Überforderung

  • Hallo,

    Ich hoffe ihr habt Verständnis dafür, dass ich mich nicht unbedingt groß vorstellen möchte, damit das möglichst anonym bleibt. Ich bin 28 Jahre alt und habe eine 3 jährige Tochter.


    Ich war 24 Jahre alt, sehr verliebt, sodass ich damals meine eigenen Wünsche und Träume aufgab und den größten Wunsch meines Freundes zu erfüllen. Ein Kind. Ich war noch nicht bereit, das weiß ich jetzt. Nicht falsch verstehen, an Liebe zu ihr hat es nie gefehlt, doch die Überforderung war vom ersten Moment an da. Nachdem mein Ex meine Ersparnisse für seine Träume aufgebraucht hatte (fast 8000€) die er mir ja zurück zahlen wollte, landetet ich auch noch in den Schulden, weil er wegen der Kurzarbeit aufgrund von Corona zu wenig verdiente. Das bisschen Elterngeld was ich bekam musste ich größtenteils als ihn abdrücken dass wir überhaupt Miete zahlen konnten. Essen und Klamotten für die kleine besorgte sowieso ich. Ob ich Klamotten hatte? 😂

    Naja ich weiß ich bin auch irgendwo selbst schuld und vor allem dumm gewesen. Aber ich hatte ihm eben vertraut. Dann wurde ich schwanger und hab ihn erwischt wie er online mit anderen Frauen schreibt. Für viele vielleicht kein großes Ding, für mich ist die Welt zusammen gebrochen. Ab da ging alles in die Brüche und er zeigt langsam sein wahres Gesicht. Er war viel arbeiten und meine Eifersucht wuchs. Er konnte das absolut nicht verstehen und regelmäßig begann er auszurasten. Vor Wut zerstörte er das Mobiliar, schlug Löcher in die Tür, … er sagte Dinge zu mir die ich nicht mal meinem größten Feind sagen würde. Stück für Stück brach ich innerlich auseinander bis ich mir selbst vorkam wie eine Lehre Hülle. Mit unserer Tochter war ich sowieso vom ersten Moment an alleine. Er war für den Spaß zuständig und ich für alles andere.


    Im Frühling 2022 haben wir uns dann getrennt. Zu Beginn war da eine Riesen Erleichterung. Ein Gefühl von Freiheit, aber irgendwie wird es seit dem jeden Tag wieder schlimmer. Ich habe das Gefühl ein versager zu sein. Ich werde meiner Tochter nicht gerecht. Er nimmt sie montags und dienstags. Ich bin einfach am Ende meiner Kräfte. Seit Oktober mache ich einen Vollzeitjob in der gastro, sie ist seit September in der Kita. Wenn wir heim kommen schalte ich den Fernseher ein weil ich keine Kraft mehr für nichts habe und dann sitzt sie da bis das Essen fertig ist. 😭 ich hatte so viele Ziele in meinem Leben. Ich bin jeden Tag totunglücklich mit allem wie es gelaufen ist. Ich schaffe rein gar nichts von dem was ich mir erträumt hatte irgendwie ist alles nur noch negativ behaftet. Ich kämpfe Tag für Tag um aus den Schulden raus zu kommen, um meiner Tochter nicht die schlimmste Mutter zu sein, um morgens totmüde aufzustehen und den Tag zu überstehen. Und das schlimmste ist, wenn meine Freunde kommen und mir Bewunderung dafür aussprechen wie ich das alles schaffe 😭 aber in Wahrheit schaffe ich gar nichts! Ich versuche nur nicht unter zu gehen und es quält mich so sehr.


    Ich weiß auch absolut nicht was ich dagegen tun kann. Normalerweise bin ich ein absoluter Kämpfer aber hierbei seh ich einfach keinen Ausweg.
    Und während ich das schreibe habe ich ein so schlechtes Gewissen, dass ich überlege es wieder zu löschen, weil ich mir denke, es gibt andere denen es tatsächlich schlecht geht und die wirklich Hilfe verdient haben und ich heul rum wegen so Kleinigkeiten. Es zerreißt mich einfach alles innerlich. Ich weiß nicht mehr was richtig und was falsch ist.


    Tut mir leid für den langen Text und das rum Gejammer 😔 vielleicht gehts ja jemanden ähnlich oder hat ein paar Tipps für mich? Ich bin für alles dankbar 🙏

  • Doch du schaffst sehr viel, ein Gastrojob in Vollzeit und Betreuung der kl Tochter ohne wirklich ausgleichende Freizeit/Erholung für dich zu haben und dann noch der Berg Schulden,deine Freunde haben recht. Es kommt dir nicht so vor, aber du leistest immens viel!



    Inwieweit bezahlt er Unterhalt , oder bekommst du Unterhaltsvorschuss ?

    Und bezahlt er dir jetzt langsam de Schulden zurück?

    warst du bei der Schuldnerberatung oder eine andere Beratungsstelle, um einen guten Plan zu haben, der dir nicht die letzte Kraft raubt

    und Hoffnung schafft?


    Hier im Forum darfst du ganz viel "jammern" ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.


    Herzlich willkommen!

  • Hallo Bolly,

    herzlich willkommen hier bei uns.

    Ich finde genau wie Franziska, dass du sehr viel schaffst. Auch ich würde dir raten, zu einer Beratungsstelle zu gehen und gemeinsam zu schauen, wo und wie du Unterstützung bekommen kannst. Ganz wichtig ist dabei wirklich der finanzielle Aspekt - ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr die Sorge um Geld die Energie raubt.

    Gibt es Familie oder können deine Freunde dein Kind für ein paar Stunden betreuen, damit du zum Luft holen kommst?

    Hast du schon mal an eine Mutter-/Kind-Kur gedacht?

    Viele liebe Grüße - ich schicke dir ein Energiepaket! 🍀🚀🍀

    Am Ende stellt sich die Frage: Was hast du aus deinem Leben gemacht? Was du dann wünscht getan zu haben, das tue jetzt. - Erascus von Rotterdam

  • Hallo und willkommen, Bolly. Ja, Du schaffst (irgendwie gerade so) sehr viel. Und es ist ganz offensichtlich für Dich gerade zu viel. Hier schreiben tut bestimmt gut. Auch ich möchte Dir ans Herz legen, Dir darüber hinaus Hilfe zu holen. Vielleicht gehst Du mal zum Hausarzt und schilderst das? Es klingt schon so, als wenn die (Burnout?)-Depression um die Ecke lauert, oder gar schon da ist. Wenn Du mal ein paar Tage krankgeschrieben bist, kannst Du vielleicht Kraft schöpfen, um langfristig Hilfe zu organisieren; zu einer Beratungsstelle zu gehen, etc.

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Vielleicht gehst Du mal zum Hausarzt und schilderst das? Es klingt schon so, als wenn die (Burnout?)-Depression um die Ecke lauert, oder gar schon da ist.

    Damit ist in der Tat nicht zu spaßen. Vielleicht versuchst du direkt, Kontakt zu einer Psychotherapie-Praxis zu bekommen? Mit etwas Glück kannst du da zumindest eine Kurzzeittherapie bekommen und das kann ggf schon helfen, schlimmeres abzuwenden und dir ein bisschen Luft zum frei strampeln verschaffen.


    In der Zwischenzeit ein kleiner Tipp, den ich in der Total-Überfordert-Phase hilfreich fand: To-Do-Listen konsequent führen. Wenn du täglich was hast zum Als-Geschafft-Abhaken, geht’s zumindest ein klein wenig besser in all dem Wahnsinn und du siehst schwarz auf weiß, dass du was schaffst.

    Und lass dir Zeit! Trennung vor noch nicht mal ganz einem Jahr ist ja quasi vorgestern, da hat niemand von dir zu erwarten, dass es dir gut geht und du alles einfach irgendwie geregelt bekommst - dich eingeschlossen ;) Darüber hinaus hat die Evolution nie vorgesehen, dass du oder irgendjemand sonst ein Kind ganz allein, völlig ohne Hilfe anderer Menschen, groß kriegst. Also frag ruhig Familie / Freunde / Nachbarn / Kita-Eltern / … um Unterstützung :)

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

  • Ich finde auch du schaffst super viel. Jede von uns. Auch wenn wir uns oft fühlen als sei es vielleicht nicht gut genug. Wir stemmen doch alles allein. Du bist stark, auch wenn du dich momentan ausgepowert fühlst.

    Ich finde die Idee mit den Listen auch gut und kann das nur empfehlen. Ich bin auch ein Listenschreiber. Hab dann einen besseren Überblick was ansteht und kann abends entspannter ins Bett gehen weil ich nicht immer darüber nachdenken muss was ich am nächsten Tag alles ansteht. Brauche keine Sorgen haben irgendwas zu vergessen. Aber selektieren was für dich/euch wichtig ist. Sonst steht am Ende zu viel drauf.


    Alles Gute