Wechselmodell Kind 2 Jahre

  • Es ist doch auch immer die Frage, welche Parameter man da ansetzt: Schau ich auf die Momentaufnahme (in einer Studie oder im Alltag) oder auf die Langzeitfolgen, bewerte ich die seelische Verfassung oder den Notendurchschnitt der betroffenen Kids, etc. Da können natürlich sehr unterschiedliche Bewertungen des WM zu Stande kommen 🤷‍♀️


    Für den konkret von Clara66 beschriebenen Fall sehe ich aber auch die Schwierigkeit konkret in der Distanz und der Konstellation 2 Bundesländer. Distanz und 2 Bundesländer haben wir ja hier auch, nur kein WM. Aus gutem Grund. Ist jetzt schon doof, wenn man bei jedem am Wochenende stattfindenden Kindergeburtstag erst zwischen den Eltern verhandeln muss, ob das Kind an dem Wochenende überhaupt im passenden Bundesland ist bzw. ausnahmsweise wegen Geburtstag im Freundeskreis da sein kann. Wie das dann noch mit Kita-Platz und vor allem in 4 Jahren dann mit der Schule in der Realität funktionieren soll (v.a. ohne dass alle Beteiligten komplett am Rad drehen, selbst wenn es verwaltungstechnisch geht), ist mir schleierhaft.

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

  • Hier gibt es einige WM-Kinder in der Nachbarschaft.

    Aber Kindergarten/Schule und der erreichbare Freundeskreis sind immer gleich, da die Eltern meist zwei Straßen entfernt wohnen.

    Da lässt sich unter der Woche auch mal ein Sportgerät beim anderen ET abholen.

    Ein Kind in zwei komplett unterschiedlichen Welten aufwachsen zu lassen, ist sicher eine größere Herausforderung.

    Spätestens ab Einschulung klappt das System nicht mehr….

  • Eine Freundin meiner Tochter ist in einem Wechselmodell aufgewachsen und groß geworden. Sie fand es gut, dass beide Elternteile stets in Reichweite waren. Es gibt sicher auch eine Menge Positiv-Beispiele.


    Grundvoraussetzung hierfür ist m.E. jedoch nicht nur, dass der Radius der Wohnorte überschaubar ist, sondern auch, dass die Eltern sich einig sind und nicht aufeinander losgehen. Ein Wechselmodell, bei dem ein Elternteil über das andere herzieht, führt zu Konflikten - auch im Kind. Von daher und angesichts der Tatsache, dass es viel zu viele "Rosenkriege" gibt, in denen Eltern auf Biegen und Brechen die eigenen Interessen umsetzen wollten, in denen auch Kinder als "Waffe", "Druckmittel" etc. eingesetzt werden, kann ich nicht nachvollziehen, dass das Wechselmodell so bevorzugt wird.

  • Gut das es positive Beispiele gibt, obwohl auch in diesem die Langzeitauswirkungen nicht bekannt sind. Wäre interessant das Kind in 20/30 Jahren noch einmal zu befragen.
    Ansonsten halte ich es nahezu für ausgeschlossen, dauerhaft Konflikte, sei es auch nur im Unterbewusstsein, außen vor zu lassen. Selbst wenn das WM ein gut funktionierendes System ist braucht nur einer mental auszusteigen und das ganze System kommt ins Wanken. Und wir sprechen hier noch nicht einmal von der Möglichkeit der Kinder auszutesten die Eltern gegeneinander auszuspielen.

  • Bei 2 Kindergartenplätze wäre auch zu bedenken, dass wahrscheinlich immer der volle Preis bezahlt werden muss. Es wird schwer sein, einen Gegenpart zu finden. Bei uns wäre es nicht möglich. Tagesmutter wahrscheinlich dasselbe.

    Persönlich finde ich es für ein Kind auch echt viel.


    Wir leben das WM nun seit 7 Jahren und ich denke auch, dass es nur funktioniert, da ich im selben Ort arbeite, wo die Kinder zur Schule gehen und ihre Feunde haben und wir immer zum Wohl der Kinder entscheiden. Ich wohne auch nur 15 Minuten entfernt und keiner betreut nur Strikt seine Tage. Der Große, mittlerweile 16 wechselt tatsächlich immer noch jede Woche. Obwohl wir immer gesagt haben, dass es völlig okay ist, wenn er es nicht mehr möchte. Er würde gerne alle 14 Tage wechseln, dass möchte die Schwester (11) jedoch nicht und daher wechselt er wöchentlich mit. Hätte ich nicht mit gerechnet.

  • Ich kenne niemanden aus Familienhilfe etc., der/die das WM für eine geeignete Lösung halten. Schon gar nicht ,die optimale Lösung’. Es sind oftmals Einzelfälle bei denen es funktioniert, Langzeitstudien gibt es nicht.

    Eine relevante, aktuelle Langzeitstudie dazu wäre zB die Studie „Kindeswohl und Umgangsrecht“ des Familienministeriums (als Träger, der die 1,3 Mio Euro Kosten bezahlt hat). Angelegt von 2015 bis 2023.

    Mit einem sehr differenzierten Ergebnis. Und der, wer sich zum Beispiel hier durchs Forum liest, nicht verwunderlichen Quintessenz: Kids geht es besonders gut, wenn sie ein entspanntes Verhältnis zu beiden Eltern pflegen und erfahren können. Losgelöst von irgendwelchen "Modellen". Es kommt also, so könnte man heraus lesen, darauf an, wie die vielfältigen Modelle mit gutem! Leben gefüllt werden. Das ein oder andere Modell sollte - zumindest laut Studie - nicht als "die" Lösung interpretiert werden, aber auch nicht pauschal abgelehnt werden.


    Eine gewisse positive Tendenz für das Wechselmodell scheint die Studie „Familienmodelle in Deutschland“ (FAMOD) - 2018 bis 2023 als Geimenschaftsprojekt der Uni Duisburg sowie der Uni Marburg durchgeführt - zu ergeben. Hier wird in den ersten Kurzergebnissen dargelegt, dass ein Umgang von ca. mindestens 30 Prozent des einen oder anderen Elternteils positive Auswirkungen vor allem auf Kinder in der Altersgruppe 7 - 14 Jahre hätte.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

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  • Mein Empfinden aus der Praxis heraus fühlt sich in etwa so an:


    Es ist völlig egal, ob die Kinder bei Papa, Mama oder beiden im Wechsel leben.


    Wenn die Eltern es schaffen, ihre persönlichen Differenzen nicht auf die Kinder abzuwälzen, dann läuft es super. Alles andere kannst du in die Tonne treten und zwar egal, in welcher Konstellation.

    In den gut laufenden Situationen gibt es nie Probleme mit dem Umgang oder dem Unterhalt, weil alle Seiten wahnsinnig lösungsorientiert an der Sache arbeiten. Wie oben schon erwähnt haben die Kinder da einfach zwei Elternteile, auf die sie bauen können.


    Das Wechselmodell um des Wechselmodells beäuge ich selber recht kritisch, weil man da in hochstrittigen Konstellationen ein Werkzeug austeilt, womit man dem anderen doch noch eins reinwürgen kann.

  • Wenn ich meine Freundinnen und Freunde in den USA anschaue, dann sehe ich wie gut das WM als Standard funktioniert. Kommunikation und Abstimmung bei „High Conflict“ Eltern geht über eine App, die das Gericht bzw. Jugendamt mitlesen darf.


    Ich glaube, bei KV und mir wäre das nicht gut gegangen aber prinzipiell hätte ich das WM sehr begrüßt.


    Wenn ich von meinen Erfahrungen in Deutschland spreche, dann höre ich immer wieder „Ihr seid ja noch total 80er Jahre“. Da fühle ich mich manchmal schon ein wenig genervt.


    Ich finde es absolut phantastisch, dass von beiden Eltern Kompromisse erwartet werden. Ich bin nach fast 14 Jahren als AE echt müde und ein echtes Co-parenting wäre toll gewesen.

  • Hat alles Vor- und Nachteile. Ich bin auch erleichtert, dass meine Brut flügge geworden ist und ausgezogen, keine Frage. Dafür konnte ich sie aber so erziehen, wie ich das für richtig hielt, ohne die dauernden Querschüsse ihres Vaters.


    Klar, wenn man an einem Strang zieht, ist das toll, war aber bei uns von Anfang an nicht so.