber wieder zu mir und auf jeden Fall bei mir schlafen. Mehr als eine Nacht bei ihrem Papa schlafen fällt ihr schwer, dazu vermisst sie mich zu sehr.

    Mein Exmann hat mir erzählt, dass die Kleine tagsüber auch immer sagt, dass sie bei der Mama schlafen möchte.


    Jetzt brauche ich aber auch mal meine Ruhe und möchte eigentlich auch mal die Wochenenden ohne Kinder genießen können.

    Deshalb habe ich bisher darauf bestanden, dass mein Exmann auch beide Kinder nimmt, auch wenn die Kleine sagt, dass sie das nicht möchte. Ich hoffe, dass sie dadurch eine Bindung aufbauen können.

    Andererseits weiß ich nicht, ob es für meine Tochter das Richtige ist, sie gegen ihren Willen bei ihrem Papa schlafen zu lassen oder ob das der Bindung vielleicht eher schadet. Vielleicht ist sie noch zu klein? Ich weiß es nicht.


    Vielleicht könnt ihr ja mal eure Meinung dazu teilen und wenn ihr Fragen habt, dann immer her damit.


    Liebe Grüße, Sarah

  • Hallo und herzlich willkommen hier.


    Ich finde, dass es deiner Tochter durchaus zumutbar ist. Vor allem dann, wenn du sagst, dass du diese Pause dringend brauchst.

    Vielleicht ist deine Tochter unsicher, weil sie noch nie dort übernachtet hat und ihre Ablehnung ändert sich, wenn sie feststellt, dass alles gut ist, wenn sie dort übernachtet.

    Man kann es ja mal eine Zeitlang testen, ob das mit der Übernachtung klappt. Wenn es dauerhaft schwierig ist, dann kann man es ja wieder beenden.

  • Danke liebe Emma,


    wir haben das schon öfters versucht. Bei meinem Exmann ist die Kleine auch ganz friedlich und genießt die Zeit, doch sobald es in Richtung Abend geht, will sie unbedingt zu mir...


    Ich habe Angst, dass sie das Gefühl hat, zum Papa zu müssen und es somit kein Ereignis mehr ist, auf das sie sich freuen kann,

  • Zuerst einmal finde ich den Einsatz des Vaters hoch: Sich am Ort ein Zimmer zu nehmen und dort jedes zweite Wochennde den Umgang mit Übernachtung durchzuführen: Das ist aufwändig, anstrengend und "überdurchschnittlich".

    Das zeigt deutlich vom Vater: "Ich will." Und: "Ich will es gut machen!"


    Du selbst merkst ja schon deutlich, wie hoch das Belastungspotential ist als Alleinerziehende. Im kleinen Zimmer, mit weniger Ressourcen, mit Anreise- und Abreisedruck: Das ist für den Ex auch nicht einfach. Da ist es gut, wenn ihr euch arrangieren könnt.


    Fürs Tochterkind ist es zweischneidig. Kleinkinder lieben die Gewohnheit. Die Rituale. Es ist normal, wenn die Tochter ausdrückt, lieber "Zuhause" / bei der Mama zu schlafen. So sehr sie sich über das Zusammensein mit Papa und Bruder auch freut. Die Situation jetzt ist aber (wenn keine weiteren Dinge hinzukommen) nichts, was einen Schaden beim Kind bewirken wird. Sie wird älter, sie wird sich eingewöhnen. Es besteht die Chance auf eine Normalität, aus der die Kinder Stärke gewinnen werden.

    Letztlich liegt alles daran, was ihr Eltern aus der Situation, die immer einmal schwierig sein wird, macht. Dazu braucht es die elterlichen Gespräche, den Austausch auf Augenhöhe. Die Beweglichkeit bei Absprachen. Das Aushalten, wenn mal einer Fehler macht. Das Einspringen, wenn mal einer ausfällt.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Lieber Bap,


    hab vielen Dank für deine Meinung,


    Natürlich gebe ich dir Recht, auch ich schätze den Aufwand, den der KV auf sich nimmt. Da der Große ihn so vermisst, bleibt er häufig auch länger hier, fährt ihn morgens in den KiGa und holt ihn Abends nach der Arbeit wieder bei mir ab. An diesen Tagen nimmt er rund 2 Stunden Mehr-Fahrzeit in Kauf.


    Trotzdem sind die Kinder meistens bei mir, und eben auch beide. Wenn der KV in Leipzig ist, dann hat er dort keinerlei Verpflichtungen, während ich meinen Alltag (auch ich bin voll berufstätig) mich mit Job und den Kindern arrangieren muss. Ja, ich habe hier meine Eltern und Familie als Unterstützung im Ort wohnen, aber ehrlichgesagt möchte ich sie auch nicht ständig um Hilfe fragen.


    Der KV und ich hatten auch schon mehrfach die Diskussion über einen Babysitter, den er bezahlen würde. Aber ich kann es mir als Mutter einfach nicht vorstellen, dass eine andere Person auf meine Kinder aufpassen soll, schließlich bin ich doch die Mutter.

    Es bereitet mir Sorgen, wenn die Kinder bei so vielen verschiedenen Personen sein sollen: Bei ihrem Papa, bei mir, den Großeltern. Und dann auch noch ein Babysitter? Ich weiß es nicht... Ich bin einfach ratlos.

  • Aber ich kann es mir als Mutter einfach nicht vorstellen, dass eine andere Person auf meine Kinder aufpassen soll, schließlich bin ich doch die Mutter.

    Es bereitet mir Sorgen, wenn die Kinder bei so vielen verschiedenen Personen sein sollen: Bei ihrem Papa, bei mir, den Großeltern. Und dann auch noch ein Babysitter? Ich weiß es nicht... Ich bin einfach ratlos.

    Ohne Umfeld vor Ort, mit einer verschwundenen Mutter, voll berufstätig habe ich lernen müssen, dass auch andere Personen "meine" Kinder betreuen müssen. Obwohl ich oft während der Kinderschlafenszeit gearbeitet habe, den Haushalt geschmissen usw. Gelernt habe ich: Nicht der Zeiteinsatz ist allein entscheidend, sondern ob ich in der Lage bin, den Kindern Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln. Kinder, die sich sicher und geborgen fühlen, laufen mutig durch die Welt und es funktioniert (bis zu bestimmten Zeiten. Ich habe auch einen Knaben gehabt, der furchtlos durch den Tag gegangen ist. Aber auf der Abschlussfahrt in der vierten Klasse habe ich den Neunjährigen nachts abholen müssen - einer von vier Mitschülern, denen das passiert ist. Aber er wurde geholt, ich war da, als es nicht mehr anders ging für ihn und gut).


    Früher sind die meisten Kinder ganz natürlich in einem großen familiären Umfeld groß geworden. In der Stadt das ganze Haus, auf dem Land das ganze Dorf hat miterzogen. Heute gibt es das nicht mehr oder nur selten. Habe ich aber die Chance, sollte ich sie nutzen. Kinder, die auf verschiedenen Ebenen Vertrauenspersonen haben, von denen sie abgucken können, die sie fördern und lieben - wo ich nicht als Elternteil alles, aber auch alles zeigen, vorleben, machen muss: das ist reines Gold für die Kinder. Wenn ich dann noch meine Zeiten zu möglichst viel "Premiumzeit" machen kann - das als AE -, das ist Glück.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Eine "Fremdbetreuung" ist nur fremd, solange sie neu und unbekannt ist. Ich würde Wert darauf legen, dass es möglichst eine langfristig angelegte Beziehung wird und somit dauerhaft eine Bereicherung und ggf. weitere Bezugsperson für die Kinder, jemand der/die mit Herz für die Kinder da ist. Es ist nur schwierig so jemanden zu finden, der passt und dann noch langfristig am Ball bleibt.


    Was ich nicht machen würde: Schüler/in kurz vorm Abschluss, da weiß man nicht wie es nach der Schule weitergeht.


    Falls es die eigenen Großeltern nicht abdecken können/wollen/sollen, evtl. jemand mit Tante- oder Omastatus. Vielleicht eine Nachbarin?