„Wir werden laut!“ - Fachkräftemangel in deutschen KiTas

  • Außerdem kam es oft zu grenzüberschreitendem Körperkontakt, darunter fällt zum Beispiel grobes Anpacken am Arm. In fast jeder zweiten Kita war dies fünf Mal der Fall - binnen zehn Minuten.


    Wohlgemerkt vor offen laufenden Kameras. Die Kinder werden also im Minutentakt in jeder zweiten Einrichtung hemmungslos angegangen. Ohne Kameras also ziemlich sicher in jeder Einrichtung. Schwachsinn, da stimmt entweder der Maßstab nicht oder die Interpretation.


    Ja klar ist es wichtig auf Missstände hinzuweisen, aber doch nicht so offensichtlich übertrieben.


    Das habe ich am Sonntag bei meiner oben erwähnten Freundin angesprochen. Sie hat gesagt, das käme oft vor. Und auch die Wortwahl den Kindern gegenüber sei oft grenzwertig. Sie hat schon "interne Fortbildungen" deshalb gemacht. Ich war wirklich erschüttert.

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Friday, ich habe mich bezogen auf


    "Um Zwang zu essen, aber auch um Erniedrigen oder körperliche Gewalt"; "In jeder fünften Essenssituation erlebten Kinder Beschämungen, das heißt Kinder wurden bloßgestellt oder lächerlich gemacht. Außerdem kam es oft zu grenzüberschreitendem Körperkontakt, darunter fällt zum Beispiel grobes Anpacken am Arm. In fast jeder zweiten Kita war dies fünf Mal der Fall - binnen zehn Minuten." Auch das so eng an den Tisch schieben geht nicht, finde ich. Eine schnelle Lösung weiß ich nicht - vermutlich würde ich dann eher im Kreis auf dem Boden essen lassen, oder so. Geht vermutlich auch nicht, aufgrund irgendwelcher Bestimmungen. Es muss sich einfach etwas ändern und ja - dazu müssen Eltern und ErzieherInnen noch viel lauter werden...


    Klar, streng genommen kann man sicher auch "Kopf tätscheln" als Übergriff betrachten. Kommt es denn in der Praxis oft vor, dass das tatsächlich so empfunden wird, durch Kinder und/oder Eltern?

    ja, meine Kinder betrachten es als Übergriff - als übergriffigen Eingriff in ihre Privatspäre - war nicht nur im Kiga so, ging dann in der Schule weiter - sowohl Lehrer als auch Schüler, sogar dann auch in der Realschule.

    Bis beide Pubi 2+3 STOP gesagt haben.

    Ich greife dir auch nicht einfach willkürlich in die Haare, nur weil die so schön lockig sind.

    Wir wären dann wieder beim Thema "Rassismus" - das hier ja nicht gerne gesehen ist.


    Auf Erwachsene bezogen, finde ich das hier nicht schlecht :


    Stellt euch doch mal vor, Kinder, die diese Übergriffigkeit ständig über sich ergehen lassen müssen, würden dann so reagieren, wie die schwangere Frau, na dann wäre das Geschrei groß.....und die Kinder würden dann auf einmal als auffällige Kinder bezeichnet werden.

    Bevor du mit dem Kopf durch die Wand gehst, überlege zuerst.........

    Was mache ich im Nebenzimmer ? (unbekannt)

    2 Mal editiert, zuletzt von Otterson ()

  • Otterson Du hast natürlich Recht. Ich finde das grundsätzlich schon schwierig für ErzieherInnen. Es gibt Kinder, die wollen auf den Schoß; wollen umarmt werden, wenn sie eine Erzieherin gern haben. Da zu unterscheiden, wann welche "Körperlichkeit" ok ist und wann übergriffig; Grenzen zu ziehen, stelle ich mir gar nicht so leicht vor...

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Ich habe meine Kinder immer gefragt, ob ich sie mal umarmen, knuddeln, trösten darf.

    So lernen sie ihre Grenzen zu sehen und wahr zu nehmen....

    Kinder kommen doch von alleine und umarmen von alleine von sich aus. Kinder klettern auch alleine auf den Schoß oder fragen, ob sie auf den Schoß dürfen.

    Die Körperlichkeit ist dann ok, wenn das Kind es selber will und nicht der Erwachsene, der meint, das Kind sollte doch jetzt das und das wollen.....oder?

    Bevor du mit dem Kopf durch die Wand gehst, überlege zuerst.........

    Was mache ich im Nebenzimmer ? (unbekannt)

  • Die Körperlichkeit ist dann ok, wenn das Kind es selber will und nicht der Erwachsene, der meint, das Kind sollte doch jetzt das und das wollen.....oder?

    Auf jeden Fall. Ich könnte mir nur vorstellen, dass es, wenn ein Kind sonst "schmusig" ist, auch schneller passiert, dass eine Erzieherin da mal "übers Köpfchen streichelt", ohne übergriffig sein zu wollen und ohne zu meinen "dass das Kind das jetzt wollen müsste". Weißt Du, wie ich es meine?

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Ich finde man kann einfach Erwachsene und Kinder nicht auf eine Stufe stellen. Hätte mir ein Erwachsener an die Brust gelangt oder hätte sich ungefragt auf meinen Schoß gesetzt, hätte es aber Ärger gegeben, dass ihm die Ohren geschlackert hätten. Ist mir in einer Kita zuhauf von Seiten der Kinder passiert ohne, dass ich da laut wurde. Und umgekehrt, muss ich Kinder manchmal anfassen um ihnen zu helfen, festzuhalten damit sie nicht über die Straße laufen usw. Würde ich bei Erwachsenen gar nicht machen ist bei Kindern aber wichtig. Wenn ein Kind nicht am Kopf angefasst werden möchte, dreht es in der Regel den Kopf weg und ich kann dementsprechend reagieren.

  • Wenn ein Kind nicht am Kopf angefasst werden möchte, dreht es in der Regel den Kopf weg und ich kann dementsprechend reagieren.

    Ich würde sagen, das kommt aufs Alter des Kindes und dessen Standing an. Ich glaube die Anzahl der Kinder, die es erdulden, ist gar nicht so klein. Um so wichtiger ist das Bewusstsein auf Erzieher*innenseite. Denn ich würde wie friday sagen, dass viele Übergriffe passieren, ohne böse Absicht,


    Und sicher finden körperliche Übergriffe tatsächlich eher andersherum (also von Kind zu Erzieher*in) statt. Auch dafür sollte es Fortbildungen geben, die man dann auch besuchen darf, wenn man mit Kindern arbeitet.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • Ach klar, wird auch gekuschelt, wenn es das Bedürfnis des Kindes ist.




    Andersherum darf ich als Erzieherin auch sagen, das möchte ich nicht. An den Busen fassen und co. das geht gar nicht, da wäre ich auch sehr konsequent.

    Da hat ja auch jeder Erwachsene eigene Grenzen. Ich mag es z.B. nicht, wenn Kinder mir ins Gesicht fassen . Das kann und sollte man auch sagen.


    Ich glaube das wichtigste Instrument ist die Sprache.

    Und klar gibt es Situationen, wo Kinder angefasst werden ( müssen). Aber ein begleitender Satz kostet weder viel mehr Zeit noch Aufwand. Popelbeispiel Nase putzen: Nicht einfach den Schnot wegwischen, sondern ansagen. Vieles kann man erklärend sagen oder erfragen.

    Nicht einfach den Stuhl samt Kind an den Tisch rücken, sondern einfach: " Ich rück dich Mal ein bisschen näher an den Tisch, dann hat dein Löffel nicht so einen langen Weg" so in etwa...

    Oder wie Otterson schon schrieb: Nicht einfach ohne Aufforderung in den Arm nehmen, sondern auch fragen: Was könnte helfen? Ein Schoß, eine Umarmung?


    Tätigkeiten beschreiben entspannt es auch für Kinder. Manche Dinge müssen sein, z.B. Wickeln. Aber wenn man die Kinder ein bisschen bequasselt und teilhaben lässt, dann kommt das Gefühl von Ausgeliefert sein weniger auf.

    Ich hoffe, es ist verständlich.


    Ich glaube, daß Kinder das nicht nur erdulden. Sie wissen es zum Teil einfach nicht besser.

    Liebe Grüße


    Friday

    Einmal editiert, zuletzt von friday ()

  • Tätigkeiten beschreiben entspannt es auch für Kinder.

    Das gilt nicht nur für Kinder. In Erste-Hilfe-Situationen redet man auch mit dem Verunfallten und sagt, was man macht. Ich sage auch meinen Hunden, wenn ich was mit ihnen mache. Anleinen ist sogar ein Kommando.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Unsere Stadtverwaltung reagiert: Mitte Februar gibt es einen Krisengipfel mit Trägern, Stadtverwaltung und Elternvertretung - leider ohne Arbeitgeberseite trotz unseres Vorschlags diesbezüglich. Die Vorbereitungen laufen auch bei den Eltern auf Hochtouren.

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

  • Bei uns produziert der AG Clips aus den verschiedenen Einrichtungen, um sich vorzustellen und unsere Arbeit zu bewerben. Die sind wirklich gut gelungen.

    Auch wenn es ein bisschen komisch ist, die lieben Kolleg*innen zu sehen. Verbreitet wird es über die sozialen Netzwerke .

    Das finde ich echt gelungen und modern. Toll.

  • Klar, aber irgendwie muss man ja mal anfangen.

    Und ich fand einiges echt einfach völlig verstaubt.

    Mein Träger hat z.B. immer eine Dauerausschreibung.

    Ich fände es viel besser, wenn die Kitas gekennzeichnet wären. Die Kollegen möchten wissen wofür und wo sie sich bewerben. So ein Clip für jede Einrichtung fände ich schon gut.

  • Ich habe gerade länger mit der Leiterin unser Recruiting Abteilung gesprochen. Seit ca. vier Jahren jetzt haben wir im Schnitt in unseren Niederlassungen 15% unbesetzte Stellen.

    Sie lässt jetzt Filme drehen über jede Niederlassung. Dort wird die Arbeit vorgestellt, dort stellen sich die netten Kolleginnen und Kollegen vor. Dabei wird erwähnt, dass über Tarif gezahlt wird. Teilzeitarbeit geleistet werden kann. Parallel zur Arbeit für manche Plätze ein duales Studium angeboten wird. Und, und, und ...


    Nachfrage Volleybap: Wie viele Bewerbungen erwartest Du?

    Antwort: 1-2.

    Volleybap: Pro Niederlassung?!

    Antwort: Insgesamt in ganz Europa. Es sind keine ausgebildeten Fachkräfte auf dem Markt. Und alle AG suchen wie verrückt. Aber wenn wir nicht wenigstens ein paar Salti schlagen, finden wir nicht einen und dann gehen auch noch welche ...


    Aber sie hat gerade eine Bewerbung bekommen für eine ausgeschriebene Stelle. Ihre eigene. Sie sucht einen Nachfolger, weil sie in Rente geht.

    Die Bewerbung ist eigentlich ein Grund zur Freude. Aber: Der Bewerber ist älter als die Kollegin ...


    Leider können wir es nicht wie der öffentliche Dienst hier machen: Heute wurde bekannt, dass aus Konkurrenzgründen das Einstiegsgehalt von Grundschullehrern von A 12 grundsätzlich auf A 13 gehoben wird.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Dass Grundschullehrkräfte genauso bezahlt werden wie die aus der Sek1 oder die Sonderpädagogen, ist meiner Meinung nach überfällig.

    Sei ihnen gegönnt. Wird aber auch wieder manchen Abiturienten deutlich stärker zum Grundschullehramtsstudium ziehen als zum Erziehenden in der KiTa. Die Problemlösung an der einen Stelle (fehlende Lehrkräfte Grundschule) wird die Probleme an anderer Stelle (fehlende Kräfte in den KiTas) verstärken.

    Und da in Sek 1 und Sek 2 auch Lehrkräfte fehlen, ahne ich schon, wie dieses Konkurrenzproblem in mittlerer Zukunft gelöst wird: Man setzt die gesuchten Berufe bei der Bezahlung eine Stufe höher.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Sei ihnen gegönnt. Wird aber auch wieder manchen Abiturienten deutlich stärker zum Grundschullehramtsstudium ziehen als zum Erziehenden in der KiTa. Die Problemlösung an der einen Stelle (fehlende Lehrkräfte Grundschule) wird die Probleme an anderer Stelle (fehlende Kräfte in den KiTas) verstärken.

    Ich glaube nicht, dass Grundschullehramt mit Kita in Konkurrenz stehen... Also eher Erzieher*innen und Soziale Arbeit. Ich glaube auch, dass Abiturient*innen eher nicht in die Ausbildung zur Erzieher*in gehen. Meist wird ja das Fachabitur im Rahmen der Ausbildung zur Sozialassistenz erworben, d.h. es gibt bei den meisten Erzieher*innen eine eingeschränkte Hochschullassung. Und das ist jetzt nicht wissenschaftlich hinterlegt, aber ich kenne keine*n Erzieher*in, der*die sich danach ins Grundschullehramt umorientiert hat.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • Ich habe auch keine Statistik, nur praktische Erlebnisse. Grundschule statt KiTa. Und das wird , befürchte ich, durch Geld verstärkt.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.