Überdurchschnittlich viele Kinder von AEs in Heimen und Pflegefamilien

  • Kinder in Heimen unterzubringen oder bei Pflegeeltern geschieht ja oft - wo möglich - unter Zustimmung der Eltern, auf deren Bitte oder auf Bitte der Kinder. Und wo es ohne Zustimmung der Eltern erfolgt, wird eine Inobhutnahme immer gerichtlich überprüft und verhandelt. Egal, ob die Eltern in das Gerichtsverfahren eintreten oder nicht. Erst wenn man quasi in die zweite Instanz gehen sollte und Eltern Widerspruch einlegen gegen einen eventuellen Sorgerechtsentzug, dann stellt sich die Frage nach einer Verfahrenskostenhilfe. - Das ist aber prozentual nach meiner Erfahrung nur ein kleinerer Teil der Fälle. Jedoch markant und "publikumswirksam".


    Schwierig finde ich, dass Heim- und Pflegestellenunterbringungen so überduchschnittlich hoch von AEs und AE-Kindern in Anspruch genommen werden muss. (Egal, ob jetzt freiwillig oder durch Anordnung.)

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Es ist verdammt erschreckend, wie hoch die Zahlen sind. Gab es denn nicht den Grundsatz, frühe Hilfen installieren zu wollen - demnach dürften die Zahlen eigentlich nicht so hoch sein.


    Allerdings ist es mir auch bis zu einem gewissen Maße einleuchtend. Bei AEs ist das JA oftmals sehr früh und durchaus länger an den Familien und schaut vielleicht genauer auf die Situationen vor Ort. Auch werden Kinder und Jugendliche eher aus den Familien genommen, weil man weitere Negativpresse über tote Kinder vermeiden möchte.


    Schnelle ambulante Hilfen können oftmals gar nicht so schnell installiert werden, wie diese benötigt werden.. also wäre eine externe Unterbringung wahrscheinlich eine Alternative, um eine Entspannung in die Situation zu bringen.

  • Schwierig finde ich, dass Heim- und Pflegestellenunterbringungen so überduchschnittlich hoch von AEs und AE-Kindern in Anspruch genommen werden muss. (Egal, ob jetzt freiwillig oder durch Anordnung.)

    Aus dem Bauch raus würde ich schon sagen, daß es zum einen eine gesellschaftliche Haltung gegenüber AEs gibt die dies fördert und zum anderen, wie oben schon beschrieben, das Jugendamt automatisch näher dran ist...


    vg von overtherainbow

  • ...und die Hilfen, die angeboten werden, vielleicht nicht tragfähig sind.

    Ich hatte mal, auf Grund meiner hohen Belastung zwischen Vollzeit-AE, Berufstätigkeit und Behinderung von 2 der 4 Kindern, beim Jugendamt angefragt, ob es Entlastungsmöglichkeiten für mich von Seiten des JA geben würde. Daraufhin wurde mir gesagt, dass es das nicht gibt und meine Entlastung allein in meiner Verantwortung liegt. Eine SPFH hätte lediglich eine beratende Funktion für mich. Die bringt mich aber nicht weiter. Was mir wirklich geholfen hätte, wäre Entlastung. Aber gut. So weiß ich jedenfalls, dass das JA dafür nicht zuständig ist und ich mich anderweitig umschauen muss.

  • Allerdings ist es mir auch bis zu einem gewissen Maße einleuchtend. Bei AEs ist das JA oftmals sehr früh und durchaus länger an den Familien und schaut vielleicht genauer auf die Situationen vor Ort. Auch werden Kinder und Jugendliche eher aus den Familien genommen, weil man weitere Negativpresse über tote Kinder vermeiden möchte.

    Hast Du dazu Belege?

    Das Statistische Bundesamt redet ja von einem Rückgang der Fallzahlen von rund 240.000 Fällen auf rund 210.000.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • ...und die Hilfen, die angeboten werden, vielleicht nicht tragfähig sind.

    Ich hatte mal, auf Grund meiner hohen Belastung zwischen Vollzeit-AE, Berufstätigkeit und Behinderung von 2 der 4 Kindern, beim Jugendamt angefragt, ob es Entlastungsmöglichkeiten für mich von Seiten des JA geben würde. Daraufhin wurde mir gesagt, dass es das nicht gibt und meine Entlastung allein in meiner Verantwortung liegt. Eine SPFH hätte lediglich eine beratende Funktion für mich. Die bringt mich aber nicht weiter. Was mir wirklich geholfen hätte, wäre Entlastung. Aber gut. So weiß ich jedenfalls, dass das JA dafür nicht zuständig ist und ich mich anderweitig umschauen muss.

    Ich bin mit drei Kids in der heißen AE-Phase auch gefühlt nicht nur ziemlich am Ende gewesen, sondern darüber hinaus. Nun bin ich vorher ehrenamtlich lange Jahre für eine Organisation in der begleitenden Jugendbetreuung in enger Zusammenarbeit mit dem JA an Brennpunkten unterwegs gewesen. Als ich dann mal der zuständigen Gebietsleiterin beim JA gegenüber erwähnt habe, dass es bei mir jetzt langsam jenseits von Gut und Böse sei, hat die gelacht und gemeint: Volleybap, du kennst dich doch aus. Du und deine Situation mit den Kids ist weit weg von der Situation in den Familien, wo wir hinein gehen müssen. Und zugegeben: So war es auch. Weit unter meinem persönlichen Anspruch. Aber doch noch über der Grenze, wo das JA begleitend eingreift, wenn sie es denn mitbekommen.

    In der Statistik bin ich dann doch einmal aufgetaucht: Schwer erkrankt konnte ich in der Rehazeit nicht alle Kids betreuen. Da ist dann eines der Kids - freiweillig von meiner Seite, freiwillig von seiner Seite - für ein paar Wochen in eine betreute WG gezogen. - So lange du noch atmen kannst, ist das JA nicht zuständig. So lange die Kids nicht verwahrlosen, ist das JA nicht zuständig. So lange nötige Hilfe von dir gekauft werden kann (wer hat die WG bezahlt? Die KK und Volleybap), überschlägt sich das JA sicher nicht: Zu wenig MA, zu wenig nötige Einrichtungen und in der Regel an anderer Stelle die Hilfe notwendiger.


    (Bei dir, Emma21, bin ich mir relativ sicher, dass das JA in der beschriebenen Situation erst einmal auf andere Zuständigkeiten verweist und sich schlicht nicht in der Verantwortung sieht. Blöderweise nicht einmal, um bei der Organisation von Hilfe und Geldern zu helfen ...)

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • (Bei dir, Emma21, bin ich mir relativ sicher, dass das JA in der beschriebenen Situation erst einmal auf andere Zuständigkeiten verweist und sich schlicht nicht in der Verantwortung sieht. Blöderweise nicht einmal, um bei der Organisation von Hilfe und Geldern zu helfen ...)

    Der Ratschlag war "Nutzen Sie doch einfach mal die Leistungen, die den Kindern mit den Pflegegraden zustehen oder besorgen sie sich ein Au-Pair." (Erstere waren zu dem Zeitpunkt schon für die beiden Pflegegradkinder voll eingeplant.)

  • Hast Du dazu Belege?

    Das Statistische Bundesamt redet ja von einem Rückgang der Fallzahlen von rund 240.000 Fällen auf rund 210.000.

    Konkrete nicht, aber eigene Erfahrung und diverse Presseartikel in den letzten Jahren.


    Wenn sich die Eltern trennen, geht meistens ein Elternteil zum Jugendamt, sei es wegen Unterhalt oder Umgang. Dann sind die Mitarbeiter ja schon in den Familien, wenn nicht, dann ist spätestens bei einem Gerichtsverfahren.


    Und spätestens wenn Du in der Nachbarschaft auffällst (in Anlehnung an den Post von overtherainbow), kann dir jeder Mitmensch (dem deine Familienkonstellation nicht passt) das Jugendamt auf den Hals schicken - auch die eigene Familie (ist so in meinem engeren Bekanntenkreis geschehen. Die junge Mutter hat sich von den eigenen Eltern losgesagt und ist mit dem Partner mehrere Kilometer weggezogen. Deren Eltern haben tatsächlich wegen des Kontaktabbruchs die beiden beim Jugendamt gemeldet).


    Ich bin froh nicht mehr mit dem Jugendamt in Kontakt zu sein, es ist unfassbar anstrengend - auch wenn es nur um Umgang ging.

  • Bei AEs ist das JA oftmals sehr früh und durchaus länger an den Familien und schaut vielleicht genauer auf die Situationen vor Ort. Auch werden Kinder und Jugendliche eher aus den Familien genommen, weil man weitere Negativpresse über tote Kinder vermeiden möchte.


    Und spätestens wenn Du in der Nachbarschaft auffällst (in Anlehnung an den Post von overtherainbow), kann dir jeder Mitmensch (dem deine Familienkonstellation nicht passt) das Jugendamt auf den Hals schicken

    Meine Erfahrungen, nachdem die Nachbarschaft (mich eingeschlossen) vor Jahren das Jugendamt informiert hatten - nicht, um jemandem das JA "auf den Hals zu hetzen", sondern um die Kinder zu schützen, die Tag ein, Tag aus, angebrüllt wurden und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch gehauen, waren andere. Es kam eine Zeit lang eine Dame (Familienhilfe?) und nachdem diese nicht mehr da war, ging es wieder genau so los.

    Bei einem erneuten Anruf, teilte das JA mit, wir mögen doch bitte in einer Situation die Polizei rufen und für den Fall, dass die Situation bei deren Eintreffen schon vorbei sei, es vorher mit dem Handy aufzeichnen, wenn die Mutter wieder ausrastet; sie hätten sonst keine Handhabe mehr...

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Ich kenne keine Teilfamilie mit Kontakt zum Jugendamt - außer der Beistandschaft.

    Aber einige Fälle im erweiterten Bekanntenkreis bei denen das Jugendamt auf Grund externer Hinweise durch Lehrer und Nachbarn eingegriffen hat - allerdings waren das auch schon sehr haarsträubende Fälle.

  • Die Frage ist doch, ob der Zusammenhang überhaupt kausal ist. Müssen die Kinder untergebracht werden, weil die Eltern Transferleistungen erhalten? Oder sind die Eltern grundsätzlich nicht belastbar, was dazu führt, dass sie keine Ausbildung abschließen konnten, im Berufsleben nicht bestehen können und dann eben auch die Erziehung ihrer Kinder nicht „hinkriegen“?
    Im Grunde hätte man vermutlich schon in der Kindheit der ELTERN Hilfen bieten müssen…

    Richtig.

    Und deswegen muss man wenigstens bei deren Kindern intervenieren, damit die bessere Voraussetzungen haben.

    Und sicher ist da ein frühzeitiger Kindergartenbesuch hilfreich.

    Und besondere Förderung.

    Und eben manchmal auch Inobhutnahme.


    Für die Eltern ist der Bildungs- und Erwerbstätigkeitszug meist abgefahren bzw. verbraucht viel mehr Ressourcen

    wenn meine Meinung deine sein müsste hieße sie "Deinung"

    Einmal editiert, zuletzt von Wattwanderin ()

  • Ich mag ja ein Weltbild erschüttern, aber ich habe nicht nur einmal soziale Verwahrlosung Inobhutnahme bei wohlhabenden Eltern erlebt.



    Wo sind die Ursachen , ich habe auch keine Ausbildung abgeschlossen, ups so einfach ist das mit den gern genommenen Stempeln eben nicht.


    Ich habe selber erlebt ,wie schnell man als AE und Sozialleistungsbezieherin abgestempelt wird und das Kind schon pauschal als Problemkind gesehen wird.


    Ich habe mal nach Entlastung beim Jugendamt nachgefragt. Antwort, ich könne ja den Burschen ins Internat oder Pflegefamilie geben. Danke für nix.





    Liebe Grüße


    Ute