„Wir werden laut!“ - Fachkräftemangel in deutschen KiTas

  • Danke friday ,

    hatte es so verstanden , dass man auf direktem Weg zur Ausbildung des Erziehers auch mindestens ein Fachabitur haben müsste,

    wenn man vorher keine andere Ausbildung gemacht hat





    PIA mit Wahlmöglichkeit zusätzlich Fachabitur hatte ich auch so verstanden wie es da stand

  • Ich bin ja glücklicherweise nicht mehr betroffen, bekomme es aber an der Arbeit mit... Wir haben eine Kollegin, die in einer besonders betroffenen Einrichtung ist, die muss sich jetzt jeden Tag aufs neue für den nächsten Tag für einen Notbetreuungsplatz ihres Kindes bewerben und bekommt bis 20 Uhr Bescheid, ob und wie lang ihr Kind am nächsten Tag betreut werden kann8o. Immerhin ist das Verfahren inzwischen über eine App digitalisiert, davor wusste Sie morgens vor der Kita, ob sie ihr Kind heute abgeben kann oder nicht... Das sind unvorstellbare Zustände, wenn man arbeiten möchte. Und so groß das Verständnis im Team ist, merken wir alle, dass wir momentan zu viele Betroffene haben um das langfristig, insbesondere in der Unplanbarkeit abzufangen.


    Unser Stadtelternrat kämpft auch mit Notfallplänen an allen Fronten... Ansonsten macht die Zeit gerade ne riesen Umfrage unter Eltern und Erzieher*innen. Das erzeugt vielleicht noch mal ne größere Öffentlichkeit: klick


    Eine Bezahlte Ausbildung wäre zumindest mal ein Anfang, auch wenn es eine eher mittelfristige Maßnahme ist, die akut nicht hilft. Hier gibt es jetzt Stipendien für den Schulischen Teil der Ausbildung von -ich traue es mich fast nicht zu sagen, 200 Euro8o! Ansonsten gehe ich mit friday , dass es darum geht die Wertschätzung für den Beruf zu erhöhen und auf keinen Fall veraltete Klischees reproduziert werden sollten.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • Ich habe gerade Mal für unsere Stadt nach PIA geschaut und nur einen Träger gefunden, der das anbietet... Und noch viel schlimmer die zugehörige Schule ist dann außerhalb der Stadt 8o. Langfristig ist da auf jeden Fall noch Luft nach oben^^.


    Wir klatschen noch nicht, sondern hängen Bändchen ans Rathaus8o. Das ist noch unauffälliger und wirkungsloser8).

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • Letztlich finde ich es ganz gut, auch wie im Brief im JAEB erwähnt, dass der Frust nicht beim Personal ( meist auch noch bekommen es die ab , die tatsächlich das Fähnchen noch tapfer hochhalten) landet.

    Lösungsansätze waren für mich:

    * mehr Schließungstage, um den Urlaubsansprüchen gerecht zu werden. Unser Träger macht es gerade vor. Ich bin gespannt.

    * Dokumentationen/ Beobachtungsbögen digitalisieren.

    * Highlights runterschrauben

    * Fachkräfte binden. Bedeutet auch für Kolleg*innen den Jammermodus zu reduzieren.

    * Alltagshelfer unbefristet einstellen. So eine helfende Hand für all den Kram ist Gold wert. Um Jacken zu schließen, ne Nase zu putzen, die Spülmaschine einzuräumen und co. bedarf es keiner päd. Ausbildung.

    * Ausbildungen öffnen, auch für Menschen, die zwar nicht schulisch so fit sind, aber in der Praxis echt ein " Händchen" haben. Theoretiker haben wir genug eine Etage höher.

    Zudem wird die Ausbildung von den "Cracks" häufig nur als Sprungbrett genutzt .

    *Poolzeiten


    * Verwaltung gehört in die Verwaltung. Ehrlich, was hat mein Job mit doppelter Haushaltskonsolidierung und Mittelreservierung zu tun?

    *Eine gewisse Mitwirkungspflicht von Eltern wäre nett.

    * Bedarfsabfragen, kein " ich hätte gern"

    * Gelder für Räumlichkeiten.

    .....

    das fiel mir auf die Schnelle ein.

  • Ich bin Erzieherin und suche eine Stelle. Ich verstehe nicht warum man da immer so ein Brimborium darum macht. Ich bin sicher keine schlechte Fachkraft. Ich glaub ich geb es bald auf und suche mir irgendeinen Hilfsjob wo ich noch ertwas besser bezahlt werde , eigentlich schade wo doch immer so nach Fachkräften gekräht wird.

    Glaube an Wunder, Liebe und Glück. Schau nach vorn und nicht zurück. Tu was du willst, und steh dazu, denn dein Leben lebst nur Du.
    (altes Sprichwort)


    Das Leben ist das was passiert, während wir dabei sind, andere Pläne zu machen. (John Lennon)



  • Da gibt es natürlich regional Unterschiede. Die Vorgaben der Bundesländer zum Personalschlüssel variieren stark.

    Wir haben ehrlich absoluten Notstand. Zu den sowieso unbesetzten Stellen kommen noch die immensen Krankenstände.

    Bei der Personaleinsatzplanung leuchtet es fast durchgehend rot.

    Meiner Meinung nach sollten zum Stammpersonal zumindest noch eine Springer* in zusätzlich eingestellt werden pro Einrichtung.

    Wir kommen unserer Aufsichtspflicht nicht mehr nach. Das ist kein Brimborium, sondern Fakt.

    Da kann man nur noch schauen, wem man die Verantwortung dafür übergibt. Meldungen ans Landesjugendamt sind inzwischen Alltag.

    Edit: Zurzeit "rettet" es nur ein bisschen über die Zeit, da viele Kinder erkrankt sind. Schon allein den Gedanken finde ich schrecklich.

  • Das passt ja auch genau zu dem, was Friday zur Aufsichtspflicht geschrieben hat.:(


    Mich macht bei solchen Artikeln, wie dem von dir leslie_w zitierten, "fuchsig", dass dann nicht nur auf den Personalmangel, sondern auch auf die "fehlende Professionalität" hingewiesen wird.


    Die Arbeit mit Kindern ist zwar sehr schön, aber durchaus auch anstrengend. Meines Erachtens ist sie auch anstrengender als ein Bürojob. Unter erschwerten Bedingungen, wenn KollegInnen / MitarbeiterInnen ausfallen oder eh Personal fehlt, wird es dann richtig "fein". "Möglicherweise" gibt es auch ein "Professionalitätsproblem". Fortbildung, auf dem Stand der Dinge bleiben, ist absolut wichtig.


    Viel wichtiger ist m.E. jedoch, dass die Personaldecke ausreichend ist!

  • Völlige Zustimmung! Wir wissen (eigentlich) alle, dass Menschen in extremen Stresssituationen Dinge tun, die sie normalerweise niemals tun würden. Von außen die Urteilskeule zu schwingen ist da leicht und lässt einen moralisch ja ganz toll da stehen, aber m.E. sind solche Vorfälle kein sicheres Anzeichen von mangelnder Professionalität, sondern primär ein deutliches Anzeichen für extreme Dauerbelastung.

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

  • Fortbildungen werden nur noch selten wahrgenommen. Warum? Weil das als Erstes gestrichen wird, wenn es an Personal in der Einrichtung mangelt. Kinderbetreuung first.

    Teamsitzungen fallen nur noch sporadisch an. Gar nicht machbar, da alle an einen Tisch zu bekommen.

    Immer schlechter ausgebildete Kollegen sind Alltag. Klar, haben wir eine Selbstverpflichtungserklärung und versuchen auch den Verhaltenskodex immer wieder zu besprechen.

    Strafrelevante Dinge sind klar. Aber gerade im Bereich Grenzüberschreitungen, Partizipation, Kinderrechte liegen viele Dinge immer wieder im Unklaren.

    Nicht nur bei uns: Überall.

    Wir schreiben gerade unser Kinderschutzkonzepte neu und ich bin am runden Tisch dabei. Ehrlich, da schlackern einem die Ohren, was für Dinge in Kitas passieren, die einfach klar sein dürften. Bloßstellungen, Grenzverletzungen usw.

    Fehlerkultur muss gegeben sein und Zeiten für Austausch. Sonst ist so ein Konzept nicht das Papier wert.

    Bei den Geldern, die jetzt fließen sollen täten die Verantwortlichen gut daran Gelder genau in diesen Bereich fließen zu lassen. Zeiten, Materialien und Konzepte in allen Kitas sinnvoll zu installieren.

    Vor allem Handlungsanleitungen, die verständlich sind für jeden.

    Im besten Fall zusätzlich kindgerecht für die Kinder.

    Ich bin echt an mancher Stelle verblüfft wie wenig Einrichtungen/ Träger Kinderrechte und Partizipation für die Kinder zugänglich machen.

  • Und dann kommt halt noch so was hinzu.

    Ich bin absolut entsetzt, das zu lesen. Wie der Kita-Alltag inzwischen aussieht, bekomme ich nicht nur hier, sondern auch durch meine Freundin mit, die absolut auf dem Zahnfleisch geht. Und never ever käme sie auf die Idee, deshalb einem Kind in irgendeiner Form Gewalt anzutun (seelisch oder körperlich); es bloßzustellen, oder sonst etwas in der Art.

    Ich hätte nie gedacht, dass so etwas in der Häufigkeit passiert, wie es in dem Link steht. Und ganz ehrlich - beträfe das mein Kind, würde ich zur rasenden Wildsau - Verständnis für die Situation der ErzierherInnen her oder hin...

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Coco, Grenzübertritte sind nicht immer " böse " Absicht. Manche Dinge sind sogar durchaus liebevoll gemeint . Andere Dinge passieren einfach um Abläufe zu vereinfachen.

    In dem Text steht z.B. Kinder so nah an den Tisch schieben, dass die Kids selbst kaum aufstehen können. Finde ich auch nicht gut, aber was machste, wenn man 10 Dötzen und noch mehr allein verpflegen soll.

    Deine Freundin wird sicher einen guten Job machen, aber kleine Übergriffigkeiten passieren jeder Erzieherin und auch Eltern.

    Kinder aus dem Morgenkreis kicken, ungefragt Köpfe tätscheln, Kosenamen verteilen, typisieren, genervt sein, Probierzwänge, über das Kind im Beisein sprechen, Kinder ungefragt hochnehmen ...alles kleine Übergriffe und alles Dinge, die im Graubereich liegen. Die schlagende, kneifende Erzieherin wird es wohl wirklich nicht sooo häufig geben. Aber gerade die kleinen " Vergehen" darüber muss man sprechen.

    Wir haben wirklich Mal eine ganze Teamsitzung über die Ansprache der Kinder diskutiert. Und in dem Bereich muss eine Fehlerkultur gegeben sein.

    Ich hab im Bereich Köpfe tätscheln wirklich mich anstrengen müssen das zu unterlassen. Hab ich es je böse gemeint? Nein. Ist das eine Grenzüberschreitung? Ja.

  • Friday, ich habe mich bezogen auf


    "Um Zwang zu essen, aber auch um Erniedrigen oder körperliche Gewalt"; "In jeder fünften Essenssituation erlebten Kinder Beschämungen, das heißt Kinder wurden bloßgestellt oder lächerlich gemacht. Außerdem kam es oft zu grenzüberschreitendem Körperkontakt, darunter fällt zum Beispiel grobes Anpacken am Arm. In fast jeder zweiten Kita war dies fünf Mal der Fall - binnen zehn Minuten." Auch das so eng an den Tisch schieben geht nicht, finde ich. Eine schnelle Lösung weiß ich nicht - vermutlich würde ich dann eher im Kreis auf dem Boden essen lassen, oder so. Geht vermutlich auch nicht, aufgrund irgendwelcher Bestimmungen. Es muss sich einfach etwas ändern und ja - dazu müssen Eltern und ErzieherInnen noch viel lauter werden...


    Klar, streng genommen kann man sicher auch "Kopf tätscheln" als Übergriff betrachten. Kommt es denn in der Praxis oft vor, dass das tatsächlich so empfunden wird, durch Kinder und/oder Eltern?

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Außerdem kam es oft zu grenzüberschreitendem Körperkontakt, darunter fällt zum Beispiel grobes Anpacken am Arm. In fast jeder zweiten Kita war dies fünf Mal der Fall - binnen zehn Minuten.


    Wohlgemerkt vor offen laufenden Kameras. Die Kinder werden also im Minutentakt in jeder zweiten Einrichtung hemmungslos angegangen. Ohne Kameras also ziemlich sicher in jeder Einrichtung. Schwachsinn, da stimmt entweder der Maßstab nicht oder die Interpretation.


    Ja klar ist es wichtig auf Missstände hinzuweisen, aber doch nicht so offensichtlich übertrieben.

  • Ich finde, man muss eine Haltung entwickeln. Und die fängt im Kleinen an.

    Ich Frage mich selbst immer, ob ich Dinge an mir wollen würde. Und jetzt Mal ehrlich: So eine Pranke aus dem Off , fände wohl keiner so doll.


    Letztlich ist es so, dass jede Kita Verhaltensregeln besprechen und fixieren muss und das auch detailliert und möglichst in allen Bereichen, dann entstehen einige Dinge einfach nicht. Bei uns gibt es weder Essenszwang noch Probierzwänge. All das sind Teamvereinbarungen, die wir vor langer Zeit getroffen haben.

    Wichtig ist einfach, dass Kolleginnen die Möglichkeit haben sagen zu können: Mir fliegt gleich ein Blech weg.

    Nur ist es zurzeit oft nicht möglich" abzugeben".

    Insgesamt gehen - zumindest die Kolleg* innen die ich kenne- diesem Beruf nach, weil sie Kinder mögen.

    Gefahrenquellen gehören ausgeschaltet und vor allem erkannt. Und permanente Überlastung ist halt ein Nervenkiller. Da bekommst du halt schneller nen Vogel, wenn Ben seine Zähne in Lena vergräbt, Maxi seinen Spinat durch die Nase isst, während der nächste Schwerkraftexperimente mit Besteck durchführt und Lina gerade heulend einfällt, dass ihr Kuscheltier daheim ist. Um das ganze abzurunden drückt sich gerade irgendjemand noch ganz sicher einen in die Buchse. :P

    Wir versuchen die Dinge mit ein bisschen Humor zu nehmen.


    Mir fällt es allerdings auch schwer zu glauben, dass sich Erzieher*innen so massiv gehen lassen und das noch vor der 📷

  • Die zweite Woche im Notbetrieb. Eltern steigen uns und dem Träger aufs Dach. Was soll man machen? Inzwischen wohne ich da schon fast.:rolleyes:

    Und daheim bekomme ich gar nicht mehr alles auf die Reihe ( jetzt auch noch vor Weihnachten).

    Zu dem ganzen Brassel unbesetzte Stellen, Krankenstand werden auch Kolleg*innen immer " bedürftiger" .

    Mir fällt es langsam auch schwer da noch all meine Wertschätzung zusammen zu kramen . Irgendwie gibt es zuviele Menschen mit Spezialeffekten. Keine Ahnung wie oft mir die Kinnlade runtergeklappt ist in den vergangenen Tagen.

    Ich frag mich echt, ob das nicht langsam ein toter Gaul ist, den man in Bewegung setzen will.

    Müde.

    Liebe Grüße


    Friday

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